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Veröffentlicht am 10.08.2017

Komm in die Puppenstube

Das Porzellanmädchen
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Nachdem ich die Reihe rund um den Ermittler Nils Trojan noch nicht gelesen habe, Band 1 "Der Federmann" aber noch in meinem SuB Regal steht, dachte ich mir mit einem Stand alone des Autors kann man nun ...

Nachdem ich die Reihe rund um den Ermittler Nils Trojan noch nicht gelesen habe, Band 1 "Der Federmann" aber noch in meinem SuB Regal steht, dachte ich mir mit einem Stand alone des Autors kann man nun nichts falsch machen und ich kann ihn endlich kennenlernen.
Gleich vorweg kann ich sagen, dass der Spannungslevel wirklich hoch war und der Autor mit der Psyche des Leser gekonnt spielt. Und trotzdem fehlte mir irgendetwas, das mir das Gefühl gab, dieser Thriller ist Extraklasse und hat 5 Sterne verdient. Aber liest selbst....

Der erste Teil der Geschichte spielt im Jahre 2003 und geht über die ersten fünf Kapitel des Buches. In diesem Abschnitt wird ein junges Mädchen von einem Mann entführt, der sich mit einer Gasmaske unkenntlich macht und den sie "das Insekt" nennt. Im Zimmer ihres Martyriums sitzt neben ihr eine alte Porzellanpuppe mit zwei unterschiedlich blauen Augen. Diese hat, wie das entführte Mädchen, dunkle Haare und eine sehe helle Haut und wirkt irgendwie gruselig. Trotzdem ist sie für sie eine Art "Bezugsperson". Dem Mädchen gelingt es zu entkommen, doch der Entführer wird nie überführt und das entlegene Haus nicht gefunden.
Im zweiten Teil lernen wir die damals Entführte als erfolgreiche Thrillerautorin Luna Moor kennen. In ihren Büchern versucht sie die damalige Tat zu verarbeiten. Für ihren neuersten Thriller hat sie sich selbst die Latte sehr hoch gelegt, denn Luna zieht in den Schuppen des Hauses, indem einst ihr Martyrium begann. Als zweiwöchigen Mitbewohner hat sie den fünzehnjährigen Leon an ihrer Seite, den Sohn ihrer Freundin Anna, die in die Vereinigten Staaten reisen musste und sie bat Leon diese Zeit aufzunehmen. Luna ist dies gar nicht recht, denn sie möchte den Täter von damals reizen und ihre eigene Geschichte in ihrem neuen Thriller verpacken. Sie möchte ihn aus der Reserve locken und endlich überführen....

In zwei Handlungssträngen lässt Max Bentow den Leser an den Ereignissen rund um Luna und ihren Roman teilhaben. Einmal erzählt er die Geschichte, wie Luna mit Leon in den Schuppen des Hauses einzieht, indem sie damals gefangen gehalten wurde. Die düstere und unheimliche Stimmung des einsam gelegenen Anwesens und die Tatsache, dass darin ein Mord passiert ist, sorgt schon für leichte Gänsehaut.
Im zweiten Handlungsstrang begeben wir uns in die Story, die Luna schreibt und lesen praktisch ein Buch im Buch. Wir erhalten durch Leon Einblick in Lunas Manuskript, der sich verbotener Weise auf seinen Stick eine Kopie zieht. Was Leon liest, lässt ihn fortan nicht mehr los. Lunas Hauptprotagonistin, die sie Maria nennt, erlebt eine Geschichte, die der von Luna sehr ähnelt, doch Maria sinnt auf Rache. Sie hat keine Hemmungen das Beil, das sie immer mit sich herumträgt, auch einzusetzen und zieht eine Blutspur durch Berlin. Gemeinsam mit Leon rätselt man und fragt sich insgeheim: Was ist hier Wahrheit und was Fiktion? Dieses Übereinandergreifen von Realität und Fantasie ist der Stoff, auf den der Autor aufbaut. Die sprechende Porzellanpuppe tut dazu ihr Übriges....

Der Autor kommt in seinem Thriller ohne große Rahmenhandlung und mit nur wenigen Protagonisten aus. Die Geschichte wirkt spektakulär und manchmal auch absurd, sie ist gespickt mit kleinen Horrorelementen, die für mich trotzdem zu wenig waren, dass ich mich richtig gruseln hätte können (und ich bin eigentlich kein Leser des Horror-Genres...noch nicht). Mit unvorhersehbaren Wendungen hält Max Bentow den Leser an der Stange, die Spannungskurve bleibt konstant oben und auch ich habe mir den einen oder anderen Fingernagel abgekaut.

Leider bleiben auch die Figuren etwas an der Oberfläche, obwohl die Personenzahl sehr beschränkt ist. Während Luna gut charakterisiert wird und man ihr ihre Ängste und den Zweifel an ihrer eigenen Zurechnungsfähigkeit abnimmt, hätte ich mir von den Nebenfiguren doch etwas mehr erhofft. Auch Leon erschien mir als Fünfzehnjähriger doch etwas zu erwachsen.
Der Autor hat den Fokus eher auf die Spannung und die Psyche des Lesers angelegt und das ist ihm großteils auch gelungen. Den Täter habe ich trotzdem in der zweiten Hälfte des Buches erraten....

Schreibstil:
Der Schreibstil ist sehr einfach und nicht wirklich anspruchsvoll. Bei einem Thriller lege ich normaler Weise keinen großen Wert auf den Schreibstil, aber hier fiel mir doch die eher anspruchslose und schlichte Wortwahl auf. Trotzdem gelingt es dem Autor mithilfe der kurzen Sätze und Beschreibungen das Haus, die Umgebung und vor allem die Puppen sehr bildhaft darzustellen.
Die Kapitel sind ebenfalls kurz gehalten, die Schrift ist eher groß und diese Faktoren ermöglichen das Ruck-zuck-weglesen der Inhalts. Spannung ist sehr wohl vorhanden, aber mit seiner Art des Schreibens konnte mich der Autor nicht wirklich gewinnen.

Fazit:
Die vier Sterne vergebe ich für Spannung, Nervenkitzel und die düstere, unheimliche Stimmung des einsam gelegenen Anwesens, welche der Autor grandios eingefangen hat. Der Schreibstil und die etwas abstruse Handlung, die manchmal ein bisschen mystisch angehaucht ist, konnte mich allerdings nicht gänzlich überzeugen.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Gutes Buch, aber die hype kann ich nicht ganz nachvollziehen

The Hate U Give
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Bei sehr gehypten Büchern bin ich immer etwas skeptisch, aber "The Hate U Give" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste nachdem ich bei einer Bloggerin eine total begeisterte Rezension dazu gelesen ...

Bei sehr gehypten Büchern bin ich immer etwas skeptisch, aber "The Hate U Give" stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste nachdem ich bei einer Bloggerin eine total begeisterte Rezension dazu gelesen habe, die den Roman bereits auf Englisch verschlungen hatte. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut, als ich es vom Bloggerportal tatsächlich zugeschickt bekommen habe.

Es fällt mir schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, die meine Gedanken beim Lesen wiedergeben. Es sind sehr viele Gefühle vertreten: Ohnmacht, Wut, Trauer, Unverständnis, aber auch Freude, Hoffnung und Glaube an das Gute im Menschen.
Ich fand sehr schnell Zugang zur Geschichte, die mich von Beginn an packen konnte. Man lernt Starr, eine 16-jährige Schwarze und ihre Familie kennen, die in Garden Heights, einen Armenviertel lebt.
Ich spoilere hier nicht, wenn ich schreibe, dass ich fassungslos die Szene verfolgte, als Starr im Auto sitzt und zusehen muss, wie Khalil, ihr Freund aus Kindertagen, ohne Vorwarnung von einem weißen Polizisten erschossen wird. Diese Ungerechtigkeit und die vorschnelle Verurteilung ließen mich einfach nur sprachlos zurück. Trotzdem liest man aber immer wieder von solchen Fällen in der Zeitung, die in manchen Gegenden der USA zum "Alltag" gehören. Dieser Roman ist ein Plädoyer an die Gerechtigkeit und gegen Rassismus!

Bis dahin konnte ich mir nicht vorstellen, Todesangst vor der Polizei zu haben. Wir kennen zwar das mulmige Gefühl, wenn einem die Polizei aufhält und man sich fragt, ob man wohl ein Verkehrszeichen übersehen oder zu schnell gefahren ist und ob man den Führerschein heute morgen in die richtigen Tasche gepackt hat (das ist mir passiert). Aber hier erlebt man hautnah den Moment mit, der für viele Menschen aus diesen Vierteln tägliche Realität ist und die tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen, wenn der Deputy ans Fenster klopft. Diese Stellen im Buch hinterließen bei mir einen dicken Knoten im Hals. Solche Szenen kann ich mir hier im friedlichen ländlichen Teil von Österreich überhaupt nicht vorstellen.
Die Autorin zeigt in beeindruckender Weise auf, wie sich das Leben in manchen Teilen einer Großstadt in den Vereinigsten Staaten abspielt. Dabei malt sie keineswegs das übliche Schwarz-Weiß-Bild von den Figuren im Roman, sondern zeigt viele Grauschattierungen. Da ist etwa Starrs Onkel Carlos, der schwarz und Polizist ist. Chris, der weiße Boyfriend von Starr oder Kousin Devante, der nicht automatisch kriminell sein möchte, obwohl sein Vater ein berüchtigter Gansterboss ist. Die Charaktere sind teilweise sehr lebendig gestaltet, manche bleiben aber leider an der Oberfläche.

Ebenso versteht es Angie Thomas den Zwiespalt in dem Starr lebt, wenn sie morgens in die Privatschule der Weißen zum Unterricht geht und abends zuhause in Garden Heights die Drogendealer das Straßenbild beherrschen, glaubwürdig zu vermitteln. Den Wunsch ihrer Mutter diese Gegend endlich zu verlassen, konnte ich nur zu gut verstehen. Diese beiden Welten prallen immer wieder aufeinander und lassen Starr mehr und mehr verzweifeln. Einerseits möchte sie Gerechtigkleit für Khalil, andererseits aber verleugnet sie anfangs, dass dieser Khalil, der in den Medien als Drogendealer hingestellt wird, ihr Freund war. Starr selbst ist nicht immer die starke und gerechte Hauptprotagonistin. Vorallem wie sie sich ihrem Freund gegenüber verhält, fand ich nicht ganz nachvollziehbar und in Ordnung.

Gut miteinbezogen hat die Autorin auch die Parts der Presse, der Justiz und der Polizei. Hier hätte ich mir alleridngs ein bisschen mehr Seiten zum Gerichtsurteil gewünscht, welches in nur einem Satz abgehandelt wurde, nachdem man kapitelweise darauf hingefiebert hat.

Obwohl das Thema der Geschichte sehr ernst und der Plot oft düster ist, schwingt trotzdem viel Humor im Roman mit. So wird das schwierige Thema auch für die Zielgruppe etwas "leichter" und durch den jugendlichen Schreibstil lockerer. Die Geschichte ist nachvollziehbar und authentisch und hat eine sehr wichtige Thematik. Die Hype kann ich aber nicht ganz nachvollziehen.

Schreibstil:
Die Autorin hat in ihrem Debütroman den Schreibstil der Altersklasse angepasst, der sich eher einfach und flapsig präsentiert. Die Geschichte wird in der Ich-Pespektive aus der Sicht von Starr erzählt. So erlebt man ihre Gefühlswelt hautnah mit.
Der typische amerikanische Slang und auch diverse Produkte, die immer wieder genannt werden und bei mir oftmals nur Fragezeichen hinterließen, können vielleicht jüngere Leser besser nachvollziehen.... Es gibt viele Dialoge, die manchmal die sehr emotionale Erzählung etwas auflockern.
Die Slang-Begriffe, die verwendet werden, sind in einem Glossar am Ende des Romans näher erläutert.

Fazit:
Ein sehr vielschichtiger Roman in jugendlicher Sprache, der von allen Altersgruppen gelesen werden sollte. Trotzdem konnte er mich nicht ganz überzeugen. Das Thema Rassismus ist und bleibt immer ein Brennpunkt und sollte auch nie in Vergessenheit geraten. Trotzdem fand ich nicht alles an diesem Roman gelungen und vergebe deswegen 4 Sterne.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Cold Case #1 für Evie Blackwell

Evie Backwell - Stadt der Verschwundenen
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Die Romane aus dem Francke Verlag konnten mich bis jetzt immer begeistern und als ich diesen Spannungsroman lesen durfte, habe ich mich sehr darüber gefreut. Mir ist noch die tolle Alaskan Courage Reihe ...

Die Romane aus dem Francke Verlag konnten mich bis jetzt immer begeistern und als ich diesen Spannungsroman lesen durfte, habe ich mich sehr darüber gefreut. Mir ist noch die tolle Alaskan Courage Reihe von Dani Pettrey im Gedächtnis, die eine Mischung aus Krimi und Liebesgeschichte mit christlichen Elementen ist und die mir richtig gut gefallen hat.
Auch bei "Stadt der verschwundenen Kinder" erhoffte ich mir eine ähnliche Zusammensetzung von Krimispannung und einer netten Geschichte drumherum. Mein Wunsch wurde großteils erfüllt, aber nicht ganz, denn es fehlte mir vorallem im Mittelteil etwas an Spannung. Trotzdem hat die Autorin hier einen Roman geschrieben, der mir gut gefallen hat und noch Ansätze für Folgeromane hat, die ich natürlich gerne lesen würde.

Der Einstieg gelang mir gut. Der Roman beginnt mit der Ankunft der Ermittlerin Evie Blackwell in Clarin, die etwas anders als geplant abläuft. Durch einen Wildunfall verliert sie zuerst die Kontrolle über ihr Auto und irrt mit ihren beiden Hunden verletzt in der Gegend umher. Dabei hatte sie Glück im Unglück, denn sie hat nur kleine Blessuren davongetragen. Der Grund für ihren Aufenthalt in der Kleinstadt in Illinois ist beruflich. Der Gouverneur möchte in Zukunft eine eigene Task Fource für unaufgelöste Vermisstenfälle einrichten und schickt deshalb Evie für kurze Zeit für zwei "Probefälle" nach Carin. In der Kleinstadt sind ein sechsjähriges Mädchen, das mit ihren Eltern unterwegs war und die nur für einen kleinen Zwischenstop hielten, sowie die gesamte Familie eines Polizisten von einem Tag auf den anderen verschwunden. Keine leichte Aufgabe für die smarte Evie, die frischen Wind in den Ort bringt. Dadurch, dass sie keinen persönlichen Bezug zu den Vermissten hat, sieht sie die beiden Fälle aus einer anderer Sicht als Sheriff Gabriel Thane oder der Rest der damals ermittelnden Polizei. Die sehr ehrgeizige Evie ist auch schnell erfolgreich und hat bald einige neue Spuren gefunden....

Der Roman lebt vorallem durch die Ermittlungsarbeit und den vielschicthtigen Beziehungen, sowie den großen Zusammenhalt der Familie Thane und den Einwohnern der Kleinstadt. Die Charaktere werden sehr lebendig und detailliert beschrieben. Man bekommt als Leser ein sehr gutes Bild von den Personen, die einen wichtigen Teil im Handlungsstrang einnehmen.
Während Josh Thane als ehemaliger Soldat sehr zurückgezogen lebt, steht Gabriel Thane, der in die Fußstapfen seines Vaters als Ortssheriff gestiegen ist, eher im Mittelpunkt. Er ist auch derjenige, der mit Evie zusammenarbeitet. Mit Ann und deren Mann Paul, einem FBI Ermittler, kommen noch weitere Spezialisten für die Task Force hinzu. Will Thane, der ältere der Brüder, liebt Karen, die im Café arbeitet, aber ein Geheimnis hütet.... Und Grace kommt aus Chicago nach Clarin zurück, das sie als Kind von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Sie möchte das Elternhaus verkaufen und vermutet die Leichen ihrer Eltern auf dem Grundstück verscharrt. Josh nimmt sich der Suche an, der schon im Kindergarten in Grace verknallt war.

Obwohl es Hinweise auf die eine oder andere mögliche Lovestory im Buch gibt, fehlt hier die Romanze gänzlich und der Fokus liegt bei den zwischenmenschlichen freundschaftlichen Beziehungen. Abwechselnd begleiten wir die drei Thane Brüder Gabriel, Will und Josh, sowie Evie und Ann, bei ihren Versuchen hinter das Verschwinden der Polizistenfamilie und der kleinen Ashley zu kommen. Diese Personenwechsel werden im Buch sofort ersichtlich, denn der Name der Figur steht zu Beginn jedes Abschnittes ersichtlich über den weiteren Textverlauf. Schon bald deuten Hinweise in eine Richtung, die eine grausame Wahrheit ans Licht bringen. Diese neuen Fakten werfenallerdings wieder neue Frage im zweiten Cold Case Fall auf und hieraus entwickeln sich weitere Handlungsstränge. Leider blieb einer davon offen, der meiner Ansicht nach einen tollen Plot hatte und der der Handlung etwas mehr Schwung hätte geben können.
Während die Geschichte im Mittelteil etwas vor sich hindümpelt und man sich fragt, wohin die Handlung driftet, wartet sie mit einem spannenden Finale und einem unerwarteten Ende auf, das mir sehr gut gefallen hat und die kleinen Längen im Mittelteil damit etwas vergessen lassen.

Ich habe bereits gesehen, dass es im englischen bereits einen weiteren Teil rund um Evie Blackwell und neuen Cold Cases gibt und hoffe auf einen etwas höheren Spannungsanteil im Folgeband.


Fazit:
Ein christlicher Kriminalroman mit kleinen Längen im Mittelteil und noch etwas Luft nach oben, aber mit einem spannenden und unerwarteten Ende, das mich absolut überzeugen konnte. Ich bin schon neugierig auf den Folgeband und hoffe auf einen höheren Spannungsanteil.

Veröffentlicht am 08.08.2017

Ich bin du und du bist ich

Summer Switch
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Ich habe bereits die ersten beiden Romane des Mutter-Tochter-Autoren-Duos "Zwei wie Zimt und Zucker" und "Muffins & Marzipan" gelesen, die mich supergut unterhalten haben. In "Summer Switch" erzählen Stefanie ...

Ich habe bereits die ersten beiden Romane des Mutter-Tochter-Autoren-Duos "Zwei wie Zimt und Zucker" und "Muffins & Marzipan" gelesen, die mich supergut unterhalten haben. In "Summer Switch" erzählen Stefanie und Marta wieder auf ihre gekonnt frische und freche Art die Geschichte zweier Teenager, die plötzlich im Körper der Anderen feststecken. Natürlich dachte ich sofort an einen meiner Lieblingsfilme "Freaky Friday" mit Jamie Lee Curtis und einer damals noch natürlichen und süßen Lindsay Lohan. So war mein Wunsch hier mitlesen zu dürfen schon alleine deswegen geweckt. Allerdings kenne ich ja auch schon die beiden anderen Jugendbücher der Autorinnen und wusste, dass mich hier wieder eine turbulente und fröhliche Geschichte erwarten wird. Deswegen freute ich mich sehr, dass ich bei der Lovelybooks Leserunde mitlesen dufte.

Felicia und Catta könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die blonde und schlanke Felicia bei ihren Eltern im Hotel auf der Ferieninsel Elba arbeiten muss, kommt die rastalockige und dunkelhäutige Catta aus Hamburg mit ihrem Stiefvater Otto und den kleinen Stiefgeschwistern Emile und Eliese im alten VW-Bulli an. Ihre krebskranke Mutter und ihr Bruder Jacques sind bereits im Hotel eingetroffen. Sie haben einen Aufenthalt für zwei Personen in der Villa Paradiso gewonnen. Es dauert nicht lange und die brave Felicia und die freche Catta geraten sich in die Haare, um am nächsten Morgen im Körper der jeweils Anderen aufzuwachen. Eine absolute Katastrophe! Nicht nur, weil Felicia bereits ein Auge auf den süßen Bruder von Catta geworfen hat, sondern auch weil das Hotel mit immer weniger zufriedenen Feriengästen kämpft und die saisonalen Mitarbeiter so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht sind.... Denn die Stimmung in der Villa Paradiso ist alles andere als paradiesisch!

Stefanie Gerstenberger und Marta Martin ist es wieder hervorragend gelungen, die Gefühlswelt der beiden Teenagermädchen rüberzubringen. Die Sprache ist dem Alter der beiden Protagonistinnen angepasst. Mit italienischen Floskeln und Wörtern wird aber auch das italienische Flair miteingebaut. Es kommt direkt leichtes Urlaubsfeeling auf. Aber der Roman ist nicht nur eine gute Laune-Geschichte, sondern es werden so einige ernste Themen miteinbezogen, wie Essstörung, Krankheit, Neid, Schulden oder festgefahrene Zukunftsperspektiven. Da es ein Jugendroman ist, wird nicht detailiert darauf eingegangen, aber es wird jedes Thema mehr oder weniger angeschnitten und die Autorinnen bieten auch diverse Problemlösungen dazu an.
Wie bereits in "Zwei wie Zimt und Zucker" hoffen die Protagonisten nicht für immer in ihrer Welt/dem fremden Körper festzustecken und trauen sich dadurch oft Dinge zu, die sie sonst nicht tun würden. So wird der Leser, egal ob jung oder alt, dazu aufgerufen sich seinen Problemen zu stellen! Man erlebt, wie sich sowohl Catta, als auch Felicia weiterentwickeln und sogar über sich hinauswachsen.
Auch die anderen Charaktere sind so lebendig beschrieben, dass ich die Figuren immer vor meinen Augen hatte.

Schreibstil:
Stefanie Gerstenberger und Marta Martin ergänzen sich perfekt und sind ein grandioses Gespann! Ihr frech fröhlicher Schreibstil ist absolut gelungen und verbreitet gute Laune. Auch ihr neuer Roman ist eine perfekte Mischung aus alles Facetten des Lebens mit einem Häubchen Magie oben drauf.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Felicia und Catta erzählt. Das ist am Kapitelanfang sehr gut ersichtlich. Toll fand ich, dass der Verlag aber auch den Namen der jeweils erzählenden Figur unten neben der Seitenzahl gedruckt hat. Besonders im letzten Drittel habe ich doch das eine oder andere Mal schnell nach unten geguckt, um mich zu vergewissern, wer nun gerade spricht. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar mit italienischen Wörtern und Sätzen, die im Buch verwendet wurden.

Cover:
Obwohl es ein Originalcover ist und ich hier immer nur welche aus anderen Ländern vorstelle, mache ich hier eine Ausnahme, denn der Arena Verlag hat sich hier allergrößte Mühe gegeben. Das Hardcoverbuch mit der Lackierung an einzelnen Stellen, ist ein richtiger Eyecatcher. Das Cover ist fröhlich und bunt und vermittelt so genau die Aussage des Inhalts.

Fazit:
Mein drittes Jugendbuch des Autorinnenduos, welches mich wieder genauso überzeugen konnte, wie die beiden Vorgänger. Der lockere und lebendige Schreibstil, der mit viel Humor punktet, lässt einem durch die Geschichte fliegen. Ein turbolenter und bezaubernder Roman für alle Alterklassen.

Veröffentlicht am 18.07.2017

Der Mohr hat seine Schuld getan

Der Gaukler und die Tänzerin
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Der neue historische Roman von Nicole Steyer entführt den Leser diesmal in die Welt der Roma. Doch bevor unsere Hauptprotagonistin Magdalene ihr Leben in einem Zeltlager verbringt, lebt sie gemeinsam mit ...

Der neue historische Roman von Nicole Steyer entführt den Leser diesmal in die Welt der Roma. Doch bevor unsere Hauptprotagonistin Magdalene ihr Leben in einem Zeltlager verbringt, lebt sie gemeinsam mit ihrer Mutter wohlbehütet und geliebt als uneheliche Tochter des hessischen Landgrafen in seiner Villa. Als sie mit sechs Jahren Zeuge am Mord ihrer Mutter wird, flieht sie bei Sturm und Schnee kopflos hinaus in die Kälte. Dort wird sie von einer Zigeunerin aufgelesen und mit ins Zeltlager genommen, wo sie eine neue Familie findet.
1737. Als Suni lebt Magdalene nun schon zehn Jahre bei den Roma, wo sie als Tänzerin auftritt. Ihre Roma Mutter Rosina und ihre kleinen Schwester Cikni, die kurz vor der Hochzeit steht, sind ihr sehr ans Herz gewachsen. An ihre frühere Kindheit erinnert sich Suni kaum noch. Als sie eines Tages mit Sorlo einen Ausflug in ein Jagdschlösschen im Wald macht, sieht sie ein Bild von ihrem Vater und ihr als kleines Mädchen an der Wand hängen und es kommen einige Erinnerungen wieder. Kurz darauf trifft sie auch noch auf die Frau, die ihre Mutter ermordet hat, und erkennt die Gefahr in der sie, und alle die bei ihr leben, schwebt. Als ihr Clan überfallen und alle ermordet werden, rettet sie Mathis, der Schokoladenmohr aus Kindheitstagen. Beide wissen, dass nur eine Frau bzw. ihr Handlanger hinter den Überfall stecken kann.
Ab nun heißt es Flucht.....

Das Leben bei den Roma und die Ausgrenzung, die diese Menschen erleben, hat die Autorin wunderbar beschrieben. Auch das "Kuriosenkabinett" von Lorenz, bei dem Mathis Zuflucht gefunden hat, kann man sich bildhaft vorstellen. Er behandelt die armen Menschen, die teilweise sogar von ihren eigenen Familien ausgestoßen wurden, weil sie kleinwüchsig oder als siamesische Zwillinge geboren wurden, schlimmer als Tiere und zeigt wie grausam Menschen gegenüber andersartig aussehenden Menschen waren. Das hat sich sicher nicht bis heute geändert, doch war diese Zurschaustellung und Erniedrigung damals noch viel schlimmer. Auch der Aberglaube hatte einen fixen Platz in dieser Zeit und so wird der Mohr Mathis immer wieder mit dem Teufel und der Hölle in Verbindung gebracht.
Gut beschrieben wird auch das Leben der Antoniter - der Unterschied zwischen den geldgierigen Kirchenmännern, die selbst noch Kranken das letzte Hemd ausziehen, und dem freundlichen Laienbruder Adam, der seinen Glauben so lebt, wie es sein sollte - durch Nächstenliebe. Er ist es auch, der Suni und Mathis immer wieder hilft und unter die Arme greift.

Leider war der Handlungsablauf diesmal an vielen Stellen sehr ähnlich. Magdalene ist auf der Flucht, es gibt einen Unfall oder einen Überfall und sie entkommt gerade noch. Dies wiederholt sich des öfteren und wirkt beim x-ten Male etwas unglaubwürdig. Die Zufälle häufen sich, was aber nicht zu Lasten der Spannung geht. Die tiefe Freundschaft zwischen Suni und Mathis wirkte für mich allerdings manchmal etwas unglaubwürdig. Zu dieser Zeit wäre eine Liebe zwischen Schwarz und Weiß nie möglich gewesen.
Die Zerissenheit von Magdalene, die die ersten sechs Jahre als Adelige aufgezogen wurde, aber danach die Freiheit der Roma erlebt, wird von der Autorin hingegen sehr eingehend und überzeugend beschrieben. Ist sie Suni oder Magdalene? Diese Frage wird sich die junge Frau bis zum Ende stellen...

Die historischen Romane der Autorin sind immer ein absolutes Muss für mich, denn Nicole Steyer bringt in ihren Büchern immer wieder andere Themen zur Sprache, die absolut fasznierend sind. Hier sind es die Roma oder die Andersartigkeit der Menschen. In "Der Fluch der Sommervögel" widmete sie sich der Zeichenkunst und dem Studium der Schmetterlinge. Auch Aberglaube spielt in ihren Romanen immer eine große Rolle.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Nicole Steyer ist sehr einnehmend, lässt sich sehr gut lesen und lässt Bilder im Kopf entstehen. Die Autorin hat großartig recherchiert und ein bleibendes Bild der Roma mit ihren Eigenheiten gemalt. Im Nachwort gibt es noch einen kleinen Einblick zur Recherche über die Roma, ebenso gibt es noch eine Aufzählung historischer Persönlichkeiten und Hintergründe zum Buch.

Fazit:
Ein bildgewaltiger historischer Roman über das Thema Andersartigkeit und Diskriminierung von Menschen, verpackt in einer Geschichte voller Intrigen, Mord, Aberglaube, Zerrissenheit, aber auch Hoffnung und Freundschaft. Toll recherchiert, aber mit kleinen Schwächen.