Viele Zufälle!
MutterliebeEigentlich hat Kiki Holland ein paar Tage frei, muss jedoch für eine Kollegin einspringen. Die Gerichtsverhandlung einer Mutter, die ihren dreijährigen Sohn getötet hat, beginnt und Kiki berichtet aus ...
Eigentlich hat Kiki Holland ein paar Tage frei, muss jedoch für eine Kollegin einspringen. Die Gerichtsverhandlung einer Mutter, die ihren dreijährigen Sohn getötet hat, beginnt und Kiki berichtet aus dem Gerichtssaal.
Eine Tat, die der jungen Journalistin unheimlich nahe geht. Sie beginnt zu recherchieren und entdeckt dabei etwas, was in krassem Gegensatz zu den Ermittlungen der Polizei steht.
Hinter dem Pseudonym Kim Selvig stecken zwei befreundete Autorinnen. Silke Porath und Sören Prescher haben schon etliche Krimis zusammen verfasst und "Mutterliebe" ist ihr erster Justizthriller. Der Schreibstil ist durchwegs harmonisch und ich habe beim Lesen nicht gemerkt, dass hier zwei Autorinnen federführend waren.
Die Geschichte startet, ganz der Betitelung auf dem Cover gerecht, im Gerichtssaal. Die Gerichtsverhandlung von Sylvia Bentz, die des Mordes an ihrem dreijährigen Sohn Linus angeklagt ist, beginnt. Sie wird zudem am versuchten Mord an der fünf Jahre alten Larissa beschuldigt.
Warum tötet eine Mutter ihre Kinder?
Diese Frage hat mich das ganze Buch über nicht losgelassen und war der Grund, mich durch die Geschichte fliegen zu lassen. Kursiv geschriebene Rückblicke vor der Tat, aus der Sicht von Sylvia, haben meine Fragen zusätzlich angekurbelt. Ich fand diese Rückblicke sehr beklemmend und gut geschrieben. Nach und nach wird die Denkweise der Angeklagten von der Journalistin Kiki Holland analysiert und aufgedeckt. Als Leser ist man oft einen Schritt voraus, da man ja direkt die Gedanken und Erlebnisse von Sylvia Bentz zu lesen bekommt.
Kiki kann auch in ihrem bewegten Privatleben die Gedanken an die Verurteilte und ihre Tat nicht vergessen. Sie liefert damit für uns Leser den Bezug zwischen ihrem Beruf und ihrem Privatleben. Das wirkte für mich doch sehr aufgesetzt und ich empfand es als unnötig, immer wieder auf die Tat der Mutter hinzuweisen. Manchmal könnte man, vor allem bei so einem grauenhaften Fall, diesen auch mal ein paar Seiten aussen vor lassen.
Kiki Holland ist eine starke Figur, die auch die Liebe in dezentem Ausmass streift. Kiki hat einige Tricks drauf, um als Journalistin an Informationen zu kommen. Da kommen etliche Gefälligkeiten etwas schal daher. Schade werden Ergebnisse, die Kiki in ihren Recherchen weiterbringen, durch Zufälle und Gefälligkeiten gewonnen. So wird Kiki zum Beispiel von einer befreundeten Krankenschwester in eine geschlossene Abteilung der psychiatrischen Klinik geschleust. Dort wühlt sie sich munter und ohne aufzufallen, wegen hoher Fluktuationsrate beim Pflegepersonal, durch vertrauliche Akten.
Kiki hat zudem auch noch einen Freund, der für sie als Hacker beim Liegenschaftsamt was "nachsehen" kann. Und der Liebhaber ihres besten Freundes vertritt den Ehemann der Angeklagten. Besagter bester Freund, der als Tätowierer arbeitet, gibt arbeitstechnisch auch noch einen entscheidenden Tipp. Denn ratet mal, bei wem die Angeklagte ein Tattoo hat stechen lassen?
Das waren mir einfach zu viele Zufälle und hinterlassen einen schalen Nachgeschmack.