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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2022

Nichts ist vergessen

Der Sturm
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Kieran, der mittlerweile in Sydney lebt, kehrt nach langer Zeit mit seiner Freundin Mia und ihrer gemeinsamen, 3 Monate alten, Tochter Audrey in seinen Heimatort auf Tasmanien zurück. In dem Touristenort ...

Kieran, der mittlerweile in Sydney lebt, kehrt nach langer Zeit mit seiner Freundin Mia und ihrer gemeinsamen, 3 Monate alten, Tochter Audrey in seinen Heimatort auf Tasmanien zurück. In dem Touristenort hat die Saison gerade geendet, sodass dieser fast ausgestorben ist. Kierans Vater ist immer stärker dement und soll nun in ein Altenheim ziehen, weshalb Kieran seinen Eltern beim Umzug helfen will. Außerdem trifft er natürlich viele alte Bekannte wieder, jedoch ist nicht jeder froh, dass er wieder da ist, da er in einem Sturm vor vielen Jahren ein Unglück mitverschuldet hat, bei dem sein Bruder und einer seiner Freunde gestorben sind. Kurz nach der Ankunft von Kieran in seiner alten Heimat wird dann auch noch die Kellnerin seiner Stammkneipe ermordet am Strand gefunden unf und die Vergangenheit mit ihren bisher verschwiegenen Geheimnissen holt ihn mit aller Gewalt ein.

So wird erst nach und nach mehr darüber bekannt, was damals wirklich alles passiert ist. Die Atmosphäre des Romans ist dabei sehr dicht, man lernt die verschiedenen Personen und wie sie zueinander in Beziehung stehen, sehr gut kennen, auch wenn ihre Anzahl und deren Namen anfangs etwas überfordern. Die Nachsaisons-Stimmung an der wilden Küste Tasmaniens mit ihren Steilküsten, Höhlen und Schiffswracks passt sehr gut zur Handlung. Die Spannung, was wirklich alles vorgefallen ist, wer was zu verbergen hat und wie die Ereignisse um den Sturm mit dem Mord zwölf Jahre später in Verbindung stehen, bleibt fast bis zum recht überraschenden Ausgang erhalten.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Spannende neue Ostsee-Krimi-Reihe

Der Strand: Vermisst
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"Der Strand" ist eine dreiteilige Reihe, die im fiktiven Ort Sellnitz auf dem Darß in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee spielt. "Vermisst" ist der erste Band. Dieser beginnt damit, dass die gehörlose ...

"Der Strand" ist eine dreiteilige Reihe, die im fiktiven Ort Sellnitz auf dem Darß in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee spielt. "Vermisst" ist der erste Band. Dieser beginnt damit, dass die gehörlose 19-jährige Lilli Sternberg nicht zu einer Verabredung mit einer Freundin am Strand kommt und anschließend als vermisst gemeldet wird.

Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt stammt eigentlich aus Berlin und ist erst seit kurzem in dem kleinen Ort an der Ostsee, da er nach dem Tod seiner Frau seiner kleinen Tochter zuliebe an einem weniger gefährlichen Ort arbeiten wollte. Bei diesem Fall bekommt er Unterstützung von der Kryptologin Mascha Krieger vom LKA, da nach Lillis Verschwinden mysteriöse, verschlüsselte Nachrichten von deren Handy versendet wurden. Doch Lilly bleibt verschwunden und auch Mascha und Tom haben beide mit den Lasten aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen.

Mir hat das Buch der gut gefallen. Die beiden Haupt-Ermittelnden sind mir auf jeden Fall sehr sympathisch und ich mag die Atmosphäre an der Ostsee im frühen Herbst. Der Fall ist sehr spannend und es ist noch vieles offen, sowohl was die Geschichte von Mascha angeht, als auch das Verschwinden von Lilly und die Geheimnisse mancher Bewohner von Sellnitz. Durch die Perspektivwechsel wird die Spannung beim Lesen gesteigert und am Ende würde man am liebsten gleich den nächsten Teil der Reihe lesen, zu dessen Veröffentlichung es hoffentlich nicht allzu lange hin ist.

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Veröffentlicht am 17.12.2022

Lust auf Feuer

Die Stunde der Hyänen
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Dieser Roman beginnt mit einem Brandanschlag auf den VW-Bus eines polnischstämmigen Wohnungslosen in Kreuzberg, der sich anschließend als eine Art Messias aufspielt, weil er diesen (schwerverletzt) überlebt ...

Dieser Roman beginnt mit einem Brandanschlag auf den VW-Bus eines polnischstämmigen Wohnungslosen in Kreuzberg, der sich anschließend als eine Art Messias aufspielt, weil er diesen (schwerverletzt) überlebt hat und die Reporterin Jette Geppert über seinen Fall geschrieben und eine Spendensammlung für ihn initiiert hat. Es kommt im Anschluss zu weiteren Fahrzeugbränden, aber die junge Polizistin Romina Winter darf zunächst nicht wirklich in die Ermittlungen eingreifen, weil ihre älteren männlichen Kollegen sie zu Schreibtischarbeit verdonnern. Außerdem ist da noch der junge Postbote Maurice Jaenisch, der in einer Sekte groß geworden ist und in ein Mädchen aus der Gemeinschaft verliebt ist, das seinen Antrag aber zunächst abweist, sodass er frustriert ist.

Dieser Thriller oder vielleicht eher Kriminalroman spielt im Berlin der Gegenwart und weist so auch einige zeitkritische Themen auf, wie rechte Bürgerwehren oder die Gentrifizierung. Ich fand es auch sehr interessant, dass er teilweise im Sektenmilieu spielte und zeigte, in welcher eigenen Welt deren Anhänger leben. Neben den Brandstiftungen (dieser Täter ist dem Leser bald bekannt) kommt noch ein viel schlimmeres Vergehen ans Tageslicht und es kommt zwischenzeitlich auch noch einmal zu einer überraschenden Wendung, da nicht jeder der ist, der er vorgibt zu sein.

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Veröffentlicht am 17.12.2022

Eine Geschichte, die für immer prägt

Das letzte Versprechen
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Die fünfjährige Anni, ihre Eltern und Großeltern leben 1944 im Banat, im späteren Jugoslawien, gehören aber zu den so genannten Donauschwaben und gelten daher als Deutsche. Daher wird ihre Mutter Amalie ...

Die fünfjährige Anni, ihre Eltern und Großeltern leben 1944 im Banat, im späteren Jugoslawien, gehören aber zu den so genannten Donauschwaben und gelten daher als Deutsche. Daher wird ihre Mutter Amalie Weihnachten 1944 von Partisanen abgeführt und kommt für viele Jahre nach Sibirien, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen im Bergbau arbeiten muss. Ihr Vater musste für die Deutschen in den Krieg ziehen. Die Großmutter hatte Annis Mutter bei deren Verhaftung versprochen, immer auf die kleine Tochter aufzupassen und schafft es sogar, sie aus dem Kinderheim zu befreien, von wo sie bald von jugoslawischen Eltern zwangsadoptiert werden soll. Zusammen mit ihrem Großvater halten sie sich in einem Lager für die vertriebenen Donauschwaben mehr schlecht als recht über Wasser, während es den Serben am liebsten wäre, sie würden sterben.

Als erwachsene Frau schrieb Anni ihre Geschichte und die ihrer Familie dann immer wieder auf, weil sie diese einfach nicht loslässt und ihr weiteres Leben immer wieder in gewisser Weise davon geprägt war. Diese Aufzeichnungen schickte eine Verwandte an Hera Lind, die eigentlich eher für ein etwas anderes Genre bekannt ist, aber Jahre später nun einen historischen Roman basierend auf Annis Lebensgeschichte veröffentlichte.

Dieses Buch ist definitiv keine leichte Kost, erfährt man doch aus der Perspektive der direkt Betroffenen, welches Leid Anni und ihrer Familie und natürlich auch unzähligen weiteren Donauschwaben zugefügt wurde, obwohl sie persönlich keine Schuld an Hitlers Krieg trugen. Durch die Perspektivwechsel kann man sich noch besser in die Beteiligten hineinversetzen, auch wenn teilweise unvorstellbar ist, was ihnen angetan wurde. Bis jetzt hatte ich noch nichts von den Donauschwaben und ihrem Schicksal gehört, umso wichtiger finde ich es, dass die Geschichte von Anni nun veröffentlicht wurde und dank der recht bekannten Autorin auch ein größeres Publikum findet.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Das Ende einer großen Liebe

Freitags bei Paolo
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Marie und Clemens lernen sich auf einer Party zum Jahrtausendwechsel kennen und ziehen auch recht bald danach in ihrer beider Traum-Wohnung und bekommen etwas später Zwillinge. Seit ihrer Heirat tragen ...

Marie und Clemens lernen sich auf einer Party zum Jahrtausendwechsel kennen und ziehen auch recht bald danach in ihrer beider Traum-Wohnung und bekommen etwas später Zwillinge. Seit ihrer Heirat tragen beide Clemens Nachnamen Freitag und Clemens, der im Bereich Comedy langsam Fuß fasst, stellt zur Bedingung, dass er niemals freitags auftreten muss, da dieser Wochentag für Paolo reserviert ist, ein kleines italienisches Lokal, in dem sie am Abend ihres Kennenlernens gemeinsam waren. Somit bekommt der Romantitel eine doppelte Bedeutung. Für ihr Umfeld gelten sie immer als das ideale Paar, doch nach gut 20 Jahren Beziehung beschließen sie plötzlich, sich zu trennen.

Wie es dazu kommen konnte, kann man beim Lesen nach und nach miterleben, indem man Marie und Clemens durch ihre Beziehung und bei der Entwicklung ihrer Karrieren begleitet, während über 1000 Abende bei Paolo stattgefunden haben. Dieses Ritual finde ich sehr schön und auch ansonsten finde ich vieles gut, was die beiden machen und sie sind mir beide sehr sympathisch. Daher war bei mir auch ein weinendes Auge dabei, weil die beiden sich trotz all dem irgendwann getrennt haben. Das macht den Roman aber nicht weniger lesenswert. Tom Liehr schreibt in einem sehr feinfühligen und zugleich humorvollen Stil, ohne, dass es je zu plump wird. Man erfährt nebenbei auch noch so einiges über die Comedy-Szene und in manchen Nebenfiguren meint man bekannte Persönlichkeiten wiederzuerkennen, was ebenfalls zum Unterhaltungswert beiträgt.

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