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Veröffentlicht am 23.12.2022

Sehr spannende Fortsetzung

Mehr als die Ehre
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Es wird auch in Band 3 einfach nicht ruhiger auf Gut Mohlenberg. Nach der Machtergreifung durch die Nazis musste Friederike die psychiatrische Klinik offiziell schließen. Es wird lediglich das Gestüt weitergeführt. ...

Es wird auch in Band 3 einfach nicht ruhiger auf Gut Mohlenberg. Nach der Machtergreifung durch die Nazis musste Friederike die psychiatrische Klinik offiziell schließen. Es wird lediglich das Gestüt weitergeführt. Aber Friederike wäre nicht die, die sie ist, wenn sie sich nicht trotzdem um ihre Schützlinge kümmern würde. Die geistig Behinderten aus der Klinik bekommen nun eine Anstellung auf dem Gut und werden so gut es geht, in die anfallenden Arbeiten einbezogen. Vor allem Fritz merkt man richtig an, dass es ihm sogar sehr gut tut, gebraucht zu werden.

In diesem Band müssen die Bewohner des Gutes sich gegen die SS behaupten. Nicht immer ganz einfach, die Tarnung aufrecht zu erhalten…

Friederike tat mir unglaublich leid, dass sie so hintergangen wurde. Aber sie handelt trotzdem, wie es ihrer Art entspricht, tatkräftig und lässt sich nicht unterkriegen. Mit der ihr ganz eigenen Art, die Dinge anzupacken tut sie auch jetzt wieder alles, um das Gut Mohlenberg und seine Bewohner zu schützen. Und das gelingt ihr gut. Egal, ob die SS auf dem Hof einfällt, um „Reiterferien“ zu machen, oder ob es darum geht, sich gegen einen Betrüger zur Wehr zu setzen. Friederike packt es einfach an. Sie ist sich nicht zu schade, die richtigen Strippen zu ziehen, um die Ihren zu beschützen.

Wie gut, dass auch Fräulein Wermut, die wir schon aus dem zweiten Band kennen, wieder anreist. Die liebenswerte alte Dame hat es, wie wir schon wissen, faustdick hinter den Ohren und ist hier genau die richtige Verbündete. Fräulein Wermut möchte ich wirklich nicht mehr missen. Was für eine tolle alte Dame!

Insgesamt folgt die Geschichte einem roten Faden und verliert diesen auch zu keiner Zeit. Melanie Metzenthin schafft es wieder, eine spannende Geschichte mit historischen Fakten zu verweben. Wir bekommen einen Kriminalfall, den es zu lösen gilt und treffen auf die Reiter-SS und auch erneut darauf, wie im Nazi-Deutschland mit „unwertem Leben“ umgegangen wurde. Gerade was dieses Thema angeht, tut Friederike wieder ihr Bestes, um wenigstens für einige wenige Menschen Schutz zu bieten.

Die beiden SS Männer, Herr Markmann und Dr. Kessler waren für mich beide schwer zu durchschauen und es wurde zumindest in diesem Band auch nicht aufgelöst, ob sie Friederike wohlgesinnten waren, oder ob vor allem Dr. Kessler versucht hat, sie aufs Glatteis zu führen. Vielleicht treffen wir ihn ja nochmal wieder? Ich vermute aber, eher nicht. Falls nicht, dann finde ich das tatsächlich ein bisschen schade. Vor allem der Markmann war mir eigentlich ganz sympathisch.

Der Schreibstil von Melanie Metzenthin ist gewohnt mitreißend. Ich hatte die Geschichte innerhalb von 2 Tagen durchgelesen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Zum Glück erscheint schon im Januar Band 4.

Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich empfehle aber, mit Band 1 anzufangen, sonst wird es schwierig, einige Zusammenhänge zu verstehen, auch wenn die Bände in sich abgeschlossen sind.

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Veröffentlicht am 23.12.2022

Schöner Kurzroman auch für nach Weihnachten

Die Wärme, die wir teilen
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Die Wärme, die wir teilen ist der neue Kurzroman von Philippa Penn, die ich bereits vorher durch ihre Dystopie, die Invalidum-Dilogie, kannte. Mit Die Wärme, die wir teilen, bewegt sie sich dieses Mal ...

Die Wärme, die wir teilen ist der neue Kurzroman von Philippa Penn, die ich bereits vorher durch ihre Dystopie, die Invalidum-Dilogie, kannte. Mit Die Wärme, die wir teilen, bewegt sie sich dieses Mal in einem völlig anderen Genre.

Die Geschichte spielt zwar auf dem Weihnachtsmarkt, um die Weihnachtstage, ich würde aber mal sagen, dass man sie den ganzen Winter hindurch lesen kann. Es handelt sich um eine zuckersüße Liebesgeschichte, die sich aufgrund der Kürze des Buches extrem schnell entwickelt. Das muss muss man wissen und mögen. Mir ist es zwar aufgefallen, aber es hat mich nicht gestört. Zuckersüß heißt übrigens in diesem Fall nicht kitschig. Klar ist eine Portion Weihanchtsfeeling drin und das ist irgendwie immer ein bisschen zuckerig, aber die Geschichte ist wirklich nicht klebrig. Dafür haben die Protagonisten auch zu viel durchzumachen. Besonders geradlinig ist Luizas und Phills Weg selbstverständlich nicht. Sonst hätten wir hier ja keine spannende Geschichte, oder?

Luiza ist eine sehr sympathische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt. Ich mochte es, dass sie aus ihrem Fast-Burn-Out gelernt hat und sich jetzt für keine Arbeit zu schade ist. Ihr geht es heute darum, dass es ihr gut geht, nicht darum, dass sie unter allen Umständen Karriere macht. Ich fand das unglaublich sympathisch. Ihre „Gegenspielerin“ ist ihre Mutter, die so absolut nicht einsieht, dass man auch ohne große Karriere glücklich sein kann. Ich fand sie unglaublich erfrischend für die Geschichte, wobei man natürlich über ihre Verhalten auch sehr wütend wird.

Phil macht es dem Leser ein bisschen schwerer, in sein Herz zu blicken, aber auch er präsentiert sich von Beginn an sehr sympathisch. Er hat ein paar Päckchen mit sich herumzutragen, die es ihm schwer machen, Luiza sein Herz ganz zu öffnen. Seine Geschichte wirkte authentisch und ich habe definitiv mit ihm mitgefühlt.

Die Geschichte entwickelt ich, wie bereits erwähnt, sehr schnell vorwärts. Aber letzten Endes hat mir das gut gefallen, denn man fliegt nur so durch die Seiten. Es is eine Geschichte, die man in der sonst eher stressigen Weihnachtszeit gut auf dem Sofa lesen kann, um ein bisschen Entspannung zu finden. Nicht besonders tiefgründig, aber die Figuren tragen schon ihre Probleme mit sich herum.

Zu Problemlösung tragen einige Nebenfiguren bei, wie Luizas Kollege Julio und seine witzige Mitbewohnerin Franzi. Beide sehr sympathische Charaktere. Außerdem haben wir noch Phil Tante Edda, die keinen besonders großen Auftritt hat, aber der hat es in sich. Ganz liebenswerte alte Frau!

Der Schreibstil ist bildhaft und hat mich in die Geschichte gezogen. Man sieht den Weihnachtsmarkt und Phil Glühweinbude direkt für sich.

Ich kann euch Die Wärme, die wir teilen wirklich empfehlen. Ihr werdet einen schönen Lesenachmittag mit dem, Buch verbringen und am Ende das Gefühl haben, neue Freunde kennengelernt zu haben. Von mir gibt es 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Spannende Geschichten, die Mut machen

Der Tag, der mein Leben veränderte
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Erneut hat Tim Pröse die Geschichte von Menschen aufgegriffen. In diesem Buch geht es um 15 Menschen, 15 Schicksale. Es geht um Menschen, die tief gefallen sind, Schicksalsschläge verkraften mussten und ...

Erneut hat Tim Pröse die Geschichte von Menschen aufgegriffen. In diesem Buch geht es um 15 Menschen, 15 Schicksale. Es geht um Menschen, die tief gefallen sind, Schicksalsschläge verkraften mussten und die wieder aufgestanden sind.

Das Buch macht Mut. Ich weiß nicht, ob ich so mutig wäre, aber es zeigt, dass es geht. Man stolpert, fällt, und dann ist es an einem selbst, zu entscheiden, ob man liegen bleibt, oder ob man sich wieder hoch kämpft. Die 15 hier porträtierten Menschen haben sich wieder hoch gekämpft. Tim Pröse erzählt ihre Geschichten ehrlich und offen, aber auch mit der gebotenen Sensibilität. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir vielleicht nicht weniger Fakten, aber mehr Gefühle gewünscht. Nun ist mir aber klar, dass der Autor nur das schreiben kann, was die Personen ihm vermittelt haben. Und vielleicht ist das mit den Emotionen auch so eine Sache. Wie nah lässt man seine Geschichte und damit auch den Leser erneut an sich heran kommen? Ich kann durchaus verstehen, warum es an der einen oder anderen Stelle etwas nüchterner geworden ist.

Mich hat die Geschichte der Berufssoldatin Paula sehr nachdenklich gemacht, was meine eigenen Gedanken angeht. Ich muss gestehen, dass ich eher zu den Menschen gehöre, die denken „die kriegen so viel Kohle dafür, dass sie in den Auslandseinsatz gehen und sie haben sich diesen Beruf selbst ausgesucht, also müssen sie mit dem Risiko auch leben“. Mein Mitleid hielt und vielleicht auch hält, das will ich nicht ganz abstreiten, doch eher in Grenzen. Niemand wird gezwungen, diese Risiken einzugehen. Dennoch hat mir die Geschichte von Paula doch sehr zu denken gegeben. Wie sie sich sehr mühsam wieder ins Leben zurück kämpft, wie wenig Unterstützung sie teilweise auch aus den eigenen beruflichen Reihen bekommt ist schon sehr erschreckend. Hier gilt es doch, etwas sensibler mit seinen eigenen Gedanken umzugehen, etwas mehr Mitgefühl zu leben. Das hat mir die Geschichte vermittelt.

Ganz besonders berührt hat mich die Geschichte von Deutschlands ungewöhnlichstem Bestatter Fritz, der gezwungen war, sich viel früher, als man sich das wünscht, auf seinen eigenen Tod vorzubereiten. Ich fand es sehr schön, zu lesen, wie vielen Menschen er Unterstützung gegeben hat, wie schon der von ihm kreierte Friedhof ist. Es war schwierig, sich vorzustellen, dass dieser einfühlsame und positive Mann nun selbst überlegen muss, wie er zur letzten Ruhe gebetet werden will. Dabei kommt aber an keiner Stelle seiner Geschichte das Gefühl auf, dass er mit sich oder dem Leben hadert. Ich empfand ihn als sehr starke, beeindruckende Persönlichkeit.

Insgesamt hat Tim Pröse erneut ein sehr interessantes Buch vorgelegt, das ich euch wirklich empfehlen kann. Ich vergebe gerne 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Spannend, aber auch erschreckend - was für eine Industrie, die dahinter steckt

Falsche Vorbilder
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Eigentlich hatte ich gerade noch ein anderes Buch vor der Nase und wollte in dieses nur kurz reinlesen. Nach zwei Tagen hatte ich es beendet. Ich konnte es nicht aus der Hand legen.

Alicia Joe setzen ...

Eigentlich hatte ich gerade noch ein anderes Buch vor der Nase und wollte in dieses nur kurz reinlesen. Nach zwei Tagen hatte ich es beendet. Ich konnte es nicht aus der Hand legen.

Alicia Joe setzen sich mit der dunklen Seite von Sozialen Medien, wie teilweise gefährlichen Challenges auseinander. Sie berichten über die verschiedenen Influencer, die mit ihren Kanälen Geld verdienen, wie Beauty-Influencer, Fitness-Blogger und Travel-Blogger. Außerdem, und das waren die beiden Kapitel, die mich am meisten erschreckt haben, über Familien-Blogger und Kinder-Influencer.

Grundsätzlich waren viele Aussagen nicht neu für mich. Selbstverständlich weiß man, dass Influencer mit ihren Accounts auf den sozialen Netzwerken ihr Geld verdienen. Natürlich ist mir bewusst, dass viele für Geld alles in die Kamera halten (ist ja bei TV Werbung auch nicht anders). Diese Informationen aber so geballt zu lesen hat schon ein bisschen erschrocken gemacht. Da fließen teilweise richtig hohe Beträge.

Das Kapitel über Beauty-Influencer fand ich persönlich ganz spannend, aber aus der Warte, dass ich mir immer gar nicht vorstellen kann, dass es wirklich Menschen gibt, die diesem „Ideal“ nacheifern. Irgendwie habe ich für diese Industrie das falsche Schönheitsideal. Ich finde die aufgespritzten Lippen und gemachten Rundungen nicht schön. Beauty-Influencer, die ihren Körper irgendwie aufspritzen lassen, fand ich schon immer eher hässlich. Aber ja, auch sie beeinflussen uns und unsere Kinder. Vor allem, wenn behauptet wird, dass das alles nur durch Sport entstanden ist, sich hinterher aber herausstellt, dass doch eine OP stattgefunden hat. Wie kann es sein, dass heute schon junge Erwachsene mit gerade mal knapp über 20 Jahren, sich irgendwelchen Schönheit-OPs unterziehen. Das ist doch nicht mehr normal, oder?

Wie bereits angedeutet, haben mich am meisten die Beiträge zu Familien-Bloggern und Kinder-Influencern sehr erschreckt. Natürlich ist einem klar, dass es nicht richtig ist, dass Kinder in für sie vielleicht auch eher unangenehmen Situationen (Kind weint, Kind fällt hin) gezeigt wird. Das gebietet schon der normale Anstand, dass man sowas nicht schön, niedlich oder süß findet. Trotzdem findet man solche Videos zu Hauff. Mich persönlich haben sie immer eher abgeschreckt, aber anscheinend finden sich auch unter solchen Videos reihenweise positive Kommentare. Videos, in denen Kinder mit schokoverschmierten Mündern zu sehen sind, waren für mich bis jetzt eher harmlos. Aber es stimmt. Wer sieht diese Videos alles? Wird das Kind, wenn es mal älter wird, vielleicht damit aufgezogen? Haben Eltern eigentlich das Recht, Videos von ihren Kindern für die ganze Welt öffentlich zu posten? Fragen über Fragen, die Alicia Joe und Sabine Winkler hier aufwerfen und die mich sehr nachdenklich gemacht haben.

Ich habe mir aber ehrlich gesagt nicht so bewusst gemacht, dass auch da eine Klick-Industrie hinter steckt. Für You Tube Videos gibt es Vergütung für Klicks. Die Beispiele, die gegeben wurden, sind schon teilweise sehr grausam. Da werden Kinder regelrecht inszeniert, um an Klicks zu gelangen. Die beschriebenen Beispiele haben mich fassungslos gemacht. Wie können Eltern so sein? Zählt hier wirklich nur noch das Geld? Anscheinend!

Alicia Joe und Sabine Winker untermauern ihre Aussagen mit vielen Fakten und Quellen. Es gibt insgesamt 373 Endnoten, anhand derer man die Aussagen weiter nachvollziehen bzw. nachprüfen kann, wenn man möchte. Alles in allem kann ich sagen, dass ich die Beiträge auf Instagram und in anderen sozialen Netzwerken jetzt nochmal mit ganz anderen

Ich vergebe 5 Sterne und rate jedem, der sich in den sozialen Netzwerken herumtreibt, vor allem Eltern, mit jugendlichen Kindern, die selbst vielleicht nicht ganz so fit im Umgang mit den sozialen Medien sind, dieses Buch zu lesen. Es öffnet einem ganz schön die Augen, welche Industrie inzwischen dahinter steckt, und wie viel Geld damit verdient wird.

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Ein Buch, welches unbedingt gelesen werden muss!!

Sie mussten nach links gehen
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Meistens enden Bücher über den Holocaust mit der Befreiung aus dem Konzentrationslager. Nicht so dieses Buch. Hier geht die Geschichte dann erst richtig los.

Die Autorin setzt sich mit vielen Fragen auseinander: ...

Meistens enden Bücher über den Holocaust mit der Befreiung aus dem Konzentrationslager. Nicht so dieses Buch. Hier geht die Geschichte dann erst richtig los.

Die Autorin setzt sich mit vielen Fragen auseinander: Wie ist es, wenn man auf der Suche nach den Angehörigen ist? Was macht es mit einem, dass man nicht weiß, ob die Lieben noch leben oder nicht. Wie soll man nach dieser Erfahrung weiterleben? In wie weit kann man den eigenen Erinnerungen vertrauen? Was verdrängen Gehirn und Psyche, damit man weiterleben kann?

Monica Hesse zeigt sehr gut, wie unterschiedlich Menschen ticken. Die einen nehmen ihr Leben wieder auf, verdrängen die Erfahrungen, die sie im KZ machen mussten. Sie schauen nach vorn und versuchen, wieder zu leben. Die anderen, wie auch unsere Protagonistin, Zofia, haben es schwerer, sich ins Leben zurück zu kämpfen. Zofia kann das Erlebte nur schwer verarbeiten. Sie kann nicht einfach nach vorne schauen, das Leben wieder aufnehmen, dass sie vor dem KZ gelebt hat. Ich konnte das sicher nur in Ansätzen nachvollziehen, da ich zum Glück nie derartige Erfahrungen machen musste. Monica Hesse hat es aber geschafft, mir Zofia sehr nahe zu bringen, so dass ich dennoch gut verstehen kann, dass sie eben nicht ihr Leben einfach wieder aufnehmen kann.

Teilweise lässt Zofia und nur wenig an ihrem Innenleben teilhaben und genau das hat es für mich umso eindringlicher gemacht. Sie versucht, das Erlebte mit sich selbst auszumachen, weiß teilweise selbst nicht, ob ihre Erinnerungen wahr sind oder ob Dinge anders passiert sind.

Und dennoch vermittelt das Buch auch Hoffnung. Hoffnung, dass der Mensch stärker ist, als er denkt. Die jungen Menschen in den Auffanglagern versuchen, ihr Leben wieder aufzunehmen. Es wird gearbeitet, es wird gelacht, getanzt und geheiratet. Wir sind vermutlich so gestrickt, dass wir weiter machen. Die traumatischen Erlebnisse werden verarbeitet oder verdrängt und das Leben geht weiter. Wobei es einen auch sehr nachdenklich macht. Wovon lassen wir uns heute teilweise schon runter ziehen? Trotz des Ukraine Kriegs, der nicht so weit von uns weg ist, leben wir in sicheren Zeiten. Uns geht es gut, wir jammern teilweise auf ziemlich hohem Niveau. Für mich rücken derartige Bücher auch meine Perspektive immer wieder zurecht. Ich fühle sehr viel Demut, wenn ich solche Geschichten lese.

Der Schreibstil ist einfach gehalten. Man kann der Geschichte sehr gut folgen. Die Autorin baut keine großen Schnörkel ein. Sie erzählt Zofias Geschichte, so wie sie es verdient. Direkt, authentisch, Auf den Punkt. Ich fand das extrem passend.

Dieses Buch ist zwar in einem Jugendbuchverlag erschienen, meiner Ansicht nach ist es aber auch für Erwachsene eine absolut geeignete Lektüre. Oft vergisst man, wie jung Zofia eigentlich noch ist. Sie musste, bedingt durch ihre Erfahrungen sehr viel schneller erwachsen werden, als es junge Leute heute müssen.

Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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