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Veröffentlicht am 20.12.2022

Die Wandlung der Anna Kran

Die Tochter des Zementbarons
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„...Meine ganze Klasse hat es vor, nachdem uns der Lateinlehrer einen Vortrag über die Ehre des Militärs gehalten hat. Als jemand gefragt hat, ob man nicht lieber erst das Abitur machen solle, hat er ihn ...

„...Meine ganze Klasse hat es vor, nachdem uns der Lateinlehrer einen Vortrag über die Ehre des Militärs gehalten hat. Als jemand gefragt hat, ob man nicht lieber erst das Abitur machen solle, hat er ihn ausgeschimpft, ob er denn kein Pflichtgefühl habe...“

Wir schreiben den Juni 1914, als sich der 17jährige Gerhard mit seiner 22jährigen Schwester Anna über den zu erwartenden Krieg unterhält. Beide sind die Kinder des Zementfabrikanten in Blaubeuren. Anna unterstützt ihren Bruder in seinem Vorhaben.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Die Personen werden gut charakterisiert. Anna ist eine selbstbewusste, manchmal extrem sture junge Frau. Zugleich aber ist sie sehr naiv und weltfremd. Außerhalb ihres behüteten Daseins hat sie nur wenige Einblicke. Das führt zu fatalen Einschätzungen des Verhaltens anderer. Als sie in Stuttgart auf einer Demonstration gegen den Krieg einige Männer sieht, die aus der Fabrik ihres Vaters stammen, fühlt sie sich persönlich bedroht. Sie sorgt dafür, dass unter anderen Johann eingezogen wird. Der wartet zusammen mit Gerhard auf den Zug. Dabei gehen ihm folgende Gedanken durch den Kopf:

„...Warum schickte die ältere Generation, die für diesen Krieg verantwortlich war, ihre Kinder? Warum griffen sie nicht selbst zu den Waffen, wenn es ihnen so wichtig war? Warum nahm man blutjungen Knaben ohne Lebenserfahrung ihre Freiheit weg?...“

Anna weiß nicht, dass Johanns Frau hochschwanger ist. Ihr fehlt nun der Ernährer, zumal sie selbst ihre Arbeit verliert.
Wenn Anna allerdings mit einem Lob ihres Vaters gerechnet hatte, wird sie schwer enttäuscht, den dem fehlen nun die Arbeiter.
Anna möchte sich als Lazarettschwester ausbilden lassen. Anfangs lehnt das ihr Vater ab. Nach ihrem Eskapaden aber stimmt er zu. Die Arbeit im Lazarett verändert Anna. Sie beißt sich durch, sieht jedoch immer noch den Krieg als Notwendigkeit. Das Gespräch mit einer Mitschwester bringt erstmalig ihr Gedankengebäude ins Wanken.

„...Zuallererst soll man Gott gehorchen […] Aber ich weiß nicht, ob die Arbeiter groß den Herrn gefragt haben, bevor sie demonstriert haben. Genauso wenig, wie wahrscheinlich der Kaiser gefragt haben wird, ob er die Kriegserklärungen ausstellen soll...“

Als besonderer Stilmittel verwendet die Autorin Briefe von der Front, die einerseits von Johann, andererseits von Gerhard kommen. Gerade erstere enthalten geheime Teile. Die sind aber leider so kontrastarm abgedruckt, dass sie bei Problemen mit den Augen kaum zu lesen sind. Das ist bedauerlich, denn hier wird der Verlauf der Kämpfe und das Leben an der Front ungeschönt beschrieben. Die Briefe sind in unterschiedlicher Schreibschrift geschrieben.
Auch Johann ändert sich. Zwar ist er nach wie vor der Meinung, dass er alles tun muss, damit der Krieg beendet wird, denn Arbeiter sollten nicht aufeinander schießen, doch gleichzeitig zeigen ihm einige Kameraden, wie sie Hoffnung und Kraft aus dem Glauben finden.
Es bedarf eines letzten Anstoßes, dass Anna ihre Meinung revidiert und einen realistischen Blick auf das Geschehen erhält.
Eine Karte, ein Überblick über historische Persönlichkeiten und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist exakt recherchiert und gibt auch denjenigen eine Stimme, die bei Beginn des Krieges nicht in Jubel ausgebrochen sind.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Gefährliches Leben

Die Wiege der Hoffnung
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„...Unsere Apotheke ist davon nicht betroffen. Stell dir vor, die würden alle jüdischen Apotheken dichtmachen. Dann wäre ein Viertel der Berliner Apotheken zu…“

Noch ahnt Luises Vater nicht, wie falsch ...

„...Unsere Apotheke ist davon nicht betroffen. Stell dir vor, die würden alle jüdischen Apotheken dichtmachen. Dann wäre ein Viertel der Berliner Apotheken zu…“

Noch ahnt Luises Vater nicht, wie falsch er mit dieser Meinung liegt und welche Folgen das für seine Familie hat. Wir schreiben das 1935, als die Geschichte beginnt.
Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist sehr gut ausgearbeitet. Das bringt die Zwänge der Zeit und gesellschaftlichen Entwicklungen gekonnt auf den Punkt.
Im Mittelpunkt steht Luise Rosenbaum. Im Prinzip sitzt sie zwischen allen Stühlen. Das beginnt schon in ihrem Elternhaus. Während die Mutter am liebsten das Land verlassen würde, bezeichnet sich ihr Vater als Deutscher jüdischen Glaubens. Stellenweise verteidigt er sogar die aktuelle Politik.

„...Und schuld daran sind die aus dem Osten. Die haben hier doch nichts zu suchen. Und die Orthodoxen mit ihren breitkrempigen schwarzen Hüten...“

Hannes kommt nicht damit zurecht, dass er auf dem Fußballfeld als Jude bloßgestellt wurde. Er fällt eine schwerwiegende Entscheidung.
Luise studiert Kunstgeschichte. Dem Wunsch ihres Vaters, Pharmazie zu studieren, kann sie sowieso nicht nachkommen, denn der Studiengang ist Juden nicht mehr erlaubt.
Hier gibt die Autorin der Geschichte viel Raum, um über sogenannte entartete Kunst zu berichten und die unterschiedliche Einstellung der Nazigrößen zu einzelnen Malern darzulegen.

„...Der Führer hasst Nolde. Fragen Sie mich nicht, warum. Er hält ihn für besonders entartet. Goebbels hingegen schätzt ihn…!

Auf einer Ausstellung lernt Luise Heinrich Schelling kennen. Luise ist blond und blauäugig. Das hat Schelling irritiert. Er bietet ihr einen Job an. Luise kämpft mit sich und nimmt dann an.

„...Sie und ihr Onkel machen das, was wir wollen. Einkauf und Verkauf von Kunst ins Ausland. Das geht diskret vonstatten, nehme ich an...“

Luise soll jüdische Kunstwerke schätzen und verkaufen. Gleichzeitig wird damit deutlich, wer sich ins Ausland absetzen will. Der Preis ist die Sicherheit für sie und ihre Familie. Weder in ihrem Pass noch an ihrer Kleidung ist zu erkennen, dass sie Jüdin ist. Doch das ist nicht ohne Gefahr. Die Menschen sehen nur, was sie sehen wollen. Dass ausgerechnet die Apotheke des Vaters in der Reichskristallnacht verschont bleibt, wirft Fragen auf. Allerdings muss sie kurze Zeit darauf trotzdem schließen.
Luise nutzt die Chance des neuen Jobs, um Menschen zu warnen und Kunst in Sicherheit zu bringen, der sie Zerstörung droht.
Auch Luises Freundschaft zu dem Italiener Emilio ist kompliziert. Keiner weiß, dass Emilio Jude ist. Nach den Rassengesetzen darf er deshalb keine Beziehung zu Luise unterhalten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier werden jüdische Schicksale aus einem neuen Blickwinkel betrachtet. Die Geschichte ist spannend und gibt die komplexen gesellschaftlichen Verhältnisse gut wieder. Auch die inneren Kämpfe der Protagonisten wirken authentisch. Das Buch zeugt von exakter Recherche.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 17.12.2022

Spannender zweiter Teil

Töchter des Glücks
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„...Friedvoll lag der Morgen über dem See. Sein blassgelbes Licht tanzte auf den kleinen sich kräuselnden Wellen und kündete von einem neuen Tag, der im Osten angebrochen war...“

Mit diesen Sätzen beginnt ...

„...Friedvoll lag der Morgen über dem See. Sein blassgelbes Licht tanzte auf den kleinen sich kräuselnden Wellen und kündete von einem neuen Tag, der im Osten angebrochen war...“

Mit diesen Sätzen beginnt die Handlung nach dem Prolog. Doch die Stimmung täuscht. Wir befinden im Jahre 1918. Noch tobt der Erste Weltkrieg. Aus dem Lindenhof ist ein Lazarett geworden.
Die Autorin hat einen stimmigen und spannenden historischen Roman geschrieben. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem der Handlung zu folgen. Trotzdem würde ich künftigen Lesern empfehlen, mit Band 1 zu beginnen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Sachliche Erklärungen, romantische Szenen, fesselnde Aktionen und blumige Beschreibung der Landschaft am Bodensee sind nur einige Elemente der Handlung.
Im Mittelpunkt steht Lilly. Sie hat vor kurzem Arno geheiratet, den Erben einer Seifenfabrik in Stuttgart. Während eines Bombenangriffs war sie in der Stadt. Das Geschehen hat nicht nur den Tod ihrer Schwiegereltern zur Folge, sondern auch bei ihr Spuren hinterlassen. Sie ist nach Lindenhof zurückgekehrt.
Doch ihr Vater macht ihr klar, dass ihr Platz in Stuttgart ist, zumal ihr Mann an der Front ist. Um die Seifenfabrik kümmert sich Fritz, ein Onkel ihres Mannes. Der erweist sich als sehr fortschrittlich. Er fördert und fordert Lilly und zeigt sich aufgeschlossen für ihre Pläne.

„...Deine Idee ist durchaus interessant, und ich möchte sie keinesfalls ablehnen. Probiere dich ruhig aus, behalte aber die Seifen im Blick...“

In einem zweiten Handlungsstrang lerne ich die Welt der Spionage kennen. In Frankreich hat man ein raffiniertes System aufgebaut, um über die Bewegungen des deutschen Heeres zu informieren.

„...Linke und rechte Maschen als binäres System einzusetzen, ist schlichtweg genial. Zumal Stricken eine harmlose Frauenarbeit ist...“

Eines Tages sucht Felix in der Seifenfabrik um Arbeit nach. Er wird eingestellt und erweist sich als Gewinn für das Werk. Dass es allerdings zwischen ihm und Lilly zu knistern beginnt, ist ein unerwünschter Nebeneffekt.
Sehr genau wird beschrieben, wie Seife in der damaligen Zeit hergestellt wurde. Gleichzeitig wird deutlich, dass man geschickt improvisieren muss, wenn im Krieg gewisse Rohstoffe nicht zur Verfügung stehen.
Doch im Jahre 1920 steht plötzlich Arno vor der Tür. Schon zuvor hatte Fritz seinen Neffen so charakterisiert:

„...Fritz kannte Arno als von sich selbst überzeugten Heißsporn. Von der Mutter verhätschelt, vom Vater streng erzogen, hatte er früh gelernt, seinen Willen durchzusetzen...“

Wie hat ihn der Krieg verändert? Kann er mit seiner selbstbewussten Frau umgehen? Wird er die Entscheidungen und Veränderungen, die durch Fritz geschehen sind, akzeptieren?
Ein Personenverzeichnis und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Dazu beigetragen haben nicht zuletzt die inhaltsreichen Gespräche und das Einbeziehen historischer Personen.

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Nicht nur ein Seemannsleben

Das Land am anderen Ende des Meeres
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„...Auf er einen Seite saß der Kapitän, der Arbeit und Lohn zu vergeben hatte, auf der anderen Seite drängten sich die Arbeiter, die ihre Arbeitskraft anbieten wollten...“

So ist es auch in Papenburg ...

„...Auf er einen Seite saß der Kapitän, der Arbeit und Lohn zu vergeben hatte, auf der anderen Seite drängten sich die Arbeiter, die ihre Arbeitskraft anbieten wollten...“

So ist es auch in Papenburg im Jahre 1904. Dort erscheint die Mutter mit dem fast 15jährigen Hnas. Im vergangenen Jahr war er für die Seefahrt noch zu klein gewesen. Mittlerweile ist er gewachsen und bekommt seine erste Heuer als Schiffsjunge.
Der Autor hat eine abwechslungsreiche Romanbiografie geschrieben. Die Geschichte basiert auf eine Interview, dass er selbst vor etwa 40 Jahren in einem Seemannsaltenheim in Hamburg geführt hat. Im Roman allerdings wird das Interview von Jutta Steinkamp geführt. Die junge Frau ist Studentin der Sozialgeschichte und will das Gespräch als Grundlage für ihre Doktorarbeit nehmen.
Der Schriftstil wirkt über weite Phasen sachlich. Er ist sehr gut ausgearbeitet und baut gekonnt Spannung zwischen dem Interview und dem Lebenslauf auf.
Sehr detailliert wird das Leben an Bord beschrieben. In jeder Zeile wird deutlich, dass der Autor weiß, worüber er schreibt.
Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Hans zeichnet sich durch seine Empathie aus, aber auch durch seine Fähigkeit, aus jeder noch zu kritischen Situation das Beste zu machen.
Jutta wirkt anfangs sehr distanziert und steif. Außerdem erscheint sie extrem gesetzestreu. Deshalb hat sie mit manchen Aktionen in der Erzählung von Hans so ihre Probleme.
Hans ist derjenige, der den Faden in der Hand hält und bestimmt, wann und wie es weitergeht.
Als Leser begleite ich Hans nicht nur auf den verschiedensten Schiffen, seien es Segelschiffe oder Dampfer rund um die Welt.

„...Die Amerikaner waren reichlich beliebt auf der Insel, aber nur wegen ihrer Dollars, Havanna war der Puff Amerikas, wie man damals sagte...“

Ich reise mit ihm auch durch die Weltgeschichte. Und genau die ist verantwortlich für manche Brüche in seinem Leben. Er wechselt mehrmals die Staatsangehörigkeit. Mal ist er reich, mal lebt er von der Hand in den Mund.
In der Geschichte gibt es vielfältige Informationen. So fragt Jutta, warum man Petroleum nicht mit den schnelleren Dampfern transportiert hat.

„...Die Holzfässer leckten und auf den Dampfschiffen flogen immer mal heißer Ruß und glühende Kohlenstücke aus dem Schornstein, diese Schiffe wären sofort in Flammen aufgegangen...“

Hans war nicht nur Seemann. Er hat sich erfolgreich als Farmer in Amerika versucht und als Fischer auf den Philippinen gelebt.
Probleme hat Jutta auch mit seinem Frauenbild. Hier machen sich fast 70 Jahre Altersunterschied bemerkbar.
Ab und an werden in kursiver Schrift bestimmte Themen vertieft. Heftig sind die Texte über die Gewinnung von Quecksilber. Wie sagt einer der Bergmänner, als er auf seinen Alkoholkonsum angesprochen wird?

„...Ihre Medizin hilft uns nicht bei unseren Leiden, Herr Chirurg, aber der Wein lässt uns für ein paar Stunden die Schmerzen vergessen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeichnet auf eine ganz besondere Art und Weise ein inhaltsreiches Leben nach.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Der Titel ist Programm

Chaos im Märchenhimmel
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„...Verzogen!“, schnalzt in diesem Moment die Ratte missbilligend mit ihrer Zunge. „Du hast die Mädchen vollkommen verzogen!“ „Aber ich habe ihnen doch nur Liebe und Zuneigung entgegengebracht. Wie kann ...

„...Verzogen!“, schnalzt in diesem Moment die Ratte missbilligend mit ihrer Zunge. „Du hast die Mädchen vollkommen verzogen!“ „Aber ich habe ihnen doch nur Liebe und Zuneigung entgegengebracht. Wie kann das falsch sein?“...“

Gevatter Tod hat drei Mädchen in seinem Zwischenreich willkommen geheißen: die kleine Meerjungfrau, das Sterntalermädchen und das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Die aber haben nichts Besseres zu tun, als sich gegenseitig anzuzicken. Also schickt sie Gevatter Tod mit der Aufgabe auf die Erde, die Seele von Schneewittchen zu holen. Das passt ihnen auch nicht. Sie retten ihr dreimal das Leben. Dabei treffen sie auf drei Wölfe, die gegebenenfalls kurzzeitig zu jungen Männern mutieren. Auch hier geht es nicht ohne Streit und Geschrei.
Die Autorin hat etliche Märchen zu einer neuen Geschichte zusammengefügt. Manchmal ist das Originalmärchen noch zu erkennen, manchmal ist außer den Protagonisten nicht viel übrig. Übrigens: Der Titel des Buches ist Programm und auf jeder Seite erlebbar.
Der Schriftstil ist ausgereift. Neben guten Beschreibungen der Handlungsorte zeigt sich das insbesondere an den vielfältigen Gesprächen. Die können ernsthaft und tiefgründig sein, aber auch nur aus gegenseitigen Beschuldigungen und Gezicke bestehen.
Gevatter Tod sieht eine letzte Möglichkeit, um die Situation in den Griff zu bekommen. Jeweils ein Mädchen wird zusammen mit einem Wolf zu seinen Pokerfreunden geschickt. Bei der guten Fee, dem Sandmännchen und der Zahnfee müssen sie sich beweisen.
Über die weitere Handlung möchte ich mich bedeckt halten. Mir gefallen die vielen humorvollen Stellen. Die gibt es zum Beispiel im Gespräch der Ratte mit Gevatter Tod. Die Ratte sieht nämlich manches realistischer und spitzt das gekonnt zu.
Nebenbei werden im Buch einige philosophische Themen gestreift. Das klingt dann zum Beispiel so:

„...Als Ratte ist man immer eine von vielen und damit ersetzbar. So ist nun einmal das Leben. Es ist grausam und kurz, und wer nicht schwimmen kann, der geht eben unter...“

Sie ist also sehr pragmatisch. Doch zum Thema Tod gibt es unterschiedliche Meinungen. Schicksal öder Zufall? Beides klingt an und wird diskutiert. Dabei geht es auch um den Sinn des Lebens.

„...Der Tod ist weder der Anfang noch das Ende. Er ist vergleichbar mit dem Zustand des Glücks, in dem man das Gefühl hat, alles oder nichts zu sein...2

Beim Treffen mit den Wölfen geht es um eine anderes Problem.

„...Jede Münze hat zwei Seiten, und wer böse und wer gut ist, ist nicht immer eindeutig...“

Wann ist Hilfe sinnvoll, wann nicht? Auch das wird anschaulich vermittelt. Einerseits ist keine Hilfe unwichtig, wie klein sie auch sein mag. Andererseits gilt
.
„...Eine aufgezwungene Hilfe ist keine Hilfe...“

Es gäbe noch viel über die Geschichte zu sagen. Das würde aber den Rahmen dieser Rezension sprengen. Mit enormer Phantasie ist es der Autorin gelungen, spannende und unerwartete Episoden zu gestalten und manche Überraschung in der Hinterhand zu haben. Auch wenn das Gezicke ab und an nervt, es passt perfekt zur Handlung.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Mischung aus Phantasie, Humor und Philosophie.

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