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Veröffentlicht am 22.01.2023

Beeindruckend

Turmschatten
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Der ewige Kampf, Neonazis gegen Juden, gegen Menschen mit Migrationshintergrund, gegen Flüchtlinge und andersdenkende.
Mit Ephraim Zamir, ein über siebzig-jähriger Jude, erleben wir eine fiktive Geschichte, ...

Der ewige Kampf, Neonazis gegen Juden, gegen Menschen mit Migrationshintergrund, gegen Flüchtlinge und andersdenkende.
Mit Ephraim Zamir, ein über siebzig-jähriger Jude, erleben wir eine fiktive Geschichte, die sehr nah an der deutschen Wirklichkeit heran reicht. Er will sich zur Ruhe setzen. Er lässt den geschichtsträchtigen Turm renovieren, um mit seiner jungen jüdischen Haushälterin die jüdische Gemeinde unterstützen zu können. Das fehlende Geld zum Bau der neuen Synagoge ist er bereit zu spenden.
Das ruft die gut organisierte Neonazi-Szene der immer noch handelsfähigen NPD auf den Plan.


Turmschatten ist ein brutaler, aber guter Thriller. Er hält uns, unseren Politikern, der Polizei und den Medien einen Spiegel vors Gesicht. Auch wenn dieser Thriller ein fiktionales Werk ist, wie vom Verlag vorausgeschickt, wuchs bei mir mehr und mehr der Eindruck, dass es heutzutage genauso in Deutschland geschehen könnte.
Was mich allerdings am meisten empört und bedrückt ist, dass Ephraim Zamir wieder als der pfiffige, hinterlistige und von einer starken Organisation (Mossad) unterstützte Jude dargestellt wurde. Die Sympathie der Leser hat er sicherlich auf seiner Seite, aber trotzdem wird er über weite Teile des Buches als Rächer, Killer und unbarmherziger Folterer dargestellt. Er manipuliert die Massen genauso wie es Thielen, Parteivorsitzender der NPD, versucht.
Davon abgesehen hat mich dieses Buch gefesselt. Zeigt es doch die ganze Hilflosigkeit der deutschen Politik und Justiz gegen rechte Gewalt.
Es regt zum Nachdenken an und ich hoffe, dass vielleicht auch einige gefährdete Jugendliche, wie Thomas Worch, dieses Buch zu lesen bekommen.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Einfühlsame Suche nach der eigenen Identität

Was ich nie gesagt habe (Die Gretchen-Reihe 2)
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Tom Monderath, bekannter Anchorman im deutschen Fernsehen, kämpft sich mühsam aus einer persönlichen Krise. Er ist frisch verliebt in seine Kollegin Jenny, was ihm auch beim Umgang mit seiner dementen ...

Tom Monderath, bekannter Anchorman im deutschen Fernsehen, kämpft sich mühsam aus einer persönlichen Krise. Er ist frisch verliebt in seine Kollegin Jenny, was ihm auch beim Umgang mit seiner dementen Mutter hilft.
Plötzlich taucht ein Halbbruder, Hank, auf. Er sieht aus, als wäre er Toms Zwillingsbruder. Hank, der Zeit seines Lebens seinen biologischen Vater vermisst hat, will alles über Konrad, ihren gemeinsamen Vater, wissen.
Susanne Abel ermöglicht uns einen Rückblick in die deutsche Vergangenheit.


Mich hat dieses Hörbuch total begeistert. Einerseits findet die Autorin in der Gegenwart einen erfrischenden Erzählstil, der mich sofort gefangen hat. Die Rückblenden zu Konrads und Gretchens Leben sind gespickt mit realen, geschichtlichen Ereignissen und Kommentaren. Das fühlte sich für mich so real an. Viele dieser Ereignisse habe ich durch Radio und Fernsehen miterlebt.
In der Sprecherin Vera Teltz haben der Verlag und die Autorin eine neutrale und unaufgeregte Chronistin gefunden. Manchmal hatte ich den Eindruck einer Nachrichtensprecherin zu folgen, die ruhig und ohne Emotionen von den größten Krisen berichtet.
Die Suche nach Toms Identität war teilweise so absurd, aber es gibt vieles im Leben, was anfänglich absurd ist und sich zum Schluss realistisch darstellt.
Beeindruckend empfand ich Frau Abels Umgang mit der Nazi-Realität. Konrads anfängliche Begeisterung, die er mit Millionen junger Deutsche teilte und die sich in Gegenteil verkehrte, als er erwachsener wurde und die Verbrechen erkannte. Genauso wichtig ist der Blick auf die Unverbesserlichen, die das ganze kranke Gedankengut bis ins hohe Alter verfechten.
Alles in allem ein gelungener Rückblick in unsere gemeinsame deutsche Vergangenheit, wo einige Absurditäten und Besonderheiten zu Tage kommen.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Interessant -> fesselnd -> Sandberg

Das Unrecht
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Annett versucht kurz vor ihrer Silberhochzeit mit Volker, einem Freund aus ihrer Jugendclique in Wismar, ihrem Heimatort, wieder in ihren Beruf zurückzufinden.
Es ist Herbst und wie bereits seit 28 Jahren ...

Annett versucht kurz vor ihrer Silberhochzeit mit Volker, einem Freund aus ihrer Jugendclique in Wismar, ihrem Heimatort, wieder in ihren Beruf zurückzufinden.
Es ist Herbst und wie bereits seit 28 Jahren überfallen sie die Erinnerungen an ihrer Jugendliebe Mischa, ihrer missglückten Flucht aus der DDR, dem Verrat und Mischas Tod.
Dass sie immer noch nicht in Erfahrung bringen konnte, wer sie damals verraten hat, lässt sie nicht zur Ruhe kommen.


„Das Unrecht“ ist ein mitreißender, packender Roman, den ich nicht aus der Hand legen konnte.
Anfänglich war ich gar nicht begeistert. Nach ca. 20 Seiten dachte ich, wieder ein Flüchtlingsdrama aus DDR-Zeiten in Händen zu haben. Aber mit jedem neuen Kapitel und jeder Rückblende fesselte mich Annetts Geschichte mehr.
Die verschiedenen Zeitebenen und die verschiedenen Perspektiven machten diesen Roman zum rasanten Pageturner.
Es passiert nicht allzu oft, dass ich ein 415 Seiten starkes Buch in zwei Tagen auslese.
Fasziniert hat mich die sezierhafte Beschreibung Volkers Charakters und wie sein wahres Wesen immer mehr zum Vorschein kam. Auch Annett trifft nicht eine Entscheidung und geht ihren Weg. Nein, sie hat Bedenken, versucht das Geschehen mit anderen Augen, nämlich denen von Volker, zu sehen. Sie sucht und sie kämpft.
Diese wunderbare Geschichte so gut schreiben zu können, zeugt von einer besonderen Beobachtungsgabe der Autorin und natürlich schriftstellerischem Talent.
Ich liebe ihre Löhnig-Krimis, aber die Romane unter ihrem Pseudonym gefallen mir noch besser. Sie sind jeden für sich genommen total unterschiedlich. Aber eines haben sie gemeinsam sie sind mitfühlend und wirken hundert Prozent real. Sie fassen mich an und nehmen mich mit.
Danke Frau Sandberg!

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Dystopie oder Zukunftsvision?

Eleria (Band 1) - Die Verratenen
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Eleria, Mia genannt, beschreibt uns ihre perfekte und gerechte Welt, Sphärenwelt.
Mia und fünf ihrer Mitstudenten gehören zu den Privilegierten dieser Welt und glauben, dass sie dazu ausgebildet werden, ...

Eleria, Mia genannt, beschreibt uns ihre perfekte und gerechte Welt, Sphärenwelt.
Mia und fünf ihrer Mitstudenten gehören zu den Privilegierten dieser Welt und glauben, dass sie dazu ausgebildet werden, die Welt noch besser und perfekter zu machen.
Plötzlich bricht ihre Welt auseinander. Die sechs Studenten gelten als Verräter und sollen sofort eliminiert werden.
Ihnen gelingt die Flucht in die unwirtliche Außenwelt, aber auch dort werden sie verfolgt.


Ursula Poznanski entführt uns in eine, auf dem ersten Blick, unwirkliche Welt.
Die Welt, wie wir sie kennen, hat sich selbst vernichtet und unseren Planeten fast unbewohnbar gemacht. Die Elite sondert sich ab, forscht, entwickelt neue Lebensbereiche und beutet die in der Außenwelt lebenden aus.
In einer Dystopie verpackt, kann man mögliche Katastrophen und Zukunftsmodelle, die uns noch bevorstehen, erkennen. Was mich daran schaudern lässt, sind die übernommenen Strukturen, die selbstverschuldeten Katastrophen, die Parallelgesellschaften, erschreckende Machtspiele und Manipulationen.
Dass Ursula Poznanski eine unserer besten Thriller Autorinnen ist, zeigt sich in dem permanenten Spannungsbogen, der mich beim Lesen der letzten Zeilen schnell den Folgeband der Trilogie hat suchen lassen.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Das Spannendste aus Bielefeld

Schattenleben
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Kurz vor Weihnachten und nur einen Tag nach seinem 18. Geburtstag wird der Arztsohn Jakob Heitbreder brutal erstochen und erschlagen.
Das KK11-Team der Bielefelder Kriminalpolizei, bestehend aus Bent Anderson, ...

Kurz vor Weihnachten und nur einen Tag nach seinem 18. Geburtstag wird der Arztsohn Jakob Heitbreder brutal erstochen und erschlagen.
Das KK11-Team der Bielefelder Kriminalpolizei, bestehend aus Bent Anderson, Dominik Domeyer, Nina Tschöke, Frank Herbst, ist ratlos. Erste Ermittlungen ergeben kein Motiv in Jakobs Umfeld.
Das Kommissariat gerät zunehmend unter Druck. Neben Einbrüchen, Diebstahl persönlicher Gegenstände, zerkratztem Auto wird Jakobs Familie durch skurrile Botschaften in Angst und Schrecken versetzt. War Jakobs Ermordung der Beginn eine Großangriffs gegen die Familie?


„Schattenleben“ ist ein gut durchdachter Kriminalroman der superspannend geschrieben ist. Der Bielefelder Kriminalroman ist interessanter und vielseitiger als seine Heimatstadt.
Heike Rommel hat ein gutes Gespür für die Mischung intensiver und manchmal auch unnützer Ermittlungsarbeit und den privaten Problemen der Ermittler.
Jeder unterstützt jeden in der Ermittlungsarbeit und gegenseitig halten sie sich den Rücken frei, wenn es im privaten Bereich Probleme gibt. Diese unterschiedlichen Typen zu einer homogenen Truppe zu schmieden, gelingt wahrscheinlich den wenigsten Vorgesetzten. Im KK11 passt alles zusammen.
Vier Kriminalromane aus Bielefeld habe ich bereits gelesen. Es bereitet mir viel Freude das Ermittlerteam über die Jahre zu begleiten und ihre Entwicklung zu beobachten.
Die Kriminalfälle so brutal und gewaltsam sie auch sind, werden nie bluttriefend und bis ins letzte Detail beschrieben. Frau Rommel Sprache ist auch nicht Aktion geladen und effektheischend, sondern leicht lesbar, was bei der Spannung und den geschickten Cliffhangern diesen Krimi zum Pageturner macht.
In einem Vorgängerbuch habe ich die zu genauen Wegbeschreibungen bei einigen Verfolgungsfahrten moniert, da meine Ortskenntnisse mehr als beschränkt waren. In diesem Buch haben einige Mitleserinnen der Leserunde, die zu lange und zu genaue Beschreibung von Antonias Verfolgung moniert. Ich habe während des Lesens auch gedacht „Was macht Antonia da so lang“, aber im Nachhinein wurde mir bewusst, dass wahrscheinlich jeder Mensch auf unbekannten Terrain so konfus in alle Richtungen flüchten würde, um sich dann ins nächstbeste Auto zu retten.
Ich bin rundum zufrieden mit diesem Kriminalroman aus Bielefeld und warte jetzt schon auf den nächsten Fall.

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