Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2023

Geld, Macht und Gier am Gardasee

Commissario Conti und der Tote im See
0

Eine romantische Überfahrt zur Isola del Garda wird zum Schreckensszenario, denn auf dem Weg dorthin treibt ein lebloser Körper im Wasser des Gardasees. Erste Erkenntnisse bringen ans Licht, dass es sich ...

Eine romantische Überfahrt zur Isola del Garda wird zum Schreckensszenario, denn auf dem Weg dorthin treibt ein lebloser Körper im Wasser des Gardasees. Erste Erkenntnisse bringen ans Licht, dass es sich bei dem Toten um den Ranger des Naturparks Gardasena handelt, der mit einer Felge im Wasser versenkt wurde. Doch wie passt das alles zusammen, da ausgerechnet am Brenner ein illegaler Trüffel-Transport nach Deutschland auffliegt ? Zufall oder doch Zusammenhang ? Polizei-Neuling Luca Conti glaubt nicht an Zufälle und schlägt Pfade ein, die nicht ganz den konventionellen Ermittlungsmethoden entsprechen...


Ich kenne und liebe den Gardasee und seine Ortschaften, die sich wie die Perlen auf einer Kette um den See aufreihen. Daher bin ich immer auf der Suche nach neuen Krimis, die die Schattenseiten des Sees fernab von glänzenden Tourismusprospekten zeigen und ein bisschen meine Sehnsucht nach dem See stillen.

Mit "Commissario Conti und der Tote im See" liegt ein Regio-Krimi vor, der auf der einen Seite wirklich die Schönheit der Landschaft und der Region mit all ihren Facetten zeigt und den Leser;innen ermöglicht , sich in der Postkartenkulisse zu bewegen. Auf der anderen Seite kann die Handlung leider nicht ganz so überzeugen, obwohl sich der Autor alle Mühe gibt, echte Bösewichte mit ihrem Drang nach Geld, Macht und Gier auftreten zu lassen. Auch zeigt er, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren, um sie nach der Pfeife eines korrupten Blenders tanzen zu lassen.

Mit Luca Conti schickt der Schreibende einen Heißsporn ins Rennen, der manchmal so wirkt, als sei er noch grün hinter den Ohren und müsse sich selbst und anderen durch seine Alleingänge beweisen, dass er es drauf hat. Er begibt sich mehr als einmal in brenzlige Situationen, die dann doch noch glimpflich ausgehen. Das lässt in ihn meinen Augen überheblich und selbstgefällig erscheinen, dabei hat er dieses Getue doch gar nicht nötig. Sein Verhalten gipfelt jedoch in absolutes Unverständnis, wenn er dem Alkohol zuspricht uns sich dann noch hinters Steuer klemmt...da fällt mir nichts mehr zu ein.

Auch finde ich es sehr nervig, dass im Buch unglaublich viele und auffällige (durch Kursivschrift hervorgehoben) Produktplatzierungen vorgenommen werden, die den Anschein erwecken, dass die betreffenden Firmen das Buch gesponsert haben könnten. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum immer wieder auf die Markennamen hingewiesen wird. Dabei tun sie bei den Ermittlungen doch überhaupt nichts zur Sache beitragen.

Der Fall selbst lebt von einer gewissen Agilität, denn die Szenen wechseln sich in rascher Geschwindigkeit ab und sorgen so für ein sehr flottes Erzähltempo. Der Einblick in das lukrative Geschäft mit dem schwarzen Gold und den damit verbunden Möglichkeiten, auch illegal Geld zu scheffeln, ist sehr gut ausformuliert und bietet jede enge Möglichkeiten, sich ein sehr strukturiertes Bild vom Geschehen zu machen.

Der Krimi ist schnell gelesen, bleibt aber leider nicht lange im Gedächtnis haften. Als Urlaubslektüre geeignet, daher neutrale 3 Sternchen


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.01.2023

Schöne heile Welt ?!

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
0

Während das Feuerwerk glitzert und die Champagnerkorken knallen, geschieht das Schlimmste, was sich Eltern vorstellen können - ihre Tochter verschwindet spurlos. Aus den frohen Neujahrswünschen werden ...

Während das Feuerwerk glitzert und die Champagnerkorken knallen, geschieht das Schlimmste, was sich Eltern vorstellen können - ihre Tochter verschwindet spurlos. Aus den frohen Neujahrswünschen werden schnell Aufmunterungen und Durchhalteparolen, die aber Lollo und Max nicht wirklich weiterhelfen. Auch die Polizei steht vor einem Rätsel, denn das, was sich während der Ermittlungen vor ihnen ausbreitet, ist ein Teppich voller Lügen und Beschuldigungen...aber das bringt Jennifer auch nicht wieder zurück.....


Zu Beginn des Romans peitsch Malin Stehn ihre Leser;innen mit atemloser Spannung durch die Seiten und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Zu beklemmend ist die Situation, zumal wir gerade alle selbst Silvester gefeiert haben. So vermischen sich die eigenen Erinnerungen mit den Szenen im Buch und genau das macht alles sehr authentisch.

Es ist die Angst, die beim Lesen im Nacken sitzt und dieses ungute Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben, die die Lesenden wie in einem Schraubstock gefangen halten. Aber je mehr die Handlung voranschreitet, desto mehr geht von dieser wirklich klaustrophobischen Stimmung verloren, denn alle Figuren bleiben oberflächlich und unnahbar, sodass sie eher enervierend als mitreißend wirken. Gerade Max und Lollo, das betroffene Elternpaar, sind ein "Vorbild" für die schöne heile Welt. Ihre Maskerade (anders kann ich dieses mehr als affektierte Gehabe nicht bezeichnen) fällt immer mehr in sich zusammen und bringt Dinge ans Tageslicht, die besser im Verborgenen geblieben wären.

Ab dem zweiten Drittel überschlagen sich die Ereignisse und es wirkt so, als habe die Autorin hier sämtliche Einfälle, die zu einer spannenden Handlung notwendig sind, unbedingt in ihrem Buch unterbringen wollen. Sie bedient sich sogar in der Klischeekiste und macht damit einen Teil ihrer Handlung unglaubwürdig, weil es einfach zu viel des "Guten", oder in diesem Fall, des Bösen ist.

Der Roman hat wirklich das Zeug zum Pageturner, bremst sich aber immer mehr selbst aus und kann sich dadurch nicht mehr von der breiten Masse in diesem Genre abheben. Selbst die Auflösung ist kein Aha-Moment mehr, sondern nur noch eine logische Schlussfolgerung, die ohne jeglichen Twist auskommen muss.

Die Euphorie zu Beginn wäre mit 5 Sternchen belohnt worden, so kann ich aber leider nur 3 vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2022

Der Kini schlüpft in die Rolle eines Kriminalen

König Ludwig und der gläserne Dolch
0

Einen König lässt man nicht warten, schon gar nicht den Märchenkönig. Ludwig II. ist ungehalten über das ungebührliche Verhalten seines Finanzministers. Was er nicht ahnt ist, dass sein Minister tot in ...

Einen König lässt man nicht warten, schon gar nicht den Märchenkönig. Ludwig II. ist ungehalten über das ungebührliche Verhalten seines Finanzministers. Was er nicht ahnt ist, dass sein Minister tot in den Gassen Münchens liegt und bereits erste Gerüchte über den mutmaßlichen Täter im Umlauf sind. Als Ludwig II. zu Ohren kommt, dass ausgerechnet Richard Wagner verdächtigt wird, kann er nicht anders - er muss gemeinsam mit Herzogin Sophie ermitteln, um die Unschuld seines Lieblingskomponisten zu beweisen...


Eine Krimi-Reihe mit meinem geliebten Kini als Kriminaler - das klingt aufregend und spannend z gleich, darf er doch hier eine andere Facette von sich zeigen. Aber so ganz will bei mir der Funke einfach nicht überspringen, denn in der Sparte Cosy-Crime fühle ich mich einfach nicht beheimatet. Der Fall ist zwar gut durchdacht, aber mir passiert einfach zu wenig, um von einem echten Krimi mit großen Spannungskurven zu sprechen. Da der Titel bereits die Tatwaffe enttarnt, ist für mich schnell klar, dass es sich um eine Täterin handeln muss - die Frage dreht sich also nur noch darum, wer von den im Buch auftretenden Protagonistinnen ein Mordmotiv hatte.

Es passiert zwar recht viel, aber die Handlung bleibt eher seicht und passt ins blau-weiße Postkartenmotiv - schön anzuschauen und zu lesen, der königliche Prunk und ein bisschen Schalk im Nacken blitzen durch und auf etwas mehr als 150 E-Book-Seiten bekommen die Leser:innen einen Einblick in Lügen und Intrigen rund um den Kini.

Ich habe schon viele Romane und Krimis mit und über König Ludwig II. gelesen, die mich fast atemlos haben die Seiten umblättern lassen. Dieser hier gehört für mich in die Kategorie: schnell gelesen und genauso schnell wieder vergessen - neutrale 3 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2022

Wichtige Thematik, die mit seitenlangen Dialogen regelrecht erstickt wird

Der Nürnberger Prozess
0

Der Nürnberger Prozess ist in der Nachkriegsgeschichte das wohl wichtigste Ereignis, um den Oberen des braunen Sumpfes an den Kragen zu gehen. Doch in wie weit kann in einem solchen Prozess, bei dem die ...

Der Nürnberger Prozess ist in der Nachkriegsgeschichte das wohl wichtigste Ereignis, um den Oberen des braunen Sumpfes an den Kragen zu gehen. Doch in wie weit kann in einem solchen Prozess, bei dem die Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord endlich zur Sprache kommen, zwischen Schuld und Unschuld unterschieden werden ? Ist einer, der am Schreibtisch die Gesetze verfasst, "weniger schuld" als jemand, der die Massenmorde vollzogen hat ? Steckt eine kriminelle Energie dahinter, oder sind es die politischen Gegebenheiten, die Menschen wie Göring und Heß zu Kriegsverbrechern gemacht haben ? Kein leichtes Unterfangen, darüber Recht zu sprechen und doch haben es die Richter im Nürnberger Prozess getan.

Hellmut Butterweck widmet sich dieser wichtigen Thematik, nimmt seine Leser:innen mit in den Gerichtssaal und lässt sie zu Zeitzeug:innen werden, wenn der braune Sumpf zu Wort kommt. Es beginnt ein innerer Kampf bei den Lesenden, denn das, was sie lesen, sind Schilderungen, die unter die Haut gehen. Und doch macht sich Empörung breit, da sich sogenannte "Erinnerungslücken" bei den Angeklagten bemerkbar machen und sie immer wieder versuchen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, um dieser im wahrsten Sinne des Wortes zu entgehen.

Die wichtige Thematik wird aus persönlichen Erinnerungen, der Situation im Gerichtssaal und Abschriften von geführten Dialogen zusammengesetzt. Doch leider sind es eben jene Dialoge, die Seite um Seite füllen und dafür sorgen, dass das Buch sehr zähflüssig wird. Zwar bringt Butterweck Licht ins Dunkel, denn es gilt viele Widersprüche aufzudecken, aber irgendwie schafft es der Autor nicht, seinem eigenen Buchtitel gerecht zu werden. Der Untertitel - Die Richter spielten nicht mit - suggeriert mir, dass die Rolle eben jener genauer beleuchtet wird und sie zwischen Recht und Unrecht, Schuld und Unschuld regelrecht hin und her schwimmen, um den Völkermord aufzuarbeiten und Urteile zu sprechen, die gerecht sind.

Ich habe mir von der Lektüre mehr erhofft und bin etwas enttäuscht, daher 3 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2022

Hochwertiger Bildband, aber eher für fachlich Interessierte als für Laien geeignet

Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723)
0

Was wäre Wien ohne Schloss Schönbrunn oder die Karlskirche ? Sehenswürdigkeiten, die wir heute voller Ehrfurcht bestaunen, wären ohne ihn nicht möglich gewesen : Johann Bernhard Fischer von Erlach. Das ...

Was wäre Wien ohne Schloss Schönbrunn oder die Karlskirche ? Sehenswürdigkeiten, die wir heute voller Ehrfurcht bestaunen, wären ohne ihn nicht möglich gewesen : Johann Bernhard Fischer von Erlach. Das vorliegende Buch widmet sich ausführlich den Werken des berühmten Architekten und ermöglicht Interessierten, sich ein umfassendes Bild seiner Bauwerke zu machen.

Eine Zeitreise, die die Architektur von Erlachs in wundervollen Aufnahmen erlebbar macht und einen zeitgeschichtlichen Einblick ermöglicht, um den Mann hinter den Bauwerken etwas näher kennenzulernen. Das Buch analysiert, setzt sich mit der kulturpolitischen Bedeutung von Erlachs auseinander und beleuchtet sein Leben und Wirken. So wird von Erlach auch Jahrhunderte nach seinem Ableben für seinen Schaffensreichtum und seine Baukunst geehrt.

Für Leser:innen, die sich bisher nicht oder noch nicht so eingehend mit der Baukunst des Architekten befasst haben, ist dieser hochwertige Bildband mit sehr viel Hintergrundinformationen und historisch belegten Wissen gefüllt, sodass die Aufnahmen ein wenig in den Hintergrund rücken und das Buch einen sehr fachlichen, sachlichen und eher theoretischen Anstrich erhält .Die Aufnahmen allerdings machen die doch eher nüchterne Wissensvermittlung wieder mehr als lebendig - wunderschöne Deckenfresken, perspektivische Innenansichten , historische Zeichnungen und prächtige Detailaufnahmen der Stuckausstattungen verführen zum Lustwandeln in Gedanken. Eine Bilderreise u.a durch die Hofbibliothek, Karlskirche, Dreifaltigskeitskirche und Kurfürstenkapelle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung