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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2022

Mord bleibt Mord

Die Verbrechen der anderen
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Es ist ein kalter Tag im Februar des Jahres 1990 als ein ehemaliger Grenzsoldat, der einem Schießbefehl gehorcht hat, von seiner Mutter vermisst gemeldet wird. Doch niemand nimmt die Sorge der Mutter ernst. ...

Es ist ein kalter Tag im Februar des Jahres 1990 als ein ehemaliger Grenzsoldat, der einem Schießbefehl gehorcht hat, von seiner Mutter vermisst gemeldet wird. Doch niemand nimmt die Sorge der Mutter ernst. Er wird sich in den Westen aufgemacht haben, wie so viele Tausende andere, ist die Meinung der Polizei. Kommissar Tobias Falck, des KDD Ost-West, verspricht sich umzuhören. Doch bevor er zu einem Ergebnis kommt, werden Falck, Edgar Schmidt und Stefanie Bach in die Galerie der Alten Meister gerufen. Ein wertvolles Gemälde ist durch eine Fälschung ersetzt worden. Ein Delikt, in dem sich die Kollegen des KDD nicht wirklich auskennen. Mord und Totschlag ist ihr Revier, aber Kunst?

Wenig später wird dann ein als Kunstfälscher bekannter Maler ermordet. Gehört der Kunstraub zu den (nicht ganz so) geheimen staatlich sanktionierten Kunstrauben der ehemalige DDR, um Devisen ins Land zu bringen?

Und was hat Sybille Suderberg, suspendierte Kommissarin aus Westdeutschland, die nun in Dresden als selbstständige Privatermittlerin arbeitet, mit der Sache zu tun? Oder steckt Edgar Schmidt mit der Stasi unter einer Decke?

Als dann die Ermittlungen entgleiten, müssen Tobias Falck und seine Kollegen des KDD in die ihnen unbekannte und suspekte BRD reisen. Und das ausgerechnet am Rosenmontag nach Köln.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi, rund um den Kriminaldauerdienst Ost-West hat mich diesmal nicht so ganz begeistert. Warum?

Jeder der beiden Handlungsstränge wäre für mein Empfinden ein eigenes Buch wert. Vor allem die Geschichte rund um den ehemaligen Grenzsoldaten, der einen sogenannten Republikflüchtig erschossen hat, hätte durchaus großes Potenzial gehabt. Das ist leider in der ebenso fesselnden Kunstraub- bzw. Kunstfälscher-Geschichte ein wenig untergegangen.

Kurzfristig habe ich ja Edgar Schmidt in Verdacht gehabt, ein falsches Spiel zu spielen.

Was mir so gar nicht gefallen hat: Frank Goldammer lässt seine Ermittler ein wenig dämlich aussehen. Er hetzt sie durch die Stadt, die Waffen werden ihnen abgenommen etc.. Mag schon sein, dass sich Tobias Falck das eine oder andere Mal nicht gar so professionell verhält, weil er seine privaten Zores nicht ganz im Griff hat.

Die alte Ordnung ist passé, aber die neue hat sich noch nicht etabliert, dabei bleibt Mord immer Mord. Egal unter welcher Regierung. wie Tobias Falck feststellt.

Sehr beklemmend finde ich die Beschreibung der Stimmung der ehemaligen DDR-Bürger. Jeder, auch die Ermittler, haben eine mehr oder weniger diffuse Angst vor den Enthüllungen der Stasi-Akten. Da wenig Substantielles bekannt ist, sind Gerüchten Tür und Tor geöffnet. Ein großer Teil der Bevölkerung glaubt, dass ehemalige Zuträger nun von der Stasi ermordet werden sollen, um lästige Mitwisser zu beseitigen. Dieses Klima des Misstrauens und der Angst hat Autor Frank Goldammer, selbst Dresdner, sehr gut beschrieben. Für mich als Wienerin ist diese Stimmung kaum vorstellbar.

Was mich auch irritiert, ist die Beschreibung der Wohnverhältnisse: Ja, die Plattenbauten gewinnen keinen Schönheitspreis, musste doch nach 1945 schnell Wohnraum für die Menschen sowohl im Osten und im Westen geschaffen werden. Auch in Wien gibt es solche hässlichen Wohnbauten. Aber, dass die Gebäude in Dresden so desolat sind, erschreckt mich schon ein wenig. Ich war im Oktober in Dresden und habe mich über die rege Bautätigkeit gewundert. Sehr viele der Plattenbauten aus der DDR-Zeit sind modernen Wohnhäusern gewichen.

Fazit:

Diesen Krimi, der mir nicht ganz so gut gefällt wie die anderen Bücher von Frank Goldammer, bewerte ich mit 4 Sternen.

Veröffentlicht am 20.12.2022

Eine gelungene Fortsetzung

Mord am Kehlsteinhaus
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In seinem zweiten Fall als frischgebackener Leiter der Kripo Berchtesgaden bekommt es Bergpolizist Simon Perlinger mit einer Blut verschmierten Liftkabine des Kehlsteinhauses zu tun. Ein dazugehöriges ...

In seinem zweiten Fall als frischgebackener Leiter der Kripo Berchtesgaden bekommt es Bergpolizist Simon Perlinger mit einer Blut verschmierten Liftkabine des Kehlsteinhauses zu tun. Ein dazugehöriges Opfer fehlt allerdings. Zeitgleich wird Golo Gruber, einer der drei Geschäftsführer der Grubermilch AG, vermisst. Seine Ehefrau scheint nicht allzu besorgt über das Verschwinden zu sein.
Wenig später wird die Leiche eines am Mannlgrat verunglückten Bergsteigers gefunden, der sich als Gernot Gruber, Bruder des Vermissten, herausstellt. Zufall?

Simon Perlinger glaubt an vieles, aber nicht an Zufälle und beginnt zu ermitteln. Je tiefer er in die Familiengeschichte der Grubers eindringt, desto mehr Rätsel tauchen auf.

Als dann der vermisste Golo Gruber doch noch wohlbehalten auftaucht, müssen die Ermittlungsansätze neu überdacht werden ...

Meine Meinung:

Dieser Krimi besticht durch zahlreiche Wendungen und Unwägbarkeiten. Damit wird die Spannung aufrecht erhalten. Simon Perlinger und seine Kollegin Luisa Sedlbauer haben alle Hände voll zu tun. Mitunter schleifen sich auch kleine Konzentrationsfehler ein und Perlinger wirkt nicht immer souverän. Das macht ihn menschlich. Akribisch wird buchstäblich jeder Stein mehrmals umgedreht bis sich die Auflösung dem Leser erschließt.

Gut ist die Geschichte des Kehlsteinhauses in den Krimi eingeflochten.

Die Charaktere sind gut angelegt. Diesmal gibt es mehr „Personal“ und die Verstrickung vieler Personen in den Kriminalfall macht es weder Perlinger noch dem Leser leicht, die Übersicht zu bewahren. Da hilft das Personenverzeichnis am Anfang des Buches sehr.

Fazit:

Ein spannender Krimi bei dem wenig so ist, wie es scheint. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.12.2022

Nicht einfach zu lesen

Leicht wie Blei
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Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen. Manche Abschnitte wiegen schwer wie Blei.

„Die letzte Kugel höre ich immer noch. Und nur ich. Das meine ich, wenn ich denke, dass ich Blei hören kann.“

Worum ...

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen. Manche Abschnitte wiegen schwer wie Blei.

„Die letzte Kugel höre ich immer noch. Und nur ich. Das meine ich, wenn ich denke, dass ich Blei hören kann.“

Worum geht’s?

Die jugendliche Emma hat ihren Vater mit acht Kugeln aus einer Pistole getötet, um dem jahrelangen sexuellen Missbrauch an ihr zu beenden. Das Gericht billigt ihr keine Notwehr zu, das sie eben acht Mal geschossen und zudem noch einmal nachgeladen hat. Emma erhält auf Grund ihres jugendlichen Alters drei Jahre Haft.

Im Gefängnis erfährt sie zum ersten Mal, was es heißt, beschützt und sicher zu sein. Sie fügt sich in den Gefängnisalltag ein. Doch als ihre Tat im Gefängnis bekannt wird, wird sie zu einer Ikone der Emanzipation von sexueller Gewalt. Diese „Berühmtheit“, die in der Außenwelt unter #Emmanismnow ein kontrovers diskutiertes Thema ist, lässt sie ihre Tat Revue passieren und hat Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns.

Das Buch endet mit der vorzeitigen Entlassung aus der Haft an der auch die Internetkampagne einen großen Anteil hat.

Meine Meinung:

Wir begleiten Emma rund 300 Tage ihrer Haft und erleben den Gefängnisalltag, in dem Gewalt und Sehnsucht nach Liebe eine Rolle spielen.

Der Roman, dem eine wahre Begebenheit zu Grunde liegt, beleuchtet die Frage nach Täter und Opfer. Ist Emma eine eiskalte Täterin? Oder ist sie ein Opfer, das endlich seine Ruhe haben will? Die Details zu Emmas Martyrium werden so nach und nach in kursiver Schrift eingeflochten.

Fazit:

Ein Roman, der nachdenklich macht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 14.12.2022

Griechische Mythologie erneuert

Ich, Ariadne
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Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Ariadne, Tochter von König Minos, Schwester des Minotaurus und der Phädra? Ariadne, die sich in Theseus verliebt und ihm das Wollknäuel in die Hand drückt, damit ...

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Ariadne, Tochter von König Minos, Schwester des Minotaurus und der Phädra? Ariadne, die sich in Theseus verliebt und ihm das Wollknäuel in die Hand drückt, damit er, nachdem er den Minotauraus unschädlich gemacht hat, aus dem Labyrinth fliehen kann? Ariadne, die eine Entscheidung zwischen Gewissen und Liebe treffen muss? Die von Theseus verlassen, einsam auf der Insel Naxos lebt?

Meine Meinung:

Anders als in den griechischen Sagen wird der Minotaurus nicht ausschließlich als Monster dargestellt, sondern als bedauernswertes Produkt des rachsüchtigen Gottes Poseidon und somit Spielball der Götter. Sein eigentlicher Name Asterion wird nur von Ariadne und ihrer Schwester genannt.

Die Autorin hat die Geschichte rund um die kretischen Königskinder in eine moderne Fassung gebracht. Das gelingt mit der feministischen Betrachtungsweise durch Ariadne und Phädra. Wie so häufig in der griechischen Mythologie, müssen auch hier sterbliche Frauen (und Göttinen) die intriganten Allmachts- und Rachefantasien der Männer/Götter ausbaden.

Theseus, der Retter, erweist sich als ebenso machtgierig, kocht sein eigenes Süppchen und überlässt Ariadne, nachdem er sie in vielerlei Hinsicht benutzt hat, ihrem Schicksal auf Naxos.

Der Schreibstil ist - auch wegen der guten Übersetzung - leicht und locker.

Fazit:

Eine interessante Modernisierung des alten Stoffes, der mir gut gefallen hat und 4 Sterne erhält.

Veröffentlicht am 07.12.2022

Ein mystischer MIttelalterkrimi

Die Kräutersammlerin und der junge Flößer
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In dieser Fortsetzung der Geschichte rund um die Kräutersammlerin Johanna und den Flößer Lukas im 14. Jahrhundert, bekommen wir es mit einem historischen Krimi zu tun.

Johanna lebt in einer Hütte nicht ...

In dieser Fortsetzung der Geschichte rund um die Kräutersammlerin Johanna und den Flößer Lukas im 14. Jahrhundert, bekommen wir es mit einem historischen Krimi zu tun.

Johanna lebt in einer Hütte nicht nur am Rande des Städtles sonders auch am Rande der Gesellschaft. Man holt sich Kräuter und so manchen medizinischen Rat, sieht aber die junge Frau, die ohne Mann, aber dafür mit einem Waisenmädchen zusammenlebt, scheel an.

Als die schwangere Schankmagd des Wirtshauses ermordet aufgefunden wird und der Wirt über seltsame Geräusche im Haus klagt, kann es Johanna nicht lassen, ihre Erkundigungen einzuziehen. Unterstützt wird sie dabei von Lukas, einem jungen Flößer, der Johanna gerne heiraten möchte, aber von Johanna doch etwas hingehalten wird.
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Meine Meinung:

Bei diesem Roman bin ich ein wenig zwiegespalten. Auf der einen Seite sind die Lebensbedingungen der Menschen von anno 1344 gut recherchiert. Aber auf der anderen Seite wird Johanna viel zu modern und selbstbewusst dargestellt.
Dass sie beim Hirsch-Wirt ein „Nervenleiden“ diagnostiziert, erscheint unwahrscheinlich. Den Begriff „Nerven“ gibt es im Mittelalter nicht. Es herrscht noch die Säftelehre. Gut gefällt mir, dass sie überlegt, welches Kraut gegen welches Leiden helfen könnte.

Gut herausgearbeitet ist auch die tiefe Gottgläubigkeit und die Abhängigkeit von Pfarrern, die uns Lesern der Gegenwart doch seltsam anmutet.

Der Schreibstil ist angenehm ruhig, aber trotzdem kommt Spannung auf. Als geübte Krimileserin hatte ich natürlich recht bald einen Verdacht, der sich bestätigt hat. Man muss nur dem „Cui bono?“ folgen.

Die zwischendurch eingestreuten Hinweise auf die Vorgeschichte machen neugierig.

Fazit:

Für Fans von historischen Krimis, die im Mittelalter spielen, eine gute Lektüre. Gerne gebe ich 4 Sterne.