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Veröffentlicht am 10.01.2023

Schweigen im Passeiertal

In tiefen Seen
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Im Passeiertal wird eine grotesk zugerichtete Leiche gefunden, die an ein Bild Botticellis erinnert, natürlich hat niemand etwas gehört oder gesehen. Der wenig begabte Maler war außerdem nicht sehr stark ...

Im Passeiertal wird eine grotesk zugerichtete Leiche gefunden, die an ein Bild Botticellis erinnert, natürlich hat niemand etwas gehört oder gesehen. Der wenig begabte Maler war außerdem nicht sehr stark in die Gemeinschaft der Dorfbewohner integriert. Während Saltapepe eher unfreiwillig bis nach Florenz in der Kunstszene ermittelt, steigt Grauner in die finsteren Stollen eines stillgelegten Bergwerks hinab.

Für das Verständnis der Ermittlungen in diesem Fall ist es nicht notwendig, die vorhergehenden Bände zu kennen, diverse Anspielungen auf Grauners Familie oder die Neugestaltung seines Hofes könnten allerdings dadurch untergehen. Im Mittelpunkt stehen aber ohnehin die verschwiegenen Einwohner der engen Täler Südtirols, die keine Einmischung von außen dulden und sich lieber selber um ihre Angelegenheiten kümmern, sowie Comissario Grauner, seine Assistentin Tappeiner und Ispettore Saltapepe. Auch diesmal wieder sind es diese Figuren, welche den eindrucksvollen Südtirolkrimi rund um alte Minen und wertvolle Gemälde tragen. Grauner mit seinem Hang zu Mahler-Sinfonien und Saltapepe als bedingungsloser Fußballliebhaber sind bereits Legende.

Ordentlich chronologisch aufgebaut, gibt es dennoch immer wieder kurze Einschübe abseits der Zeitachse, die die Handlung spannend werden und dem Leser einen Schauer aus Gänsehaut über die Arme laufen lassen. Nach dem Fund der Leiche dauert es, bis allmählich Schwung in die Angelegenheit kommt, dafür verdichtet sich das Maß an Fakten gegen Ende hin immer mehr, sodass man als Leser achtgeben muss, die Ereignisse über mehrere Generationen nicht durcheinanderzubringen.

Auch dieser achte Krimi mit Commissario Grauner besticht durch einen angenehmen schnörkellosen Schreibstil und gute Recherche, sodass es wiederum eine Freude ist, in den verschwiegenen Südtiroler Tälern den Ermittlern über die Schulter zu schauen. Ob es noch einen neunten Fall geben wird? Immerhin denkt Grauner immer öfter über den Ruhestand nach. Aber das muss ja nichts heißen …



Titel In tiefen Seen

Autor Lenz Koppelstätter

ASIN B09YCBS2TB

Sprache Deutsch

Ausgabe ebook

ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (288 Seiten) und Hörbuch

Erscheinungsdatum 1. Dezember 2022 (Taschenbuch 12. Jänner 2023)

Verlag Kiepenheuer & Witsch

Reihe Commissario Grauner ermittelt 8

Veröffentlicht am 29.12.2022

Fräulein Lehrerin

Gut Erlensee - Cäcilias Erbe
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Cäcilia Herringer hat das heiß ersehnte Abschlussexamen im Lehrerinnenseminar erfolgreich bestanden und fiebert alsbald ihrer ersten Anstellung entgegen. Wird sie nahe dem Gut Erlensee in Langwedel eingesetzt ...

Cäcilia Herringer hat das heiß ersehnte Abschlussexamen im Lehrerinnenseminar erfolgreich bestanden und fiebert alsbald ihrer ersten Anstellung entgegen. Wird sie nahe dem Gut Erlensee in Langwedel eingesetzt und weiterhin bei ihrem Patenonkel und dessen Familie leben können? Oder wird sie fern ihrer Lieben unterrichten müssen? Das ist die entscheidende Frage. Dass es eine Art Lehrerinnenzölibat gibt, stört Cäcilia hingegen nicht – bis sie dem Physiker Jakob Kaltenbrunner begegnet. Aber die Liebe ist ihr als Lehrerin strikt untersagt, schreibt man doch aktuell das Jahr 1922.

Herzlich und einfühlsam wählt Juliane Weinberg ihre Worte, um von Cäcilias neuem Lebensabschnitt zu erzählen. Auch wenn es bereits Teil Zwei der Serie ist, fällt der Einstieg ohne Vorwissen leicht. Schnell kennt man Familie Lamprecht und das Gut Erlensee und findet seine Lieblingsfiguren. Nicht nur das Dilemma, zwischen Beruf und Liebe entscheiden zu müssen, sondern etliche andere Probleme der Zwischenkriegszeit werden angesprochen und sorgen für spannende Unterhaltung. Flüssig wechseln einander unterschiedliche Szenen und Blickwinkel ab, aufregende Momente sorgen so manches Mal für angehaltenen Atem. Mit wunderbaren Bildern lässt die Autorin die 1920er-Jahre aufleben und zeichnet reale Begebenheiten nach, wie sie sehr gut vorstellbar sind.

Cäcilias Erbe ist ein angenehm zu lesender historischer Roman, welchen ich gerne weiterempfehle. Meine Neugierde auf die Bände Eins und Drei ist jedenfalls geweckt.



Titel Gut Erlensee - Cäcilias Erbe

Autor Juliana Weinberg

ISBN 978-3-365-00041-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 400 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book und Hörbuch

Erscheinungsdatum 27. Dezember 2022

Verlag HarperCollins

Reihe Das Gut am Erlensee

Veröffentlicht am 19.12.2022

Russisches Kalkül

Die Zarentochter (Die Zarentöchter-Saga 2)
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In Petersburg wächst Olga, genannt Olly, streng aber doch liebevoll umsorgt, gemeinsam mit ihren Geschwistern auf. Nach und nach werden die Kinder in die Gesellschaft eingeführt und auch Olly soll mit ...

In Petersburg wächst Olga, genannt Olly, streng aber doch liebevoll umsorgt, gemeinsam mit ihren Geschwistern auf. Nach und nach werden die Kinder in die Gesellschaft eingeführt und auch Olly soll mit ihrer Heirat eine gute Partie machen, welche den Einfluss Russlands stärkt. Aber Liebe und Diplomatie sind nicht immer ein und dasselbe. Wie sich Olly all den Herausforderungen des Lebens einer Zarentochter stellt, erzählt Petra Durst-Benning beeindruckend in diesem Roman.

Die Darstellung am Zarenhof ist ein drei übersichtliche Abschnitte gegliedert. Mit warmherzigen Worten beschreibt die Autorin die Kinderschar und deren Leben im goldenen Käfig des Landesfürsten, wobei das Hauptaugenmerk auf einer guten Bildung und einer hervorragenden Vernetzung mit verschiedenen Herrschern in Europa liegt. Detaillierte Recherchen über Olga Nikolajewna Romanowa, die Tochter des Zaren Nikolaus I, lassen den Leser eintauchen in eine andere Zeit, in eine andere Kultur. Durch bildreiche Beschreibungen taucht der Leser schnell ein ins 19. Jahrhundert und folgt den lebendigen Szenen rund um Olly und ihre Familie. Nach und nach stellt sich heraus, dass Olly sich nicht gerne in das vorgesehene Schema pressen lässt und wenig Gefallen findet an rauschenden Festen und prachtvollen Ballveranstaltungen. Um sie in die richtige Richtung zu lenken, kommt Gouvernante Anna an den Zarenhof, welche Olga freundschaftlich durch schwierige Jahre der Selbstfindung begleitet. Die wissbegierige und sozial engagierte junge Dame möchte ihren eigenen Weg gehen, ohne ihre Eltern völlig vor den Kopf zu stoßen. So darf man die eigenwillige Zarentochter über etliche Jahre begleiten und teilhaben an ihren Ideen und ihren Gefühlen.

Durst-Benning versteht es, ihre Leser mit Worten und Bildern zu unterhalten, auch wenn es zwischendurch ein wenig langatmig wird mit den vielen Brautwerbern. Insgesamt überwiegen aber die positiven Eindrücke über das russische Zarenhaus, die Landschaft und die Entwicklung Olgas vom Kleinkind bis zur jungen Dame, die vermählt werden soll. Einziger Wermutstropfen ist das abrupte Ende, das auf den Folgeband „Die russische Herzogin“ verweist.

Gerne empfehle ich auch dieses Buch von Petra Durst-Benning weiter und werde selbstverständlich die Fortsetzung lesen.



Titel Die Zarentochter

Autor Petra Durst-Benning

ISBN 978-3-548-06541-0

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 432 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book

Erscheinungsdatum 24. November 2022

Verlag UllsteinTaschenbuch

Reihe Die Zarentöchter-Saga, Teil 2

Veröffentlicht am 14.12.2022

Ein Weihnachtsmärchen für Erwachsene

Andere Sterne
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Die 10jährige Ronja und ihre ältere Schwester Melissa leben mit dem Vater im Arbeiterviertel Tøyen in Oslo. Die Situation der beiden Mädchen ist aber alles andere als rosig – der Vater ist aufgrund seiner ...

Die 10jährige Ronja und ihre ältere Schwester Melissa leben mit dem Vater im Arbeiterviertel Tøyen in Oslo. Die Situation der beiden Mädchen ist aber alles andere als rosig – der Vater ist aufgrund seiner Alkoholsucht immer wieder arbeitslos. Um vielleicht einen Christbaum in die Wohnung stellen zu können oder gar ein paar Geschenke zu bekommen, vermittelt Ronja ihrem Vater den Job eines Weihnachtsbaumverkäufers, aber auch das geht nicht lange gut und so übernehmen die Schwestern die Arbeit am Markt.

Mit etlichen traurigen Eindrücken schildert Ronja ihre schwierige Kindheit. Wenige hoffnungsvolle Momente mit ihrem Freund, dem Hausmeister, und ihrer Schwester, die sich liebevoll um sie kümmert, durchbrechen den eher tristen Alltag der kleinen Familie. Ohne sentimentale Worte bringt die Autorin diese Geschichte zu Papier, trotz der traurigen Grundstimmung schwingt viel Menschlichkeit und Fürsorge mit. Spürbar ist besonders Ronjas Hoffnung, dass es irgendwann tatsächlich besser wird, ein Lichtlein leuchtet am Horizont. Ihr großes Vorbild ist das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Einige Zeit darf man als Leser Ronja und Melissa durch die Vorweihnachtszeit begleiten, bis Realität und Illusion eins werden. Ein gelungenes Ende mit individuellen Deutungsmöglichkeiten schließt das Erwachsenenmärchen gelungen ab, sodass für persönliche Interpretation genug Spielraum bleibt. Allerdings war ich im allerersten Moment unsicher, ob ich nicht vielleicht ein wesentliches Detail überlesen habe.

Fazit: eine ungewöhnliche und tendenziell eher traurige Erzählung, die aber durchaus ihren Reiz hat, fernab von Kitsch und Glitzer.



Titel Andere Sterne

Autor Ingvild H. Rishøi

ISBN 978-3-8321-8214-4

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 152 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book und Hörbuch

Erscheinungsdatum 20. September 2022

Verlag DuMont

Originaltitel Stargate. En julefortelling

Übersetzer Daniela Syczek

Veröffentlicht am 12.12.2022

Die Puppenmacherin

Käthe Kruse und das Glück der Kinder
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Käthe Kruse verkauft ihre ersten Puppen und bekommt kurz vor Weihnachten ein Angebot aus Übersee, eine größere Menge zu liefern. Bald hat sie mehrere Arbeiterinnen, die ihr zur Hand gehen und die Marke ...

Käthe Kruse verkauft ihre ersten Puppen und bekommt kurz vor Weihnachten ein Angebot aus Übersee, eine größere Menge zu liefern. Bald hat sie mehrere Arbeiterinnen, die ihr zur Hand gehen und die Marke Käthe Kruse wird bekannter. Dies verleitet andere Spielzeughersteller dazu, die neuartige Kreation der jungen Künstlerin nachzuahmen, was bei Käthe natürlich zu Ärger führt. Soll sie das einfach als indirekte „Werbung“ hinnehmen oder gegen die männerdominierte Geschäftswelt vorgehen?

Nahtlos knüpft dieser Teil an seinen Vorgänger an, der für das Verständnis allerdings nicht zwingend notwendig ist. Kurze Rückblenden und Erklärungen zu früheren Ereignissen finden sich hier immer wieder. Ein Fehler ist es jedoch trotzdem nicht, Käthes schwierige Kindheit und ihre Jahre als Schauspielerin im Detail kennenzulernen. Nun verbessert die Puppenmacherin ihre Kunstwerke beständig und legt größten Wert auf Qualität bei Materialien und Verarbeitung. Schließlich sollen die Kinder mit ihren Puppen spielen können und nicht schon nach kurzer Zeit gebrochene Biskuitköpfe in Händen halten. Während ihr Ehemann Max dereinst eine Puppenkopfpresse erfunden hat und sich somit für alle Zeiten als maßgeblich beteiligt am Gewinn ansieht, arbeitet Käthe selbst beständig in ihrer Werkstatt mit, denkt über Weiterentwicklungen nach und ist alsbald diejenige, die die Familie finanziell über Wasser hält. Insbesondere die Jahre während des ersten Weltkriegs und die Zeit danach sind ja von ständiger Geldentwertung geprägt.

Private und berufliche Einblicke in das teils sehr unstete Leben der Käthe Kruse gewährt Julie Peters, wobei leider kein Nachwort vorhanden ist, welches über tatsächliche Gegebenheiten und eingeflochtene Romanelemente aufklärt. Dennoch vermag die Autorin ein stimmiges Bild zu zeichnen über eine besonders engagierte Geschäftsfrau und Mutter, denn neben dem Puppengeschäft kümmert sich Käthe auch liebevoll um ihre große Kinderschar. Wie bereits im ersten Teil sind die Figuren Käthe, Max und deren Nachkommen gut vorstellbar charakterisiert, sodass man sich das Leben ab 1911 bildhaft vorstellen kann. Glückliche Zeiten wechseln mit schwierigen ab, aber die ehrgeizige Puppenmutter verliert nie ihr Ziel aus den Augen.

Eine stimmungsvolle Zeitreise zu einer Frau, die sich emanzipiert und doch wieder nicht, findet der Leser hier vor – in der Gesamtheit mit dem ersten Band das gesamte Leben der Käthe Kruse, hier, im zweiten Band liegt der Schwerpunkt (wie bereits in den Klappentexten erwähnt) bei Puppen und Geschäften.



Titel Käthe Kruse und das Glück der Kinder

Autor Julie Peters

ISBN 978-3-7466-3835-5

Sprache Deutsch

Ausgabe Taschenbuch, 393 Seiten

ebenfalls erhältlich als e-book und Hörbuch

Erscheinungsdatum 6. Dezember 2022

Verlag Aufbau Taschenbuch

Reihe Die Puppen-Saga, Teil 2