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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2022

Unkonventionell

Der Reiz des Bösen
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Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, ...

Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, die zufällig das Patenkind seines Chefs ist, eine mögliche Serie von Verbrechen erschnüffelt, erwacht das alte Jagdfieber in ihm. Gemeinsam mit der Journalistin und einer Kollegin bildet er bald ein Team, zu dem immer mehr Personen stoßen, um einen traumatisierten, aber leider auch genialen Verbrecher zu stoppen.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi unterhält deshalb gut, weil er sich sehr viel Zeit und Muße für die Charakterzeichnung seiner Figuren nimmt. Das sind alles echte Typen und man kann sich schön in sie hineinversetzen und sieht Valeries Unterlippe zittern, wenn sie von ihrer Mutter redet oder spürt den Schweiß, wenn Marcus nach einem Albtraum erwacht. Viel Fantasie zeigt die Autorin Stefanie Ross ebenfalls bei den Tötungs- bzw. Strafszenarien, die sie sich für die Opfer ersinnt. Der einzige Wermutstropfen findet sich in der Auflösung der verantwortlichen Person, welche leider viel zu einfach gerät. Da hätte man gerne ein bisschen intensiver knobeln dürfen. Es bleibt der Wunsch, dass die von Ross zusammengestellte Truppe einen weiteren Fall lösen darf, - dann gerne mit ein bisschen mehr Unsicherheit zum Täter.

Mein Fazit:
Spannend und unterhaltsam, - gerne bald mehr

Veröffentlicht am 26.12.2022

Mit dem Jahr stirbt nicht nur die Freundschaft

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete ...

Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete bei Ninas Tochter statt, auf der auch Lollos Tochter Jennifer eingeladen ist. Zwischen den Mädchen kommt es zum Streit und Jennifer verlässt die Party Richtung Heimat. Doch dort taucht sie nicht auf. Nie mehr.

Mein Eindruck:
Malin Stehn lässt das Grauen durch die Augen vieler Personen sichtbar werden. Dabei sind diese selber nicht sicher, ob sie sich oder ihrem Umfeld trauen können und verraten in den einzelnen Abschnitten nur rudimentäre Einzelteile zu der Tat. Stehn thematisiert nicht nur die Probleme, die schon seit ewigen Zeiten zwischen Eltern und Nachwuchs während der Pubertät auftauchen; die Autorin webt neuere Herausforderungen wie den Umgang mit der Migration und die Gefahren der allgegenwärtigen Social Media dazu. Es gefällt, wie sie für jede Figur nicht nur den richtigen Tonfall trifft, sondern die Ängste der einen im nächsten Abschnitt mit dem Ärger der anderen kontrastiert. Durch die kurzen Kapitel, die sich immer mit der Sicht einer der Hauptpersonen des Dramas beschäftigen, liest man gerne immer weiter, bis das Ende für gewiefte Kenner der Materie zwar nicht überraschend kommt, an einigen Nebenkriegsschauplätzen jedoch noch inhaltstechnische Leckerli zu bieten hat. Die allerletzten Sätze hätte es jedoch nicht unbedingt gebraucht.

Mein Fazit:
Packt Eltern bei ihren Urängsten

Veröffentlicht am 25.12.2022

Pfiffig

Mrs Agatha Christie
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Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden ...

Diese Rezi behandelt das Hörbuch

Zum Inhalt:
Die Schriftstellerin Agatha Christie ist mehrere Tage verschwunden und ihr Mann Archibald gerät unter Verdacht. Archibald weiß zwar, dass er an dem Verschwinden nicht unschuldig ist, doch genau dieser Umstand bringt ihn dazu, sich noch verdächtiger zu verhalten. Denn Agatha hat ein Drehbuch verfasst, an das sich Archie zu halten hat. Unter allen Umständen.

Mein Eindruck:
Marie Benedict spielt die Klaviatur zweier Ebenen, die sich aufeinander zubewegen, um ihre Leser- bzw. Hörerschaft zu unterhalten. Einerseits erzählt sie in den Manuskriptteilen, wie sich die Beziehung von Agatha und Archibald vom Kennenlernen bis zum Bruch entwickelte, andererseits behandelt sie im "Jetzt"-Zustand die Vorkommnisse während der Abwesenheit Agathas. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass Agatha in einem Hotel wiederaufgetaucht ist und an einem Gedächtnisverlust litt (oder zu leiden behauptete), schafft es die Autorin, die Spannung aufrecht zu halten. Dazu bedient sich die Autorin einer gelungenen Mischung aus echten Begebenheiten und eigener Erfindungsgabe und man hat das Gefühl, dass die seltsame Begebenheit aus dem Leben der berühmten Autorin tatsächlich so stattgefunden haben könnte. Die Sprecherin unterstreicht durch ihre einfühlsame Interpretation des Textes diesen Eindruck absolut gekonnt.

Mein Fazit:
Ein gut gesponnenes Garn zu einem echten Mysterium

Veröffentlicht am 24.12.2022

Ich werde auf dem Meer sterben

Die Passage nach Maskat
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Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er ...

Zum Inhalt:
Theodor leidet an einer posttraumatischen Belastungsstörung, - auch wenn das in der Zeit zwischen den Weltkriegen noch kein Thema war. Deshalb ist es für ihn eine große Überwindung, als er mit der Familie seiner Frau Dora für eine Reisedokumentation seinerseits und ein lukratives Geschäft für den Schwiegervater auf ein französisches Schiff geht. Denn eins ist Theodor klar - er wird auf dem Meer sterben. Aber für die Rettung seiner Ehe scheint kein Preis zu hoch zu sein. Als Dora verschwindet und der Rest der Reisenden behauptet, sie wäre nie an Bord gewesen, zweifelt Theodor endgültig an seinem Verstand...

Mein Eindruck:
Rademacher fängt sehr gut die Gedanken Theodors ein. Das Getriebene, die Angst, - das wird wunderbar deutlich. Insbesondere dann, wenn er sich aus unterschiedlichen Gründen unter Deck begibt, bricht auch bei der Leserschaft der Schweiß aus. Die Motivation der einzelnen Personen weiß der Autor - trotz deren Fülle - gut zu zeichnen. Trotzdem überrascht, wie leicht sich einige der Charaktere zu Straftaten bis hin zu Mord hinreißen lassen und dabei keinerlei Scham zu verspüren scheinen. Nicht viele sind und bleiben integer und die Wendungen wissen zu überraschen. Sprachlich gibt es zwar einige (wenige) Mängel mit Wiederholungen von Text-Passagen, im Rückblick bleibt aber vor allen Dingen eine gute Sicht auf eine vergangene Welt zwischen Elend und Hochgefühl, in der man seines Glückes Schmied sein kann, wenn einen die Umwelt lässt.

Mein Fazit:
Ein schöner Blick auf die Geschichte vor hundert Jahren mit einem interessanten Protagonisten

Veröffentlicht am 16.09.2022

Hamburg zwischen den Weltkriegen

Das Kind der Lügen
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Zum Inhalt:
Weibliche Polizisten sind inzwischen Normalität bei der Hamburger Polizei und Paula hat ihren Platz in der gemischten Truppe Kriminalbeamter gefunden. Trotzdem werden gewisse Probleme immer ...

Zum Inhalt:
Weibliche Polizisten sind inzwischen Normalität bei der Hamburger Polizei und Paula hat ihren Platz in der gemischten Truppe Kriminalbeamter gefunden. Trotzdem werden gewisse Probleme immer noch gerne an die weiblichen Beamten abgeschoben und als eine hysterische Frau auftaucht, die erst einen toten Hund und dann ihre Tochter als vermisst meldet, muss Paula an die Front und steckt bald in einer Tragödie.

Mein Eindruck:
Der zweite Roman ist wieder sehr spannend geschrieben und wird von Christiane Marx mit viel Gefühl gesprochen. Helga Glaesener spinnt die privaten Geschichten weiter und füllt ihren Kriminalroman mit einem guten Schuss Lokal- und Zeitkolorit. Sehr gut gefällt, wie die Autorin ihre Sprache in die Zeit bettet: Man hat wirklich das Gefühl, die Figuren zu hören, wie sich diese vor 100 Jahren unterhalten haben und Marx spielt dabei fast schon stimmliches Theater: Hysterie, Angst, Panik, Kälte – alles wird perfekt intoniert.
An manchen Stellen jedoch sind insbesondere die „guten“ Charaktere fast schon zu weitsichtig und ihrer Zeit voraus: Tierschutz, Überwindung homophober Gedanken, die volle Akzeptanz der Polizistinnen durch die Männer im Team und Überlegungen zur Barbarei der Todesstrafe waren höchstwahrscheinlich kein Thema im Deutschland zum Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts und gehören in die Kategorie „Wunschdenken und künstlerische Freiheit“. Passender erscheinen da die Einschübe mit der Großmannssucht und Kriegsfantasien der ewig Gestrigen, - die sich leider auch im echten Leben bewahrheitet haben.
Glaesener liefert ihrer Leserschaft wieder einen fantastischen Showdown mit überraschender Lösung und einem Knaller zum Schluss. Da wenigstens im Privatleben ihrer beiden Protagonisten noch Einiges ungeklärt bleibt, darf man auf eine Fortsetzung hoffen.

Mein Fazit:
Spannende Unterhaltung mit interessanten Einblicken in die Kriminalgeschichte

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