Bella Ciao (Das Lied der Partisanen)
Im Schatten der OlivenbäumePah, denkt Christina, das Erbe ihres Vaters kann ihr gestohlen bleiben. Ausgerechnet er, der sich keinen Deut um sie gekümmert hat, hinterlässt ihr eine kleine Olivenmanufaktur. Als würde das nicht reichen, ...
Pah, denkt Christina, das Erbe ihres Vaters kann ihr gestohlen bleiben. Ausgerechnet er, der sich keinen Deut um sie gekümmert hat, hinterlässt ihr eine kleine Olivenmanufaktur. Als würde das nicht reichen, ist das Erbe auch noch mit einer Auflage verbunden und Christinas Wut kennt keine Grenzen. Doch je länger sich Christina mit dem Erbe befasst, desto tiefer erhält sie einen Einblick in ihre Familiengeschichte und erkennt, dass sie selbst Wurzeln schlägt...
"Im Schatten der Olivenbäume" wächst nicht nur eine wundervolle Liebesgeschichte heran, sondern das Autoren-Duo nimmt die Leser;innen mit auf eine Reise zurück in die aufgeheizte Stimmung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges. Während in sehr emotionalen Rückblenden von der großen Liebe zwischen Emilia und Nicolo erzählt wird, erhalten die Lesenden einen sehr aufwühlenden Einblick in die Zeit, als Hass und Hetze das Leben regelrecht vergiftet haben. Hier gelingt es den Schreibenden sehr gut, die Gefühle und Gedanken ihrer Figuren erlebbar und zugänglich zu machen. Die Briefe von Nicolo an Emilia sprechen eine ganz eigene Sprache und sind geprägt von der Hoffnung auf ein Wiedersehen. In diesem Erzählstrang bin ich regelrecht heimisch und erlebe die Achterbahn der Gefühle hautnah mit. Spätestens dann, als Emilia die Zeilen von "Bella Ciao", dem Lied der Partisanen, in ihrem Brief findet, läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich muss das Ganze erst einmal sacken lassen.
Und genau solche ergreifenden Momente hätte ich mir im Erzählstrang des Jahres 1989 gewünscht, doch hier bleibt mir Christina mitunter recht fremd. Sie wirkt sehr aufgeräumt, obwohl es innerlich in ihr bebt. Sie hat ihre Gefühle m. E. sehr gut im Zaum und wirkt dadurch recht unterkühlt.
Agata hingegen ist eine liebevolle ältere Dame, die den Schalk im Nacken hat und gehörig mit dem Finger in der Schicksalssuppe rührt. Ihr kann man einfach nicht böse sein, wenn sie sich immer einmischt und Amor spielt. Zu Christinas Mutter Anna habe ich zu keiner Zeit ein herzliches Verhältnis aufbauen könne, denn diese Frau ist einfach nur kalt und abweisend .
Sehr schön eingefangen und in plakativen Bildern wiedergegeben, zeichnet das Autorenehepaar ein Kleinod zum Wohlfühlen, in dem die Leser:innen gerne eine Pause im Schatten der Olivenbäume einlegen und miterleben können, wie diese ihre knorzigen Äste nach Christina ausstrecken, um sie in Italien willkommen zu heißen. Und so, wie die alten Bäume ihre Wurzeln tief in die südländische Erde graben, so wurzelt auch Christina und merkt, dass sie angekommen ist.
Die im Buch befindlichen Rezepte unterstreichen das mediterrane Flair des Buches und zaubern wundervolle Aromenund leckere Gerichte in die heimische Küche.
Lesenswert, wenn auch mit kleinen Abstrichen, daher 4 Sternchen