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Veröffentlicht am 01.05.2023

Ein Kampf um Leben und Liebe

So weit der Fluss uns trägt
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„Für Fans von Der Gesang der Flusskrebse“ – so wurde das Buch von Shelley Read beworben. Und so weit auseinander sind die Bücher nicht, auch wenn die Geschichten nicht unterschiedlicher sein könnten.

Im ...

„Für Fans von Der Gesang der Flusskrebse“ – so wurde das Buch von Shelley Read beworben. Und so weit auseinander sind die Bücher nicht, auch wenn die Geschichten nicht unterschiedlicher sein könnten.

Im Mittelpunkt steht Victoria, noch nicht volljährig, die nach dem Zweiten Weltkrieg und einem tragischen Unfall versuchen muss, wieder auf die Beine zu kommen. So viele geliebte Menschen wurden ihr genommen. So gut es geht, versucht sie, die Aufgaben ihrer verstorbenen Mutter zu übernehmen und die Farm und ihre Brüder zu versorgen. Auf ihren Schultern ruht die Last einer Mutter, von Jetzt auf Gleich muss sie neben ihrer eigenen Trauer auch noch diese schwere Verantwortung übernehmen.

Doch Shelley Read versteht es, die Protagonistin nicht als gebeutelte Figur darzustellen, mit der man Mitleid hat – Victoria ist eine starke junge Frau, die sich dem Leben entgegen stellt. Als in ihrem kleinen Dorf ein Fremder einkehrt, bleibt das nicht lange unbemerkt. Gerade in solchen Orten brodelt die Gerüchteküche schneller, als man schauen kann. Und obwohl man als Leser oft anders handeln würde, war Victorias Tun für mich stets nachvollziehbar. Sie wirkte trotz ihres jungen Alters gefestigt. Mir hat das sogar ein wenig imponiert.

In diesem Roman geht es unter anderem um die Liebe. Aber nicht nur die Liebe zwischen zwei Menschen, die sich gefunden haben. Sondern um so viele Facetten davon. Es geht um die Frage: Wo ist Heimat? Was ist Heimat? Mache ich es abhängig von einem Ort oder einer Person? Trotz allem war die Geschichte nie kitschig, geschweige denn langweilig.

Fazit: Kein Pageturner im klassischen Sinne, aber doch ein Buch, welches einen von der ersten Seite an fesselt. Tolles Setting, spannender Plot - empfehle ich gerne weiter.

Und es stimmt: Wer "Der Gesang der Flusskrebse" mochte, wird auch diese Story lieben!

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Humorvolles Fantasy-Epos mit Überraschungen

Minen der Macht
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Grubenstedt ist eine Mine, die mehrere Ringe hat. Ganz unten im Schlamm leben die Ärmsten der Armen im sogenannten Schlammring. Umso höher gelegen der Ring ist, desto reicher und bedeutender werden seine ...

Grubenstedt ist eine Mine, die mehrere Ringe hat. Ganz unten im Schlamm leben die Ärmsten der Armen im sogenannten Schlammring. Umso höher gelegen der Ring ist, desto reicher und bedeutender werden seine Bewohner. Ganz oben ragt die Nadel über die Mine. Ein Ort voller Magie, in der tief im Schlamm gefundene Artefakte untersucht werden. Eines Tages wird im Schlammring eine Leiche entdeckt, aus deren Körperöffnungen Pflanzen wachsen. Als bald weitere Opfer folgen, ist es die Aufgabe von Hauptmann vom Adlerstein, dem Hauptmann der Schlammwache, die Schuldigen zu finden. Bald schon entpuppt sich das Ganze als Bedrohung für die gesamte Mine.

Diese Geschichte wurde von 5 namenhaften Autoren geschrieben und meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. Im Buchumschlag und auf den letzten Seiten finden sich neben einer Landkarte auch alle wichtigen Begriffe, was sehr hilfreich war, da man gerade zu Anfang Schwierigkeiten hat, sich die Mine und die Einwohner vor Augen zu bringen. Es gibt einige Protagonisten aus verschiedenen Ringen, darunter auch Kröte aus dem Schlammring.

So beginnt die Geschichte mit den völlig verschiedenen Perspektiven der Einwohner und man bekommt ein Gefühl für diese Welt. Auf der Suche nach den Verantwortlichen der seltsamen Leichen erlebt man sowohl spannende als auch fantasiereiche Überraschungen, die sich mit jeder gelesenen Seite zu einer Bedrohung steigern.

Auch der Schreibstil kann hier überzeugen und bescherte mir mit seinem Witz das eine oder andere Schmunzeln. Das letzte Drittel des Buches hatte mich dann so gefesselt, dass ich erst spät in der Nacht das Buch am Ende zuklappen konnte. Offene Fragen werden weitestgehend beantwortet, doch bleibt der Hintergrund unklar und macht somit richtig Lust auf den nächsten Teil.

Fazit: Eine atmosphärische neue Fantasywelt, die den Leser mit spannenden Todesfällen und einer ungeahnten Bedrohung unterhält. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 23.03.2023

Erschütternd, authentisch

Institut für gute Mütter
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Ständig hört man von misshandelten oder vernachlässigten Kindern, die durchs Raster fallen, wo aber nichts dagegen getan wird. Wenn sich also am System etwas ändern würde, wäre das ja nur wünschenswert, ...

Ständig hört man von misshandelten oder vernachlässigten Kindern, die durchs Raster fallen, wo aber nichts dagegen getan wird. Wenn sich also am System etwas ändern würde, wäre das ja nur wünschenswert, oder?

Frida ist berufstätig und teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann Gust. Als die 18 Monate alte Harriet zahnt, hat Frida seit Tagen nicht richtig geschlafen und ist mit ihrer Arbeit in Verzug. In einer Kurzschlusshandlung setzt sie Harriet in ihr activity Center und lässt sie zwei Stunden alleine zu Hause. Was dann folgt, hätte Frida in ihren schlimmsten Träumen nicht erwartet...

Ich bin zwar keine Mutter, kann aber die Belastung von Frida gut nachvollziehen. Allerdings ist es natürlich überhaupt nicht in Ordnung, ein so kleines Kind alleine zu lassen. Um das Sorgerecht nicht zu verlieren, muss Frida an einem einjährigen Kurs teilnehmen, in dem sie lernt, eine gute Mutter zu sein, was sich grundsätzlich erstmal nicht schlecht anhört.

Zitat Pos. 1326:
»Sie bekommen von uns die Möglichkeit, an einem neuen Rehabilitierungsprogramm teilzunehmen«, hatte die Richterin gesagt. »Ein Jahr lang werden Sie Unterrichts- und Trainingseinheiten absolvieren. Die Unterbringung erfolgt vor Ort. Mit anderen Müttern wie Ihnen.«

Als Leser erwartet man gespannt, was die Mütter hier wohl lernen und wie sie rehabilitiert werden. Die Autorin hat sich jedoch für einen anderen Weg entschieden und erschafft förmlich ein Drillcamp, in dem Mütter immer funktionieren müssen und sich keinerlei Fehler leisten dürfen. Man leidet mit ihnen mit und kann ihre "Fehltritte" oftmals verstehen. Schließlich sind auch sie nur Menschen. Chan macht deutlich, dass trotz der individuellen Vorkommnisse jede Mutter ihr Kind liebt und im Institut jede an die Grenze der Belastbarkeit getrieben wird.

Zitat Pos. 3723:
"Nicht jede von ihnen kam als gewalttätige Frau in die Schule, aber jetzt, nach sieben Monaten, wären sie alle dazu fähig, jemanden zu erstechen."

Die Mütter kämpfen und geben sich viel Mühe, aber nicht jede schafft es. Es gibt einige erschütternde "Vorfälle", und vor allem das Ende wird höchst emotional. Urteile fallen so hart aus, wie es nur Frauen zuzutrauen ist.

Fazit: Ein Zukuntsroman, in dem mit neuester Technik menschliche Fehler korrigiert werden sollen und der mich ziemlich erschüttert hat.

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Veröffentlicht am 29.12.2022

Eine tickende Zeitbombe...

Das Buch - Schreib um dein Leben!
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Autorin Kara Bender ist geschockt, als sie begreift, dass sie von DEM Serienmörder entführt wurde, der seit Jahren die Polizei auf Trapp hält. Und der Puppenmörder, der bei jedem seiner Opfer eine Puppe ...

Autorin Kara Bender ist geschockt, als sie begreift, dass sie von DEM Serienmörder entführt wurde, der seit Jahren die Polizei auf Trapp hält. Und der Puppenmörder, der bei jedem seiner Opfer eine Puppe hinterlässt, hat mit Kara ganz besondere Pläne: Sie soll ein Buch über sein Leben schreiben.

Zitat Pos. 486:
"Wie stellte er sich das vor? Dass sie wochenlang im Keller eingesperrt war, er ihr sein Leben in allen grausamen Details ausbreitete und sie eine True-Crime-Story daraus machte? Allein bei der Vorstellung daran schauderte sie."

Als Leser folgt man, genauso geschockt wie Kara, den detaillierten Beschreibungen des Mörders über seine Kindheit und von jedem seiner Morde. Geschickt bringt Patricia Walter einen dazu, Sympathie und Verständnis für den Täter zu empfinden, um im nächsten Moment daran zu erinnern, was er Furchtbares getan hat - und setzt einen damit seinen kontroversen Gefühlen aus.

Zitat Pos. 3269:
"Auf der einen Seite war er ein brutaler Serienmörder, auf der anderen hatte er sich rührend um seine todkranke Mutter gekümmert."

Man taucht tief ein in die kranke Welt eines Psychopathen, von dem man sich nicht blenden lassen sollte. Zeitgleich ermittelt Kommissarin Nadine Herforth in diesem Fall und versucht verzweifelt, dem Puppenmörder auf die Spur zu kommen - während Kara um ihr Leben schreibt. Walter hält einige Überraschungen bereit, und vor allem der Schluss und das Nachwort lassen einen einfach fassungslos zurück.

Fazit: Eine tickende Zeitbombe, die man kaum aus der Hand legen kann, weil man unbedingt wissen will, wie das Ganze endet. Spannend und packend wie ein großer Blockbuster. Wenn du wieder eine ordentliche Portion Nervenkitzel brauchst, solltest du zu diesem Buch greifen.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Eine Geschichte voller Lügen und Geheimnisse

Wintersterben
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Leutnant Valeria Ravelli von Interpol im zweiten Teil der Reihe nach "Waldeskälte".

Die Leiche eines ehemaligen BKA-Beamten wird aufgefunden, und Interpol schickt seine beste Ermittlerin zur Aufklärung. ...

Leutnant Valeria Ravelli von Interpol im zweiten Teil der Reihe nach "Waldeskälte".

Die Leiche eines ehemaligen BKA-Beamten wird aufgefunden, und Interpol schickt seine beste Ermittlerin zur Aufklärung. Mit ihrem neuen Kollegen Colin Bain verfolgt Valeria Ravelli die Spur des Ermordeten und sticht unerwartet in ein Wespennest. Wem war er auf der Spur, dass er dafür getötet wurde?

Erneut führt es sie in ein kleines Bergdorf in den Alpen, während Colin an anderer Stelle ansetzt. Valeria ist auf sich allein gestellt in einem sagenumwobenen Dorf mit verschwiegenen Einwohnern. Schon bei ihrer Anreise fühlt sich Valeria bedroht, was man als Leser hautnah (mit)spüren kann. Als auch noch eine junge Frau verschwindet, holen Erinnerungen aus ihrem letzten Fall Valeria wieder ein.

Zitat Pos. 2593:
"Etwas hier ist anders. Es ist, als wäre alles hier auf einem morastigen Untergrund gebaut … und es fühlt sich so an, als könnten wir jeden Augenblick versinken. Hier stimmt etwas nicht, das sehr tief hinabreicht."

Man kann die Lügen und Geheimnisse der Dorfbewohner förmlich riechen und weiß schon bald nicht mehr, wem man trauen kann. Die Beschreibungen der Umgebung sorgen zudem für tierisch Gänsehaut. Die Spannung nimmt konstant zu, und die Lage in Steinberg scheint immer gefährlicher zu werden. Selbst als Valeria dem aktuellen Fall auf die Spur kommt und dafür fast mit ihrem Leben bezahlt, ist diese Geschichte nicht ausgestanden. Mit jeder gelesenen Seite wird einem mehr bewusst, wie weitreichend das Ganze ist und dass selbst Personen aus den eigenen Kreisen beteiligt sind. Nichts ist hier so, wie es zunächst scheint!

Fazit: Ein durchweg spannender Thriller, der mir aufgrund seiner Sogwirkung einfach keine Ruhe gelassen hat, bis ich ihn ausgelesen hatte. Und der mich jetzt mit einem schockierenden Cliffhanger zurücklässt. Lesen!

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