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Veröffentlicht am 26.03.2023

zermübrned spannend

Das Erbe der Lilith
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„Was muss ich noch tun, um ihr Leid unerträglich zu machen? Ich will dieses Mädchen brechen, denn sonst wird sie nicht aufgeben.“ (S. 201)

Wieder schließt das Buch direkt an den vorherigen Band an. Diesmal ...

„Was muss ich noch tun, um ihr Leid unerträglich zu machen? Ich will dieses Mädchen brechen, denn sonst wird sie nicht aufgeben.“ (S. 201)

Wieder schließt das Buch direkt an den vorherigen Band an. Diesmal landen Matthias und Lizzy in einer scheinbar völlig zerstörten Welt, die von Lava durchdrungen wird. Sie gelangen an ein großes Tor, daß ihnen Zuflucht vor einem Geröll-Hagel bietet. Allerdings werden sie direkt gefangen genommen und landen, mit vielen anderen Menschen, in einer Arena für Gladiatorenkämpfen. Denn in dieser neuen Welt herrscht der Gott der Unterwelt, Pluto, über die Gemeinschaft. Alles wirkt sehr römisch, und gleichzeitig auch sehr dystopisch. Die Menschen leben in einem Berg, haben künstliches Licht und essen als Proteinquelle Insekten. Fast ein wenig Zukunftsweisend.
Selbstverständlich gibt es als Gegenspieler nicht nur eine böse Senatorin, die mit Pluto im Bunde steht und an Grausamkeiten kaum zu überbieten ist. Es existieren aber auch Echsenwesen, genannt Echsana, die Menschen wie Vieh halten und im wahrsten Sinne des Wortes bestialisch sind. Auch untereinander.
Lizzy trifft auf einen dieser Echsana, der in seiner eigenen Gemeinschaft mißhandelt wird, aufgrund seiner Größe und einer körperlichen Behinderung. Die beiden werden sofort Freunde und beschließen, sich gegenseitig zu helfen.

Dieser Teil zerrt an den Nerven, da die Welt wirklich grausam ist und die Menschen sich von ihrer schlechtesten Seite zeigen. Allerdings ist das den Umständen und Pluto geschuldet, und nicht unbedingt der Natur der Menschen. Trotzdem war es schwierig, Lizzy in dieser furchtbaren Welt zu folgen. Daß sie nicht hoffnungslos zusammengebrochen ist, ist ein wahres Wunder. Ich hoffe sehr, daß die nächste Dimension etwas erholsamer wird, bezweifel es aber stark. Jetzt gönn ich mir eine kleine Pause, bevor es in die vierte Dimension geht.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

deprimierend, aber spannend

Hanne. Die Leute gucken schon
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„Aber weißt du, wenigstens in Büchern, Liedern und Filmen will ich einen blauen Himmel, schöne Gegenden und glückliche Menschen haben.“ (S. 196)

Hanne ist der zweite Teil der Mütter-Trilogie und schließt ...

„Aber weißt du, wenigstens in Büchern, Liedern und Filmen will ich einen blauen Himmel, schöne Gegenden und glückliche Menschen haben.“ (S. 196)

Hanne ist der zweite Teil der Mütter-Trilogie und schließt unmittelbar an den ersten an. Minnas Geschichte fing 1920 in Düsseldorf an und der erste Band endete in den 50er Jahren in Minden. 1952 ist Hanne elf Jahre alt und Minnas einzige Tochter. Sie leben zusammen in einer kleinen Wohnung in Minden; der Vater von Hanne hat Minna für eine andere Frau verlaßen. Der zweite Teil endet im Jahre 1978, nicht lange nach dem Epilog des ersten Teils.
Hannes Geschichte ist keine sehr schöne. Sie ist ein Kriegskind, wächst ohne Vater auf und obwohl ihre Mutter Minna recht modern ist, sind es die anderen Menschen meistens nicht. Doch die schwierige Schulzeit ist nicht ihr einziges Problem, denn sie steckt sich bei Minna mit Tuberkulose an und muß ständig für mehrere Monate in Heilanstalten verbringen. Die Tuberkulosekrankheiten von beiden haben ihre Leben nachhaltig verändert. „Die Leute gehen nicht zu einer, die TB hatte, weil sie Angst haben, sich anzustecken. Dabei hätten sie mich in Bad Lippspringe gar nicht entlassen, wenn ich noch ansteckend gewesen wäre[…].“ (S. 99)

Obwohl Hanne die Größe und Schlankheit von Minna geerbt hat, ist sie längst nicht so durchsetzungsfähig wie sie. Sie gibt nie Widerworte, ist sehr ergeben und ein stilles Kind, das zu einer naiven jungen Frau heranwächst. Weil Minna ihre Tochter beschützen will, trichtert sie ihr ein, ja nicht mit einem Kind nach Hause zu kommen. Wie diese entstehen, das erzählt sie ihr allerdings nicht.

Während Minna meistens fröhlich war, trotz Krieg, Armut und treulosen Männern, ist Hanne vor allem still. Sie nimmt vieles irgendwie hin und ist hauptsächlich unglücklich, geradezu verbittert. Diese Reihe strotzt nur so vor unangenehmen Männern, die geheiratet werden, und von Schicksalsschlägen, die einen nahezu in den Keller ziehen. Minna hatte genug Kraft, sich aus allem herauszuziehen und immer das Beste aus den Situationen zu machen, während Hanne wie eine Blume eingeht. „Sie hatte nie gelernt, glücklich zu sein, den Moment zu genießen, den Augenblick zu leben. Ihre ganze Kraft hatte sie immer darauf verwendet, sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich fühlte.“ (S. 527)

Obwohl ich bei diesem Buch lange, deprimierende Strecken hatte, hat mich die Geschichte um Hanne ebenso fasziniert wie die von Minna. Im ersten Buch wurde ein großes Familiengeheimnis erwähnt und ich hatte schon die wildesten Vermutungen. Nach diesem Buch ist ein großer Teil dieses Mysteriums (dem Leser) bekannt, jedoch noch nicht ausgesprochen. Der Epilog legt nahe, daß es genau darum im dritten Teil Romy – Mädchen, die pfeifen gehen wird. Dieses Buch erscheint in diesem Sommer und ich bin schon sehr gespannt, wie die Trilogie zu Ende geht.

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Veröffentlicht am 28.12.2022

Langer beginn, aber Hintergrundgeschichte fesselnd

DAS BRENNEN DER STILLE - Goldenes Schweigen (Band 1)
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„Strafen sind da, um daraus zu lernen. Nicht zu sprechen ist, als würde ich einen Ladendieb damit bestrafen, indem ich alle Lebensmittel verbrenne.“ (S. 238)

In einer Welt, in der die Wüste die Erde beherrscht ...

„Strafen sind da, um daraus zu lernen. Nicht zu sprechen ist, als würde ich einen Ladendieb damit bestrafen, indem ich alle Lebensmittel verbrenne.“ (S. 238)

In einer Welt, in der die Wüste die Erde beherrscht und die Menschen ihre gesprochenen Worte als Strafe auf der Haut tragen, wird der Glaube an das Heilige Wort vor allem von der Oberschicht exzessiv ausgelebt. Sie können es sich leisten, nicht zu reden. Denn nur wer spricht, wird auch lügen können. Stille ist die Wahrheit.
In dieser Welt wächst Olive auf, mit reiner Haut und einer arrangierten Ehe. Doch genau an ihrem Hochzeitstag, nach dem Eheversprechen, bricht ein Tumult auf dem Kirchenvorplatz aus und Olive findet sich Stunden später in einer dunklen Zelle wieder. Neben ihr ein Mann mit schwarzen Haaren, breiten Schultern und Worte auf der Haut. In Olives Augen ist er ein Sünder, und ihre Familie wird sie sicherlich bald befreien.
Kyle ist Schmied und mit seinem besten Freund Lonny in Tudor unterwegs, als er plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf spürt und sich Stunden später in einer Zelle mit der berühmten Olive wiederfindet.

Mal von den offensichtlichen Handlungen abgesehen, ist das Rundherum dieses Buches sehr spannend. Der Gedanke, daß Gott sich an der Menschheit rächt, indem jedes gesprochene Wort ab einem bestimmten Alter auf der Haut erscheint wie hinein geritzt und die neue Religion sich in eine stumme Richtung entwickelt hat, ist sehr interessant. Konfliktpotential lauert an jeder Ecke, denn nur die Reichen können sich reine Haut leisten, doch diese ist auch nötig, um Arbeit oder eine Wohnung zu bekommen. Alle anderen, die Sprechen müßen, sind in ewiger Armut verdammt. Die Kirche ist der Staat, also bestimmt die Kirche das ganze Leben.
Umso erstaunlicher ist es, daß Olive, nachdem sie einmal angefangen hat wieder zu sprechen, sich ziemlich schnell daran gewöhnt hat und fast gar nicht mehr aufhört zu reden. Auf der anderen Seite ist positiv anzumerken, daß sie vor Entscheidungen alles überdenkt und neu gelerntes einbezieht, weil ihr bewußt wird, wie isoliert ihr Leben war.
Kyle dagegen ist viel zu leicht zu manipulieren, was nach dem zweiten Mal schon langweilig wird.

Obwohl die Hintergrundgeschichte um die Religion spannend ist, zieht sich die Entführung ziemlich in die Länge. Nach der Hälfte des Buches hatte ich überlegt, es einfach sein zu laßen. Sie sind einfach nicht aus dieser verdammten Wüste herausgekommen und es zog sich wie Gummi. Ab Kapitel 26 wird es wieder sehr viel spannender, das ist das letzte Drittel.

Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen, vor allem wegen der Konflikte, weniger wegen der beiden Protagonisten. Die Aufmachung des Buches ist auch sehr ansprechend. Da es mit wechselnder Perspektive zwischen Olive und Kyle erzählt wird, gibt es zu Beginn eines Kapitels Auszüge entweder aus dem Heiligen Wort oder einem Rebellen-Tagebuch.
Goldenes Schweigen ist innen wie außen von der Aufmachung her ansprechend und ich hoffe, die Folgebände ziehen sich zu Beginn nicht so in die Länge, denn ich möchte sie wirklich gerne in meinem Regal stehen haben.


Spoiler: Sie sind Feinde, lernen sich beßer kennen, doch dürfen sie am Ende nicht zusammen sein, weil es einen größeren Plan gibt. Sie geht zurück als Spionin, um ihm das Leben zu retten, man kennt’s.

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Veröffentlicht am 24.12.2022

Unterhaltsam

Die Wallflowers - Annabelle & Simon
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Annabelle Peyton ist 25 und steht damit kurz vor der Entscheidung, eine alte Jungfer oder die Mätresse eines wohlhabenden Aristokraten zu werden, wenn sie in dieser Saison keinen Ehemann findet. Da sie ...

Annabelle Peyton ist 25 und steht damit kurz vor der Entscheidung, eine alte Jungfer oder die Mätresse eines wohlhabenden Aristokraten zu werden, wenn sie in dieser Saison keinen Ehemann findet. Da sie keine Mitgift in die Ehe bringt, ist sie als Ehefrau uninteressant. Bei jedem Ball bleibt ihre Tanzkarte ebenso leer, wie bei den drei Frauen, die mit ihr am Rande der Tanzfläche sitzen. Es erblüht eine zarte Freundschaft mit dem Versprechen, sich gegenseitig zu helfen.
Simon Hunt bittet Annabelle als einziger um einen Tanz, den sie jedes Mal dankend ablehnt, ist er doch ein ungehobelter, neureicher Unternehmer, der sie mit seinen dunklen Augen zu verhöhnen scheint.

Die Freundschaft zwischen Annabelle, Lillian, Daisy und Evie lockert die angespannte Atmosphäre der Jagd nach einem Ehemann sehr auf. Vor allem die Geschwister Daisy und Lillian, bringen die Leben der anderen beiden gehörig auf Trapp. Doch alle vier haben das Herz am rechte Fleck und ich freu mich schon, sie in den anderen Bücher näher kennen zu lernen.
Simon Hunt ist der typische Regency-Badboy, mit seinem ungehobelten Verhalten und seiner sonnengebräunten Haut. Weder benimmt er sich wie ein typischer Aristokrat, noch erweckt er den Anschein, überhaupt in die höhere Gesellschaft paßen zu wollen.
Annabelle fühlt sich von seiner Art immer herausgefordert, bewertet und an ihre Unzulänglichkeiten erinnert. Ihr Leben ist wahrlich kein Zuckerschlecken, steht ihrer Familie der Bankrott kurz bevor. Daher steht sie stark unter Druck, eine gute Partie zu machen. Zu allem Überfluß drängt sich ihr ein ältlicher Lord unschicklich auf, der Ärger verspricht.

Der erste Teil der Wallflowers ist die Geschichte von Annabelle und Simon und sie ist unterhaltsam. Gleichzeitig bietet sie einige Einsichten in die strengen Regeln der britischen Aristokratie in 1843, und unter welchem Druck junge Frauen stehen, einen geeigneten Ehemann zu finden.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Flitterwochen oder die Welt retten?

Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba
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„»Jetzt komme ich mir wie ein erfolgreiches Gaunerpärchen «, sagte sie flüsternd. […]
»Mal sehen, wir werden von der Polizei wegen Mord gejagt, haben Feuer im größten Museum des Empires gelegt und stehlen ...

„»Jetzt komme ich mir wie ein erfolgreiches Gaunerpärchen «, sagte sie flüsternd. […]
»Mal sehen, wir werden von der Polizei wegen Mord gejagt, haben Feuer im größten Museum des Empires gelegt und stehlen Geld für unsere Flucht«, zählte er auf. »Wir sind Gauner.«
»Die Sache macht Ihnen Spaß, oder?«
»Ihnen etwa nicht?», gab er die Frage zurück.“ (S. 84)

„»Was soll das ständige Siezen? […] Ich dachte, Ihr seid verheiratet?«
»Eine Frage des Respekts«, erwiderten beide gleichzeitig.“ (S. 181)

Wer die Hochzeit von Sarah Goldberg und Archibald Leach schon als spontan und etwas durcheinander empfand, der wird die Flitterwochen lieben. Es ist so viel passiert, daß ich schon gar nicht mehr sagen kann, wie alles anfing.
Eine verborgene Macht hat viele führende Persönlichkeiten auf der ganzen Welt unter ihrem Einfluß und läßt alle Medien und Okkultisten gefangen nehmen und verschiffen. Selbstverständlich versucht diese verborgene Macht auch an Archibald Leach heran zu kommen, doch ist er zu gerissen, um sich unter Kontrolle bringen zu laßen. An seiner Seite befindet sich wie immer Sarah Goldberg, die in diesem Teil unheimlich viel zu bemängeln und hinterfragen hat. Zuweilen hinterfragt sie die Motive ihres Gatten, doch auf der anderen Seite vertraut sie ihm blind. Diese Wankelmütigkeit fand ich in diesem Teil nervig, da Sarah mir bisher als gefestigte Persönlichkeit ohne Zweifel an ihrem Selbst vorgekommen ist. Vor allem aber ihre Entscheidung auf eine jüdische Hochzeit zu bestehen und bis dahin weiterhin Miss Goldberg genannt zu werden, konnte ich nicht nachvollziehen. Entweder sie ist verheiratet und Mrs. Leach, mit Kabine teilen und den anderen Annehmlichkeiten und Zweideutigkeiten, oder sie bleibt Miss Goldberg und die Kabinen bleiben getrennt. Sie kann doch keinen Schokokuchen essen, ohne ihn selbst zu backen, oder zumindest zu bezahlen!

Jedes Kapitel beginnt mit Anmerkungen aus verschiedenen Quellen, meistens aus Sarahs veröffentlichten Kolumnen oder Büchern, aber auch zum Beispiel direkt aus dem Buckingham Palace. Sie dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern fassen auch Reiseabschnitte zusammen, überbrücken Zeitsprünge in der sonst nahtlosen Reise oder bieten Hintergrundwissen zu einzelnen Charakteren.

Die Flitterwochen von Sarah und Archibald führen sie und einige Freunde in allerlei Länder, unter anderem nach Tibet. Dort hat Archibald einen unheimlich undurchsichtigen Plan, der nicht nur mich verwirrt zurückgelassen hat, sondern auch alle anderen beteiligten Personen. Doch das macht Archibald Leach aus, seine unkonventionellen Pläne und Ansichten. Dafür ist Miss Goldberg der ideale Gegenpol, mit mehr als einem heißen Eisen. Besonders beeindruckend finde ich Sarahs Mitgefühl mit den unterdrückten in ihrer Umgebung.

Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba ist ein ebenbürtiger zweiter Teil, doch ist er dicker und die Schrift ist kleiner. Die Mischung aus Steampunk, viktorianischer Zeit und Okkultismus hat mir wieder gut gefallen, kann das nächste Buch aber bitte etwas dünner sein? Archibald Leach und die Magie der Ms würde ich als Titel empfehlen.

Am Ende bleibt nur eine Frage offen: Warum trägt Sarah Goldberg auf dem Cover Jeans und Lederjacke, wenn sie im Buch doch ständig Röcke anhat, wie es sich für eine Dame im viktorianischen England gehört?

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