Es ist ein kalter Tag im Februar des Jahres 1990 als ein ehemaliger Grenzsoldat, der einem Schießbefehl gehorcht hat, von seiner Mutter vermisst gemeldet wird. Doch niemand nimmt die Sorge der Mutter ernst. Er wird sich in den Westen aufgemacht haben, wie so viele Tausende andere, ist die Meinung der Polizei. Kommissar Tobias Falck, des KDD Ost-West, verspricht sich umzuhören. Doch bevor er zu einem Ergebnis kommt, werden Falck, Edgar Schmidt und Stefanie Bach in die Galerie der Alten Meister gerufen. Ein wertvolles Gemälde ist durch eine Fälschung ersetzt worden. Ein Delikt, in dem sich die Kollegen des KDD nicht wirklich auskennen. Mord und Totschlag ist ihr Revier, aber Kunst?
Wenig später wird dann ein als Kunstfälscher bekannter Maler ermordet. Gehört der Kunstraub zu den (nicht ganz so) geheimen staatlich sanktionierten Kunstrauben der ehemalige DDR, um Devisen ins Land zu bringen?
Und was hat Sybille Suderberg, suspendierte Kommissarin aus Westdeutschland, die nun in Dresden als selbstständige Privatermittlerin arbeitet, mit der Sache zu tun? Oder steckt Edgar Schmidt mit der Stasi unter einer Decke?
Als dann die Ermittlungen entgleiten, müssen Tobias Falck und seine Kollegen des KDD in die ihnen unbekannte und suspekte BRD reisen. Und das ausgerechnet am Rosenmontag nach Köln.
Meine Meinung:
Dieser zweite Krimi, rund um den Kriminaldauerdienst Ost-West hat mich diesmal nicht so ganz begeistert. Warum?
Jeder der beiden Handlungsstränge wäre für mein Empfinden ein eigenes Buch wert. Vor allem die Geschichte rund um den ehemaligen Grenzsoldaten, der einen sogenannten Republikflüchtig erschossen hat, hätte durchaus großes Potenzial gehabt. Das ist leider in der ebenso fesselnden Kunstraub- bzw. Kunstfälscher-Geschichte ein wenig untergegangen.
Kurzfristig habe ich ja Edgar Schmidt in Verdacht gehabt, ein falsches Spiel zu spielen.
Was mir so gar nicht gefallen hat: Frank Goldammer lässt seine Ermittler ein wenig dämlich aussehen. Er hetzt sie durch die Stadt, die Waffen werden ihnen abgenommen etc.. Mag schon sein, dass sich Tobias Falck das eine oder andere Mal nicht gar so professionell verhält, weil er seine privaten Zores nicht ganz im Griff hat.
Die alte Ordnung ist passé, aber die neue hat sich noch nicht etabliert, dabei bleibt Mord immer Mord. Egal unter welcher Regierung. wie Tobias Falck feststellt.
Sehr beklemmend finde ich die Beschreibung der Stimmung der ehemaligen DDR-Bürger. Jeder, auch die Ermittler, haben eine mehr oder weniger diffuse Angst vor den Enthüllungen der Stasi-Akten. Da wenig Substantielles bekannt ist, sind Gerüchten Tür und Tor geöffnet. Ein großer Teil der Bevölkerung glaubt, dass ehemalige Zuträger nun von der Stasi ermordet werden sollen, um lästige Mitwisser zu beseitigen. Dieses Klima des Misstrauens und der Angst hat Autor Frank Goldammer, selbst Dresdner, sehr gut beschrieben. Für mich als Wienerin ist diese Stimmung kaum vorstellbar.
Was mich auch irritiert, ist die Beschreibung der Wohnverhältnisse: Ja, die Plattenbauten gewinnen keinen Schönheitspreis, musste doch nach 1945 schnell Wohnraum für die Menschen sowohl im Osten und im Westen geschaffen werden. Auch in Wien gibt es solche hässlichen Wohnbauten. Aber, dass die Gebäude in Dresden so desolat sind, erschreckt mich schon ein wenig. Ich war im Oktober in Dresden und habe mich über die rege Bautätigkeit gewundert. Sehr viele der Plattenbauten aus der DDR-Zeit sind modernen Wohnhäusern gewichen.
Fazit:
Diesen Krimi, der mir nicht ganz so gut gefällt wie die anderen Bücher von Frank Goldammer, bewerte ich mit 4 Sternen.