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Veröffentlicht am 13.01.2024

It’s not you, it’s the patriarchy!

Not Your Business, Babe!
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„It’s not you, it’s the patriarchy!“

Verena Bogner sagt im Vorwort ihres Buches sich, dass sie, als sie in die Berufswelt einstiegt, von feministischen Themen keinen blassen Schimmer hatte. Sie wollte ...

„It’s not you, it’s the patriarchy!“

Verena Bogner sagt im Vorwort ihres Buches sich, dass sie, als sie in die Berufswelt einstiegt, von feministischen Themen keinen blassen Schimmer hatte. Sie wollte in der Businesswelt bestehen, hart dafür kämpfen, eine angesehene Karriere hinzulegen. Denn ist es nicht so, dass jede einzelne Frau einfach nur stark genug auftreten muss und für sich selbst kämpfen muss, dann kann sie es genau so weit bringen wie ein Mann?

Diese ehrliche Ansprache im Vorwort hat mich direkt gepackt und ich muss gestehen, dass ich mich in Bogners Worten wiedergefunden habe. Auch mir war lange nicht klar, wie wenig gleichberechtigt unsere Welt in Wirklichkeit (und auch hier in Deutschland) immer noch ist. Das Patriarchat besteht immer noch und es fordert auf komplexe und teilweise perfide Art die Unterdrückung von Frauen.

Besonders die Arbeitswelt ist immer noch eine Männerwelt. Die Frauen dürfen jetzt mitspielen, denn Fachkräfte werden eben dringend benötigt. Aber fordern dürfen sie für ihren Einsatz nichts, was sie bei den Männern als selbstverständlich beobachten dürfen: Eine gute Bezahlung, Aufstiegschancen, ernst genommen zu werden. Außerdem sollen sie sich - ohne es zu thematisieren oder erahnen zu lassen - nebenbei weiterhin um Reproduktion, Pflege von Babys und Angehörigen, den Haushalt und das private Wohl ihres lohnarbeitenden Mannes kümmern.

Der Kapitalismus und das Patriarchat gehen Hand in Hand.

Diese Perspektive ist es, die Verena Bogner in ihrem Buch aufarbeitet. Sie macht Zusammenhänge deutlich, die uns allen bewusst werden sollten. Sie analysiert also nicht nur, wie es um Frauen in der modernen Businesswelt bestellt ist, sondern kritisiert auch eine Arbeitswelt, in der es immer noch nicht ausreichend um „weiche“ Themen wie Work-Life-Balance und Fairness geht. Sie fordert wie so viele, mehr freie Zeit, mehr Miteinander, Umweltbewusstsein und Sinnhaftigkeit in unserer kapitalistischen Arbeitswelt.

Auch wenn es teilweise recht unstrukturiert scheint, gefällt mir Bogners Buch, das unterhaltsam und verständlich geschrieben ist. Es ist ein wichtiges Buch, das hoffentlich viele Leser*innen erreicht.

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Veröffentlicht am 28.10.2023

Viel mehr als eine Rezeptsammlung

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen
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„Die wichtigste aller Regeln gilt allerdings in der Küche genauso wie an jedem anderen Ort auf der Welt: Sagt euch, wenn ihr was gut gemacht habt.“

Wenn Tobi Krell ein Kochbuch rausbringt, dann ist das ...

„Die wichtigste aller Regeln gilt allerdings in der Küche genauso wie an jedem anderen Ort auf der Welt: Sagt euch, wenn ihr was gut gemacht habt.“

Wenn Tobi Krell ein Kochbuch rausbringt, dann ist das natürlich viel mehr als nur eine Rezeptsammlung! In diesem recht dicken Buch gibt es deshalb neben den Lieblingsrezepten von Tobi viele Texte, Infos, Erklärungen, Checkerfragen und charmante Tipps, wie den eingangs zitierten.

Checker Tobi ist ein Vorbild für meinen Sohn. Er liebt die TV-Sendung und Filme mit ihm, hört den Podcast, und saugt all die Informationen auf, die dabei vermittelt werden. Ganz nebenbei steht Tobi Krell für ein demokratisches, kindgerechtes und zukunftspositives Weltbild, ohne die Probleme dieser Welt unter den Tisch zu kehren.

Und - so erstaunlich das klingt - sogar in seinem Kochbuch bleibt er sich treu und tritt wie oben beschrieben auf. Deshalb macht dieses Buch so einen Spaß. Man erfährt so viel über Lebensmittel, Essenskultur, Landwirtschaft, Anbau und Verarbeitung von Nahrungsmitteln… Von Tobis Lieblingsrezepten, über Party-Food, multikulturelle Rezepte, besonders gesunde Rezepte bis hin zu vegetarischen Rezepten ist alles dabei. Hier liegt aber auch mein Kritikpunkt: Ein Kapitel widmet sich zwar dem Thema vegetarische und vegane Ernährung und es wird auch deutlich gemacht, wie wichtig diese für uns, die Tiere und die Umwelt ist; allerdings ist die Menge an vegetarischen Rezepten überschaubar. Meiner Meinung nach hätte sich diese Message wie selbstverständlich durch das gesamte Buch ziehen müssen.

Wer das Interesse seiner Kinder an den Themen Essen und Kochen wecken oder unterstützen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut beraten.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Ich bin schön, also bin ich.

Das ewige Ungenügend
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„Ich bin schön, also bin ich. Ich bin schlank, also bin ich. Ich bin von mir erschaffen, um für euch zu sein.“

Der weibliche Körper ist der ständigen Bewertung ausgesetzt. Zu dick, zu dünn. Zu klein, ...

„Ich bin schön, also bin ich. Ich bin schlank, also bin ich. Ich bin von mir erschaffen, um für euch zu sein.“

Der weibliche Körper ist der ständigen Bewertung ausgesetzt. Zu dick, zu dünn. Zu klein, zu groß. Zu kleine Brust, zu großer Po. Und damit fängt es nur an. Inzwischen sind sogar unsere intimsten Stellen der öffentlichen Meinung ausgesetzt.
Dieses Phänomen ist in vielerlei Hinsicht problematisch. Es begegnet uns von klein auf und jederzeit in unserem Alltag. Es zerstört unser Selbstwertgefühl und unsere Beziehungen. Und es führt schlimmstenfalls zu Krankheiten, Traumata, Missbrauch, sexuellen Übergriffen und Suizid.
Auch Regisseurin, Schauspielerin und Autorin Saralisa Volm nimmt sich dieser Thematik an. Und das auf sehr persönliche und offene Weise. Diese Perspektive macht „Das ewige Ungenügend“ zu einem sehr intensiven Buch, das hochgradig betroffen macht. Die Autorin beleuchtet das Phänomen aus ihrer Rolle als Schauspielerin, als Künstlerin, als Frau und Mutter und als Jugendliche und Bulimie-Erkrankte.
Blitzgescheit und scharf analysierend auf der einen Seite und extrem persönlich und dadurch subjektiv auf der anderen. Man kämpft sich als Leserin durch eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Am Ende der Lektüre hatte ich das ungute Gefühl, dass die Autorin ihren Kampf in dieser Thematik noch lange nicht hinter sich und gewonnen hat. Deshalb möchte ich für das Buch eine Triggerwarnung aussprechen. Betroffene und Unsichere werden vielleicht darunter leiden. Für andere Leser
innen bietet es einen so tiefen Einblick in das Thema, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Die wertvollste Ressource unseres Lebens: Zeit!

Alle_Zeit
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„Viele begreifen es als Naturgesetz, dass die Erwerbsarbeit im Zentrum unserer Zeitkultur steht. Das hat zur Folge, dass wir uns den Ansprüchen unterordnen, die die Wirtschaft auf unsere Lebenszeit erhebt. ...

„Viele begreifen es als Naturgesetz, dass die Erwerbsarbeit im Zentrum unserer Zeitkultur steht. Das hat zur Folge, dass wir uns den Ansprüchen unterordnen, die die Wirtschaft auf unsere Lebenszeit erhebt. Wer viel Zeit für bezahlte Arbeit aufbringen kann, ist der gesellschaftliche Maßstab.“ (19%)

Wie sehr wir in diesem Strudel aus Geld durch Vollzeit-Erwerbsarbeit verdienen und damit konsumieren stecken, merken wir oft in dem Moment, in dem wir zusätzlich Care-Arbeit übernehmen. Wenn das erste Kind zu betreuen ist oder jemand pflegebedürftig wird. Dann spüren besonders auch Frauen, dass noch sehr viel mehr in Schieflage ist. Der Feminismus hat bislang vor allem dafür gekämpft, dass Frauen dieselben Möglichkeiten im Rahmen einer Erwerbsarbeit bekommen. Zusätzlich zur Haus- und Care-Arbeit müssen alle Erwachsenen möglichst bald auch wieder der Wirtschaft dienen. Der Tag hat allerdings immer noch nicht mehr als vierundzwanzig Stunden. Woher diese Extra-Zeit genommen werden soll und ob alle damit glücklich sind, die Erwerbsarbeit in den Fokus ihres Lebens zu rücken, das wird nicht gefragt. So etwas wie eine Zeitpolitik gibt es leider nicht.

Teresa Bücker macht in ihrem Buch „Alle_Zeit“ all diese Zusammenhänge sehr deutlich. Zeit ist unsere wichtigste Ressource und sie ist begrenzt. Um trotz all der Arbeit noch Zeit für sich selbst zu haben, muss man gewisse Dinge anderen Menschen übertragen: Das Haus putzen, die Kinder betreuen… Auch darin steckt so viel mehr. Wie geht es den Menschen, die diese Arbeiten übernehmen? Warum bezahlen wir sie so schlecht (damit es sich rechnet!) und woher nehmen sie wiederum die Zeit für sich und ihre Angehörigen?

Und überhaupt - ist denn der Wunsch nach mehr Zeit für sich und seine Familie nicht legitim? Vielleicht ist es mir doch viel wichtiger, mich um meine Kinder selbst zu kümmern. Zeit mit ihnen zu verbringen. Beziehungen aufzubauen.

Care-Arbeit ist das Gerüst unseres Daseins und Miteinanders. Fiele sie weg, würde alles in sich zusammen brechen. Auch die Wirtschaft.

Zu selten wird das bedacht. Teresa Bücker legt den Finger in die Wunde und argumentiert sehr klug. Ihr Buch ist ungefragt eines der wichtigsten unserer Zeit. Es könnte nur kürzer sein und mit mehr Vorschlägen aufwarten, wie es anders ginge und vor allem, wie jeder selbst den ersten Schritt gehen könnte zu einer anderen Zeitwahrnehmung.

Aber das Buch rüttelt auf. Und es führt die Fäden einiger großer Probleme unserer Zeit zusammen zu einem zentralen Thema: Das der wertvollsten Ressource unseres Lebens, der Zeit!

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Leseeinstieg für Dino-Fans

SUPERLESER! Vorsicht, Dinos!
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„Dieses Erstlesebuch über die Welt der Dinos eignet sich mit kurzen Sätzen, einfacher Sprache und extra großer Fibelschrift perfekt zur Leseförderung.“

Inhaltlich handelt es sich bei dem Erstleser-Buch ...

„Dieses Erstlesebuch über die Welt der Dinos eignet sich mit kurzen Sätzen, einfacher Sprache und extra großer Fibelschrift perfekt zur Leseförderung.“

Inhaltlich handelt es sich bei dem Erstleser-Buch „Vorsicht, Dinos!“ um eine Sammlung einiger Dino-Mini-Porträts: Der Name des jeweiligen Dinos wird genannt und seine markanteste Eigenschaft. Der Rest der Doppelseite ist mit einer hervorragenden, fotorealistischen Illustrationen gefüllt.
Es sind auch nicht nur die bekanntesten Dinosaurier porträtiert, sondern durchaus auch weniger bekannte wie der Stegoceras.
Die denn Griechischen entlehnten Dinonamen sind wohl auch das Herausforderndste für den Erstleser.

Mein Sohn findet dieses Buch extrem spannend und er freut sich drauf, wenn er nun bald lesen lernt und sich die Worte und Namen selbst erarbeiten kann.
Inhaltlich kann das Buch dem eingefleischten Dino-Fan aber nicht viel Neues bieten. Die Welt der Dinosaurier beinhaltet so viel mehr und diesem Thema nähern sich durchaus auch die Kleinsten schon aus systematischerer Sicht. Es ist oft gerade die paläontologische Arbeit die die Faszination am Thema ausmacht.

Das bleibt bei diesem sehr kurz gehaltenen Buch natürlich auf der Strecke. Es ist eher dadurch spannend, dass man sich den Selbstlesen hier über sein Lieblingsthema nähern kann.

Sehr gut gefällt uns auch die kleine Bastelanleitung am Ende des Buches. Hier knüpfen wir uns einen Dino-Schlüsselanhänger aus Perlen.

Insgesamt ein durchaus empfehlenswertes Erstleser-Buch, das dem Schulanfänger hier sehr gefällt.

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