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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2022

Pfiffig

Mrs Agatha Christie
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Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden ...

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden nicht unschuldig ist, doch genau dieser Umstand bringt ihn dazu, sich noch verdächtiger zu verhalten. Denn Agatha hat ein Drehbuch verfasst, an das sich Archie zu halten hat. Unter allen Umständen.

Mein Eindruck:
Marie Benedict spielt die Klaviatur zweier Ebenen, die sich aufeinander zubewegen, um ihre Leser- bzw. Hörerschaft zu unterhalten. Einerseits erzählt sie in den Manuskriptteilen, wie sich die Beziehung von Agatha und Archibald vom Kennenlernen bis zum Bruch entwickelte, andererseits behandelt sie im "Jetzt"-Zustand die Vorkommnisse während der Abwesenheit Agathas. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass Agatha in einem Hotel wiederaufgetaucht ist und an einem Gedächtnisverlust litt (oder zu leiden behauptete), schafft es die Autorin, die Spannung aufrecht zu halten. Dazu bedient sich die Autorin einer gelungenen Mischung aus echten Begebenheiten und eigener Erfindungsgabe und man hat das Gefühl, dass die seltsame Begebenheit aus dem Leben der berühmten Autorin tatsächlich so stattgefunden haben könnte. Die Sprecherin unterstreicht durch ihre einfühlsame Interpretation des Textes diesen Eindruck absolut gekonnt.

Mein Fazit:
Ein gut gesponnenes Garn zu einem echten Mysterium

Veröffentlicht am 24.12.2022

Ich werde auf dem Meer sterben

Die Passage nach Maskat
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Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er ...

Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er mit der Familie seiner Frau Dora für eine Reisedokumentation seinerseits und ein lukratives Geschäft für den Schwiegervater auf ein französisches Schiff geht. Denn eins ist Theodor klar - er wird auf dem Meer sterben. Aber für die Rettung seiner Ehe scheint kein Preis zu hoch zu sein. Als Dora verschwindet und der Rest der Reisenden behauptet, sie wäre nie an Bord gewesen, zweifelt Theodor endgültig an seinem Verstand...

Mein Eindruck:
Rademacher fängt sehr gut die Gedanken Theodors ein. Das Getriebene, die Angst, - das wird wunderbar deutlich. Insbesondere dann, wenn er sich aus unterschiedlichen Gründen unter Deck begibt, bricht auch bei der Leserschaft der Schweiß aus. Die Motivation der einzelnen Personen weiß der Autor - trotz deren Fülle - gut zu zeichnen. Trotzdem überrascht, wie leicht sich einige der Charaktere zu Straftaten bis hin zu Mord hinreißen lassen und dabei keinerlei Scham zu verspüren scheinen. Nicht viele sind und bleiben integer und die Wendungen wissen zu überraschen. Sprachlich gibt es zwar einige (wenige) Mängel mit Wiederholungen von Text-Passagen, im Rückblick bleibt aber vor allen Dingen eine gute Sicht auf eine vergangene Welt zwischen Elend und Hochgefühl, in der man seines Glückes Schmied sein kann, wenn einen die Umwelt lässt.

Mein Fazit:
Ein schöner Blick auf die Geschichte vor hundert Jahren mit einem interessanten Protagonisten

Veröffentlicht am 16.09.2022

Hamburg zwischen den Weltkriegen

Das Kind der Lügen
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Zum Inhalt:
Weibliche Polizisten sind inzwischen Normalität bei der Hamburger Polizei und Paula hat ihren Platz in der gemischten Truppe Kriminalbeamter gefunden. Trotzdem werden gewisse Probleme immer ...

Zum Inhalt:
Weibliche Polizisten sind inzwischen Normalität bei der Hamburger Polizei und Paula hat ihren Platz in der gemischten Truppe Kriminalbeamter gefunden. Trotzdem werden gewisse Probleme immer noch gerne an die weiblichen Beamten abgeschoben und als eine hysterische Frau auftaucht, die erst einen toten Hund und dann ihre Tochter als vermisst meldet, muss Paula an die Front und steckt bald in einer Tragödie.

Mein Eindruck:
Der zweite Roman ist wieder sehr spannend geschrieben und wird von Christiane Marx mit viel Gefühl gesprochen. Helga Glaesener spinnt die privaten Geschichten weiter und füllt ihren Kriminalroman mit einem guten Schuss Lokal- und Zeitkolorit. Sehr gut gefällt, wie die Autorin ihre Sprache in die Zeit bettet: Man hat wirklich das Gefühl, die Figuren zu hören, wie sich diese vor 100 Jahren unterhalten haben und Marx spielt dabei fast schon stimmliches Theater: Hysterie, Angst, Panik, Kälte – alles wird perfekt intoniert.
An manchen Stellen jedoch sind insbesondere die „guten“ Charaktere fast schon zu weitsichtig und ihrer Zeit voraus: Tierschutz, Überwindung homophober Gedanken, die volle Akzeptanz der Polizistinnen durch die Männer im Team und Überlegungen zur Barbarei der Todesstrafe waren höchstwahrscheinlich kein Thema im Deutschland zum Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und gehören in die Kategorie „Wunschdenken und künstlerische Freiheit“. Passender erscheinen da die Einschübe mit der Großmannssucht und Kriegsfantasien der ewig Gestrigen, - die sich leider auch im echten Leben bewahrheitet haben.
Glaesener liefert ihrer Leserschaft wieder einen fantastischen Showdown mit überraschender Lösung und einem Knaller zum Schluss. Da wenigstens im Privatleben ihrer beiden Protagonisten noch Einiges ungeklärt bleibt, darf man auf eine Fortsetzung hoffen.

Mein Fazit:
Spannende Unterhaltung mit interessanten Einblicken in die Kriminalgeschichte

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Atmosphäre
  • Cover
Veröffentlicht am 28.08.2022

Ultimative Herausforderung

Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod
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Zum Inhalt:
"Steig mit mir auf den Manaslu und ich lasse mich von Dir - und nur von Dir - interviewen". Das ist der Deal, den die auf keinem Gebiet besonders erfolgreiche Cecily von dem berühmten Bergsteiger ...

Zum Inhalt:
"Steig mit mir auf den Manaslu und ich lasse mich von Dir - und nur von Dir - interviewen". Das ist der Deal, den die auf keinem Gebiet besonders erfolgreiche Cecily von dem berühmten Bergsteiger Charles McVeigh angeboten bekommt. Cecily nimmt die Herausforderung an und riskiert dabei alles: Ihre Beziehung, ihren Job, ihr Selbstwertgefühl. Und als ob das nicht schon genug Ballast auf den Schultern wäre, ereignen sich tödliche Unfälle und sie erhält die Warnung, dass ein Mörder lauert.

Mein Eindruck:
Amy McCulloch besteigt Berge. Das bemerkt man an den ausführlichen Beschreibungen von Material und der Verwendung von Fachbegriffen des Milieus. Einerseits zeigt dieses ein fundiertes Wissen und eine sehr gute Recherche, andererseits ist es für Nicht-Bergsteiger an manchen Stellen zu weitschweifend und ermüdend.
Nichtsdestotrotz bietet "Der Aufstieg" eine spannende Geschichte mit einigen dramatischen Wendungen in einer teilweise unwirtlichen, teilweise faszinierenden Landschaft und die Illustrationen davon gelingen der Autorin auf das Trefflichste. Ihre Figuren sind lebensecht, nahbar und zeichnen sich durch Tiefe und Vielfalt aus, - schließlich ist „Bergsteigen“ eine Passion, die genauso gut von Fotomodellen wie von Firmenchefs gelebt werden kann.
Die Überraschungen, welche die Autorin sich für ihre Leserschaft erdenkt, machen Spaß und die Fraglichkeit eines Happy Ends lässt bis zum Schluss zittern.
Besonders gefällt, dass McCulloch den Sherpas ein Gesicht gibt, den Helfern, die gerne einmal im Schatten der viel Geld zahlenden Kundschaft stehen, ohne die jedoch die ganzen Besteigungen nicht möglich wären und welche die wahren Helden sind.

Mein Fazit:
Trotz einiger Längen beeindruckend wie ein Achttausender

Veröffentlicht am 03.08.2022

Täter und Opfer

Willkommen in Wisewood
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Gefangen
Zum Inhalt:
Nat ist eine erfolgreiche PR-Frau mit einem privaten Kümmernis: Sie hat schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihrer Schwester Kit gehört, die sich zu einem Selbstfindungsseminar ...

Gefangen
Zum Inhalt:
Nat ist eine erfolgreiche PR-Frau mit einem privaten Kümmernis: Sie hat schon seit einiger Zeit nichts mehr von ihrer Schwester Kit gehört, die sich zu einem Selbstfindungsseminar auf einer abgelegenen Insel angemeldet hat. Doch dann trifft überraschend eine Email mit alarmierendem Inhalt ein und Nat macht sich auf den Weg nach Wisewood, um ihre Schwester vor einer bitteren Erkenntnis zu schützen.

Mein Eindruck:
Bei diesem Buch musste ich direkt an eine meiner Lieblingsserien ”Death in Paradise” denken, in der an einer Stelle ein Klassiker der Weltliteratur falsch zitiert wird: ”Jeder erschafft sich seine eigenen Frankensteins“. Denn genau das passiert in diesem Buch: Erziehungsmethoden und wohlgemeintes Verhalten führen dazu, dass im Grunde möglicherweise liebenswerte Menschen auf ihrem weiteren Lebensweg falsch abbiegen und zu manischen und gefährlichen Kotzbrocken mutieren, die ihrerseits ihr Umfeld manipulieren. Dieser Aspekt ist der Autorin sehr gelungen. Was weniger gefällt ist der Klappentext, der ein völlig falsches Bild der Insel zeichnet, - die Personen können sehr wohl die Insel verlassen, manche wollen es nur nicht mehr und sträuben sich gegen eine Veränderung des Status Quo. Dadurch ergibt sich gegen Ende so mancher Bruch, den man als Leser/in nicht unbedingt nachvollziehen kann oder möchte und der eher dem Gedanken „jetzt werde ich noch richtig einen raushauen“ geschuldet ist als einem befriedigenden Abschluss einer zumeist elegant erdachten Story.

Mein Fazit:
Bis kurz vor Schluss richtig klasse