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Veröffentlicht am 26.12.2022

Schmales Büchlein, das schwer und bitter wiegt und Tatsachenbericht, Drama und Kriminalfall zu einem wechselvollen und unbequemen Roman - ein Ausdruck von Wut und Verzweiflung.

Gestapelte Frauen
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Die namenlose Ich-Erzählerin ist Rechtsanwältin und nimmt für ihre Kanzlei als Prozessbeobachterin an Gerichtsverfahren über Gewalt an Frauen teil. Dafür ist sie von São Paulo in den Bundesstaat Acre gereist, ...

Die namenlose Ich-Erzählerin ist Rechtsanwältin und nimmt für ihre Kanzlei als Prozessbeobachterin an Gerichtsverfahren über Gewalt an Frauen teil. Dafür ist sie von São Paulo in den Bundesstaat Acre gereist, wo die Zahl der Frauenmorde am höchsten ist. Sie ist nicht nur beruflich, sondern auch persönlich an den Verfahrensausgängen und der Sammlung statistischer Informationen über Opfer und Täter interessiert, denn ihre Mutter wurde von ihrem Vater ermordet, als sie vier Jahre alt war und zuletzt wurde sie selbst Opfer ihres gewalttätigen Freundes.
In Acre kann sie nur fassungslos verfolgen, wie am laufenden Band Femizide abgeurteilt werden, wobei sie der Fall einer 14-jährigen Indigenen besonders erschüttert, als die offensichtlichen Täter freigesprochen werden. In Kontakt mit den indigenen Völkern flüchtet sich die Ich-Erzählerin in einen Drogenrausch, der Wirklichkeit und Einbildung verschwimmen lassen. Währenddessen rückt die bedrohlich Gewalt näher und bringt auch sie in die Schusslinie.

"Gestapelte Frauen" sind die Dokumente über die Frauenmorde, die die Ich-Erzählerin für die Veröffentlichung eines Buches ihrer Chefin in der Anwaltskanzlei sammelt. Der Roman verbindet Fakten und reale Gewaltakte mit der fiktiven, persönlichen Geschichte der Ich-Erzählerin. Die Gewalttaten und Morde an den brasilianischen Frauen werden zum Teil bis ins Detail geschildert und sind nichts für schwache Nerven. Die Autorin berichtet schonungslos und brutal und gibt den toten Frauen, denen oftmals nicht einmal durch eine Verurteilung der Täter Gerechtigkeit geschieht, einen Namen. Die Verrohung der Männer wird dabei genauso plakativ und in aller Deutlichkeit angeprangert wie die Korruption des Staatsapparats und das Versagen von Polizei und Justiz.
Der Roman ist damit weniger Fiktion als vielmehr ein Tatsachenbericht über einen nicht nachvollziehbaren Frauenhass und eine Gewalt an Frauen, die überwiegend aus dem persönlichen Umfeld stammt.

Die Autorin rüttelt wach und richtet mit ihrem Buch die Aufmerksamkeit auf Misogynie und den unbefriedigenden Umgang damit. Die Thematik ist wichtig und lesenswert, persönlich konnte ich mich jedoch nicht immer mit der Art der Darstellung anfreunden. Insbesondere die Drogentrips und die daraus resultierenden gewaltverherrlichenden (Wahn-)vorstellungen der Ich-Erzählerin fand ich etwas irritierend, auch wenn der Wunsch nach Rache verständlich ist. Die folgende Gewaltspirale zeigt jedoch, dass Gegengewalt und Selbstjustiz selbst in einem System, in dem benachteiligte Bevölkerungsgruppen ungerecht behandelt werden, auch keine Lösung sein können.
Während sich Frauenleichen stapeln und Geschlechtsteile in Gewaltfantasien zu Waffen werden, tritt die fiktive Geschichte in den Hintergrund und kann wenig fesseln, da die Charaktere blass und wie Statisten erscheinen.
"Gestapelte Frauen" ist ein Ausdruck von Wut und Verzweiflung, ein schmales Büchlein, das schwer und bitter wiegt und Tatsachenbericht, Drama und Kriminalfall zu einem wechselvollen und unbequemen Roman vereint.

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Veröffentlicht am 25.12.2022

Für mich eine zu Beginn zu konstruierende Liebesgeschichte, die jedoch zumindest in bunten Farben geschildert ist

Wenn dein Herz woanders wohnt
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Seitdem Leonie von ihrem Lebensgefährten wegen einer anderen Frau verlassen wurde, wohnt sie allein mit ihrem Sohn Milan in der ehemals gemeinsamen Wohnung. Ihr Exfreund Raphael wohnt nur wenige Straßen ...

Seitdem Leonie von ihrem Lebensgefährten wegen einer anderen Frau verlassen wurde, wohnt sie allein mit ihrem Sohn Milan in der ehemals gemeinsamen Wohnung. Ihr Exfreund Raphael wohnt nur wenige Straßen weiter mit seiner neuen Freundin Tamara und kümmert sich weiterhin regelmäßig um den gemeinsamen Sohn. Leonie ist noch nicht über die Trennung hinweg und möchte es vermeiden, Tamara zufällig beim Einkauf über den Weg zu laufen. An den Wochenenden nutzt sie deshalb eine vermietete Wohnung ihres verstorbenen Vaters, in der ein Zimmer gemäß Mietvertrag leer stehen muss. Während der Mieter an den Wochenenden nicht vor Ort ist, nutzt Leonie die Ruhe um dort zu arbeiten, um befördert zu werden und sich bald eine andere Wohnung leisten zu können.
Da es in München für Leonie fast unmöglich ist, eine adäquate bezahlbare Wohnung zu finden, kommt sie zusammen mit ihrer besten Freundin Billie auf die Idee, den Mieter der Wohnung ihres Vaters zu vertreiben. Doch je besser sich die beiden durch ihren Nachrichtenaustausch kennenlernen, desto mehr plagt Leonie das schlechte Gewissen und desto interessanter wird Thies, den sie nur vom Telefon und von den wenigen Dingen in seiner Zweitwohnung kennt, bis sich ihre Wege tatsächlich kreuzen.

Der Roman wird wechselnd aus der Sicht von Leonie und Thies geschildert, wobei der Schwerpunkt der Handlung auf Leonie liegt. Sie ist Grafikerin in Teilzeit und kümmert sich liebevoll um ihren Sohn. Trotz der Enttäuschung mit ihrem langjährigen Freund sieht sie sie Welt in bunten Farben ordnet auch die Menschen in Seelenfarben ein. Sie ist ein sympathischer, bodenständiger Charakter und ihr Alltag als alleinerziehende Berufstätige ist authentisch dargestellt. Die Abschnitte aus der Perspektive von Thies sind weit weniger interessant und für die Geschichte verzichtbar. Er bleibt unscheinbar und sein Leben als Wochenendpendler rätselhaft.
Das Szenario um Leonies und Thies' Kennenlernen wirkt von Anbeginn arg konstruiert. Eine Wohnung mit einem dritten Zimmer, das frei gehalten wird, das Eindringen in die Privatsphäre eines Fremden, die selbstverständliche Nutzung von Bad und Küche sowie privater Utensilien erscheint mir in dieser Form nur schwer vorstellbar. Auch der plötzliche Austausch von Nachrichten, der Schluss von einer Art und Freundschaft, der Übergang zu Flirt und Schwärmerei ohne einen Versuch zu unternehmen, sich real abseits des Smartphones kennenzulernen, empfand ich auf die Dauer als wirklichkeitsfremd.

Der Roman ist flüssig und abwechslungsreich geschrieben. Er handelt von den alltäglichen Problemen, die eine junge, frisch getrennte Mutter beruflich und privat zu bewältigen hat, von Freundschaft, Sehnsucht und Liebe. Die Leidenschaft für Farben und Ästhetik ist spürbar.
Der Rahmen der Geschichte hat mir insofern gut gefallen. Auch die Vorstellung, einen Menschen erst einmal unvoreingenommen ohne äußeres Erscheinungsbild kennenzulernen ist romantisch, das Arrangement um Leonie und Thies und Entwicklung ihrer Beziehung hat für mich jedoch nicht funktioniert. Sowohl das Ausgangsszenario als auch ihr anfängliches Verhalten empfand ich im Gegensatz zum Rest der Geschichte nicht aus dem Leben gegriffen, sondern abstrus.
Im weiteren Verlauf wird die Geschichte authentischer und gipfelt in der für Liebesromane typischen Krise, die es vor einem Happy End zu bewältigen gilt.

Auch wenn mich die Geschichte nicht vollständig überzeugen konnte, mochte ich sowohl den gefälligen Schreibstil als auch die Entwicklung der Hauptfigur, die sich als starke Frau herauskristallisierte, die ihr Glück nicht von einem Mann abhängig macht.

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Veröffentlicht am 17.12.2022

Liebesgeschichte für alle, die an die EINE große Liebe glauben. Leider wenig realistisch und aufgrund des wirklichkeitsfremden Verhaltens der Charaktere frustrierend

Mein Wunsch für dich
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49 Jahre lang hat Elizabeth jedes Jahr am 7. September von ihrer ersten großen Liebe Tom einen blauen Krokus und eine Karte mit einem persönlichen Wunsch erhalten. Die beiden hatten sich 1968 ineinander ...

49 Jahre lang hat Elizabeth jedes Jahr am 7. September von ihrer ersten großen Liebe Tom einen blauen Krokus und eine Karte mit einem persönlichen Wunsch erhalten. Die beiden hatten sich 1968 ineinander verliebt, aber aufgrund der Tatsache, dass Elizabeth bereits einem anderen Mann versprochen war und in dem Jahr auch noch ihre Mutter starb, keine Chance auf eine Zukunft.
50 Jahre später erhält Elizabeth zum ersten Mal kein Geschenk von Tom. Die Ungewissheit und Sorge um Tom sowie eine jahrzehntelange Sehnsucht lassen sie von Cornwall nach London fahren, um die Liebe ihres Lebens wiederzusehen. Als Elizabeth Tom findet, wird sie damit konfrontiert, dass die gemeinsame Zeit endlicher ist als gedacht. Sie beschließt, ihm so viele der 49 Wünsche wie möglich zu erfüllen, leidet jedoch unter dem schlechten Gewissen, Tom ein Geheimnis aus der Vergangenheit vorenthalten zu haben.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen und erzählt in der Gegenwart, wie Elizabeth Tom wiederfindet und das Beste aus der verbleibenden gemeinsamen Zeit herausholen möchte. Die Kapitel in der Vergangenheit erzählen unter welchen Umständen sich Elizabeth und Tom kennengelernt und ineinander verliebt haben und durch welche Intrige sie sich letztlich haben trennen lassen.

Die Idee einer unsterblichen 50-jährigen Liebe ist wunderschön romantisch und auch, dass die beiden 50 Jahre lang aneinander gedacht und Tom dies mit seiner Geste jedes Jahre aufs Neue bestätigt hat, ist bewegend.
Während die zarte Annäherung der beiden in der Vergangenheit glaubwürdig geschildert ist und am Ende auch nachvollziehbar ist, warum die beiden aufgrund der äußeren Umstände keine Kraft und keine Hoffnung hatten, um einander zu kämpfen, konnte ich nicht glauben, dass die beiden Jahre später keinen Versuch unternommen haben, sich wiederzusehen oder zumindest den Kontakt wieder aufzunehmen. Jedes Jahr am 7. September hatten sie die Chance dazu und hatten sie nie genutzt - obwohl sie sich all die Jahre so geliebt haben und mit ihrem jeweiligen Partner nicht glücklich geworden sind? Ich empfand diese Konstellation als arg konstruiert, gerade weil das Wiedersehen zwischen den beiden so simple und unspektakulär war, als wäre keine so lange Zeit zwischen ihnen vergangen und Elizabeth gerade vom Einkaufen zurückgekehrt. Ganz problemlos integriert sich Elizabeth in Toms Leben. Mir fehlten Emotionen und vor allem ein klärendes Gespräch.

Am Ende hat man das Gefühl, dass Elizabeth und Tom ihr Leben bis zu ihrer Wiederbegegnung verschwendet haben. Weil das Schicksal auch noch weiter zuschlägt, fehlten mir am Ende für eine Liebesgeschichte trotz ihres späten Liebesglücks positive Aspekte und ein Fünkchen Hoffnung.
"Mein Wunsch für dich" ist eine Liebesgeschichte für Leser*innen, die an die EINE große Liebe glauben und die für die Romantik Abstriche an eine realistische Konstruktion machen. Ich fand die Geschichte aufgrund des wirklichkeitsfremden Verhaltens der Charaktere frustrierend.

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Veröffentlicht am 10.12.2022

Leichte Berieselung ohne großen Anspruch an eine originelle Geschichte

Paris ist immer eine gute Idee
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Rosalie Laurent ist Grafikerin und Inhaberin eines kleinen Postkartenladens in Paris-St. Germain. Mit Hingabe gestaltet sie persönliche Postkarten für ihre Kunden. Als ein Verlag auf sie aufmerksam wird, ...

Rosalie Laurent ist Grafikerin und Inhaberin eines kleinen Postkartenladens in Paris-St. Germain. Mit Hingabe gestaltet sie persönliche Postkarten für ihre Kunden. Als ein Verlag auf sie aufmerksam wird, erhält sie das Angebot ein Buch des berühmten Kinderbuchautoren Max Marchais zu gestalten. Der ältere Herr war zwar zunächst skeptisch ob ihrer Unerfahrenheit, aber nach einem persönlichen - und turbulenten - Kennenlernen in ihrem zauberhaften Laden, war auch er von ihrem besonderen Talent überzeugt. "Der blaue Tiger" erscheint pünktlich zum 70. Geburtstag des Autoren und wird ein Bestseller. Mit Stolz stellt Rosalie das von ihr illustrierte Buch in ihrem Laden aus. Als ein amerikanischer Tourist dieses entdeckt und ungläubig betrachtet, behauptet er, dass er die Geschichte bereits seit seiner Kindheit kenne und dass seine Mutter Ruth sie ihm nach ihrem Tod vermacht habe. Rosalie kann nicht glauben, dass es sich bei dem "blauen Tiger" um ein Plagiat handelt und auch Max Marchais weist diese Behauptung wüst von sich. Gemeinsam mit Robert Sherman versucht Rosalie hinter die Wahrheit des Manuskripts zu kommen.

"Paris ist immer eine gute Idee" ist keine besonders origineller Roman, denn das Konstrukt der Geschichte ist schnell durchschaut. Was es mit dem "blauen Tiger" auf sich hat, ist frühzeitig zu erahnen - bis die Protagonisten jedoch darauf kommen, dauert es ermüdend lange. Nach einem trubeligen Start mit allerlei Zusammenstößen plätschert die Geschichte mit einer Aufzählung nebensächlicher Handlungen vor sich hin. Die Charaktere bleiben dabei blass und eindimensional, die Dialoge fast schon altbacken bieder, während die Atmosphäre im Pariser Stadtviertel St. Germain anschaulich eingefangen wird.
Die Liebesgeschichte ist erschreckend banal, schließlich passen weder Rosalie und ihr Freund, Dipl.-Fitnesstrainer René noch Robert und seine blasierte Freundin Rachel zusammen.
Rosalie, Robert, René, Rachel, Ruth,... der Buchstabe R sorgt gewollt für Verwirrung bei der Lösung des Rätsels um das alte Manuskript des Kindermärchens. Mit ein klein wenig Kommunikation ist dieses aber leicht gelöst und auch das Drama in Sachen Liebe löst sich am Ende recht schnell in Wohlgefallen auf.

Wer sich gerne nach Paris versetzen lassen möchte und sich einfach nur ein wenig berieseln lassen möchte, ist mit dieser nostalgisch angehauchten Geschichte gut beraten. Anspruch an einen spannenden, wendungsreichen Roman, der für Herzklopfen sorgt und individuelle Charaktere, sollte man nicht erheben.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Ein leise erzählter Roman ohne große Spannungsmomente über die Suche nach Glück und das Streben nach Unabhängigkeit.

Die Lichter von Paris
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Madeleine ist 34 Jahre alt, lebt gut situiert in Chicago, ist jedoch unglücklich mit ihrem Mann Phillip verheiratet, der sehr dominant ist und ihr Leben bestimmt. Als von Scheidung die Rede ist, flüchtet ...

Madeleine ist 34 Jahre alt, lebt gut situiert in Chicago, ist jedoch unglücklich mit ihrem Mann Phillip verheiratet, der sehr dominant ist und ihr Leben bestimmt. Als von Scheidung die Rede ist, flüchtet Madeleine zu ihrer Mutter Simone in ihren Heimatort Magnolia. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist jedoch schwierig, mit Simone kann Madeleine nicht offen über ihre Gefühle sprechen, da die sehr angepasste Frau sehr auf gesellschaftliche Konformen und ihren guten Ruf bedacht ist.
Beim Ausmisten ihres Elternhauses, das ihre Mutter verkaufen möchte, findet Madeleine Notizbücher ihrer Großmutter auf dem Dachboden. Die ältere Frau ist schon länger verstorben und Madeleine hatte sich aufgrund deren Strenge nie gut mit ihr verstanden. In den Notizbüchern erhält sie aber ein ganz anderes Bild von ihr. Margie war 1924 nach Paris gereist, um einer ungewollten Hochzeit mit einem deutlich älteren Mann zu umgehen, die von ihren Eltern arrangiert worden war. Sie hatte Cafés besucht, war Tanzen gegangen, hatte Künstler getroffen und selbst davon geträumt, Schriftstellerin zu werden. Madeleine fragt sich, was aus dieser lebenslustigen jungen Frau geworden ist und sinniert selbst darüber nach, wieder künstlerisch als Malerin zu arbeiten.

"Die Lichter von Paris" ist ein sehr leise erzählter Roman ohne große Spannungsmomente. Der Roman ist abwechselnd aus Sicht von Margie im Jahr 1924 und von Madeleine 75 Jahre später erzählt. Die Parallelen der beiden Frauen sind trotz des langen vergangenen Zeitraums enorm. Beide sind mit ihrem Leben unglücklich, fühlen sich von ihren Müttern bzw. ihrem Mann erdrückt und träumen von einem ganz anderen Leben. Sie sind beide künstlerisch begabt, haben jedoch Hemmungen, ihr Talent auszuleben.
Die Ähnlichkeit ihrer Biografien, die Madeleine bisher nie so bewusst war, ist einerseits interessant, aber andererseits auch wieder so gleich, dass die Abschnitte etwas eintönig sind.
Die Atmosphäre im Paris der 1920er-Jahre, das Leben der Künstler im Jazzzeitalter, ist jedoch sehr bildhaft dargestellt. Das Jahr 1999 wirkt dagegen schon fast bieder und rückständig.
Sehr schön dargestellt ist, wie sich Margie und Madeleine langsam ändern, wie sie mutiger werden und versuchen auf eigenen Beinen zu stehen. Losgelöst aus ihrem Alltag denken sie darüber nach, wer sie sind, wer sie sein möchten, und wer sie glauben für andere sein zu müssen. Sie nehmen sich ihre Freiräume und beginnen ihr Leben zu genießen.

Es ist ein Roman über die Suche nach Glück, über Lebensträume, ein Streben nach Unabhängigkeit, einen Prozess der Abnabelung, die Suche nach sich selbst und den eigenen Wünschen. Er handelt davon, sich von den Erwartungen anderer zu lösen, mutig zu sein und ein Abenteuer zu erleben. Dabei macht es neugierig zu erfahren, warum Madeleines Großmutter doch noch so angepasst geworden ist und ihre Mutter genauso erzogen hat und für welches Leben sich Madeleine letztlich entscheiden wird, obwohl dies schon sehr vorhersehbar ist.

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