Geschichten, die hell leuchten
Über die Entstehung des Adventskalenders gibt es unterschiedliche Theorien; in gedruckter Form allerdings wurde er erstmals 1903 von dem Münchner Verleger Gerhard Lang herausgegeben – in Anlehnung an die ...
Über die Entstehung des Adventskalenders gibt es unterschiedliche Theorien; in gedruckter Form allerdings wurde er erstmals 1903 von dem Münchner Verleger Gerhard Lang herausgegeben – in Anlehnung an die Adventskalender, die er als Kind von seiner Mutter gebastelt bekam und die er als 'wundervolle Wartehilfe' bis zum ersehnten Weihnachtsfest nunmehr mit all den ungeduldigen Kindern, die die Adventszeit so erlebten, wie einst er selbst, teilen wollte. Die Idee, hinter die kleinen Türchen nicht nur Bildchen, sondern auch Schokolade zu packen, stammt übrigens auch von Lang! Inzwischen kann man die unterschiedlichsten Gestalten, die der ursprüngliche Adventskalender über mehr als ein Jahrhundert hinweg angenommen hat, kaum noch zählen – es gibt buchstäblich für jeden Geschmack etwas und man muss staunen über so viel unerschöpfliche Kreativität!
Wer aber die Adventszeit lieber mit kleinen Geschichten erleben möchte, der greift womöglich, sofern er das Glück hat, diesen Schatz zu entdecken, zu Rüdiger Marmullas 'Mein kunterbuntes Weihnachtsalbum', das nichts anderes ist als eben – ein Adventskalender. In 24 kurzen Kapiteln nähern sich ein Vater und seine Tochter dem Weihnachtsfest an; der Vater erzählt an jedem Tag der Adventszeit Geschichten, die, zunächst von ganz persönlichen Erfahrungen und Empfindungen geprägt, sich sehr schnell dem zuwenden, das die Essenz des christlichen Weihnachtsfestes ist, nämlich der Weihnachtsgeschichte, die nicht erst mit der Geburt des Erlösers begann, sondern bereits lange vorher. Er tut das auf eine ganz wunderbare Art und Weise, immer auf die Fragen und Anstöße der Tochter eingehend, in einfacher, ruhiger Sprache, mit der er direkt auf den Punkt kommt, das Wesentliche trifft, nicht nur den Sinn von Weihnachten definierend, sondern den Sinn unserer menschlichen Existenz. Kinder können das verstehen! Und wer da meint, dass der Glaube etwas Hochkompliziertes sei, sieht sich, wenn er Rüdiger Marmullas Gedanken auf sich wirken lässt, eines Besseren belehrt! Der christliche Glaube muss für alle Menschen verständlich sein, ist nicht nur die persönliche Domäne einer Minderheit hochgebildeter Theologen und Philosophen; er kommt aus dem Herzen, in das ihn liebevolle, schnörkellose Worte wie diejenigen, die der Autor seinem Erzähler in den Mund legt, hineinpflanzen und nähren, damit er wachsen und Früchte tragen kann.
Rüdiger Marmulla ist hier einmal mehr ein besonderes Kleinod gelungen, eines, dem man nach dem Lesen einen besonderen Platz aussucht im Bücherschrank, damit man es jederzeit griffbereit hat, spätestens im kommenden Advent und in jedem weiteren Advent, der einem beschert sein mag. Auf dass das 'Weihnachtsalbum' ein Licht entzünden möge in der so oft beschworenen stillen, der besinnlichen Zeit, die in der Realität aber so ganz anders aussieht ob der vielen Pflichten, mit denen viele Menschen gerade in der Vorweihnachtszeit zugeschüttet werden oder die sie sich gar freiwillig aufhalsen. Oder auch Trost spendet, wie der Autor in seinem Vorwort schreibt, denn ja, die Adventszeit ist eben auch eine wehmütige Zeit, je weiter man auf dem Pfad des Lebens voranschreitet, eine Zeit, in der ein schmerzhaftes Sehnen aufkommen kann, wenn man nicht aufpasst, nach den Menschen, mit denen man so manche unvergessliche Advents- und Weihnachtstage verbracht hat und die ihren irdischen Weg bereits vollendet haben. Ja, dann können Rüdiger Marmullas zu Herzen gehende, wahrhaftige Erzählungen, die von tiefem, unerschütterlichem Glauben geprägt sind, tatsächlich trösten und halten.... Danke dafür!