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Veröffentlicht am 06.01.2023

Eine tapfere und kluge Frau macht aus Spiel Ernst

Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück
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Charlotte von Feyerabend ist mit "Caroline Märklin" ein sehr beeindruckender Roman über eine sehr bemerkenswerte Frau des 19. Jahrhunderts gelungen, deren Name viele von uns mit den Modelleisenbahnen unserer ...

Charlotte von Feyerabend ist mit "Caroline Märklin" ein sehr beeindruckender Roman über eine sehr bemerkenswerte Frau des 19. Jahrhunderts gelungen, deren Name viele von uns mit den Modelleisenbahnen unserer Kindheit verbinden. Die Wenigsten von uns wissen jedoch, welch ein spannendes und bewegendes Schicksal sich hinter dem Namen von Caroline Märklin verbindet.

Caroline Märklin, geborene Hettich, wächst in einer Großfamilie im heutigen Baden-Württemberg auf und heiratet relativ spät, im Alter von 33 Jahren, den Flaschner Wilhelm Märklin, der sich auf die Herstellung von Regenrinnen und Haushaltsartikel aus Stahl spezialisiert hat. Da er im Besitz eines eigenen Handwerksbetriebes ist, gilt er als eine ausgezeichnete Partie und Caroline scheint den großen Wurf gemacht zu haben. Jedoch hat sie mit Wilhelm nicht nur einen attraktiven und eigenständigen Mann geheiratet, sondern kümmert sich fortan auch um seine beiden Töchter aus erster Ehe, den Haushalt und hilft im Betrieb mit aus. Doch Caroline ist eine neugierige, interessierte und selbständige Frau, die sich nicht mit den Tätigkeiten einer Hausfrau zufrieden geben will und Ideen entwickelt, aus dem starren Material Stahl Spielzeug herzustellen. Mit Hilfe des immer größer und verzweigter werdenden Eisenbahnnetz will sie ihre Ideen auch über weite Strecken Deutschlands und der angrenzenden Länder Österreich und Schweiz in die Haushalte verkaufen. Kann sie ihren Mann von ihren Ideen überzeugen? Wird man sie als Frau akzeptieren? Der Roman liefert die Antworten zu den spannenden Fragen und noch viel mehr.

Erneut ist es Charlotte von Feyerabend sehr gut gelungen uns Leser/innen zusammen mit Caroline Märklin auf eine hochinteressante Reise durch Süddeutschland und in ein vergangenes Jahrhundert mitzunehmen, welches jedoch, Dank des wunderbar authentischen und malerischen Schreibstils der Autorin, direkt beim Lesen sofort wieder lebendig wird und uns hautnah am Leben dieser bemerkenswerten Frau teilnehmen lässt. Wir kommen gar nicht umhin, mit Caroline zu feiern, zu hoffen, zu bangen, zu leiden und auch zu trauern. Der Roman hat für jede Gefühlswelt Platz und erspart uns neben Carolines Erfolgen auch nicht ihre schlimmsten Sorgen, Ängste und Nöte. Dieses Auf und Ab der Emotionen verleiht dem erzählten Leben aber seine unwiderstehliche Spannung und unsere ungeteilte Bewunderung.

Ein sehr schön gestaltetes Cover, das eine in Schwarz elegant gekleidete Frau samt ihrem Gepäck auf einem Bahnsteig zeigt, dem sich gerade eine Dampflok nähert, machen die Leser/innen sofort neugierig und lassen Erinnerungen aufkommen. Eine ausklappbare Karte des damaligen Bahnnetzes im Buchdeckel, sehr sorgfältig gewählte Zitate von Dichtern, Pädagogen und Industriellen aus der Zeit von Caroline Märklin, ein aufschlussreiches Nachwort und Anhang, Rezepte als "Bonusmaterial" am Ende des Romanes und spannende Anmerkungen zu realen als auch fiktiven Personen des Buches runden das Lesevergnügen ausgezeichnet ab.

Mein Fazit:

Für alle Leser/innen, die gerne mehr über das Leben von bekannten Frauen und Männern erfahren möchten und dabei Freude am geschichtlichen Hintergrundwissen haben, das bei der Lektüre eines Romanes gleich mitgeliefert wird, ist "Caroline Märklin unbedingt lesenswert und von mir wärmstens zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Die Geschichte in den Niederlanden, Brandenburg-Preußen und England erblüht im neuen Glanz

Blüte der Zeit
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Sabine Weiß erzählt in ihrem historischen Roman "Blüte der Zeit" aus verschiedenen Perspektiven über die Schicksale unterschiedlichster Menschen und deren Gesellschaftsgruppierungen rund um Brandenburg-Preußen.

Der ...

Sabine Weiß erzählt in ihrem historischen Roman "Blüte der Zeit" aus verschiedenen Perspektiven über die Schicksale unterschiedlichster Menschen und deren Gesellschaftsgruppierungen rund um Brandenburg-Preußen.

Der dreißigjährige Krieg ist zwar vorbei, aber immer noch sind Kriege in Europa zwischen einzelnen Ländern, Plünderungen, Vernichtungen ganzer Dörfer und Städte und Vergewaltigungen an der Tagesordnung.
Aus diesem Grunde fliehen der Landschaftsgärtner Max, sein Bruder und deren Mutter aus den Niederlanden, welches von dem französischen König Ludwig attackiert wird, nach Brandenburg-Preußen. Dort wollen sie versuchen, ein neues Leben zu beginnen, während der Kurfürst Friedrich-Wilhelm um eine Neuordnung in seinem Land bemüht ist.
Wird es ihnen gelingen, in dem fremden Land eine neue Existenz aufzubauen? Wird man sie dort akzeptieren? Gelingt es dem Kurfürsten den ersehnten Frieden zu bringen?

Sabine Weiß versteht es sehr geschickt Fiktion und historisch belegte Realität zu verbinden und die Leser/innen mit auf eine Reise in eine geschichtliche und politische Welt zu nehmen, die die wenigsten von uns bislang unternommen haben.
Zum einen liegt dieses an dem gerade beendeten historischen Großereignis des dreißigjährigen Krieges und zum anderen an den dadurch getrübten Blickwinkeln der Menschen diese Zeit betreffend.
Während viele Menschen nach der Flucht und Zerstörung ums nackte Überleben kämpfen, suchen andere, wie zum Beispiel Max, nach Abwechslung und einem neuen Lebenssinn in dem Bestreben, durch ihr Können Neues zu erschaffen, um sich selber und ihren Mitmenschen wieder neue Hoffnung und Freude zu bereiten. Und natürlich auch, um die Familienmitglieder ernähren zu können.

Neben - geschichtlich bedingt - zahlreichen Kampf- und Kriegshandlungen lässt die Autorin aber auch die Emotionen in ihrem Roman nicht zu kurz kommen.
Die Leser/innen dürfen durch die verschiedenen Erzählperspektiven mit den unterschiedlichsten Charakteren hoffen, bangen, lieben und auch leiden. Es tobt somit nicht nur weiterhin ein neuer Krieg, sondern auch die Gefühlswelt befindet sich in einem ständigen Auf und Ab.

Mein Fazit:
Mit "Blüte der Zeit" ist Sabine Weiß ein historischer Roman gelungen, der im Grunde alle Wünsche der Leserschaft bedient. Er sprudelt über von einer ausgezeichneten Recherche, dargestellt in einem wunderbar flüssigen Schreibstil, der es aber auch nicht an den farbigen Details und einer klug eingesetzten Spannung fehlen lässt.
die herausragende Mischung aus historischer Realität und erschaffender Fiktion spielt gekonnt mit der Fantasie der Leser/innen und die den Kapiteln vorangestellten Orts- und Zeitangaben erleichtern die Orientierung.
Ein Personenverzeichnis zu Beginn des Buches, aus der die historischen und fiktiven Charaktere zu erkennen sind, ein Glossar am Ende, in dem einige Begriffe aus der Zeit um 1670/80 erläutert werden und ein farbenfroh gestaltetes Cover, auf dem der rote Wappenadler Brandenburgs umrahmt von bunten Blüten auf einem nur schemenhaft zu erkennenden Gartenplan abgebildet ist, runden das Lesevergnügen sehr schön ab.

Für Liebhaber/innen ausgezeichnet recherchierter historischer Romane eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Spannende und bewegende Lebensgeschichte über einen iranischen Flüchtling in Deutschland

Vom Flüchtling zum Spion
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Marty Karbassion beschreibt in seinem Roman "Vom Flüchtling zum Spion" das bewegende und aufregende Leben seines Vaters Mehdi Karbassion.

Mehdi wächst im vom Schah regierten Iran auf. Er beginnt sich ...

Marty Karbassion beschreibt in seinem Roman "Vom Flüchtling zum Spion" das bewegende und aufregende Leben seines Vaters Mehdi Karbassion.

Mehdi wächst im vom Schah regierten Iran auf. Er beginnt sich auf Anraten seines Freundes Ali für eine revolutionierende Partei zu interessieren und gelangt während einer Kundgebung dieser Partei in die Fänge der iranischen Justiz. Er wird inhaftiert, entkommt der Hinrichtung und muss nach Westdeutschland fliehen. Dort angekommen, muss er erfahren, dass er dort keine neue Heimat finden wird und sich auf eigene Faust durch sein fremdes Leben schlagen muss.

Marty Karbassion schildert in dem Roman schonungslos die Stationen im Leben seines Vaters. Er offenbart uns Leser/innen dabei alle Höhen und Tiefen, die sein Vater erlebt hat von seinen Freundschaften, seiner ersten großen Liebe aber auch über die zahlreichen Verluste geliebter Menschen, der Heimat und seiner iranischen Familie. Der Schreibstil ist wunderbar fliessend und die Szenen werden sehr realistisch und authentisch beschrieben, so dass man gewollt oder ungewollt sowohl mit Mehdi als auch seinem erzählenden Sohn Marty mitleiden muss. Es fällt sehr schwer, die Schmerzen, die Mehdi zu erleiden und erdulden hatte nicht hautnah zu spüren. Jede(r) von uns Leser/innen wird sich nach Ende der Lektüre hinterfragen müssen, ob er oder sie immer unvoreingenommen einer/ einem Fremden gegenübergetreten ist.

Mein Fazit:

Ich habe selten eine so bewegende und aufrichtige Erzählung eines Sohnes über seinen Vater gelesen, die mich neben seiner spannenden Geschichte am Ende auch noch sehr nachdenklich, traurig, bewegt aber auch in der Art und Weise, wie der Autor seine Beziehung zu seinem Vater literarisch verarbeitet, hoffnungsvoll zurück lässt. Eine unbedingte Leseempfehlung an alle Leser/innen, die an dem Leben anderer Menschen Interesse hegen und die Hoffnung auf Menschlichkeit und Nächstenliebe nicht verloren haben.

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Die spannende Geschichte um die Mitternachtskatzen geht begeisternd weiter.

Mitternachtskatzen, Band 2: Die Hüter des Smaragdsterns (Katzenflüsterer-Fantasy in London für Kinder ab 9 Jahren)
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"Die Hüter des Smaragdsterns" von Barbara Laban ist die Fortsetzung des ersten Bandes "Die Schule der Felidix".

Die Felidix, Nova und Henry, gehen weiterhin in die Schule im Londoner Tower bei Horatio. ...

"Die Hüter des Smaragdsterns" von Barbara Laban ist die Fortsetzung des ersten Bandes "Die Schule der Felidix".

Die Felidix, Nova und Henry, gehen weiterhin in die Schule im Londoner Tower bei Horatio. Königin Quinn, die die beiden im ersten Band noch vor Schlimmeren bewahren konnten, beschließt die Anzahl ihrer Mitternachtskatzen, die Ihrem Schutze dienen um 12 weitere Katzen zu erweitern. Zuvor müssen die Anwärter/innen jedoch Prüfungen bestehen. Zu diesen Prüfungen sind auch Gäste geladen, zu denen unter anderem der Katzenkönig Fergus mit einer Abordnung, den Federträgern, gehört. Während der Prüfungen stossen Nova und Henry auf die Sage um die Hüter des Smaragdsterns. Das erneute Abenteuer beginnt. Was treibt König Fergus wirklich in London? Welche Katze besteht die Prüfung zur Mitternachtskatze? Und gibt es den Smaragdstern wirklich? Und wenn ja, wo ist er und wie heißt sein(e) aktuelle(r) Hüter(in)?

Viele spannende und interessante Fragen, die es in diesem Band nachzugehen lohnt.

Bereits das farbig sehr schön gestaltete Cover mit den beiden Felidix, eingerahmt von vier Katzenportraits und der Tower Bridge im Hintergrund macht sogleich neugierig. Der spannende, erneut sehr bildhafte und fließend geschriebene Inhalt des Buches, ergänzt durch sehr schön gezeichnete Illustrationen und einem Namensverzeichnis einiger Katzen im Anhang, bestätigen die Erwartungen, die das Cover bei den jungen Leser/innen geweckt hat in jedem Fall. Wir werden wieder einmal von Barbara Laban durch die englische Hauptstadt mitgenommen in ein aufregendes Abenteuer der beiden Felidix und ihren inzwischen Dank Band 1 sehr lieb gewonnen tierischen Freunde. Der Spannungsbogen wird von der Autorin sehr gekonnt aufgebaut und gipfelt in einem schlüssigen Finale. Die tierischen Charaktere sind wunderbar authentisch dargestellt, so dass die Leser/innen unmittelbar ihre Sympathien und Antipathien verteilen. Es hat wieder sehr viel Spaß gemacht, die zahlreichen Abenteuer von Nova und Henry gemeinsam zu durchleben.

Mein Fazit:

Für alle jungen und jung gebliebenen Leser/innen, - ob Katzenliebhaber/innen oder aber auch nicht - die spannende Erzählungen zwischen Mensch und Tier mit interessanten sehr vielfältigen Charakteren lieben, eine unbedingte Leseempfehlung.

Ich bin heute schon sehr gespannt auf den dritten Band.

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Veröffentlicht am 04.12.2022

Bewegende und erschütternde, sehr gut recherchierte Geschichtsstunde über Überlebende des Holocaust

Zorn der Lämmer
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"Zorn der Lämmer" von Daniel Wehnhardt ist ein Roman, der die Geschichte junger, dem Holocaust entkommender Juden unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges erzählt.

Die Hauptprotagonisten Abba Kovner, ...

"Zorn der Lämmer" von Daniel Wehnhardt ist ein Roman, der die Geschichte junger, dem Holocaust entkommender Juden unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges erzählt.

Die Hauptprotagonisten Abba Kovner, Vitka Klempner und Ruzka Korczak mussten miterleben, wie ihre Eltern, Verwandte und Freunde dem brutalen und rücksichtslosen Massenmord der Nazis zum Opfer fielen. Sie entkommen den Nazis aus dem Gettho der heutigen Hauptstadt Litauens nur mit letzter Mühe und entgehen so dem Schicksal ihrer jüdischen Freunde, die wie Lämmer von den deutschen zur Schlachtbank in die Konzentrationslager geführt wurden. Aus diesem Wissen über die schrecklichen Ermordungen ihrer jüdischen Staatsangehörigen entwickelt sich dann der "Zorn der Lämmer" und lässt sie auf Rache an den Deutschen sinnen. Es sollen so viele Deutsche sterben wie Juden in den Konzentrationslagern ermordet wurden. Wird der Plan, der von Abba Kovner gegründeten Gruppe Nakam (Rache), gelingen?

Daniel Wehnhardt schreibt so ausgezeichnet nah an dem historisch belegten Geschehen, dass er die Leser/innen gleich von Beginn an mitzieht. Das Sinnen auf Rache wird uns dabei so nachvollziehbar vor Augen geführt, dass wir als Lesende dabei nahezu jegliches Nationalitätsdenken und juristische Bedenken vernachlässigen und außer Acht lassen. Die Leser/innen nehmen unmittelbar und fast hautnah spürbar an den Rachefeldzügen der Partisanen teil. Sie hoffen und bangen mit ihnen bis zum Schluss, der uns - wie so oft bei diesem historischen traurigen Thema - sehr nachdenklich, beschämend und emotional bewegend zurücklässt.

Für alle, die historisch sehr gut recherchierte, spannende Romane lieben und/ oder wie ich, die Gelegenheit bekommen haben, mit Überlebenden des Holocaust einmal persönlich über ihre Schicksale zu sprechen, ein unbedingtes Muss.

Ein Roman, der durch sehr gute Recherche und detaillierte Betrachtung überzeugt und nicht in eine verallgemeinernde Anklage verfällt. Sehr überzeugende und äußerst spannende Geschichtsstunde!

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