Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2022

Bella Ciao (Das Lied der Partisanen)

Im Schatten der Olivenbäume
0

Pah, denkt Christina, das Erbe ihres Vaters kann ihr gestohlen bleiben. Ausgerechnet er, der sich keinen Deut um sie gekümmert hat, hinterlässt ihr eine kleine Olivenmanufaktur. Als würde das nicht reichen, ...

Pah, denkt Christina, das Erbe ihres Vaters kann ihr gestohlen bleiben. Ausgerechnet er, der sich keinen Deut um sie gekümmert hat, hinterlässt ihr eine kleine Olivenmanufaktur. Als würde das nicht reichen, ist das Erbe auch noch mit einer Auflage verbunden und Christinas Wut kennt keine Grenzen. Doch je länger sich Christina mit dem Erbe befasst, desto tiefer erhält sie einen Einblick in ihre Familiengeschichte und erkennt, dass sie selbst Wurzeln schlägt...



"Im Schatten der Olivenbäume" wächst nicht nur eine wundervolle Liebesgeschichte heran, sondern das Autoren-Duo nimmt die Leser;innen mit auf eine Reise zurück in die aufgeheizte Stimmung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Während in sehr emotionalen Rückblenden von der großen Liebe zwischen Emilia und Nicolo erzählt wird, erhalten die Lesenden einen sehr aufwühlenden Einblick in die Zeit, als Hass und Hetze das Leben regelrecht vergiftet haben. Hier gelingt es den Schreibenden sehr gut, die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren erlebbar und zugänglich zu machen. Die Briefe von Nicolo an Emilia sprechen eine ganz eigene Sprache und sind geprägt von der Hoffnung auf ein Wiedersehen. In diesem Erzählstrang bin ich regelrecht heimisch und erlebe die Achterbahn der Gefühle hautnah mit. Spätestens dann, als Emilia die Zeilen von "Bella Ciao", dem Lied der Partisanen, in ihrem Brief findet, läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich muss das Ganze erst einmal sacken lassen.

Und genau solche ergreifenden Momente hätte ich mir im Erzählstrang des Jahres 1989 gewünscht, doch hier bleibt mir Christina mitunter recht fremd. Sie wirkt sehr aufgeräumt, obwohl es innerlich in ihr bebt. Sie hat ihre Gefühle m. E. sehr gut im Zaum und wirkt dadurch recht unterkühlt.

Agata hingegen ist eine liebevolle ältere Dame, die den Schalk im Nacken hat und gehörig mit dem Finger in der Schicksalssuppe rührt. Ihr kann man einfach nicht böse sein, wenn sie sich immer einmischt und Amor spielt. Zu Christinas Mutter Anna habe ich zu keiner Zeit ein herzliches Verhältnis aufbauen könne, denn diese Frau ist einfach nur kalt und abweisend .

Sehr schön eingefangen und in plakativen Bildern wiedergegeben, zeichnet das Autorenehepaar ein Kleinod zum Wohlfühlen, in dem die Leser:innen gerne eine Pause im Schatten der Olivenbäume einlegen und miterleben können, wie diese ihre knorzigen Äste nach Christina ausstrecken, um sie in Italien willkommen zu heißen. Und so, wie die alten Bäume ihre Wurzeln tief in die südländische Erde graben, so wurzelt auch Christina und merkt, dass sie angekommen ist.

Die im Buch befindlichen Rezepte unterstreichen das mediterrane Flair des Buches und zaubern wundervolle Aromenund leckere Gerichte in die heimische Küche.

Lesenswert, wenn auch mit kleinen Abstrichen, daher 4 Sternchen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.12.2022

Es gibt viele Wege zum Glück, einer davon führt über die Alpen

Alpen, Männer und andere Hindernisse
0

Tina hat sich alles in den buntesten Farben ausgemalt, als sie die Planung für ihren Heiratsantrag abgeschlossen hat. Mit dem Rad über die Alpen und dann als romantischer Höhepunkt die Fragen aller Fragen ...

Tina hat sich alles in den buntesten Farben ausgemalt, als sie die Planung für ihren Heiratsantrag abgeschlossen hat. Mit dem Rad über die Alpen und dann als romantischer Höhepunkt die Fragen aller Fragen am Gardasee. Doch aus dem Trip für zwei wird nichts, denn Freund Ulrich hat andere Pläne. Anstatt zu zweit, treten sie zu fünft kräftig in die Pedale und Tina erkennt, dass zwar nach jedem Berg auch ein Tal kommt aber ihre Talfahrt scheint kein Ende zu nehmen....

Ich liebe die Regio-Krimis von Heidi Troi und habe mir ganz verblüfft die Augen gerieben, dass die Autorin den Weg der Romanze einschlägt und mit gefragt, ob sie Romantik undGefühl genauso rüberbringen kann wie Nervenkitzel und Spannung. Und die Antwort lautet eindeutig: Ja, sie kann. Auch wenn hier und da noch ein paar kleine Schnitzer vorhanden sind, mag ich ihren Ausflug in das andere Genre und habe das Buch innerhalb weniger Stunden regelrecht durchgesuchtet.

Dabei macht sie es ihren Leser;innen wahrlich nicht einfach, alle Figuren in ihrem Roman zu mögen. Ulrich ist ein Volldepp in Personalunion, der , wenn er den Mund aufmacht, einfach nur gequirlten Mist von sich gibt. Wie Tina überhaupt auf ihn hereinfallen konnte ist mir schleierhaft. Obwohl, er weiß geschickt zu manipulieren und seiner Freundin Schuld- & Minderwertigkeitsgefühle einzureden, dass ich nicht anders kann, als diese Beziehung als überaus toxisch zu betiteln.

Tina hingegen braucht ein paar Anläufe um zu erkennen, dass hinter dem Traumprinzen Ulrich ein ganz gewöhnlicher Frosch mit ungeahnten Aufschneiderqualitäten steckt. Er kann sich unglaublich gut aufblasen, aber es steckt nichts dahinter außer heißer Luft.

Die Alpenüberquerung mit dem Rad wird von Troi sehr plakativ beschrieben, sodass die Leser;innen nicht nur die Schönheit der Landschaft regelrecht in sich aufsaugen können, sondern auch das Gefühl haben, dass die eigenen Sitzhöcker arg in Mitleidenschaft gezogen werden und die Waden zwicken. Dazu kommen noch die ständigen Sticheleien, die am Nervenkostüm nagen und die mentale Konstitution beeinträchtigen.

Es ist schön zu lesen, wie aus der ewig Ja sagenden Tina eine selbstbewusste Frau wird, die mit jedem Höhenmeter mehr an sich glaubt und sich gegen ihren Ex behaupten kann. Mit Vinz an ihrer Seite merkt sie, dass die Liebe so viel mehr zu bieten hat als Machtspielchen, Herabsetzungen und dusselige Kosenamen.

Die Schreibende lässt die einzelnen Streckenabschnitte der Alpenüberquerung wie einen Film für ihre Leser:innen vor dem inneren Augen vorbeiziehen, zeigt Gefahren und Unwägbarkeiten auf und beendet alle Strapazen der Radtour und der Selbstfindung mit einem Schuss Romantik.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2022

Der vergessene Held

Hans Becker O5
0

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen außergewöhnlichen Reiseführer über Wien gelesen und dort bin ich das erste Mal auf den Namen Hans Becker aufmerksam geworden. Wer war dieser Mann, der Großes ...

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen außergewöhnlichen Reiseführer über Wien gelesen und dort bin ich das erste Mal auf den Namen Hans Becker aufmerksam geworden. Wer war dieser Mann, der Großes getan hat , aber vollkommen in Vergessenheit geraten ist ? Auf der Suche nach mehr Informationen bin ich im Czernin Verlag fündig geworden und habe mich dem Buch von Erhard Stackel voller Neugier und gespannter Erwartungen gewidmet.

Die Lebensgeschichte von Hans Becker liest sich wie ein Kinofilm und Stackl ermöglicht seinen Leser;innen, Leben und Wirken von Hans Becker genauer kennenzulernen. Spannende Eindrücke, die seinen Einsatz im Widerstand gegen Hitler und seinen braunen Sumpf mehr als deutlich belegen. Ich frage mich immer wieder, warum sich der Name Hans Becker bisher nicht in das geschichtliche Gedächtnis eingebrannt hat. Der Autor zeichnet ein sehr lebendiges und authentisches Bild, auch deshalb, weil er anhand Beckers Aufzeichnungen ganz nah dran ist - am Geschehen, an der Person und an detailreichen Fakten.

Eine lesenswerte Biografie, die einen vergessenen Helden ehrt

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2022

Grünflächen für alle

Grün
0

Mit der Gestaltung des Olympiaparks München ist Günther Grzimek ein Paradebeispiel dafür gelungen, wie eine Grünfläche abwechslungsreich, landschaftlich authentisch und vor allen Dingen für alle zugänglich ...

Mit der Gestaltung des Olympiaparks München ist Günther Grzimek ein Paradebeispiel dafür gelungen, wie eine Grünfläche abwechslungsreich, landschaftlich authentisch und vor allen Dingen für alle zugänglich gemacht wird. Ein Grün, das sich von starren klassischen Parks mit Symmetrieachsen und Kanalsystemen weg bewegt und zur Spiel- & Erholungsfläche wird.

Betreten ist hier nicht verboten, sondern erlaubt und erwünscht, sodass das Grün zu einer Art Kommunikationsfläche wird, wo Menschen miteinander ins Gespräch kommen, miteinander agieren und zu einer Einheit werden. Kommunikatives Grün, das Mensch und Natur in Einklang bringt.

Das Buch zeigt die Ideen des Landschaftsarchitekten, die von der Friedhofsgestaltung über die Anlage eines botanischen Gartens bis hin zur Grünflächengestaltung des Flughafens reichen und uns auch heute noch begleiten. Grzimeks Visionen von einst sind Ideenlieferanten und Anregungen für die Gegenwart, um dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Das Buch zeigt Entwürfe für neue Grünflächen, die sich in erlebbare Landschaften verwandeln, ästhetisch und nutzbar zugleich sind und vor allen Dingen städtebauliche Konzepte mit dem von Grzimek betitelten "demokratischen "Grün" vereinbaren, damit die Ansprüche von Wohnbau und Erholungsraum zu gleichen Teilen bedient werden können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.12.2022

Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen (Walt Disney)

Glasgow Girls
0

Olivia hat ein unglaubliches Gespür für Farben und Formen und ihre Zeichnungen und Stickarbeiten sind formidabel. Ihre Mutter sieht das eher als Zeitvertreib und drängt das junge Mädchen dazu, das dringend ...

Olivia hat ein unglaubliches Gespür für Farben und Formen und ihre Zeichnungen und Stickarbeiten sind formidabel. Ihre Mutter sieht das eher als Zeitvertreib und drängt das junge Mädchen dazu, das dringend benötigte Geld für den Haushalt in einer Weberei zu verdienen. Aber Olivia hat andere Pläne, die sie nur zu gerne verwirklichen möchte. Und die scheinen mit ihrer Anstellung im Teesalon tatsächlich Beine zu bekommen, den die Inhaberin hat ein Gespür für Menschen mit Talent und so unterstützt sie Olivia finanziell um ihr das Studium an der School of Art zu ermöglichen. Aber so schön es dort auch ist, gleicht der Campus einer Schlangengrube...


Susanne Goga lässt eine längst vergangene Zeit wieder lebendig werden und entführt die Leser;innen mit einer unglaublich plakativen Schreibweise in das Glasgow von 1892. Es sind wundervolle Bilder, die sie hier mit Worten malt und aus denen die Figuren in ihren historischen Gewändern heraussteigen und den Lesenden ihre Welt zeigen.

Ich bin von dem künstlerischen Talent von Olivia mehr als begeistert, denn das, was sie an Stickereien und Zeichnungen anfertigt, verdient meinen vollen Respekt. Ich kann mir die Formen und Farben sehr gut vorstellen und es ist, als würde ich mit den Fingerspitzen die Stickkunst erfühlen. Der Werdegang der jungen Frau liest sich am Anfang leider etwas schleppend und ich brauche ein wenig, um mich mit ihr anzufreunden, aber wenn diese Hürde genommen ist, möchte ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen. Goga weiß, wie sie Historisches und Fiktion geschickt miteinander verknüpfen kann, sodass ein sehr authentisches Sittengemälde entsteht. Mittendrin versucht Olivia zunächst, sich zurecht zu finden und tritt in das ein oder andere Fettnäpfchen. Kein Wunder, denn sie stammt aus eher bescheiden Verhältnissen und daher sind ihr Intrigen, Neid und Missgunst eher fremd.

Es macht sehr viel Spaß, die Entwicklung von Olivia nachzuverfolgen und mitzuerleben, wie aus dem eher schüchternen und naiven Mädchen eine junge Frau wird, die den Mut hat, gesellschaftliche Ketten zu sprengen und ihren Träumen Raum zu geben. An ihrer Seite stehen vielschichtige Charaktere, die die ganze Bandbreite von liebenswürdig und warmherzig bis hin schmierig und berechnend abdecken. Dadurch wird die Handlung sehr lebendig und auch abwechslungsreich. Auch die Begegnung mit historisch belegten Figuren ist aufregend, denn so ermöglicht Susanne Goga ihrer Leserschaft, diese etwas intensiver als in trockenen Geschichtsbüchern kennenzulernen.

Kunst und (Lebens-) Träume geben diesem Buch einen sehr schönen Rahmen, den die Autorin zu Recht mit ganz viel Leben, Liebe und Lesefreude füllt - dafür gibt es 4 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere