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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2017

Intelligenter Thriller

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Paula Hawkins Debüt ist ein wirklich lesenswertes Buch für Liebhaber anspruchsvollerer Thriller. Die Erzählweise mit drei Ich-Erzählerinnen und zwei Zeitebenen erfordert mehr Aufmerksamkeit als andere ...

Paula Hawkins Debüt ist ein wirklich lesenswertes Buch für Liebhaber anspruchsvollerer Thriller. Die Erzählweise mit drei Ich-Erzählerinnen und zwei Zeitebenen erfordert mehr Aufmerksamkeit als andere Thriller - mir hat das gefallen. Über die Handlung will ich nicht viel verraten - ich bin froh, das Buch mit wenig Vorkenntnissen gelesen zu haben. Es ist ein vielschichtiger Roman, der einige Themen abhandelt und bei dem man lange nicht weiß, wer gut und wer böse ist und wie das ganze genau endet.
Sprachlich hat es mich nicht vollständig überzeugt. Ich habe den Verdacht, dass es die Übersetzung von Christoph Göhler ist, die den Text an manchen Stellen etwas ungenau übersetzt und an anderen Stellen sprachlich etwas holprig wirken lässt.
Für Frauen vermutlich interessanter als für Männer.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Genre-Mix

Wolf Road - Die Angst ist immer einen Schritt voraus
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Beth Lewis hat mit "Wolf Road" eine interessante Mischung aus Dystopie, Thriller und Abenteuerroman geschrieben. Die 17-jährige Ich-Erzählerin Elka lebt in einer dystopischen Welt. Sie hält sich vorwiegend ...

Beth Lewis hat mit "Wolf Road" eine interessante Mischung aus Dystopie, Thriller und Abenteuerroman geschrieben. Die 17-jährige Ich-Erzählerin Elka lebt in einer dystopischen Welt. Sie hält sich vorwiegend in der freien Natur bzw Wildnis auf, wo sie das eigenständige (Über-)Leben perfektioniert hat. Schließlich gerät sie in eine Jagd durch die Wälder, bei der sie sowohl Gejagte als auch Jägerin ist.

Die Genre-Mischung macht für mich den großen Reiz dieses Buches aus. Die Autorin kombiniert aus den verschiedenen Aspekten einen guten Unterhaltungsroman. Leider steht die eigentliche Story dahinter zurück. Diese finde ich etwas lang gezogen mit einigen Wiederholungen. Ich finde das Buch aufgrund seiner ungewöhnlichen Hauptdarstellerin und des interessanten Genre-Mixes aber dennoch lesenswert.

Manchmal mutet der Text sprachlich und inhaltlich wie ein Jugend- oder All-Age-Buch an. Dort würde ich es aufgrund der Gewaltszenen allerdings nicht einordnen und auch nicht für Jugendliche empfehlen.

Veröffentlicht am 07.08.2017

Identitätssuche einer jungen Frau

Swing Time
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Die namenlos bleibende Ich-Erzählerin berichtet in "Swing Time" aus ihrer Kindheit, Jugend und der Zeit als junge Erwachsene. Dabei scheint sie immer im Schatten starker, dominanter Frauen zu stehen - ...

Die namenlos bleibende Ich-Erzählerin berichtet in "Swing Time" aus ihrer Kindheit, Jugend und der Zeit als junge Erwachsene. Dabei scheint sie immer im Schatten starker, dominanter Frauen zu stehen - ihrer Mutter, der Jugendfreundin Tracey und der Pop-Sängerin Aimee, bei der sie arbeitet. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen in London, jettet sie als junge Erwachsene mit Aimee um die ganze Welt, was schließlich in längeren Aufenthalten in Westafrika gipfelt.
Die Geschichte wird mit vielen Zeitsprüngen zwischen Kindheit/Jugend und Erwachsenenalter erzählt.

Ich habe das Buch lange Zeit sehr gerne gelesen. Auch wenn mir ein erkennbarer roter Faden fehlte und die Handlung eher anekdotenhaft erzählt wird, fand ich das Buch interessant und gut zu lesen. Der Schreibstil von Zadie Smith ist angenehm ruhig und flüssig und wurde von der Übersetzerin Tanja Handels gut ins Deutsche übertragen.
Irgendwann in der Mitte des Buches stieß mir aber der mangelnde erkennbare Fortschritt der Handlung und die Passivität der Ich-Erzählerin immer mehr auf. Ich hatte außerdem immer stärker das Gefühl, dass die Autorin in diesem Buch zu viele einzelne Themen abhandeln will - und das auf eine Art und Weise, dass ich manchmal das Gefühl hatte, sie möchte mit bestimmten Personengruppen abrechnen. Zugute halten möchte ich, dass es hier nie richtig klischeehaft wird. Obwohl man fast alle behandelten Themen in Zusammenhang mit der 'braunen Haut' der Ich-Erzählerin (ihre jamaikanische Mutter stammt von afrikanischen Sklaven ab, ihr Vater ist Weißer) setzen kann, spielt z.B. offener Rassismus quasi keine Rolle.
Im letzten Drittel wurde es dann wieder besser, die Handlung läuft auf ein logisches Ende hinaus, das aber auch vieles offen lässt.

Ein Buch über eine junge Frau, die auf der Suche nach der eigenen Identität ist - mit Schwächen, aber für Leser, die sich für das Thema Rassismus und Identitätssuche von people of color interessieren, dennoch zu empfehlen.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Verschiedene Lebensumstände in Haiti

Kein anderes Meer
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Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander ...

Das Buch "Kein anderes Meer" als die Geschichte eines verschwundenen Mädchens zu bezeichnen, kann missverstanden werden. Tatsächlich zieht die Autorin Edwidge Danticat einen Kreis, in dem sie nacheinander einige Bewohner der fiktiven haitianischen Stadt Ville Rose auftreten lässt, die alle miteinander zu tun haben, aber vordergründig wenig Verbindung zu der verschwundenen Claire. Die Beschreibung dieser verschiedener Leben in Haiti machte für mich aber gerade den Reiz dieses Buches aus. So unterschiedlich ihre Leben und Schicksale sind, so gemeinsam ist ihnen allen, dass keiner wirklich glücklich ist. Das Leben, die mystische Weltsicht und die Umstände in Haiti, wie sie im Roman beschrieben werden, sind mir als Westeuropäerin doch sehr fremd - umso spannender fand ich es, darüber zu lesen. Auch mit überaus geringer Kenntnis über das Land Haiti kann man dem Buch gut folgen - immerhin hat die aus Haiti stammende Autorin das Buch ja für eine US-amerikanische Leserschaft geschrieben.

Das Ende ist zwar rund - alles findet zusammen - aber das Verschwinden von Claire, also die eigentliche Grundstory wird dann für mein Empfinden etwas zu schnell aufgelöst.

Insgesamt aber ein interessantes, gut geschriebenes Buch!

Veröffentlicht am 25.06.2017

Guter Thriller für Jugendliche (und interessierte Erwachsene)

Niemand wird sie finden
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Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit ...

Mit dem 15-jährigen Ich-Erzähler Flynn durchläuft der Leser zwei parallele Handlungsstränge: einerseits geht es um das spurlose Verschwinden von Flynns Freundin January, andererseits um seinen Umgang mit seiner Homosexualität. Obwohl sich eine Kombination dieser zwei Thematiken nicht unbedingt anbietet, gelingt dem Autor Caleb Roehrig damit ein sehr gutes Jugendbuch, das auch ich als Erwachsene gerne gelesen habe.

Die Geschichte ist gut geschrieben. Kritischen Lesern wird auffallen, dass Flynns Erzählsprache nicht unbedingt die eines 15-jährigen ist - sie klingt sehr viel erwachsener. Für mich überwiegt allerdings die gute Lesbarkeit der Geschichte über diesem Manko - zudem fände ich es schlimmer, wenn der Autor versuchen würde Jugendsprache zu imitieren. Durch die Ich-Perspektive ist man als Leser ganz nah dran am Geschehen und auch in Flynns Gedankenwelt - gefällt mir sehr!