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Veröffentlicht am 17.01.2023

Das permanente Gendern hat mir leider das gesamte Buch vermiest - schade!

Proof of Hope
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Der Auftakt der Proof-of-Love-Reihe war mein erstes Werk der Autorin April Dawson. Neben der Tatsache, dass ich mir ohnehin längst mal ein Bild von ihrem Schreibstil hatte machen wollen (da die Klappentexte ...

Der Auftakt der Proof-of-Love-Reihe war mein erstes Werk der Autorin April Dawson. Neben der Tatsache, dass ich mir ohnehin längst mal ein Bild von ihrem Schreibstil hatte machen wollen (da die Klappentexte ihrer Bücher stets sehr reizvoll klingen), war es insbesondere die Begeisterung meiner persönlichen NA-Queen Yvy Kazi (- Lest ihre St.-Clair-Campus-Reihe, lest sie unbedingt! -), die mich zur Lektüre von "Proof of Hope" verleitet hat. Hinzu kam meine Erinnerung an einen herrlichen Roman mit entfernt ähnlicher Thematik, der mir vor vielen, vieeelen Jahren (we’re talking 2009) so gut gefallen hatte, dass ich mir schon damals gedacht habe: 'So was in der Art würde ich gern nochmal lesen.' Et voilà, hier kommt eine süße Romance rund um eine Treuetest-Agentur (danke, liebe April Dawson).

Figuren:
Die beiden Hauptfiguren waren mir im Grunde sympathisch (= wichtigste Voraussetzung zum Mitfiebern), wobei Rory sich im Laufe der Handlung ein wenig zu ihrem Nachteil entwickelte und daher Elijah mein klarer Favorit der Story wurde.

Können wir bitte mal kurz über die wohlklingenden Namen der Schwestern sprechen? - Aurora/Chelsea/Sierra Madigan, das rollt doch förmlich von der Zunge, I love it! Apropos Schwestern und Liebe: Auch die authentische (Familien-)Dynamik unter den Madigan-Mädels fand ich toll; ich freue mich schon jetzt auf die Folgebände, speziell auf Chelseas Geschichte!

Handlung:
Mein Highlight waren die kleinen kreativen Feinheiten, so gefiel mir z.B. die Szene, in der Rory und Elijah sich zum ersten Mal begegnen, ausgesprochen gut (Stichwort: 400 Dollar). Gerne hätte ich mir mehr Details zum Firmenalltag gewünscht (nicht nur zum Thema Finanzierung).

Schreibstil:
Dies ist der einzige Aspekt des Werkes, bei dem ich ein kleines Aber anfügen muss, deshalb - da ich die Storyidee ansonsten wirklich gerne mochte - bringe ich es ganz schnell hinter mich:
1. Zu Beginn empfand ich einige Passagen als zu erklärend erzählt (z.B. im Hinblick auf die Gründungsgeschichte der Treuetest-Agentur) - à la 'dies ist so, weil einst jenes passierte, und dann aufgrund von XYZ zur Folge hatte, dass nun Situation soundso der Fall ist'.
2. Bei manchen Szenen (die sich in meinen Augen hervorragend für eine Extra-Dosis Emotion geeignet hätten) fehlte mir jegliches Gefühl. Sie wirkten z.T. oberflächlich, blass, trocken - z.B. die Szene, in der Arthur Lola einen Heiratsantrag macht. Normalerweise ein absoluter Tearjerker für mich, aber hier: nix. Ebenfalls mehr Tiefgang hätte ich mir für den Umgang mit einem bestimmten ernsten Thema gewünscht.
3. Über die ersten beiden Punkte könnte ich noch locker hinwegsehen, schließlich gab es auch viel, das mir prima gefallen hat. Nicht auszuhalten war jedoch das Gendern. Tut mir leid, aber es las sich schlichtweg furchtbar. There, I said it. Alles politisch korrekt und wichtig und richtig, keine Frage, aber es riss mich jedes Mal komplett aus der Story raus und ich empfand es (da es wirklich PERMANENT vorkam, teilweise zwei- bis dreimal pro Satz) als enorm störend. Hier ein paar Beispiele:

"»Ich denke darüber nach, Investorinnen zu suchen […] und neue Mitarbeiterinnen einzustellen.«"

"»Ich wünschte einfach, ich müsste den Klientinnen diese Aufnahmen nicht zeigen, aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich ihnen offenbaren kann, was für ein Typ Mensch ihre Partnerinnen wirklich sind.«"

"Ich […] habe wenig Interesse daran, mich mit den Klientinnen zu beschäftigen, die am Boden zerstört sind […]. Ich bin bei diesen Gesprächen ungern dabei, weil die Trauer der Klientinnen meine Wut auf deren Partnerinnen verstärkt […]."

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr euch über etwas ärgert, über das ihr euch eigentlich gar nicht ärgern möchtet, und dann ärgert ihr euch darüber, dass ihr euch überhaupt ärgert, und das regt euch dann letztlich noch mehr auf? So ging es mir mit diesem Stilmittel. Kurzum: Ich fand’s schrecklich.

Vorschlag zur Güte: Vielleicht könnte man zukünftig auf der Triggerwarnungsseite einfach vermerken, dass aus erzähltechnischen Gründen nur eine Form verwendet wird, aber selbstverständlich beide Formen damit gemeint sind? Oder statt "Kund
innen" eben "Kunden und Kundinnen" schreiben (oder "Kundschaft")? Ich hoffe inständig, dass sich diese Stil-Eigenheit nicht in Band 2 und 3 fortsetzen wird. Um sicherzugehen werde ich daher - aller Neugier zum Trotz - zunächst die ersten Rezensionen zum Folgeband "Proof of Faith" abwarten, der im März 2023 erscheinen soll.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 3 ✰ ✰ ✰
Tolle Grundidee, New-York-Setting (immer ein Plus!), an sich nette Figuren. Leider ist der Funke nicht ganz übergesprungen (da er durch einen Eimer eiskalten Wassers in Form von Dauer-Gendern ausgelöscht wurde), aber auch wenn das Werk nicht zu meinen Highlights zählt (eine Bezeichnung, die ich nun mal seeeehr selten und ausschließlich bei reinen Herzensbüchern anwende), war es unterm Strich ein unterhaltsamer Read und ein vielversprechender Reihenauftakt, den ich hauptsächlich Romance-Fans weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Viele tolle Rezepte

Ein Apfelbaum am Meer
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Vorab: Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen (inklusive jener, die sie unter einem anderen Pseudonym geschrieben hat) und ich liebe ihren Schreibstil - wundervoll atmosphärische Settingbeschreibungen, ...

Vorab: Ich habe schon mehrere Bücher der Autorin gelesen (inklusive jener, die sie unter einem anderen Pseudonym geschrieben hat) und ich liebe ihren Schreibstil - wundervoll atmosphärische Settingbeschreibungen, lebensnahe, glaubwürdige Dialoge, tiefgründig ausgearbeitete Figuren. Alles fein. Und all das bekam ich auch beim vorliegenden Wohlfühlroman, der auf der Insel Juist spielt und zu Anne Barns Am-Meer-Buchreihe gehört. Obendrein gab es also ein Wiedersehen mit einigen vertrauten Charakteren, über das ich mich freuen durfte. (Ich liebe ja Buchreihen, in denen die jeweiligen Story-Charaktere dann in den Folgebänden nicht plötzlich vom Erdboden verschwunden sind.)

Allerdings war mir das stets zentrale Thema Kochen/Backen dieses Mal viel zu intensiv ausgeprägt - und damit meine ich gar nicht mal den umfangreichen Anhang = das halbe Rezeptbüchlein von ganzen 19 (!) Rezepten.
(An sich eine super Idee, solche Extras werten einen Roman richtig auf, finde ich - jedoch wäre ich gerne bereit gewesen, auf ein paar Rezepte zu verzichten, wenn ich stattdessen etwas mehr Storyinhalt und ein weniger abruptes Ende bekommen hätte.)

Doch gefühlt ging es auf jeder zweiten Seite ums Essen und Backen, um Zutaten und um Rezepte. Ich nasche wirklich, wirklich gerne - seriously, I do - doch irgendwann ist auch mal gut. Die eigentliche Geschichte blieb auf der Strecke, ich konnte zu den an sich sehr sympathischen Figuren wenig Bezug aufbauen.

Mein Highlight war die positive, überraschende Entwicklung der Beziehung zwischen Julie und ihrer scheinbar enervierenden Nachbarin, noch ehe Julie die Reise nach Juist antritt. Wie oft machen wir uns ein Bild vom Charakter eines Menschen, ohne die Person tatsächlich kennengelernt zu haben … bzw. ohne uns die Zeit zu nehmen - und sei es nur ein kurzer Moment -, um etwas genauer hinzuschauen. Ich musste prompt an die Lyrics von Alicia Keys' Song "Underdog" denken, "One conversation, a single moment | The things that change us if we notice | When we look up, sometimes".

Dies ist der erste Roman der so begabten Autorin, der mich leider nicht begeistern konnte, wobei neben der Essensthematik/-problematik auch die Tatsache eine Rolle spielte, dass die Story mir handlungstechnisch zu ruhig war. Ich hasse das Wort 'langatmig', aber das Ganze zog sich für meinen Geschmack schon sehr. - Wie gesagt, trotz des herrlichen Insel-Flairs, trotz der netten Figuren, I can’t help it.

Es tut mir von Herzen leid, dass es dieses Mal kein Highlight für mich geworden ist, prinzipiell mag ich diese Buchreihe eigentlich sehr gerne.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 3 ✰ ✰ ✰
Ideal für Nordsee-Fans sowie für backbegeisterte Leser:innen von ruhigen Liebesromanen.

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Veröffentlicht am 26.11.2022

Nicht mein Fall

Die Kaiserin
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Ich liebe die klassischen Sissi-Filme mit der bezaubernden Romy Schneider, insbesondere Teil 1 wird regelmäßig zur Weihnachtszeit bei uns angeschaut.
Obwohl mir natürlich bewusst ist, dass diese übertrieben ...

Ich liebe die klassischen Sissi-Filme mit der bezaubernden Romy Schneider, insbesondere Teil 1 wird regelmäßig zur Weihnachtszeit bei uns angeschaut.
Obwohl mir natürlich bewusst ist, dass diese übertrieben romantisierten Verfilmungen mit viel Fiktion angereichert worden sind und z.T. stark von der Realität abweichen, hatte ich in Bezug auf Gigi Griffis' Roman irgendwie gehofft, dass es wieder in diese Richtung gehen würde - gerne peppiger, moderner und von mir aus mit weniger Schnulz, aber bitte noch immer faszinierend. Ich habe die gleichnamige Netflix-Serie bewusst noch nicht angeschaut, weil ich

1.) aus Prinzip zuerst das Buch lesen wollte,

2.) im Anschluss an die Lektüre vergleichen wollte, wie stark die Serie vom Romaninhalt abweicht (ich sage nur: Bridgerton - auch wenn ich sowohl Quinns Bücher als auch die TV-Serie geliebt habe), und

3.) ein wenig Bammel davor habe, dass Netflix meine geliebte Sissi-Bubble eben auf die Netflix-typische Manier zum Platzen bringen würde (= jede Menge Sex, Drama und noch mehr Sex).

Ganz so schlimm wurde es zum Glück dann nicht, zumindest in puncto Bettgeschichten. Sehr wohl gehadert habe ich jedoch damit, dass Sissis Schwester Helene in diesem Werk als enorm nachtragende, hasserfüllte Person dargestellt wird. (Von den Eltern ganz zu schweigen - die Mutter eine kaltherzige Alkoholikerin, der Vater ein notorischer Fremdgänger, der sich die diversen Affären/Bettgeschichten nach Hause einlädt.)

Zwar wird Elisabeths herrlich eigensinniges, unangepasstes Wesen treffend eingefangen, aber ansonsten … Irgendwie konnte keine der Figuren mich begeistern. Franz war mir anfangs sehr sympathisch, doch verblasste mit der Zeit; sein jünger Bruder Max war mir durchgehend ein Dorn im Auge. Ab Mitte der Handlung zog sich alles nur noch, dabei war der lockere Schreibstil im Hinblick auf Detailreichtum und Wortwahl eigentlich sehr ansprechend. Mir erschien vielmehr der Plot nicht ideal umgesetzt; ich hätte mich z.B. hinsichtlich des überraschenden Heiratsantrags am Marischka-Film orientiert und Franz seine Entscheidung erst kurz vor Ende treffen lassen - aber hier hatte ich Sissi gerade mal kurz kennengelernt, als schon der Heiratsantrag kam (gefolgt von ewigem Hin und Her).

Das Cover sagt mir leider gar nicht zu. Schon klar, es ist das Buch zur Serie, aber mir gefallen bei historischen Romanen eher die für dieses Genre typischen Varianten (= keine Filmplakate/Fotos).

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Ich weiß nicht so recht … Der Schreibstil war nicht schlecht, aber es war bei Weitem nicht das erhoffte Highlight. Ein Plus: Man erhält Einblick in mehrere Charaktere (nicht nur Elisabeth und Franz), das hat mich positiv überrascht. Eventuell geeignet für riesengroße Sissi-Fans.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Enttäuschende Entwicklung

Dating on Ice
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Dieser lockerleichte, an sich gut geschriebene Jugendroman (Altersempfehlung des Verlags: 14 Jahre) ließe sich theoretisch in einem einzigen Satz zusammenfassen: Warum musste dieser Plot Twist am Ende ...

Dieser lockerleichte, an sich gut geschriebene Jugendroman (Altersempfehlung des Verlags: 14 Jahre) ließe sich theoretisch in einem einzigen Satz zusammenfassen: Warum musste dieser Plot Twist am Ende sein?! That’s not what I expected - and not what I wanted.

Es waren doch eigentlich alle Voraussetzungen für eine tolle Story gegeben.

Fake-Love-Romance: Yes.
Sympathische Figuren: Yes - größtenteils.
Interessantes Setting & Thema: Yes.
(Ich liebe diese Sportart, habe von klein auf sämtliche Meisterschaften gebannt vor dem Fernseher verfolgt und hatte daher so große Hoffnungen für diese Geschichte.)
Angenehmer Schreibstil mit angemessener Wortwahl und glaubwürdigen Dialogen: Yes.

Wieso - seriously, WHY?! - muss man also ausgerechnet bei etwas hervorragend Funktionierendem plötzlich das Rad neu erfinden? Es heißt nicht umsonst 'Never change a winning team'.

Die Autorin, von der ich im vergangenen Jahr bereits den Roman "Goldmädchen" lesen durfte (in welchem eine weitere von mir bewunderte Sportart im Fokus steht: Rhythmische Sportgymnastik), wollte mit dem Plot Twist vielleicht dafür sorgen, dass die Story von Adriana aus der Masse der Young-Adult-Romane hervorsticht - dies hat sie zumindest geschafft.

Es ist natürlich alles Geschmackssache, möglicherweise denkt ihr auch: "Eine unerwartete Wendung kurz vor Schluss, die alles zuvor Gelesene inhaltlich auf den Kopf stellt? Supidupi, das sorgt für Abwechslung!" Für mich hat es nicht gepasst. (Das ist die freundliche Formulierung für 'hat mir die gesamte Story vermiest'.)

In Kombination mit der Tatsache, dass mir einige dramatische Elemente einen Hauch zu unrealistisch aufgelöst worden sind - etwas, was ich mir (im positiven Sinne) z.B. für das Ende gewünscht hätte -, ließ mich das Werk eher unbefriedigt zurück.

Gut gefallen haben mir das passend gestaltete Cover sowie der Einblick in das sportliche Wettkampfgeschehen.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 3 ✰ ✰ ✰
Leichte YA-Romance für jugendliche Leser:innen mit Bezug zum Eissport. Leider wurde in puncto Gefühl viel Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Me, myself and I

Sunrise Full Of Wonder
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Für mich war der dritte und finale Band der New-Adult-Reihe "Berlin Nights" (- die mich aufgrund ihres Berlin-Settings und der wunderschönen Covergestaltung ohnehin gereizt hatte -) auch gleichzeitig das ...

Für mich war der dritte und finale Band der New-Adult-Reihe "Berlin Nights" (- die mich aufgrund ihres Berlin-Settings und der wunderschönen Covergestaltung ohnehin gereizt hatte -) auch gleichzeitig das erste Buch der Autorin.

Von vielen Bookstagrammerinnen hatte ich bereits begeisterte Reviews zu diesem Roman gelesen, doch leider verlief mein Leseerlebnis, obwohl ich Friends-to-Lovers-Romances eigentlich liebe, etwas anders.

Das Negative zuerst (- denn ehrlich gesagt, ich will es aus dem Weg haben; ich schreibe ungern negative Bewertungen und würde viel lieber jeden Roman einfach nur von Herzen lieben -).

Die weibliche Hauptfigur fand ich anfangs ganz nett, mit fortschreitender Story wurde sie mir jedoch immer unsympathischer (aufgrund ihrer an pubertäre Naivität grenzenden, oft verbissenen-bockigen Art sowie wegen diverser Handlungen, die ich ich nicht nachvollziehen, geschweige denn gutheißen konnte). An einem Punkt hätte ich am liebsten das Buch zugeklappt, weil ich sie nicht mehr ertragen konnte, wollte den herzensguten Lenny schütteln und ihn fragen, warum er sich das antut.

Obwohl aus zwei Perspektiven erzählt wird, liegt der Fokus klar auf der weiblichen Stimme, doch gerade bei dieser Geschichte hätte mir eine intensivere Behandlung der Sicht von Lenny gewünscht (den ich eben deutlich mehr gemocht habe als Maya, bei der es gefühlt immer nur hieß 'ich, ich, ich und ICH'). Sein Charakter hätte bestimmt noch so viel mehr zu bieten gehabt (z.B. im Hinblick auf seine Familie oder seinen christlichen Background).

Der romantische Aspekt fiel flach aus in meinen Augen – null Herzklopfen, null Chemistry. Die Annäherung der beiden Hauptfiguren zog sich gefühlt eeeeewig in die Länge (erst in Kapitel 25, auf der 250! Seite, kommunizieren sie endlich mal offen miteinander, Halleluja!) und der Großteil der Handlung, von der ich mir so viel - vor allem eine süße, lebensbejahende Geschichte - erhofft hatte, erschien mir zwischenzeitlich langatmig und langweilig.

Wenn man schon nach 90% der Story noch auf Biegen und Brechen solch ein tragisches Thema in die letzten 10% der Handlung quetschen muss, sollte es mit überbordender Intensität behandelt werden und nicht auf solch oberflächlich-knappe, lieblose Weise, wie es hier erfolgt ist (- idealerweise eher mittig in der Handlung, gefolgt von einer intensiven Auseinandersetzung, und dann müsste für das große Drama-Element kurz vor Schluss eben eine andere Idee gefunden werden.) Ich war schockiert und anschließend sogar richtig sauer. Ja, es ist wichtig, dass dieses Tabuthema offen angesprochen wird, dass ein gesellschaftlicher Dialog darüber angeregt wird, und Kudos an die Autorin, dass sie sich an dieses heftige Thema überhaupt herangewagt hat. ABER: Es hätte viel, VIEL mehr im Fokus stehen müssen, insbesondere die damit einhergehende (in Deutschland vorgeschriebene) psychologische Beratung. Man darf nicht vergessen, dass nicht jede Leserin über die (diesbezüglich hoffentlich dauerhaft anhaltende, ansonsten wird sie ein böses Erwachen haben) Gewissheit einer Maya verfügt. Als jemand, der hautnah im früheren Freundeskreis miterleben musste, wie ein Mädchen aufgrund unzureichender psychologischer Vorab-Beratung nach ihrer Entscheidung in eine tiefe Depression stürzte (mit der sie jahrelang zu kämpfen hatte und aufgrund ihrer Reue angesichts der Unumkehrbarkeit dieses Eingriffs sogar zwischenzeitlich suizidgefährdet war), und auch als jemand, der die Hilflosigkeit und Machtlosigkeit ihres Umfelds miterlebt hat (denn so was betrifft zwar hauptsächlich, aber eben nicht ausschließlich nur SIE als Person, insbesondere wenn ein von jugendlichen Prioritäten beeinflusster Spontan-Entschluss sich als Irrtum herausstellt), finde ich jede oberflächlich beschriebene Einbindung eines solchen Eingriffs mehr als grenzwertig. Am liebsten würde ich alle Leser:innen an sie weiterverweisen, denn so was verändert einen Menschen für immer und will wohl überlegt sein. Ob Maja rückblickend mit Mitte 40 immer noch denken wird 'Ach, Hauptsache, ich konnte damals weiterhin skaten und malen und musste meine Tätowier-Sessions nicht vorübergehend pausieren'? Sagen wir’s mal so: Ich hoffe es ehrlich für sie und wünsche es ihr für ihr Seelenheil. Lange Rede, kurzer Sinn: Die hier erfolgte oberflächliche Art und Weise der Auseinandersetzung mit dieser ernsten Thematik gefiel mir überhaupt nicht.

Ich bin kein Fan von Ausdrücken wie "LOL" in Dialogen. (Cringe!) In Textnachrichten - meinetwegen, das geht gerade noch, aber nicht in Gesprächen. Dort wirkt es schlichtweg wie das reinste Teenie-Slang-Klischee.

Die großen Zeitsprünge von mehreren Jahren fand ich nicht schlimm. Wenn ich die Story einfach als allgemeinen Roman über die Jugend eines Mädchens betrachte (da mir die Love Story ja eher nebensächlich vorkam), deren Fokus auf Freundschaft, persönlicher Weiterentwicklung und der Loslösung von Personen mit toxischem Verhalten liegt, sind Zeitsprünge sogar von Vorteil, da sie uns einen großen Zeitraum überblicken lassen.

Was hat mir gefallen?

Die gesamte Cliquendynamik war toll, zudem wurden die Charakterzüge der Nebenfiguren vielschichtig und realistisch ausgearbeitet.

Die Auflösung von Mayas Geheimnis fand ich kreativ, plottechnisch passend platziert und erfrischend anders. Die von der Clique darüber geführten Dialoge waren interessant gestaltet und regten zum Nachdenken an.

Da ich meine Rezension on a good note abschließen möchte, habe ich mir mein Highlight für den Schluss aufgehoben, und das war ganz klar der Schreibstil der Autorin. Meine obige Kritik in puncto langatmige Passagen, fehlende Romantik, oberflächliche Ausarbeitung etc. bezog sich nämlich rein auf den INHALT der Geschichte, die unterm Strich eben nicht meinen Geschmack getroffen hat. Die reine Erzähltechnik hingegen (Dialoge bzw. Wortwahl im Allgemeinen; stimmige Übergänge, etc.) zeigt mir, dass die Autorin sehr wohl gut schreiben kann. Ich wünschte, der Plot und die weibliche Hauptfigur hätten mir mehr zugesagt, dann wäre das Werk vielleicht sogar ein richtiger Hit für mich geworden. Auf jeden Fall möchte ich nun nachträglich den Trilogie-Auftakt nachholen, da ich total neugierig auf die Story von Sydney und Luke bin.

Fazit: 3 Sterne (für Schreibtechnik, Nebenfiguren, Covergestaltung)

Ein ruhiger Pro-Choice New-Adult-Roman mit starker feministischer Note und einer sehr Ich-bezogenen weiblichen Hauptfigur, die mit ihrem Verhalten polarisiert, was durch den netten Freundeskreis jedoch meist abgefedert (und dadurch erträglich) wird. Von mir gibt es eine eingeschränkte Empfehlung für eingefleischte Fans dieses Genres.

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