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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2023

Die (a)sozialen Medien

Das tiefschwarze Herz
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Zum Inhalt:
Robin macht sich Vorwürfe, als eine Frau, welche Robin als Klientin abgewiesen hat, ermordet wird. Edie war die Autorin einer erfolgreichen Mystery-Geschichte und ihr Verfolger ein sich unverstanden ...

Zum Inhalt:
Robin macht sich Vorwürfe, als eine Frau, welche Robin als Klientin abgewiesen hat, ermordet wird. Edie war die Autorin einer erfolgreichen Mystery-Geschichte und ihr Verfolger ein sich unverstanden fühlender Fan, aber ist er auch für den Mord verantwortlich? Die Detektei lässt sich von den Erben Edies engagieren und forscht in den Abgründen der sozialen Medien und des Webs. Zusätzlicher Ärger droht, weil der Mann von Strikes verflossener Verlobten Charlotte die Scheidung und dafür Strike als Grund benennen will.

Mein Eindruck:
Wie gewohnt nutzt Galbraith einen Hauptstrang für ihr (immer wieder dickes) Buch, zeigt aber auch den üblichen Wahnsinn, mit dem sich die Detektei und ihre Mitarbeiter befassen müssen. Sie hält dabei gekonnt die Waage zwischen Privatleben und dienstlichen Befindlichkeiten und gestaltet die Entwicklung der einzelnen Charaktere immer glaubwürdig, so dass man nie das Gefühl bekommt, dass die Personen plötzlich neben der Spur sind.
Galbraiths Vermögen, sich immer wieder mit einem aktuellen Thema auseinanderzusetzen – hier die Gefahr durch soziale Medien und moderner Technik im weiteren Sinne – verhilft ihrer Geschichte zu Authentizität und einem Gefühl der Dringlichkeit. Ebenfalls gefällt, dass ihre beiden Protagonisten nicht unfehlbar sind und auch, dass sie ihren Tätern immer wieder eine gewisse Verletzlichkeit zubilligt; Schwarz-Weiß-Malerei ist nicht Galbraiths Sache. Das, was zur Bewertung „ausgezeichnet“ fehlt, ist also nicht ein Fehler der Autorin, sondern einer der Rezensentin: Trotz des wirklich gut lesenden Dietmar Wunder – er weiß alle Charaktere und deren Gemütszustände gegeneinander abzugrenzen und darzustellen – ist dieses Buch besser zu lesen als zu hören. Das liegt insbesondere an den langen Chats, die mit allen Kürzeln, Emojis und Logs gesprochen werden, was garantiert besser les- als hörbar ist.

Mein Fazit:
Vielschichtig

Veröffentlicht am 06.01.2023

Verschwunden

Wehrlos
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Zum Inhalt:
Eben noch hat Nele auf dem Spielplatz gespielt, jetzt ist sie weg; unter den Augen ihrer Mutter Mieke entführt. Nele ist in das Blickfeld eines Pädophilen-Rings geraten und von einem Kunden ...

Zum Inhalt:
Eben noch hat Nele auf dem Spielplatz gespielt, jetzt ist sie weg; unter den Augen ihrer Mutter Mieke entführt. Nele ist in das Blickfeld eines Pädophilen-Rings geraten und von einem Kunden als Spielzeug ausgewählt worden. Während die Polizei versucht, den Tätern auf die Spur zu kommen, erhält Mieke eine Nachricht, die sie aufschreckt.

Mein Eindruck:
Der Aufbau des Buchs erinnert ein bisschen an die Serie „24“, auch wenn es um mehr Tage geht und die Betrachtungen Lücken aufweisen. Aber mit der Sicht auf verschiedene Schauplätze, an denen das Geschehen seinen Fortlauf findet und einen Einblick in die Gedankenwelt eines der Täter bietet das Buch einen ähnlichen Spannungsbogen. Einen Bogen, bei dem die Sehne immer straff gespannt bleibt. Die Autorin Nora Benrath bietet viele Nebenkriegsschauplätze an, die nur für die Leser und nicht für die Polizei als solche sichtbar sind. Dadurch kommt zusätzliche Spannung auf, da man die Beamten immer wieder gerne schütteln würde, wenn diese sich auf eine falsche Spur begeben und zu lange mit Nebensächlichkeiten aufhalten.
Einen weiteren Pluspunkt sammelt Benrath für die Idee, ihren Charakteren einen Hintergrund zu geben, um ihre Beweggründe besser zu vermitteln, als das eine bloße Aufzählung der Ereignisse in der Gegenwart bieten würde.
Der Showdown kurz vor Schluss gerät leider ein bisschen zu dramatisch und opferlastig. Dass nicht alle Enden verknüpft werden, passt jedoch zu dem Thema der Krake von pädophilen Netzwerken.

Mein Fazit:
Zum Ende überambitioniert, bis dahin einfach nur spannend und erschreckend

Veröffentlicht am 04.01.2023

Schatten der Vergangenheit

Seelendunkel
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Zum Inhalt:
Gemeinsam mit Tristan hat Kate eine Detektei gegründet. Bev beauftragt die beiden, nach ihrer vor vielen Jahren verschwundenen Tochter Joanna, einer Journalistin, zu suchen. Bei der Sichtung ...

Zum Inhalt:
Gemeinsam mit Tristan hat Kate eine Detektei gegründet. Bev beauftragt die beiden, nach ihrer vor vielen Jahren verschwundenen Tochter Joanna, einer Journalistin, zu suchen. Bei der Sichtung von Joannas Unterlagen stoßen die Detektive auf die Namen von zwei verschwundenen schwulen Männern und eine Telefonnummer. Es stellt sich heraus, dass Joanna auf einer Spur war, die sie ins Verderben führte und welche auch für Kate und Tristan gefährlich wird.

Mein Eindruck:
Durch viele Perspektivwechsel hält Bryndza die Spannung seines dritten Thrillers um die Ex-Polizistin Kate Marshall hoch. Denn nicht nur die Sicht der Detektive wird für die Leser bedient; auch die Sicht des Täters macht dessen seelische Prägung und Motivlage deutlich. Schön ist, dass man auf die Person kommen kann, die für den Mord an Joanna und weitere Todesfälle verantwortlich ist. Trotzdem bietet der Autor seinen Lesern genügend Bälle an, um mit den Möglichkeiten zu jonglieren, wer und warum tötet und wieso dieser Mensch bis jetzt nicht auf dem Schirm der Polizei war.
Ähnlich vielfältig wie die Charaktere sind die Schauplätze. Es macht Spaß, zwischen Campingplatz, schummriger Bar, sozialem Wohnungsbau und Villa am Strand zu pendeln. Sprachlich zeigt sich der Autor (oder der Übersetzer Michael Krug) dabei auch auf der Höhe seiner Figuren: Egal ob Jugendlicher oder Politiker – nichts wirkt bemüht, sondern perfekt lebensecht.
Die Handlung ist stringent, das Ende passt und bietet einen guten Showdown. Perfekte Unterhaltung.

Mein Fazit:
Dieser Detektei wünscht man noch viele Mandanten

Veröffentlicht am 03.01.2023

Mamas Eintopf

Agatha Raisin und die tote Rivalin
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Achtung:
Dieser Krimi ist Teil einer Reihe, bei der es unbedingt nötig ist, sie in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Die Fortentwicklung der Charaktere macht einen großen Teil des Lesespaßes aus.

Zum ...

Achtung:
Dieser Krimi ist Teil einer Reihe, bei der es unbedingt nötig ist, sie in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Die Fortentwicklung der Charaktere macht einen großen Teil des Lesespaßes aus.

Zum Inhalt:
Agatha fährt unglücklich aufs Land: Ihr Ex-Mann James Lacey will heiraten und das nicht irgendwen, sondern die junge und wunderschöne Tochter eines reichen Geschäftsmannes. Als die Braut am Tag der Trauung ermordet wird, fällt der Verdacht auf Agatha, bis ihr Alibi greift. Doch Agatha wäre nicht Agatha, wenn sie einen Mord in ihrem Umfeld einfach der Polizei überlassen könnte und so sagt sie begeistert zu, als die Brautmutter sie engagieren möchte...
und bringt sich natürlich wieder in höchste Gefahr...

Zum Inhalt:
Die Agatha Raisin Krimis wirken wie Mamas Eintopf. Keine größeren Überraschungen, die Zutaten sind gewohnt, aber es ist immer wieder lecker. Ich gebe zu, dass ich absolut genieße, in den Kosmos Carsleys mit den bekannten Nachbarn und Freunden Agathas einzutauchen, den die Autorin M.C. Beaton geschickt erweitert hat. Zwar ist hier die Kern-Geschichte fast eine Nebensache und die Opfer werden kaum vorgestellt, bevor sie Agatha tot vor die Pumps purzeln, trotzdem ist es immer wieder schön, die Detektivin und ihr Team beim Ermitteln zu begleiten. Dafür sorgen vor allen Dingen die Figuren, die wunderbar vor dem geistigen Auge erscheinen und die Umgebungen (dieses Mal besonders vielfältig - Agatha ist oft unterwegs). Die kleinen und großen Unfälle, die durch Angeberei und Engstirnigkeit entstehen und die schöne unterschwellige Ironie, welche den Text immer begleitet, sind genau das Richtige, um eine Winterdepression Depression sein zu lassen.

Mein Fazit:
Cosy Crime, wie es sein sollte

Veröffentlicht am 27.12.2022

Tragödie epischen Ausmaßes

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Zum Inhalt:
Des designierte Nobelpreis-Empfänger Henning feiert Goldhochzeit und dieser Abend soll der letzte schöne werden. Zuerst wird ein guter Freund ermordet, dann schlägt das Schicksal sogar noch ...

Zum Inhalt:
Des designierte Nobelpreis-Empfänger Henning feiert Goldhochzeit und dieser Abend soll der letzte schöne werden. Zuerst wird ein guter Freund ermordet, dann schlägt das Schicksal sogar noch härter zu. Während Patrik diese Verbrechen aufzuklären versucht, taucht Erica in die Trans-Szene der Hauptstadt ein, um sich mit dem Mord an einer Transfrau und dem Tod derer Tochter zu befassen. Bald stellt sich heraus, dass beide Fälle zusammenhängen....

Mein Eindruck:
.... wie es bei den Fjällbacka-Krimis nun einmal der Fall ist. Camilla Läckberg spinnt ihr Garn wie immer sehr gekonnt. Die Figuren wachsen einem ans Herz, die Einschübe aus dem Privatleben der Ermittler sind nicht - wie oft - störend, sondern unterfüttern eine spannende Geschichte und zwar unabhängig von der Zeitebene, in der sich die Leserschaft gerade bewegt. Dass Läckberg mehr oder weniger unverblümt den Skandal um die Vergabe des Literatur-Nobelpreises in ihrem Buch verarbeitet und dabei nicht mit Seitenhieben auf das schillernde Paar, welches ihn auslöste, spart, dürfte insbesondere in Schweden überraschen. Dass sie dazu ein Verbrechen im Trans-Milieu als Auslöser für die Vorgänge in der Gegenwart nutzt, ist zusätzlich ein probates Mittel, um Aufmerksamkeit für das Buch zu bekommen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass relativ schnell klar wird, wer und warum für die Morde verantwortlich ist und auch das Erschnüffeln einiger anderer Zusammenhänge ist keine Herausforderung für Kenner der Materie.
Läckberg hat sich vor diesem Buch mit der Fortführung ihrer Fjällbacka-Serie viel Zeit gelassen und sich für ihre Story mit einem "wichtigen" Thema befasst, jedoch die Waage zu einem guten Kriminalfall gehalten. Es ist zu hoffen, dass die persönliche Entscheidung, die ihre Protagonistin zum Schluss trifft, nicht dazu führt, dass sich diese Waage beim nächsten Buch in Richtung Privatgedöns senkt, dem sich alles unterordnen muss. Denn bisher waren Patrik und Erica die leuchtende Ausnahme in Skandinavien, welches garantiert nicht noch mehr Ermittler mit privaten Herausforderungen benötigt; egal, wie hehr das Ziel ist.

Mein Fazit:
Shakespeare hätte seine Freude