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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2022

Ein toller Schreibstil

Unschuld
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Unschuld – Takis Würger
Mollys Vater soll hingerichtet werden. Seit zehn Jahren sitzt er im Gefängnis für den Mord an einem Jungen aus reichem Hause. Molly macht sich nun auf, sein Leben zu retten. Als ...

Unschuld – Takis Würger
Mollys Vater soll hingerichtet werden. Seit zehn Jahren sitzt er im Gefängnis für den Mord an einem Jungen aus reichem Hause. Molly macht sich nun auf, sein Leben zu retten. Als Hausmädchen in der Familie des Opfers will sie herausfinden, was damals wirklich geschah.
Dies ist ein Krimi, nur dass die Ermittlerin – Molly, logischerweise auch emotional sehr nah am Geschehen ist. Außerdem handelt es sich bei diesem Roman um eine Sozialstudie der amerikanischen Gesellschaft, die hier nicht allzu gut wegkommt. Denn Würger legt seinen Finger genau in die großen Probleme des Landes. Sowohl der amerikanische Umgang mit Waffenbesitz spielt eine Rolle, als auch der allgegenwärtige Medikamentenmissbrauch. In Kombination mit Würgers eindringlichem Schreibstil ergeben diese Themen eine explosive Mischung.
Die Geschichte wird aus der Sicht von verschiedenen beteiligten Figuren erzählt. Bereits nach wenigen Kapitel hatte mich ein Sog gepackt und nicht mehr losgelassen. Der Autor schreibt unglaublich nah an seinen Protagonisten. Eine sehr schlichte, direkte Sprache, recht knapp, dennoch sagt er soviel mit wenigen Worten. Es ist schwer zu beschreiben, aussagekräftig und pointiert. Mochte ich sehr.
Ein Roman, den ich innerhalb kürzester Zeit vollkommen gefesselt verschlungen habe. 5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 22.12.2022

Claudia und Artemis

Through my Heart – Ich begehre nur dich
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Through my heart – Ich begehre nur dich – Adriana Godoy
Dies ist bereits der zweite Teil der Wattpad/Netflix-Reihe „Through my Window“. Die Bücher können durchaus unabhängig voneinander gelesen werden, ...

Through my heart – Ich begehre nur dich – Adriana Godoy
Dies ist bereits der zweite Teil der Wattpad/Netflix-Reihe „Through my Window“. Die Bücher können durchaus unabhängig voneinander gelesen werden, allerdings ist es mit den entsprechenden Vorkenntnissen noch schöner.
Hier kommt nun also der älteste Hidalgo-Bruder Artemis an die Reihe. Claudia arbeitet in seinem Elternhaus und ist quasi mit ihm aufgewachsen. Bis sich die Gefühle füreinander veränderten… Im Prinzip ist dies ein recht klassischer „Friends-to-lovers-Plot“ mit „Second-Chance-Aspekten“. Eigentlich nichts Besonderes in dem Genre. Allerdings ist diese Reihe wirklich toll geschrieben und konnte mich vollkommen berühren, woran auch immer das liegt. Ich habe die Lektüre sehr genossen und hoffe, dass auch der dritte Bruder, Apollo, seine eigene Geschichte bekommt.
Eine emotionale Liebesgeschichte, die mir sehr gefallen hat. 5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Wow - Highlight

Ich bin nicht da
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Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane ...

Ich bin nicht da – Lize Spit
Die breite Palette psychischer Störungen ist auch heute noch unberechenbar und mit Angst und Ablehnung behaftet. Lize Spit, die ja bereits für schockierende, unbequeme Romane bekannt ist, setzt in diesem großen, beklemmenden Roman genau hier an. Herausgekommen ist ein schonungslos offenes Werk – etwas ganz Besonderes.
Die Beziehung zwischen Leo und Simon ist sehr innig beinahe symbiotisch. Beinahe wieder Willen kommt man als Leser den beiden und ihren Eigenheiten sehr nah – fast zu nah. Eins ist klar: Es ist eine riesige Liebe zwischen den beiden und eine große Abhängigkeit voneinander. Darüber hinaus gibt es nur wenige Menschen, die ihnen etwas bedeuten. Und nun kommt Simon eines Tages nach Hause und ist völlig verändert. Er hat sich ein Tattoo stechen lassen und ist völlig aufgedreht. Dieser Zustand verbessert sich nicht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Simon schläft kaum noch, steigert sich in irrwitzige Ideen, entwickelt sogar eine Paranoia. Er rutscht in eine ausgewachsene Manie, aus der er sich nicht mehr befreien kann. Und Leo ist die klassische Co-(Abhängige?) Partnerin. Sie unterstützt, sorgt sich, vertuscht und lügt für ihren Freund. Was sie vor lauter Übermüdung übersieht, ist die Katastrophe, die sich gerade anbahnt.
Dies ist einer der Handlungsstränge, nämlich die Vergangenheit. Beschrieben wird die Beziehung und das Auftreten, die Entwicklung von Simons Psychose. In wesentlich kürzeren Abschnitten wird aus der daraus resultierenden Gegenwart erzählt, in der der panischen Leo noch 11 Minuten bleiben um eine Katastrophe zu verhindern. Diese beiden Zeitachsen nähern sich einander langsam an und erzeugen dabei eine beinahe unerträgliche Spannung.
Ich-Erzählerin ist Leo und das ist großartig gemacht, auch wenn ich Leo fast zu aufopferungsvoll und leidenswillig fand. Dennoch wirkt sie so authentisch und ihr Verhalten von innen gesehen absolut nachvollziehbar.
Vielleicht muss man persönliche Erfahrungen mit psychischen Krankheiten haben, oder sich einfach sehr für das Thema interessieren. Denn der Mammutteil dieses Romans beschäftigt sich mit der Wesensveränderung Simons, den Auswirkungen auf Leo und diversen, wenig erfolgversprechenden Medikationen – fast 600 Seiten lang. Vermutlich muss man das mögen. Ich fand es genial und absolut faszinierend, auf eine negative Art und Weise. Tatsächlich gibt es grausame Szenen, eine unglaubliche Bedrohung liegt das ganze Buch über in der Luft – Lize Spit beherrscht das virtuos. Obwohl ich manchmal die Augen zukneifen wollte, konnte ich den Roman kaum zur Seite legen und das Gelesene hat mich auch darüber hinaus intensiv beschäftigt. Es ist eine besondere Art von Horror, zusehen zu müssen, wie sich der geliebte Mensch unwiderruflich verändert. Die Autorin bringt das hervorragend rüber, mit allen Konsequenzen.
Eine Ausnahmeautorin und ein Roman, der mich extrem berührt und beschäftigt hat. Eins meiner Jahreshighlights 2022.
Natürlich 5 Sterne – kürzer ging das leider nicht….

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Hilfreicher Ratgeber

Narzissten enttarnen
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Narzissten enttarnen – Silvia Christine Strauch
Dies ist ein höchst informativer Ratgeber über das Thema „Narzissmus“, der interessierten Laien einen spannenden Einblick in die recht verbreitete Persönlichkeitsstörung ...

Narzissten enttarnen – Silvia Christine Strauch
Dies ist ein höchst informativer Ratgeber über das Thema „Narzissmus“, der interessierten Laien einen spannenden Einblick in die recht verbreitete Persönlichkeitsstörung gewährt. Die Autorin beschreibt sachlich fundiert das Verhalten des Narzissten in den verschiedenen Lebensbereichen Partnerschaft, Familie, Beruf und Freunde. So fällt es leichter, diese als solche zu erkennen und sich vor ihnen zu schützen. Anhand vieler Beispiele werden die Ausführungen noch plastischer. Zusätzlich gibt es jede Menge Tipps, eine etwaige toxische Beziehung zu einem Narzissten wieder zu beenden.
Frau Strauch hat einen sehr angenehmen und eingängigen Schreibstil und liefert hiermit wichtige Informationen und Tipps für Betroffene und Interessierte.
Ein Ratgeber zu einem wichtigen Thema, das ich sehr gerne weiterempfehle! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Gaia

Das Wasser des Sees ist niemals süß
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Das Wasser des Sees ist niemals süß – Giulia Caminito
Nach „Ein Tag wird kommen“ ist dies mein zweiter Roman der italienischen Ausnahmeautorin Giulia Caminito. Mit ihrem unvergleichlichen Schreibstil erzählt ...

Das Wasser des Sees ist niemals süß – Giulia Caminito
Nach „Ein Tag wird kommen“ ist dies mein zweiter Roman der italienischen Ausnahmeautorin Giulia Caminito. Mit ihrem unvergleichlichen Schreibstil erzählt sie von den kleinen und großen Dramen des Lebens.
Im Mittelpunkt dieses (Anti-) Bildungsromans steht das Mädchen Gaia, das mit der dominanten Mutter, dem an den Rollstuhl gefesselten Vater und drei Geschwistern in eine Sozialwohnung am Lago di Bracciano zieht. Dieser See zieht sich tatsächlich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ebenso wie die ärmliche Herkunft, die Gaia niemals vergisst und deren Hürden sie nie überwinden wird. Mutter Antonia ist herrisch und ehrgeizig: Die Kinder sollen es einmal besser haben, sollen in der Gesellschaft aufsteigen, koste es, was es wolle. Es ist ein immenser Druck, dem sie insbesondere ihre Tochter aussetzt. Diese stellt nämlich schnell fest, dass Lerneifer allein nicht ausreicht, um bei den Altersgenossen akzeptiert zu werden – und sie findet neue Mittel und Wege, um sich durchzusetzen. Gaia trägt einen Zorn in sich, der immer wieder nach außen drängt.
Gaia ist somit nicht unbedingt eine sympathische Protagonistin. Sie macht Fehler, sie ist gewalttätig, teilweise kriminell. Dennoch spürt man diese tiefe Verletzlichkeit, die unter diesen Wutausbrüchen liegt. Man möchte sie in den Arm nehmen, bekommt ein tieferes Verständnis für sie und ihren Charakter. Eine Figur, die sehr tiefsinnig und vielschichtig ist – ebenso wie der ganze Roman. Eine tolle Leistung.
Es sind die großen Fragen des Lebens, denen Frau Caminito sich hier widmet, wie die schiere Unmöglichkeit eines sozialen Aufstiegs beispielsweise. Manch andere Themen erscheinen dagegen beinahe banal, etwa Mädchenfreundschaften, erste Lieben etc. Es ist eine Kindheit und Jugend, ein Erwachsenwerden unter schwierigen Umständen. Unbedingt besonders wird diese Geschichte vor allem durch Caminitos wunderbaren Schreibstil. Zart und dennoch geradezu wütend erzählt sie von Gaia und ihrem Umfeld. Bildreich, oft beinahe poetisch, aber immer direkt ins Herz treffen ihre Sätze. Wie oft blieb ich bei einer Aussage hängen, nachsinnend und bewundernd.
Woran auch immer es liegt, dass diese Autorin bei uns immer noch recht unbekannt ist – das muss und wird sich ändern. Denn für mich ist dies wieder ein absolutes Highlight – 5 Sterne!

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