Spannendes Kinderbuch mit zu hoher Alterseinschätzung
Die TraumgängerVor einiger Zeit bekam ich eine Email mit der Frage, ob ich Interesse daran hätte, Markus Heitz bei seinen Schritten in die Kinderbuchwelt zu begleiten. Da ich ein großer Fan seiner Bücher bin, lautete ...
Vor einiger Zeit bekam ich eine Email mit der Frage, ob ich Interesse daran hätte, Markus Heitz bei seinen Schritten in die Kinderbuchwelt zu begleiten. Da ich ein großer Fan seiner Bücher bin, lautete die Antwort natürlich ja. Außerdem locken “Die Traumgänger” damit, auch für ungeübte Leser leicht zu lesen zu sein und schienen mir damit perfekt für meinen Neffen. Er hat gerade die erste Klasse hinter sich gebracht und steht somit erst am Anfang seines Leseweges. Damit ist er natürlich noch keine 11 Jahre alt, aber ich muss sagen, dass ich nach dem Lesen auch nicht genau weiß, warum das Ganze erst ab 11 Jahren sein soll. Meiner Meinung nach kann die Geschichte durchaus auch schon früher gelesen werden.
“Die Traumgänger” ist der Auftakt einer neuen Fantasy-Reihe von Markus Heitz, nur dass er dieses Mal keine blutrünstigen Vampire, streunende Werwölfe oder andere gruselige Dinge auf seine erwachsene Leserschaft loslässt, sondern sich dieses Mal den Kindern widmet und eine magische, interessante und spannende Welt kreiert.
Für Kinderköpfe reicht es vielleicht, wenn sie sich diese magische Welt ausmalen, ich fand allerdings es fehlte ein wenig an Gestaltung und Tiefgang. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass es sich hier um ein Kinderbuch und den Auftakt handelt. Die Reihe hat nach dem entworfenen Weltenkonzept einiges an Potential und ich bin mir sicher, dass Markus dies in den Folgebänden auch ausschöpfen wird. Es bleiben am Ende viele offene Fragen und einige Spannung in der Luft hängen, sodass bei uns nach dem Lesen direkt die Frage nach Band 2 im Raum stand.
Das Thema des luziden Träumens, was doch recht selten bisher in Büchern zum Thema wird, bietet einigen Raum für Ideen, den Markus auch mit verschiedenen Traumwelten und einer Art System aus Fabriken für Traumzubehör, aus denen die Traummacher die perfekten Träume für Menschen weben, gefüllt hat.
Finn als Protagonist fand ich zwar sehr interessant, aber wenig ausgestaltet. Ich könnte mir allerdings auch vorstellen, dass dies so gewollt ist, damit sich jeder mit ihm identifizieren kann. Der Junge sitzt durch einen Unfall zur Zeit im Rollstuhl und freut sich daher immer besonders aufs Schlafen gehen, denn in seinen Träumen, kann er alles machen, was er will. Zur Zeit umfasst dies logischer Weise haufenweise Aktivitäten in denen er nicht ans Sitzen gefesselt ist. Wir würden ihn wohl als eine Art Klarträumer bezeichnen. Er ist sich bewusst, dass er träumt und erschafft sich in seinen Träumen dadurch alles, was er möchte und wenn ihm ein Szenario nicht gefällt ändert er es einfach ab.
Besser und klarer definiert als Finn fand ich Sanja, ein Gothic-Girl, auf das er in seinen Träumen trifft und das dann doch tatsächlich plötzlich am helllichten Tage vor ihm steht und ihn um seine Hilfe bittet. Ihre Eltern sind in der Traumwelt verloren gegangen und sie muss sie finden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten, sodass die Grenzen zwischen Realität und Träumen bestehen bleiben. Da Finn selbst schon mitbekommen hat, dass er auch tagsüber plötzlich Träume hat, glaubt er ihr und begibt sich auf ein nicht ganz ungefährliches Abenteuer in der Traumwelt.
Sanja bringt einiges an Witz und Charme in die Geschichte. Ohne sie wäre das Ganze zwar nicht langweilig, aber doch recht gradlinig. Die Story an sich war für mich sehr vorhersehbar und leider auch etwas oberflächlich was die Gefühle der Charaktere anging, aber der kindlichen Zielgruppe hat es gefallen.
Für Kinder als Leseeinstieg und das Begeistern fürs Lesen ist die Geschichte sehr gut geeignet, da von der ersten bis zur letzten Seite einiges an Spannung vorhanden ist und auch fast durchgehend aufrecht erhalten werden kann. Dennoch würde ich das Buch bereits für jüngere Leser empfehlen, da die Geschichte nun nicht sehr gruselig ist und die Sprache wirklich einfach. Die Sätze sind kurz gehalten und die Wortwahl auf eher einfache Worte begrenzt worden. Inhaltlich kommt zwar mal ein Alptraum vorbei und Sanja und Finn müssen auch das ein oder andere “Monster” in der Traumwelt zurückschlagen, dennoch war jetzt nichts allzu Unheimliches dabei.
Ich kann auch aus eigener Erfahrung sprechen, dass mir das Buch im Alter von 11 Jahren bereits zu einfach gewesen wäre. Zwar spannend und interessant, aber gerade die Emotionen wurden hier nicht wirklich wach und die recht einfache Sprache und das begrenzte Vokabular dazu… Ich denke bei begeisterten Lesern kann man durchaus schon eine höhere Schwierigkeit mit 11 Jahren ansetzen.
Wie bereits erwähnt, wurde das Buch bei uns jetzt auch schon im Alter unter 11 Jahren gelesen und das mit Begeisterung und Spaß. Nun warten wir auf den nächsten Band um die Suche nach Sanjas Eltern weiter fortzusetzen.