Ruth und ihre Kinder trauern
Licht sucht sich seinen WegDer Roman "Licht sucht sich seinen Weg" von Jolina Petersheim ist eine in die heutige Zeit übertragene Liebesgeschichte, die sich in ähnlicher Weise in der Bibel von Ruth und Boas zu lesen ist.
Ruth erfährt, ...
Der Roman "Licht sucht sich seinen Weg" von Jolina Petersheim ist eine in die heutige Zeit übertragene Liebesgeschichte, die sich in ähnlicher Weise in der Bibel von Ruth und Boas zu lesen ist.
Ruth erfährt, dass ihr Mann Chandler und ihr Schwiegervater während einer Bombardierung in Afghanistan ums Leben gekommen sind. Chandler war als leidenschaftlicher Arzt für afghanische Opfer tätig und setzte sich in jeder freien Minute für seine Patienten vor Ort ein.
Von nun an muss Ruth für ihre gemeinsamen Töchter Sofie und Vivienne alleine sorgen und groß ziehen. Als kleine Kinder verstehen sie kaum, was mit ihrem Vater geschehen ist. Besonders die 6 jährige Sofie leidet unter dem Tod ihres Vaters sehr und kann den Schmerz kaum verwinden. Schließlich entscheiden sich Ruth und ihre Schwiegermutter Mabel mit den kleinen Kindern zu Elam, Chandlers Cousin, zu ziehen. Elam, der eine Cranberryfarm besitzt, gehört der mennonitischen Gemeinde an und ist von Natur aus sehr schüchtern. Ruth möchte helfen und auf der Farm arbeiten. Mit der Zeit lernen sie sich besser kennen...
Besonders interessant fand ich es, wie die Autorin dem Leser über kursiv geschriebene Briefe in retrospektiver Sicht schrittweise Einblicke in das nicht immer harmonisch ablaufende Eheleben zwischen Ruth und Chandler bietet. Ruth war ganz offensichtlich schon längere Zeit nicht mehr glücklich in ihrer Ehe, zumal Chandlers Lebensfokus eher im beruflichen Bereich angesiedelt war und seine Arbeit stets Vorrang vor dem Familienleben hatte.
Elam ist in dieser Hinsicht ein ganz anderer Charakter. Er ist ein aufmerksamer und interessierter Zuhörer und nimmt sich Zeit für sie und ihre Kinder. Schon steht die Überlegung im Raum, ob es nach einer angemessener Zeit nicht doch möglich wäre eine glückliche Familie zu gründen.
Ruth kämpft sehr mit ihren Gefühlen die zwischen Trauerbewältigung, Hoffnung auf ein neues Glück, Schuldgefühlen und abgrundtiefem Leid hin und her wogt. Die Freude auf ein neues, vielversprechendes Leben mit Elam steht ihr vor Augen. All dies konnte ich mitempfinden und empfand ich auch als logisch nachvollziehbar.
Jedoch nutzte die Autorin einen sehr ungewöhnlichen, in meinen Augen recht unglücklichen Kunstgriff, der sicherlich kontrovers diskutiert werden kann. Dem einen Leser mag die abrupte Wendung der Story gefallen, dem anderen jedoch - und zu diesen möchte ich mich zählen- sieht sich eher hart vor den Kopf gestoßen, um nicht zu sagen sogar verletzt zu sein. Ich litt furchtbar mit Ruth und Elam, bevor ich über den erwähnten Kunstgriff der Autorin in voller Fahrt, mental gesehen, gegen eine Betonwand gefahren wurde.
Doch eine Wendung am Ende der Geschichte hat mich wieder mit dem Schicksal von Ruth versöhnt. Ich fühlte mich glücklich.
Die christliche Empfehlung von Mabel, die sich in unserer Zeit auf die Ehe anwenden lässt, hat mir sehr gut gefallen.