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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2023

Liebe und Widerstand im besetzten Frankreich

Die Nachtigall
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In "Die Nachtigall" lernen wir zwei grundverschiedene Schwestern in der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges kennen. Vianne versucht das Leben ihrer Tochter so normal ...

In "Die Nachtigall" lernen wir zwei grundverschiedene Schwestern in der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkrieges kennen. Vianne versucht das Leben ihrer Tochter so normal wie möglich zu halten, während sie mit den Schikanen der Deutschen und den Sorgen um ihren kämpfenden Mann umgehen muss. Ihre jüngere Schwester Isabelle ist dagegen rebellisch und möchte sich aktiv gegen das wehren, was ihrem Land angetan wird.

Kristin Hannah zeichnet in diesem Buch ein unheimlich gutes Bild darüber, wie die Besatzung in Frankreich aussah - was tatsächlich ein Aspekt des Zweiten Weltkrieges ist, über den ich bisher nie großartig nachgedacht habe. Von Charles de Gaulle über Judendeportationen zu Lebensmittelknappheit werden wirklich unheimlich viele Elemente hineingebracht. Ab und zu hatte ich tatsächlich das Gefühl, dass es etwas überladen wirkte, gleichzeitig kann ich mir doch vorstellen, dass die Realität genauso aussah. Besonders gut hat mir gefallen, wie die Methoden und die Organisation der Résistance beschrieben wurde. Hier bekam man als Leser einen wirklich sehr interessanten Einblick darüber, wie genau deren Arbeit abgelaufen ist.

Einen Stern Abzug bekommt das Buch von mir, da es mir an einigen Stellen einfach zu kitschig wurde. Hier spielt sicher auch mit rein, dass die Autorin Amerikanerin ist, aber oft haben mir die etwas schwülstigen Formulierungen und die ständige Rückbesinnung auf die Liebe die Ernsthaftigkeit der Thematik irgendwie untergraben. So war mir nicht unbedingt bewusst, warum eine Figur relativ spät nochmal einen Love Interest brauchte, um ihre Motivationen zu begründen, wenn die sowieso vorher omnipräsent waren. Auch das Ende war mir dahingehend doch eine Spur drüber. Auch warum ständig ziemlich sinnlos französische Wörter wie "Oui" oder "Merde" eingefügt wurden, war mir nicht so richtig klar.

Nichtsdestotrotz war "Die Nachtigall" ein toller historischer Roman, bei dem ich einiges lernen konnte. Die über 600 Seiten ließen sich dank der spannenden Handlung sehr schnell lesen.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Ungewöhnlicher Einblick in die Gedanken eines 14-jährigen

Frankie
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Der titelgebende, 14-jährige Frankie und seine Mutter holen zu Beginn des Buches Frankies Großvater vom Gefängnis ab, wo dieser die letzten 18 Jahre verbracht hat. Auf den folgenden knapp 200 ...

Der titelgebende, 14-jährige Frankie und seine Mutter holen zu Beginn des Buches Frankies Großvater vom Gefängnis ab, wo dieser die letzten 18 Jahre verbracht hat. Auf den folgenden knapp 200 Seiten begleiten wir Frankie durch die nächsten Wochen, in denen er eine Beziehung zu seinem Großvater aufbaut, seine Familie aus einer anderen Sichtweise kennenlernt und ein paar wilde Abenteuer erlebt.

Bei dem Buch scheinen sich die Geister zu scheiden und ich kann total verstehen wieso. Die Geschichte ist nicht so ganz das, was der Klappentext verspricht, der Schreibstil ist etwas ungewöhnlich und am Ende hat man irgendwie mehr Fragen als Antworten. Auch ich brauchte ein paar Tage, um mir darüber im Klaren zu werden, was ich von dem Buch halte. Mein Fazit ist dabei ziemlich positiv, ich kann aber auch viele kritische Stimmen verstehen.

Die Geschichte wird komplett aus der Sicht des 14-jährigen Frankie erzählt. Tatsächlich wirkte Frankie für mich doch eher unreif für sein Alter, gerade was seine Gedankengänge angeht, zwischendurch war ich mir nicht ganz sicher, ob er auf dem Spektrum sein soll oder eine andere psychische Beeinträchtigung hat. Grundsätzlich hätte die Geschichte für mich etwas mehr Sinn gemacht, wenn er ein paar Jahre jünger gewesen wäre.

Nichtsdestotrotz bleibt "Frankie" eine Geschichte, die mir sicher lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich fand den außergewöhnlichen, zeitweise überraschend philosophischen Schreibstil sehr anregend, sodass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durch hatte, auch die Charaktere und ihre Probleme fand ich durchaus spannend geschrieben.

Das Buch ist sicher nichts für jeden, doch wer auf der Suche auf eine etwas andere Geschichte ist, findet hier einen guten Kandidaten.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Toller Auftakt - ich freue mich auf mehr!

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Alessa ist die Finestra - die gottgegebene Kriegerin, die die Insel Saverio bei einer epischen Schlacht anführen soll. Dazu braucht sie jedoch einen Fonte, einen Begleiter, der ebenfalls eine Macht besitzt, ...

Alessa ist die Finestra - die gottgegebene Kriegerin, die die Insel Saverio bei einer epischen Schlacht anführen soll. Dazu braucht sie jedoch einen Fonte, einen Begleiter, der ebenfalls eine Macht besitzt, die sie mit ihrer kombinieren kann. Blöd nur, dass Alessa bereits drei Fonte auf dem Gewissen hat, da sie alle zu schwach waren, um eine reine Berührung von ihr auszuhalten. In "This Vicious Grace" begleiten wir Alessa nun auf der Suche nach einem neuen Fonte, die immer stressiger wird...

Ich bin normalerweise kein großer Fantasy-Leser, aber diese Prämisse und eine erste Leseprobe hatten mir sofort zugesagt. Die Autorin schafft eine sehr spannende und einzigartige Welt, die viele Elemente aus der italienischen Kultur, Sagenwelt und Sprache entlehnt. Gern hätte das Wordbuilding von mir aus hier noch etwas tiefer gehen können. Allgemein fand ich, dass gerade mit weiterem Verlauf der Geschichte immer mehr der romantische und weniger der Fantasy-Aspekt in den Mittelpunkt rückte, was mir nur Recht war. Gerade die Liebesgeschichte war spannend geschrieben und vor allem die zweite Hälfte des Buches konnte mich wirklich überzeugen.

Besonders mochte ich, wie in diesem Buch psychische Gesundheit und Themen wie Einsamkeit verarbeitet werden. Ich fand auch, dass es einen sehr gesunden Umgang zu Sexualität - Sex und sexuelle Bedürfnisse wurden oberflächlich besprochen, es gibt aber (so weit ich mich erinnere) keine expliziten Sexszenen.

Für eine 5-Sterne-Bewertung hat mir aber an manchen Stellen noch das gewisse Etwas gefehlt. Es gibt keine großen Sachen, die mich gestört haben, aber an ein perfektes Buch ist es noch nicht herangekommen. Tatsächlich musste ich erst ein wenig darüber nachdenken und andere Rezensionen lesen, um fassen zu können, was genau mich gestört hat, aber am Ende kam es auf mehrere kleinere Aspekte heraus: der Wandel von lustigen zu sehr ernsten Szenen kam mir manchmal zu plötzlich und unpassend, die Charaktere waren an manchen Stellen für mich etwas zu oberflächlich und unorignell und allgemein ist die Handlung relativ vorhersehbar.

Trotzdem konnte mich das Buch packen und ich freue mich schon auf den zweiten Band dieses Jahr!

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Veröffentlicht am 26.12.2022

Das Eintauchen in die Tonne

Auf der Tonnenseite des Lebens
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Als Merle über Joels Familie einzieht, ahnt er nicht, dass diese Bekanntschaft sein Leben verändern wird. Die Öko-Influencerin begeistert ihn bereits beim ersten Aufeinandertreffen und so lässt er sich ...

Als Merle über Joels Familie einzieht, ahnt er nicht, dass diese Bekanntschaft sein Leben verändern wird. Die Öko-Influencerin begeistert ihn bereits beim ersten Aufeinandertreffen und so lässt er sich schnell von ihr davon überzeugen, für ihren Blog zum Thema Containern zu recherchieren. Was für Joel zunächst ein etwas ekliges Projekt für Merle ist, wird für ihn schnell zur Herzenssache.

Für mich ist "Auf der Tonnenseite des Lebens" eine wunderbare Einführung für Jugendliche in ökologische und umweltschutztechnische Probleme. Wir begleiten Joel von Anfang an auf seiner "Container-Reise": Erst ist für ihn alles ziemlich eklig, dann ist er schockiert von dem Ausmaß der Lebensmittelverschwendung und dann setzt er sich gegen diese Praktik ein. Dabei lernen wir auch einige Nebencharaktere kennen, die die verschiedenen Motivationen hinter dem Containern sehr schön veranschaulichen.

Kritisch fand ich eigentlich nur eine Figur, die mir etwas zu sehr überzeichnet war. Zwar war diese Figur notwendig, um bestimmte Konflikte entstehen zu lassen, trotzdem denke ich, dass man das auch hätte schaffen können, ohne zu sehr in die Klischee-Kiste greifen zu müssen. Auch das Ende hätte man meiner Meinung nach noch etwas runder machen können.

Alles in allem ein ganz tolles Jugendbuch, das eine sehr gute, altersgerechte Einführung in das Thema Lebensmittelverschwendung gibt.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Ein Blick hinter die Kulissen - im wahrsten Sinne des Wortes

Der Klang von Mut
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In "Der Klang von Mut" bekommen wir sozusagen ein Behind-the-Scenes einer fiktiven Opernweltpremiere der Berliner Staatsoper. Dabei verfolgen wir einige sehr interessante Figuren: Anna, die als junge Frau ...

In "Der Klang von Mut" bekommen wir sozusagen ein Behind-the-Scenes einer fiktiven Opernweltpremiere der Berliner Staatsoper. Dabei verfolgen wir einige sehr interessante Figuren: Anna, die als junge Frau aus der DDR geflüchtet ist und jetzt als gefeierter Opernstar zum ersten Mal nach Berlin zurückkehrt; Kilian, ihr junger Kollege, der den Ersatz für einen sexuell übergriffigen Bass spielt; Lizzie, eine Zehnjährige, die in der Kinderoper ihre Liebe zur Musik entdeckt; und Julie, die beste Freundin von Lizzies Mutter, die sich im Operngebäude auf den ersten Blick in einen gutaussehenden Sänger verliebt.

Was man der Autorin schon auf den ersten Seiten anmerkt, ist ihre Liebe zur klassischen Musik und zur Oper. Sehr eindrücklich werden in dem Buch Aufführungsmomente beschrieben und wir sind hautnah dabei, wie mehrere Figuren ihre Liebe zur Musik entweder entdecken oder gebührend ausleben. Das war absolut die Stärke des Buches, sodass ich wieder Lust bekommen habe, mal wieder in eine Oper zu gehen.

Auch die Geschichte ist sehr schön erzählt, es wird eigentlich nie langweilig und auch humorvolle Momente kommen nicht zu kurz.

Mein einziger Kritikpunkt war, dass ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, dass ich zwei unterschiedliche Bücher gleichzeitig lese. Da war zum einen der doch eher ernste und gesellschaftskritische Handlungsstrang, der sich direkt mit der Oper befasste, wie die Kunstform ins 21. Jahrhundert kommt und wie MeToo auch hier kein Fremdwort ist. Im Gegensatz dazu stand die größtenteils eher lockere Liebesgeschichte, die zwar auch ernstere Seiten anschlug, aber von der Tonalität doch ganz anders blieb. Zwischendurch hatte ich mir fast gewünscht, dass die Liebesgeschichte ein eigener Liebesroman gewesen wäre und die Figuren aus dem anderen Handlungsstrang wirklich nur als Nebencharaktere fungiert hätten (obwohl dann natürlich der gesellschaftskritische Faktor sicherlich rausgefallen und der Anspruch des Buches etwas gefallen wäre).

Trotzdem hatte ich viel Freude mit "Der Klang von Mut" und lege es vor allem allen Opernfans ans Herz.

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