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Veröffentlicht am 08.01.2023

Missleading

Die Unternehmerin von Amsterdam
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Unter dem Titel "Die Unternehmerin von Amsterdam" habe ich eine großartige Geschichte von einer einzigartigen Frau, die Großes bewirkt, erwartet. Am Anfang schien dem auch so und ich liebte daher das erste ...

Unter dem Titel "Die Unternehmerin von Amsterdam" habe ich eine großartige Geschichte von einer einzigartigen Frau, die Großes bewirkt, erwartet. Am Anfang schien dem auch so und ich liebte daher das erste Drittel sehr. Es ging um die reiche Lydia, die aus ihrem goldenen, einengenden, langweiligen Käfig ausbrechen und etwas selbst auf die Beine stellen, den Erwartungen der Gesellschaft trotzen wollte. Nach dem Tod ihrer Eltern ist sie als Einzelkind Alleinerbin und Frau von Ansehen. Nach einiger Zeit der Trauer, gelangt sie an Unterlagen ihres Vaters, der noch im hohen Alter eine Käsefabrik aufbauen wollte. Ihm zu Ehren recherchiert sie weiter und schafft es als Frau Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich den Traum ihres Vaters zu verwirklichen. Dabei verliebt sie sich in ihren Partner, der aber unter ihrem Stand ist, nur ein einfacher Bauer. Eine langfristige Beziehung scheint unmöglich ohne ihren Ruf dabei zu verlieren. Ein Adliger passt viel mehr... Darauf hätte van der Vlugt so schön aufbauen können. Ein richtig schönes, feministisches Buch!

Aber nein, nach dem spannenden Auftakt, fährt sie auf den schon viel befahrenen Zug und baut eine Kriegsgeschichte ein, die absolut nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun hat! Es war plötzlich, als wären zwei völlig unterschiedliche Geschichten in einem Buch gedruckt worden. Denn 1913 geht es mit der jungen Tochter Lydias weiter. Ihr Leben mitten im Krieg etc. Das war in meinen Augen absolut Thema verfehlt. Das Unternehmen steht gar nicht mehr im Vordergrund und die Unternehmerin mit ihren feministischen Zügen auch nicht.

Fazit: Wer gern einen Roman über eine reiche, verwöhnte, versnobte Göre Anfang des 20. Jahrhunderts lesen will, die dann durch ihre Erlebnisse im ersten Weltkrieg eine unrealistische Wandlung um 180 Grad zu einem heiligen Engel vollführt, dem empfehle ich den Roman. Mich hat er nach dem ersten, starken Drittel nur enttäuscht.

Zum grande Finale scheint der Roman auch mitten im Kriegsgeschehen abrupt abzubrechen, sodass etliche Detailfragen offen bleiben. Ich habe daher in vollkommener Verwirrung recherchiert, ob es einen zweiten Band geben wird, dem scheint aber nicht so.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Durchwachsen

Remember when Love was new
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Mich irritierte in dem Buch direkt am Anfang, dass der Protagonist nicht als normaler, in Romanen allseits bekannter Traummann beschrieben wurde. Hamish raucht, pöbelt, ist nicht gerade nett. Und in den ...

Mich irritierte in dem Buch direkt am Anfang, dass der Protagonist nicht als normaler, in Romanen allseits bekannter Traummann beschrieben wurde. Hamish raucht, pöbelt, ist nicht gerade nett. Und in den verliebt sich die Protagonistin? Beziehungsweise hatte sie sich schon vor 13 Jahren verliebt und nun ist er mit Kind zurück und will sie wieder? Ich war sehr skeptisch, las aber weiter.

Die Einleitung war etwas lang, ein Drittel war vergangen und das Buch wirkte etwas zäh. Spannung war bis dahin nicht aufgekommen. Danach ging es mir dann etwas zu flott zugange. Die Liebe der beiden konnte ich nicht wirklich spüren. Er hatte kaum etwas für sie getan und sie war ihm warum auch immer noch immer verfallen. Immerhin sah er gut aus... Allerdings konnte ich auch den Grund und quasi Entschuldigung von Hamish, warum er vor 13 Jahren per SMS Schluss gemacht hatte, nicht nachvollziehen. Vielmehr empfand ich das als lächerlich und hätte selbst solch einen Mann nicht zurückgewollt. In meinen Augen hat Leena es ihm viel zu leicht gemacht. Er hätte viel mehr zu Kreuze kriechen, spektakuläre Dates oder so etwas planen müssen.

Im Hauptteil gab es dann leider keinen großen, spannenden Twist, der überraschte. Daher bleibt "Remember when love was new" ein solider Roman, der kein Highlight ist.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Durchwachsen

Bissle Spätzle, Habibi?
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Während ich am Anfang des Romans noch ganz begeistert war, weil es so erfrischend und humorvoll klang, legte sich mein früher Enthusiasmus recht schnell. Nämlich, als der Roman immer tiefer in die Materie ...

Während ich am Anfang des Romans noch ganz begeistert war, weil es so erfrischend und humorvoll klang, legte sich mein früher Enthusiasmus recht schnell. Nämlich, als der Roman immer tiefer in die Materie von Amayas Kindheit und Jugend ging,

Der Roman ist so aufgebaut, dass kapitelweise von ihrem aktuellen Leben und Rückblenden aus ihrer Vergangenheit berichtet werden. Während sie sich also in der heutigen Zeit als Schauspielerin und moderne Marokkanerin etabliert hat, kommt da plötzlich die Härte der islamischen Kultur hervor, die für mich nicht so ganz zusammen passte.

Während die Mutter so dankbar für die deutsche beste Freundin Amayas Klara ist, so sah ich in ihr alles Umtreiben, das Amaya vom rechten Pfad des Islams, den ihre Eltern sich für sie wünschten, hat abkommen lassen. Ihre jüngeren Geschwister hatten keinen solchen Freunde an ihrer Seite, sodass sie natürlich keinen großen Ausbruch in ihrem Leben hatten und ihren Eltern immer sehr fügsam waren. Und solche Logikfehler fand ich im Lauf des Buchs einfach viel zu oft, sodass das mich immer weiter frustrierte. Der Schluss, wie alles plötzlich im Frieden endete, war dann die Kirsche on top! Absolut an den Haaren herbeigezogen.

Ich kenne oftmals beide Seiten. Die, die noch absolut traditionell sind und die, die absolut offen der deutschen Kultur gegenüber sind. Aber all das Versteckspiel und co. ergab für mich einfach keinen Sinn.

Daher: Empfehlenswert für alle, die nicht so viel Wert auf Logik in Romanen setzen.

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Veröffentlicht am 25.12.2022

Asianhate

Unsre verschwundenen Herzen
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In diesem Roman geht es um eine Dystopie in den USA. Eine Welt voller Hass, Rassismus und Nationalismus und zwischen all dem ein 12-jähriger Junge mit asiatischen Wurzeln...traurig, lesenswert und erschütternd!

Nach ...

In diesem Roman geht es um eine Dystopie in den USA. Eine Welt voller Hass, Rassismus und Nationalismus und zwischen all dem ein 12-jähriger Junge mit asiatischen Wurzeln...traurig, lesenswert und erschütternd!

Nach dem ersten Teil, indem das ganze Szenario langsam aufgebaut wurde, kommt im zweiten Teil die Mutter, die sich aufgrund des Hass` von ihrem Sohn trennen musste und dieser sie dennoch auffindet und sie nun die Zeit bekommt, ihm alles ausführlich zu erklären. Ab diesem Teil verschwand meine Begeisterung und mein Interesse, denn das Buch kippte. Inhaltlich wurde der Fokus mehr auf das Privatleben von Margaret gesetzt statt dem Aufbau, wie es zum Rassismus kam. Später wurde klar, warum auch ihr Privatleben wichtig für die Geschichte ist, aber das war mir dann zu konstruiert.

Stilistisch: Sehr distanziert und kalt, den man von vielen asiatischen AutorInnen kennt. Selbst die Mutter-Sohn-Beziehung war extrem kühl beschrieben. Traurig, wenn man bedenkt, wenn man bedenkt, was für eine Botschaft Ng eigentlich mit ihrem Roman senden will.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Solider Ratgeber

Raus aus dem Finanzdschungel
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Der Finanzratgeber wirkt wie ein Tourguide durch eine Safari. Mag eventuell den Geschmack von jemandem treffen. Mich hat es eher verwirrt. Ich hatte bei einem Sachbuch mit ernstem Thema vielmehr mit einem ...

Der Finanzratgeber wirkt wie ein Tourguide durch eine Safari. Mag eventuell den Geschmack von jemandem treffen. Mich hat es eher verwirrt. Ich hatte bei einem Sachbuch mit ernstem Thema vielmehr mit einem kühlen, sachlichen Ton gerechnet.

Insgesamt ist der Ratgeber solide aufgebaut und erklärend. Bergmann hat an alle Punkte, die man beachten sollte, gedacht und führt diese kurz aus. Für Details muss man dann natürlich selbst mit dem Recherchieren, Herausfinden, Anlegen etc. starten, um herauszufinden, was denn genau zur individuellen Person passt.

Empfehlenswert für alle, die wirklich noch gar keinen Plan haben, wie man mit Finanzen umgeht und was alles im Bereich des Möglichen ist. Das Buch bietet hier die Basics an. Angefangen von einem Etat-Plan, den ich zum Beispiel nicht benötigt habe. Dafür waren mir aber ein paar Punkte zu knapp und allgemein gehalten. Den Punkt zur Steuererklärung zum Beispiel habe ich mir ausführlicher gewünscht. Andere Punkte waren widerum hilfreicher. ETFs zum Beispiel, Hauskauf vs. Miete, Unterlagen allgemein. Das Kapitel Einkommen hätte ich aber wieder mehr am Anfang im Buch erwartet und nicht erst am Ende, denn da kann man ja direkt selbst herausfinden, was aktuell in meiner individuellen Lage noch möglich ist herauszuholen etc. Zum Schluss bietet sie zu vielen Kapiteln noch weiterführende Literatur an.

Fazit: Wer frustriert über seine Finanzen ist und endlich einmal Klarschiff machen will und dabei keinen Plan hat, wo er starten soll, dem empfehle ich das Buch.

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