Ich bin hin- und hergerissen: An manchen Stellen konnte ich schallend lachen, was auch an Mirja Boes humorvollem Vorlesestil liegt, dann finde ich die Protagonistin Constanze wieder einfach nur naiv, etwas dümmlich und ein Zuviel an Boes, so dass ich mir manchmal vorkam wie in einer ihrer Shows.
Constanze bricht ihr Studium ab. Sie ist bereits nach dem ersten Mal schwanger und heiratet sofort Lorenz. Der ist ein eher unsympathischer Zeitgenosse, der als Oberstaatsanwalt jedoch Geld mit nach Hause bringt. Ich verstehe nicht, wie eine Frau ihre komplette Ausbildung an den Nagel hängen kann. Constanze nimmt ihr Studium nämlich auch nicht wieder auf, nachdem ihr erstes Kind Nellie etwas größer ist. Nach einigen Jahren kommt ein zweites Kind, Julius, hinzu. Constanze führt eine sorgenlose Ehe, wohnt in einer schönen Wohnung, die mit Möbeln eingerichtet ist, die ihr Mann ausgesucht und bezahlt hat. Das alles scheint sie aber nicht weiter zu stören, sie macht sich auch keine großen Gedanken über eventuelle Abhängigkeiten oder ihre Zukunft. Nachdem Lorenz Mutter gestorben ist und deren Haus leer steht, entledigt er sich seiner Ehefrau ganz schnell und ersetzt sie durch ein jüngeres Modell, im wahrsten Sinne des Wortes. Nein, nicht er zieht aus, er steckt Constanze mit den zwei Kindern ins erlterliche Haus in einem Bonzenviertel. Constanze lässt dies mehr oder weniger über sich ergehen. Im neuen Zuhause trifft sie zum Glück auf einige tolle Frauen, wie z.B. ihre Nachbarin, die ihr tatkräftig unter die Arme greift und ihr einen potentiellen neuen Partner verschafft. Außerdem auf Anne, deren Jünster den gleichen Kindergarten wie Julius besuchen. Sie lernt aber auch einige Kindergartenmütter, allesamt Mitglieder der sog. Mütter-Society, kennen. Constanze gründet nach einigen Erfahrungen mit diesen Müttern, eine snobistischer als die andere, als Gegenbewengung "Die Mütter-Mafia". Die Mitglieder helfen sich gegenseitig, joggen und trinken zusammen und retten einen sexuell missbrauchten Teenager.
Constanze finde ich einfach nicht authentisch und kann mich schon gar nicht mit ihr identifizieren. Ab und zu macht mir auch Mirja Boes Stimme Schwierigkeiten. Sie liest fließend, deutlich, schnell und bringt mich zum Lachen. Aber genauso oft finde ich ihre Stimme übertrieben, es ist zu gewollt komisch, eben nur "Boes".
Hinter "Die Mütter-Mafia" verbirgt sich kein Frauenroman, sondern eine triviale Kömödie, ein typisches Chick lit, das man durchaus hören kann, wenn eben nichts anderes greifbar ist und die Literatur bzw. das Hörbuch nicht zum Nachdenken anregen soll. Kerstin Gier hat bereits gezeigt, dass sie es wesentlich besser kann.