Cover-Bild Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Tropen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 01.08.2017
  • ISBN: 9783608503777
Jaroslav Kalfar

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt

Roman
Barbara Heller (Übersetzer)

Jakub Procházka, erster Raumfahrer der tschechischen Geschichte, träumt davon, seinem Land Ruhm und Ehre zu bringen. Doch nach dreizehn einsamen Wochen im All beginnen Jakubs Sinne verrückt zu spielen. Als dann auch noch seine Frau mit ihm Schluss macht, nimmt die Mission einen ungeahnten Lauf.

April 2018: Die JanHus 1, das erste Raumschiff in der tschechischen Geschichte, erhebt sich in den Himmel. Eine ganze Nation ist auf den Beinen, um den Start vom staatseigenen Kartoffelacker aus mitzuverfolgen. Die Besatzung besteht aus einem einzigen Raumfahrer: Jakub Procházka, Spross einer Kollaborateursfamilie und Professor für Astrophysik mit einschlägiger Erfahrung in der Erforschung interstellaren Staubs. Nach dreizehn eintönigen Wochen im All ist der Forscherdrang Jakubs jedoch beinahe erloschen. Einziger Lichtblick sind die wöchentlichen Video-Chats mit seiner Frau Lenka. Doch als die ihn verlässt, gerät Jakubs Leben im Orbit in Schieflage. Und als wäre das nicht genug, schleicht sich auch noch ein haariger, achtbeiniger Mitbewohner in Jakubs Raumschiff ein. Jaroslav Kalfars Debüt ist verrrückt und voll überbordender Phantasie, dabei romantisch und ein klein wenig philosophisch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2017

Wundervolles Debüt, poetisch und originell

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Der Titel hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Es klang ein wenig nach Geschichte, aber auch ein bisschen philosophisch und zum Nachdenken anregend. Beides trifft zu und es kam noch so einiges mehr ...

Der Titel hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Es klang ein wenig nach Geschichte, aber auch ein bisschen philosophisch und zum Nachdenken anregend. Beides trifft zu und es kam noch so einiges mehr auf mich beim Lesen zu...
Wir sind im Jahr 2018 und Tschechien sieht seine Chance gekommen, auch mit einer einmaligen "Heldentat" eines seiner Kinder in die Geschichte eingehen zu können. Jakub tritt eine Mission in den Weltraum an, um einen geheimnisvollen Nebel zu untersuchen und sich selbst auch zu beweisen, dass er nicht dem Fluch seines Vaters unterliegt. Als nach 13 Wochen dann auch noch seine Frau mit ihm Schluss macht, droht Jakubs Realität zu Bruch zu gehen. Plötzlich taucht ein fremdes Wesen bei ihm auf, dass ihn an seinem Verstand zweifeln lässt. Aber nach tiefer gehenden Unterhaltungen, geteilten Erinnerungen und Nutellagläsern, nimmt Jakub seine Welt und Gedanken mit anderen Augen wahr. Bis zu einigen ereignisreichen Wendungen...
Das Lesen dieses Buches hat wirklich Spaß gemacht. Man verliert sich schnell in den tiefsinnigen, aber auch umgangssprachlichen und gelegentlich auch poetischen Beschreibungen und Erzählweisen, sowie in Jakubs Gedankensprüngen. Seine Kindheit und die beschriebenen harten Zeiten in den Jahren vor der Wende, sind zum einen herzzerreißend, aber auch witzig und mit vielen wahren politischen Anekdoten geschmückt. Ich war wie gefesselt von Jakubs Weg durch seine Lebensgeschichte und seinen Gedanken über die Welt, die Politik und die Menschen (und Wesen), die er lieb gewonnen hat und die ihm am Herzen liegen.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, man sollte sich aber Zeit dafür nehmen. Ich bin gespannt, was der Autor nach diesem Debüt noch so in Petto hat.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Parabelflug in die tschechische Geschichte

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Ein mysteriöses Phänomen bewegt seit kurzem die Welt: Die kosmische Staubwolke Chopra, zwischen Venus und Erde gelegen und den Nachthimmel in ein violettes Zodiakallicht tauchend. Nachdem erste Sonden ...

Ein mysteriöses Phänomen bewegt seit kurzem die Welt: Die kosmische Staubwolke Chopra, zwischen Venus und Erde gelegen und den Nachthimmel in ein violettes Zodiakallicht tauchend. Nachdem erste Sonden keine Ergebnisse brachten und sich kein Land so recht traut, seine Landsleute dorthin zu senden, kauft die tschechische Regierung kurzer Hand ein Second-Hand-Raumschiff von den Schweizern und schießt Jakub Procházka im April 2018 ins All. Dies ist die Geschichte von Jakub Procházka, Professor für Astrophysik, erster tschechischer Raumfahrer und Sohn eines Kollaborateurs.
Als Leser begleitet man Jakub ins Weltall ebenso wie in Rückblenden in die Zeit seiner Kindheit und seiner Studentenjahre. Man erlebt mit, wie seine anfängliche Euphorie der Reise einer Langeweile und Zukunftsangst weicht, unterbrochen von wöchentlichen Video-Chats mit seiner Frau. Als diese ausbleiben, beginnt sich ein außerirdisches Wesen bei ihm zu melden - Realität oder beginnender Wahnsinn?
Vor allem die Rückblenden in die Vergangenheit Tchechiens und insbesondere in Jakubs früheres Leben sind sehr beeindruckend und interessant geschildert. Das Alien ist an Jakubs Leben interessiert - ob dieses wirklich existiert oder nur in Jakubs Wahnvorstellungen bleibt der Interpretation des Lesers überlassen. Die Raumfahrt an sich bleibt hierbei relativ nebensächlich. Der zweite Teil des Romans im Anschluss an Jakubs Weltraumabenteuer befasst sich schwerpunktmäßig mit seiner Vergangenheitsbewältigung privater sowie politischer Natur und einer Selbstfindung, welche sich für meinen Geschmack einiger unnötiger Längen bedient, die nicht hätten sein müssen.
Müsste ich das Buch in wenigen Worten beschreiben, würd ich sagen, dass der Protagonist an einem Wendepunkt seines Lebens steht, an welchem er sein bisheriges Leben gezwungen wird zu reflektieren, Vergangenes zu bewältigen und eine neue Sicht der Dinge anzunehmen. Inwieweit der Wahnsinn sein Mitwirken zeigt mag jeder Leser für sich entscheiden.

Veröffentlicht am 11.07.2017

Phantastische Reise ins All

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Als eine seltsame Wolke im All sichtbar wird, besinnt sich die tschechische Nation auf ihre Größe. Ein Tscheche soll mit dem schnell gebauten Raumschiff „Jan Hus“ dieses Phänomen erforschen und zum Ruhm ...

Als eine seltsame Wolke im All sichtbar wird, besinnt sich die tschechische Nation auf ihre Größe. Ein Tscheche soll mit dem schnell gebauten Raumschiff „Jan Hus“ dieses Phänomen erforschen und zum Ruhm der Nation beitragen. Jakub Procházka, ein junger Astrophysiker ist für diese Mission ausgewählt. Anfangs erfüllt er noch brav seine Pflichten, testet allerlei technisches Gerät, das Sponsoren zur Verfügung gestellt haben und wartet auf den wöchentlichen Videochat mit seiner Frau. Doch immer mehr Technik fällt aus, seine Frau hat ihn verlassen und er selbst überlässt sich seiner Verzweiflung, seiner Einsamkeit und seinen Phantasien. Oder sollte das Wesen, das nun seine Einsamkeit teilt und mit ihm über Gott und die Welt diskutiert etwa real sein?
Der junge amerikanische Autor Jaroslav Kalfar, der aus Tschechien stammt, nimmt den Leser mit auf eine schwindelerregende Reise ins All. Er sprüht vor Einfällen, lässt seinen Protagnisten wie im Fieberwahn über Philosophie, Gott und die Politik sinnieren. Erinnert sich an seine Kindheit, an den Vater, der ein willfähriger Parteigenosse war, an die liebevollen Großeltern und an seine Jugend, während die „Jan Hus“ durchs All saust. Die Absurdität seiner Mission und seiner Situation ist mit hintergründigem Witz geschildert, die Geschichte hat genau so viel Tempo wie die Raumfähre und immer wenn ich dachte, mehr geht nicht, verblüfft und fesselt eine neue Wendung. Selbstreflexion, politische und geschichtliche Rückblenden, Liebesleben, Kindheitserinnerungen, Raumfahrt – kaum ein Thema lässt der Autor aus und das ergibt eine wirbelnde Geschichte, in der ich mich manchmal fast verloren hätte.
Ein tolles Debüt, das wohltuend vom Mainstream abweicht und mich sehr neugierig auf die Entwicklung des Autors macht.
Übrigens finde ich das Cover außerordentlich gut gelungen.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Ein Meisterwerk an Fantasie und überraschenden Wendungen

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Jakub Procházkas glückliche Kindheit endet jäh mit dem Unfall seiner Eltern. Er erfährt, womit sein Vater die Familie ernährt hat, nämlich als Folterknecht des kommunistischen Regimes. Als der Vater nicht ...

Jakub Procházkas glückliche Kindheit endet jäh mit dem Unfall seiner Eltern. Er erfährt, womit sein Vater die Familie ernährt hat, nämlich als Folterknecht des kommunistischen Regimes. Als der Vater nicht mehr am Leben ist, beginnen sich Dorfbewohner und frühere Opfer am Sohn zu rächen, Jakub büßt sozusagen für die Sünden des Vaters.
Vielleicht ist auch dies ein Grund, weshalb er damit einverstanden ist, als ihm der Vorschlag unterbreitet wird, als erster tschechischer Raumfahrer Chopra, eine geheimnisvolle lila Wolke im All, zu erkunden. Er fühlt sich verpflichtet, seinem Land einen Dienst zu erweisen.
Die Raumfahrt verläuft nicht wie geplant, beispielsweise hätte sich Jakub nicht träumen lassen, dass ihn seine Frau währenddessen verlässt. Halb irre vor Einsamkeit und quälenden Gedanken beginnt er ein fremdes Wesen an Bord seines Raumschiffs wahrzunehmen, ein spinnenförmiges haariges Geschöpf, das in seine Gedanken eindringt.
Hier hatte ich zunächst große Probleme damit weiterzulesen. Die Leseprobe hatte mich fasziniert und amüsiert, aber die darauffolgenden Seiten sind ausgesprochen zäh. Das seltsame Wesen, von dem man nicht weiß, was es ist. Existiert es oder ist es eine Ausgeburt von Jakubs Fantasie?
Ich hatte mir vorgenommen, bis Seite 100 durchzuhalten und dann zu entscheiden, ob ich das Buch weglege. Das Durchhalten hat sich gelohnt. Die Geschichte ist äußerst unterhaltsam, ein Meisterwerk an Fantasie und überraschenden Wendungen. Gleichzeitig erfahren wir viel über Jakubs Vergangenheit. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, abgesehen von manchen allzu bemüht originellen Metaphern („Albino-Giganten“ statt Alpen) und Vergleichen (sie küssen sich „mit der Begierde verendender Tiere“ oder so ähnlich). Auch die philosophischen Exkurse waren mit manchmal ein bisschen zu viel und zu lang.
Aber alles in allem habe ich dieses Feuerwerk an Fantasie sehr genossen. Es ist nicht einfach zu lesen, man muss sich darauf einlassen, aber es lohnt sich.

Veröffentlicht am 01.07.2017

Ungewöhnlicher, fantasievoller Ausflug ins All

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„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist das erste Buch des in Brooklyn lebenden Autoren Jaroslav Kalfař.

Zwischen der Erde und der Venus hat sich eine Wolke gebildet, die die Nächte der Menschen ...

„Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt“ ist das erste Buch des in Brooklyn lebenden Autoren Jaroslav Kalfař.

Zwischen der Erde und der Venus hat sich eine Wolke gebildet, die die Nächte der Menschen verändert. Ausgerechnet der tschechische Astrophysiker Jakub Procházka soll als erster tschechischer Raumfahrer die Wolke Chopra im All erforschen und er träumt von Ruhm und Ehre für sein Land. In der JanHus1 beginnt er ganz allein als einziger Insasse seine Mission und sein einziger Kontakt zur Erde sind Telefonate, die für ihn sehr wichtig sind. Nachdem seine Frau den Kontakt zu ihm abricht, verändert sich Jakob und er beginnt über sein Leben vor seiner Mission nachzudenken und was zwischen ihm und seiner Frau nicht gestimmt haben könnte.

Da Jakub alleine unterwegs ist, gibt es neben ihm keine wichtigen Charaktere und die übrigen Personen gehen ein wenig unter. Dafür ist Jakub ein sehr sympathischer Protagonist, der trotz der ungewöhnlichen Umstände durchweg authentisch und normal erscheint. Seine Gedanken zwischen seinem Leben vor dem Flug und denen während des Flugs sind interessant und zum Teil schon philosophisch.

Der Schreibstil von Jaroslav Kalfař ist angenehm leicht zu lesen. Neben gut recherchierten Informationen zur Weltraumfahrt und philosophischen Ansätzen bietet das Buch eine Menge Stellen zum Schmunzeln.

Sehr gelungen finde ich auch das Cover des Buches auf dessen Rückseite man bei genauerem Hinsehen Jacubs Weltraum-Gefährten erkennen kann.

Ich habe mich von diesem ungewöhnlichen Roman ausgesprochen gut unterhalten gefühlt, da die Idee originell und einfach einmal etwas Anderes ist. Ein tolles Debüt eines Autoren, den ich mir auf jeden Fall merken werde.