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Veröffentlicht am 25.01.2023

Vielversprechender Start

Verschwiegen
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Die Polizistin Elma geht aus der Großstadt zurück in ihre alte Heimat, zur Familie. Zwar sollte die Arbeit in dem verschlafenen Städtchen weniger turbulent sein, als in Reykjavik, aber es kommt anders. ...

Die Polizistin Elma geht aus der Großstadt zurück in ihre alte Heimat, zur Familie. Zwar sollte die Arbeit in dem verschlafenen Städtchen weniger turbulent sein, als in Reykjavik, aber es kommt anders. Eine Frau wird ermordet aufgefunden. Wer ist sie und warum musste sie sterben? Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig und undurchsichtig, denn der Titel ist in der Kleinstadt Programm.
Dieser Auftakt hat mir richtig gut gefallen. Island ist aber auch eine besondere Kulisse, die mich immer wieder verzaubert – zumindest, wenn sie so gut und authentisch beschrieben wird, wie es hier der Fall ist. Einzig mit den Namen hadere ich manchmal, aber auch die waren hier kein Problem, sodass ich mich einfach auf das Geschehen einlassen konnte. Der Schreibstil ist sehr flüssig, ansprechend und die Art der Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ja, es ist düster, die Stimmung alles andere als freundlich und offen, aber genau das erwarte ich auch bei einem Island-Thriller. Rauhe Felsen und Menschen mit (harten) Ecken und Kanten – Nordic Noir eben durch und durch. Auch der Fall als solcher hat es in sich und dass hier was ganz Schlimmes schon in der Vergangenheit vorgefallen sein muss, wird schnell deutlich. Doch die Ausmaße und die Folgen waren so nicht absehbar – zumindest zu Beginn nicht. Absehbar fand ich eigentlich nur den Grund, warum Elma nach Jahren wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt ist. Das war einfach viel zu offensichtlich und ich musste schon ab und an die Augen rollen, wenn es mal wieder Andeutungen gab. Anderes hingegen hat mich überrascht und teils auch wirklich gefesselt. Schockiert hat mich auch so einiges – vor allem das, was in der Vergangenheit geschehen ist und sich immer mehr in seiner Unfassbarkeit steigert. Hier auch eine Warnung an zartbesaitete Leser – Stichwort: Kindesmisshandlung.
Interessant fand ich die beschwerlichen Ermittlungen, das Team hat mir gut gefallen und das soziale Gefüge der Kleinstadt ist hervorragend herausgearbeitet. Mir fehlte zwischendurch ein bisschen das Tempo, hintenraus ging es dann ein bisschen zu plötzlich für meinen Geschmack und deutlich zu knapp, aber die Auflösung als solche fand ich gut.
Dieser mehr als solide Auftakt hat mich gut unterhalten, ich bin jetzt schon gespannt auf Band zwei und empfehle dieses Debüt derweil gerne weiter.

Veröffentlicht am 18.12.2022

Sehr zäher Start, aber dann wird es richtig gut

Turmgold
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Zwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz ...

Zwei rechtsradikale Terroristen haben einen Plan oder vielmehr so etwas wie einen Plan. Ihr Ziel: Ein jüdischer Kindergarten, nicht irgendeiner, sondern einer, dessen Standort bereits einmal Schauplatz für eine Geiselnahme war. Derweil rotten sich auch weitere Rechtsradikale zusammen, um ihre perversen Ziele zu verfolgen.

Dieses Buch hat mich recht zwiegespalten oder anders gesagt: Den Start fand ich extrem langweilig mit gefühlt viel zu viel Personal und Nebenschauplätzen, deren Sinn und Zweck sich nicht so richtig erschlossen hat. Der Beginn war für mich wenig überzeugend, aber der weitaus größere Teil war dann einfach nur super spannend. Ich sage es mal so – als die letzten Vorbereitungen zur Aktion im Turm starteten und das Geschehen ab der Geiselnahme waren einfach grandios und auch ziemlich erschütternd. Davor war ich einfach nur enttäuscht von dem Buch und hatte Sorge, was das werden sollte, denn das Buch ist ja nicht unerheblich dick und wenn der Start dann so wenig ankommt, befürchtet man ja, dass es auch nicht besser wird. Ich war auch nicht mehr lange vom Abbruch des Buches entfernt, als der Autor den Schalter umlegte. Er hat eine echte Kehrtwende hingelegt. Fast meinte ich, dass hier zwei Autoren am Werk waren, denn es wurde plötzlich super spannend, extrem gut konstruiert und der Autor scheut sich nicht dem rechten Lager einen literarischen Schlag nach dem nächsten zu versetzen – also genau das, was ich mir erhofft habe. Sowohl die AfD, der „normale“ Rechte, Reichsbürger und waschechte Terroristen bekommen ihre Packung – und das fundiert, auch anhand bekannter Taten, jüngerer Vergangenheit. Die Geschichte als solche ist fiktiv, aber das Einbauen verbriefter Fakten zwischendurch fand ich richtig gut gemacht. Auch die Kritik an der Gesellschaft, Politik, Medien und Co fand ich sehr gut gemacht. Gelungen fand ich die vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge, die zwar Aufmerksamkeit erfordern, aber mich überzeugten. Auch der Spannungsbogen war – als es ihn dann endlich gab – richtig gut gemacht und die Idee hat mich auch sehr überzeugt.

Im Nachhinein ist auch der zähe Start erklärbar, aber das hätte man dennoch viel kürzer und spannender gestalten können, sodass ich am Ende vier Sterne gebe – wenngleich das Buch über weite Strecken voll auf fünf Sterne-Kurs war. Und ich kann wirklich nur den Tipp geben durchzuhalten, denn was der Start langweilig ist, ist es dann aber auch spannend. Vielleicht wäre der Start auch weniger lahm gewesen, hätte ich den ersten Teil gelesen?! Diese Geschichte lässt sich allerdings auch unabhängig davon sehr gut lesen.

Veröffentlicht am 05.12.2022

Würdiges Ende der Trilogie

Labyrinth der Freiheit
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Weiter geht die Geschichte um Isi, Carl und Artur und natürlich musste ich das Buch haben, denn hier endet die Trilogie und ich war sehr gespannt, wie es den drei Freunden mitten in der Weimarer Republik, ...

Weiter geht die Geschichte um Isi, Carl und Artur und natürlich musste ich das Buch haben, denn hier endet die Trilogie und ich war sehr gespannt, wie es den drei Freunden mitten in der Weimarer Republik, dem Aufstieg der Rechten und der immensen Inflation im turbulenten Berlin ergehen würde.
1922, Berlin. Die drei Freunde, die charakterlich kaum unterschiedlicher sein könnten bekommen es mit einem dramatischen Überfall zu tun. Isi ist das Hauptziel der Attacke und wird – auch wenn sie mit dem Leben davonkommt – so hart getroffen, dass es dem Leser auch wehtut. Das können und wollen die drei so nicht auf sich sitzen lassen und dann kommt noch das eine oder andere Drama auf die drei zu. Nicht nur politisch und gesellschaftlich geht es für alle hoch her, auch Bekannte der drei Freunde sorgen für Momente die es in sich haben. Viel möchte ich dazu gar nicht verraten, denn es lohnt sich selbst zu lesen, vom Zeitgeist, von den wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen, aber auch Weiterentwicklungen in Sachen Film – Stichwort: Tonfilm. Das Buch ist meist spannend und unterhaltsam, immer aber lehrreich. Die historischen Fakten werden sehr anschaulich und verständlich in die Geschichte gepackt, mit dem Zeitgeist verwoben und man fragt sich auch immer wieder: „Was würde ich tun?“. Interessant fand ich vor allem wie der Versailler Vertrag und das Erstarken konservativer Kräfte und damit der Nazis eingebaut wird. Auch die Fakten rund um das Schreckgespenst Inflation sind sehr spannend und haben durch die aktuellen Entwicklungen besonders zu fesselnd gewusst. Auch die Hyperinflation 1923 ist gut dargestellt und zeigt, dass es zwar extrem viele Verlierer gibt, aber auch ein paar Gewinner.
Und dann sind da noch die drei Freunde, die mir einfach ans Herz gewachsen sind und zwar alle drei, obwohl sie so unterschiedlich sind und gerade Artur alles andere als es nettes Kerlchen. Er steht aber bedingungslos zu seinen Freunden und alle drei wachsen mal wieder über sich hinaus.
Zwischendurch, und vor allem zum Ende hin, gab es dann aber doch die eine oder Sache die mich nicht so ganz überzeugte, manches fesselte mich auch nicht mehr, insgesamt war das Ende der Trilogie dann aber doch stimmig. Daher vergebe ich vier Sterne und empfehle ganz dringend die Vorgänger gelesen zu haben, da sonst das Lesevergnügen wahrscheinlich sehr dürftig ausfallen dürfte.

Veröffentlicht am 05.12.2022

Spannender Auftakt

CATAN - Der Roman (Band 1)
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Catan, das Buch zum Spiel, aus der Feder des Spielerfinders. Das Spiel liegt hier schon seit Jahren, aber irgendwie haben andere Spiele immer wieder das Rennen gemacht. Und trotzdem wollte ich das Buch ...

Catan, das Buch zum Spiel, aus der Feder des Spielerfinders. Das Spiel liegt hier schon seit Jahren, aber irgendwie haben andere Spiele immer wieder das Rennen gemacht. Und trotzdem wollte ich das Buch lesen, denn es versprach das Eintauchen in eine komplett fremde Welt, die der Nordmänner um 860. Das waren noch Zeiten – da wurde gebrandschatzt, gemeuchelt und geschändet, wie es gerade passte. Und dann macht sich eine Gruppe auf zu neuen Ufern. Wie wird es den Menschen auf der Insel ergehen? Warum haben sie sich überhaupt auf den Weg gemacht und werden sie neue Wege bestreiten oder wird auch in der neuen Heimat ein hartes Regiment geführt? Fragen über Fragen, zu denen der Auftakt dieser Familiensaga schon einige Antworten gibt.

Die Brüder Thorolf, Yngvi und Digur sowie die Schwestern Asla und Stina stehen im Zentrum des Geschehens. Asla soll verheiratet werden, liebt aber Thorolf – daher flüchtet sie aus dem elterlichen Haus und das bleibt nicht ohne Folgen. Einer dramatischen Flucht folgt eine harte Strafe für die drei Brüder, die für Jahre verbannt werden. Sie machen sich mit einer Gruppe auf zur Insel Catan. Vor den Neuanfang hat die Geschichte aber schon etliche Abenteuer gestellt, die nicht ohne Opfer bleiben. Das Geschehen ist teils brutal, ganz typisch wie man es erwartet und auch spannend. Die Überfahrt hat es richtig in sich und selbst nach der Ankunft auf der Insel bleibt es für manchen gefährlich. Dann kommt die Geschichte in ruhigere Fahrwasser, die Entwicklung der Siedler samt dem Handel wird sehr genau ausgearbeitet. Soziale, gesellschaftliche, politische, aber auch religiöse Aspekte werden unterhaltsam und anhand etlichen Personals (es gibt auch ein praktisches Personenregister) erläutert. Das war an sich auch wirklich interessant, an mancher Stelle hätte es aber auch ein wenig gestrafft werden können. Während die Verbindung der Brüder zu Beginn der Geschichte enorm war, verändert sich mit der Zeit das Gefüge, was zu weiteren spannenden Momenten führt. Der Schreibstil ist ansprechend und mehrheitlich wollte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen, weil es einfach interessant ist und mir die Protagonisten und deren Entwicklung viel Freude bereitete, auch wenn nicht jeder die Chancen auf Catan zu nutzen scheint.
Nun bin ich schon auf die Fortsetzung gespannt, denn das Ende des Auftakts ist schon vielversprechend… Nicht nur Fans des Spiels, sondern auch Freunden des historischen Romans empfehle ich dieses Buch daher sehr gerne.

Veröffentlicht am 11.11.2022

Kracher mit kleinen Abstrichen

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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Die besten Geschichte aus der vergangenen Zeit in einem Buch – genau das hat Sträter hier gemacht und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass er etliche Angriffe auf die Lachmuskeln beschert – wenn ...

Die besten Geschichte aus der vergangenen Zeit in einem Buch – genau das hat Sträter hier gemacht und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass er etliche Angriffe auf die Lachmuskeln beschert – wenn auch in meinem Fall nicht durchgängig.

Bisher hatte ich kein Buch von Sträter gelesen, ihn immer nur im TV gesehen und mich herrlich beömmelt – das tat ich auch beim Lesen, aber eben nicht immer. Der Großteil hat mich überzeugt, aber dieses Filmkapitel zum Ende hätte ich mal so gar nicht gebraucht. Auch die Spielzeuggeschichte fand ich nicht so prall und auch zwischendurch gab es mal den einen oder anderen Hänger, aber in Summe war es einfach nur gut. Besonders begeistert hat mich das Zwischenspiel, warum er kein Buch über seine Depressionen schreibt. Offen, ehrlich, knallhart und dennoch mit Witz, ohne sich über die Krankheit lächerlich zu machen.

Corona ist natürlich ein großes Thema, auch damit direkt verbunden ist die Politik-Satire – mir gefällt´s! Aber dem einen oder anderen hängt Corona so aus dem Hals raus, dass er nichts mehr lesen möchte, also Achtung, denn nicht unerhebliche Teiles des Buches behandeln genau das. Die „Pandemie-Papiere“ gefielen mir richtig gut, während die kleinen dicken Könige nicht so mein Fall waren. Die Themenvielfalt ist enorm, Sarkasmus, Ironie und Humor gibt es fast ohne Ende, aber bei manchem Text habe ich mich schon gefragt, warum das unbedingt sein muss. Und es würde auch ein bisschen wild, aber man kann dadurch auch immer wieder zwischen den Kapiteln hin und her springen.
Der Schreibstil – mit all seinen Abschweifungen – ist einfach klasse, die ganze Zeit hatte ich die Stimme des Autors im Ohr.

Und das wichtigste: Wenn man diesen Humor zu schätzen weiß, dann ist es einfach ein Kracher. Für mich einer mit nur wenigen Abstrichen, ergo vier Sterne.