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Veröffentlicht am 06.02.2023

Stilistik weiter etabliert

Du bist mein Lieblingsgefühl
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Von Kyra Groh ist bislang eigentlich alles zuverlässig auf meiner Leseliste gelandet, weil ich ihren lustigen Schreibstil einfach sehr unterhaltsam fand und weil es sich wunderbar mit der Persönlichkeit ...

Von Kyra Groh ist bislang eigentlich alles zuverlässig auf meiner Leseliste gelandet, weil ich ihren lustigen Schreibstil einfach sehr unterhaltsam fand und weil es sich wunderbar mit der Persönlichkeit der Autorin gedeckt hat, die sie über Social Media durchscheinen lässt. Dementsprechend konnte ich mir bei ihr immer sicher sein, egal, was die Story ist, Unterhaltung ist garantiert. Dennoch war ich bei der „Alles“-Reihe, erschienen bei Loewe Intense, überrascht, dass Groh ihre Stilistik etwas angepasst und noch mehr auf ernste Themen setzt. Deswegen war ich gespannt, in welche Richtung wohl „Du bist mein Lieblingsgefühl“ gehen wird.

Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich typisch Groh. Denn die frechen Sprüche knallen regelrecht nacheinander weg und ich hatte speziell an Nelas Freundesgruppe sofort großen Spaß entwickelt. Max wirkte dagegen etwas blasser, auch weil er für den Spaß in dem Buch auch nicht steht, aber er war von Anfang auch von einer gewissen Aura enthüllt, die später näher erläutert wird, und wo man einfach merkte, er ist vom Leben schon mehr gezeichnet und dadurch ernster. Und auch wenn so ein gewisses Ungleichgewicht zwischen den beiden Hauptfiguren herrschte, habe ich aus beiden Perspektiven abkaufen können, dass es Liebe auf den ersten Blick ist, weil Groh es sehr gut hinbekommen hat, die unterschiedlichen Gedankengänge der beiden überzeugend einzufangen. Aber bleiben wir erstmal noch kurz bei der Stilistik, auch wenn der Humor mehr von Nelas Seite kommt, Max hat auch entspannte Leute um sich und der Umgang miteinander wird auch schneller schon mal zum Slapstick. Auch wenn das Buch insgesamt nach hinten raus viel ernster wird, verliert sich der Witz dennoch nie und deswegen bin ich einfach wieder froh, dass Groh ihren klaren Stil so gut gefunden hat und immer wieder konsequent durchzieht.

Dieses riesige Missverständnis, dass beide glauben, dass sie jeweils heiraten, obwohl sie sich jeweils nacheinander sehnen, es passt natürlich zum humorigen Stil des Buchs, aber eigentlich könnte ich mir bei solchen Geschichten immer die Haare raufen. Zumal ein Problem dieser Art auch für ein gesellschaftliches Problem steht, dass einfach nicht mehr miteinander geredet wird. Und vielleicht regt mich das dann doch mehr auf, als dass es mich unterhält. Aber auch ohne dieses subjektive Empfinden glaube ich, dass die Geschichte manchmal in beiden Perspektiven zu separiert war. Die verliebten Gefühle schwirrten da schön durch die Luft, aber es gab zu wenig gemeinsame Szenen, um das weiter anzuheizen. So eine Szene wie mit der nicht funktionierenden Dusche, so dass Max bei Nela aufschlagen muss, die wird dann einfach abgebrochen. Das war also manchmal etwas unglücklich und hat damit in den ersten Teil gewisse Längen reingebracht. Dennoch finde ich es auch gut, dass bei Max, der länger im Irrglauben verharrt, immer der Gedanke da war, dass sie in einer Beziehung ist und es eine Grenze für sich selbst und für Nelas vermeintlichen Partner geben muss. So oft bekommt man doch den Eindruck vermittelt, dass Fremdgehen schon okay ist, wenn einen doch die Gefühle überwältigen, aber hier ist Max doch sehr konsequent und das mochte ich sehr!

Schließlich kommt es aber zur ersten großen klimatischen Szene und es ist gut, dass sie in der Mitte gesetzt wurde, um so das erste große Highlight zu haben. Gleichzeitig leitet das auch die zweite Hälfte ein, die eben wie angedeutet etwas ernster ist. Wir bekommen von Anfang an vermittelt, dass Nela – trotz ihrer mehr als glücklichen Eltern – gewisse Probleme mit sich als Beziehungsmensch hat. Erstmal fühlt sie einfach nur, weil alles so neu und elektrisierend ist. Aber auch in die erste tolle Zeit mit Max hinein sucht sie das ehrliche Gespräch (tja, wenn man das mit Reden einmal raushat ), aber die Zweifel werden immer größer, weil auch immer mehr die Angst ansteigt, verletzt zu werden. Ich konnte mich in Nela in diesen Situationen wirklich unfassbar gut hineinversetzen, weil ich vom Kopf her sehr ähnlich bin. Deswegen hat es mich berührt, wie intensiv Groh hier Nelas Perspektive beleuchtet hat und ich mich danach auch verstanden fühlte. Parallel habe ich natürlich auch Max' Sichtweise verstanden und es tat mir auch leid, weil er natürlich nicht verstehen konnte, was gerade läuft. Deswegen hat sich der Konflikt eben hochgeschaukelt. Es war dann aber auch schön, wie alles aufgelöst wurde. Unaufgeregt, bescheiden, lustig-charmant und so durfte alles auf der Note enden, wie es schon begonnen hat.

Fazit: „Du bist mein Lieblingsgefühl“ ist von Kyra Groh wieder ein überzeugender Roman, mit dem sie weiter die gelungene Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit etabliert. Auch wenn das Missverständnis und wie lang sich dadurch gewisse Teile gezogen haben, nicht meins per se war. Insgesamt bleibt die Unterhaltung und die Bewunderung dafür, wie authentisch Groh Nelas Perspektive dargestellt hat.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Sexy, spannend, romantisch, aber an einer Grenze

With All My Heart
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Samantha Young ist meine erste Autorin gewesen, auf die ich im Bereich von Liebesromanen mit größerem Erotikanteil kennengelernt habe und so halte ich ihr bis heute die Treue, auch wenn ich den Eindruck ...

Samantha Young ist meine erste Autorin gewesen, auf die ich im Bereich von Liebesromanen mit größerem Erotikanteil kennengelernt habe und so halte ich ihr bis heute die Treue, auch wenn ich den Eindruck habe, dass Hype um sie inzwischen deutlicher abgeflaut ist. Aber für mich ist es echte Nostalgie, was aber nicht daran ändert, dass ich jedes neue Buch von ihr in einem natürlich subjektiven Rahmen dennoch objektiv zu bewerten versuche. So hatte Young über all die Jahre hinweg definitiv Ausreißer nach unten und nach oben und dieses Buch war irgendwo in der Mitte. Irreführend war auf jeden Fall der Klappentext und auch wenn dort das Wort ‚Rache‘ schon erwähnt worden war, ich war dennoch überrascht, dass es eher ein Romance-Thriller ist.

Zum Klappentext möchte ich ausführen, dass dieser mehr Fokus auf die Gegenwart gelegt hat, weswegen ich auch davon ausgegangen bin, dass es deutlich mehr Gegenwart als Vergangenheit ist, aber es teilt sich beinahe zur Hälfte auf. Auch wenn das das Buch in meinen Augen nicht schlechter gemacht hat, erzeugt es über den Klappentext dennoch ein komisches Gefühl, auch weil dann zu viel vorweggenommen wird. Aber wie gesagt, dass die Geschichte überhaupt so aufgeteilt wurde, das unterstütze ich, denn es hat geholfen, den Kern der Figuren einzufangen und auch die Nebenfiguren sehr gut zu verstehen, weil es eben nicht nur die Liebesgeschichte, sondern alles drum herum ist, was ebenfalls eine wichtige Bedeutung hat. Natürlich sind beide Teile von der Atmosphäre her völlig unterschiedlich. Der Vergangenheitsteil ist definitiv mehr Liebesgeschichte, auch wenn die persönlichen Geschichten natürlich schon heavy genug sind, aber positiv ist auch, dass die Zeitsprünge da nicht stören, weil es immer sofort gelingt, wieder aufzuholen, dass man dann weiß, was los ist. Der Gegenwartsteil wiederum ist dann deutlich düsterer, erwachsener und eben auch Thriller. Das hat mich dann mehr an Karen Rose erinnert und Jennifer L. Armentrout hat in diesem Genre einige Beiträge geleistet. Die lese ich dementsprechend auch gerne, weswegen mich dieser Umschwung auch nicht gestört hat, weil es spannend gestaltet wurde und weil es vor allem aus der als schüchtern eigeführten Jane eine richtige Badass gemacht hat.

Das Buch ließ sich insgesamt sehr, sehr fix lesen, weil Young für mich einfach einen sehr fließenden Stil hat. Dennoch hat es einen Aspekt gegeben, der mich immer etwas aus dem Flow rausgezogen hat und eher so Warnlichter in mir angehen ließ. Young hat schon genug Liebesgeschichten mit sehr dominanten Männern geschrieben, das ist mir nicht neu, aber umgekehrt arbeitet sie dafür auch nicht mit unterwürfigen Frauen, sondern welche, die ihren Platz im Leben genau kennen, aber eben in sexueller Hinsicht das Rollenbild mögen. Alles gut und schön also, aber ich fand, dass Jamie an einer echten Grenze manövrierte. Die Warnsignale gingen sogar schon in der Jugend an, was mich überrascht hat, denn als angedeutet wurde, dass er eher der grüblerische Wortakrobat ist, der etwas für Bücher und eigenes Schreiben übrig hat, da habe ich in mir etwas sensibler ausgemalt. Doch mit Janes körperlichem Erblühen wird Jamie regelrecht zum Stier. Ich mochte zwar den Gedanken, dass Jane durch die Liebe zu ihm mehr sie selbst geworden ist, aber dennoch hatte er stellenweise ein Verhalten, das mir zu übergriffig und dominant war. In der Gegenwart war das durch den Rache-Gedanken natürlich noch extremer und ich finde, da hat man von seiner sensiblen Seite dann endgültig nichts mehr gemerkt. Es ist wirklich eine Liebesgeschichte, die eher einer Sucht gleicht, aber den Gedanken finde ich nicht per se verwerflich, aber mit Jamie wurde es an eine gefährliche Grenze getrieben.

Was mich an dem Gegenwartsteil dann auch etwas in den Wahnsinn getrieben hat, das sind die Missverständnisse zwischen den beiden. Klar, dass das nicht sofort aus der Welt geschaffen wurde, aber sie haben mehrfach Dialoge gehabt, in denen mehr als genug angedeutet worden ist und dennoch hat nie einer von beiden die richtigen Rückschlüsse gezogen, das hat mich echt wahnsinnig gemacht. Aber ansonsten fand ich den Handlungsverlauf gut. Jane hat mir in der Gegenwart richtig gut gefallen, weil man auch, wie sie ihren Job als Art Director ausfüllt, gemerkt hat, wie sehr sie gereift ist und dass sie trotz der Abhärtung immer noch ein sensibler und loyaler Mensch geblieben ist. Das Ende ist richtig spannend und dramatisch. Oft übertreibt Young dort etwas, aber es ist auf einem passenden Level geblieben, so dass ich das Buch alles in allem zufrieden abschließen konnte.

Fazit: „With all my Heart“ ist fast schon ein Romance-Thriller angesichts des düsteren und spannenden Endes, aber das hat Young auch problemlos drauf. Alles in allem mochte ich alle Elemente, doch Protagonist Jamie war mir zu sehr an einer toxischen Grenze, was mich öfters schon mal rausgebracht hat.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Erinnerte mich sehr an "Someday, someday"

When You Come Back to Me
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Die Lost Boys-Reihe von Emma Scott ist im vergangenen Jahr mit „The Girl in the Love Song“ gestartet und auch wenn ich grundsätzlich die Ausrichtung der Reihe sofort mochte, so musste ich andererseits ...

Die Lost Boys-Reihe von Emma Scott ist im vergangenen Jahr mit „The Girl in the Love Song“ gestartet und auch wenn ich grundsätzlich die Ausrichtung der Reihe sofort mochte, so musste ich andererseits doch auch erkennen, dass viel von der Emotionalität weggenommen wurde, weil die Erzählung in stetigen Zeitsprüngen erzählt war, so dass zwar das Schicksal von beiden einnehmend war, es aber auch immer abgebrochen wirkte, weil wieder ein Zeitsprung nötig war. Dennoch ist man für die anderen beiden Paare schon angefixt worden und so ging es nun in „When You Come Back to Me“ um Holden und River.

Ich hatte im ersten Band auch kritisiert, dass es zu viele eindeutige Anspielungen auf das Schicksal von Holden, River, Ronan und Shiloh gab, weil die Handlungen parallel spielen. Die Andeutungen waren teilweise wirklich immens, aber der Vorteil ist doch, dass alle drei Teile mit zeitlichem Abstand erscheinen, so dass als Vielleserin detaillierte Erinnerungen doch etwas schwächer wurden, weswegen ich mich vorbehaltlos auf das Abenteuer von River und Holden einlassen konnte. Es gibt auch in diesem Band Zeitsprünge, aber diese sind deutlich reduzierter und das wichtigste ist, dass die entscheidende Phase für die beiden als Paar so viel Zeit konstant eingeräumt bekommen hat. Die beiden kennen sich eben nicht schon seit sie Kinder sind, sondern sie lernen sich als junge Erwachsene kennen, weswegen das letzte Jahr an der High School voll ausgelebt werden kann. Das hat der Geschichte merklich gut getan, weswegen ich sie auch viel emotionaler als den ersten Band fand. Die späteren Zeitsprünge haben Sinn ergeben und ich hatte auch das Gefühl, dass die überbrückte Zeit auch immer wieder gut eingefangen wurde, dass man sofort erfährt, was gerade Sachstand und was in der Zwischenzeit passiert ist.

Zunächst hatte ich mich auch gefreut, dass es zu einem Crossover mit der Only Love-Reihe von Emma Scott gibt, denn aus „Someday, Someday“ taucht Silas auf, der mit Holden gemeinsam das Konversationscamp durchlaufen hat. Das fand ich schon süß, zumal es da auch gar nicht um eine verpasste Liebesgeschichte ging, sondern dass es zwei junge Männer waren, die füreinander an einem Tiefpunkt ihres Lebens da waren. Dennoch war danach auch augenscheinlich, dass die Parallelen zwischen den beiden Büchern auch deutlich da sind. Max ist Holden und Silas ist River und dann doch wieder umgekehrt und auch die Geschichten drum herum waren sehr ähnlich. Es fühlte sich dadurch manchmal etwas wiederholt an, was schade ist, denn Scott ist es erneut sehr gut gelungen, die Traumata darzustellen, in diesem Fall eben die von Holden. Bei ihm war es gut gelungen, dass man ihn oft schütteln wollte nach dem Motto, wach endlich auf, aber es hat eben auch gepasst, dass es für traumatisierte Menschen unheimlich schwer ist, alten Mustern zu entfliehen, weil sie zu tief eingebrannt sind. River wiederum musste erstmal mit seinem Coming-Out kämpfen und dennoch war er deutlich der Stabilere von beiden, denn nachdem er sich einmal bekennen konnte, war er die Konstante der Geschichte, weswegen ich River auch deutlich lieber mochte. Alles in allem hätte ich die Geschichte aber wahrscheinlich noch mehr genießen können, wenn es „Someday, Someday“ noch nicht gegeben hätte.

Abschließend will ich noch einmal auf die titelgebenden Lost Boys kommen, die für mich in diesem Band etwas untergegangen sind. Schon zur Zeit der High School hatte ich den Eindruck, dass es im Verhältnis weniger gemeinsame Szenen als im ersten Band gab, wo uns alles aus Millers Sicht erzählt wurde. Auch wenn die Verbindung von Holden zu ihm und Ronan erzählt wurde, war es mir nicht so stark genug. Spätestens nach den Zeitsprüngen hatte es sich dann auch völlig erledigt, weil Holden da keinen offensichtlichen Kontakt mehr hatte. So haben wir nur durch Rivers Perspektive noch Violet erlebt. Ich fand es auch schön, dass die entstandene echte Freundschaft zwischen den beiden sehr schön erzählt worden ist, aber die Jungs sind leider völlig zu kurz gekommen.

Fazit: „When You Come Back to Me” fand ich innerhalb der Lost Boys-Reihe definitiv starker als den ersten Band, weil es durch weniger Zeitsprünge mehr emotional zugehen durfte. Nur leider waren mir die Parallelen zu „Someday, Someday“ etwas zu groß, weswegen sich die Geschichte schon zu vertraut anfühlte. Auch die Lost Boys sind diesmal eher untergegangen. Alles in allem dennoch die Fortsetzung einer Reihe mit einer schönen Botschaft.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Überraschend spannender Roman

Ein ganzes Leben lang
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„Ein ganzes Leben lang“ von Rosie Walsh war eine Leihgabe mit dicker Empfehlung, aber von der Autorin hatte ich bis dato noch nichts gehört, wenn mir auch das Cover von ihrem ersten Bestseller „Ohne ein ...

„Ein ganzes Leben lang“ von Rosie Walsh war eine Leihgabe mit dicker Empfehlung, aber von der Autorin hatte ich bis dato noch nichts gehört, wenn mir auch das Cover von ihrem ersten Bestseller „Ohne ein einziges Wort“ durchaus mal ins Auge gefallen war. Deswegen war das Ganze für mich also völliges Neuland und ich war überrascht, wie rätselhaft die Handlung erzählt wurde. Natürlich ist „Ein ganzes Leben lang“ kein Thriller oder Krimi, aber ich fand, dass das Miträtseln tatsächlich ein wichtiger Hauptfaktor dieser Geschichte war. Manches war mehr vorhersehbar als anderes, aber alleine die Tatsache, dass dann auch im letzten Fünftel noch etwas Neues ausgepackt wird, diese Aufgabe habe ich teilweise in dem typischen Genre Thriller/Krimi nicht erfüllt gesehen, weswegen ich dementsprechend schon einmal angetan war.

Zuvorderst ist „Ein ganzes Leben lang“ aber eine gefühlsbetonte Geschichte, weil wir das gemeinsame Leben von Emma und Leo kennenlernen. Es geht um ihre Liebesgeschichte, der wir in Rückblenden beiwohnen und es geht vor allem um Emmas Lebensgeschichte, die in ihren 39 Jahren wirklich sehr bewegend und abwechslungsreich ist. Dennoch macht es das Buch mit ihr nicht einfach. Den Umständen entsprechend muss sie im Gegensatz zu Leo undurchschaubar bleiben. Zwar merkt man deutlich, dass sie ein gutes Herz hat, weswegen meine Alarmglocken nie geschrillt haben, aber dennoch bleibt sie in ihrem ganzen Handeln undurchdringlich, weil auf der einen Seite diese deutlich spürbare Liebe für ihre Familie ist und weil sie auf der anderen Seite dennoch an ihren jahrelangen Geheimnissen festhält, obwohl es wohl das 1x1 einer Beziehung ist, dass so etwas nie gut ausgehen kann. Auch wenn Emmas Verhalten später erklärt wird und in einem engen Verhältnis zu Leos Geschichte steht und welche Muster wohl durch die Wahrheit bei ihm bedient worden wäre, so ist doch augenscheinlich, dass vor allem Angst der Antrieb war, Angst, Leo zu verlieren.

Leo ist wirklich die herzensgute Seele dieses Buchs. Bis auf den zweiten Teil, der Emmas Vergangenheit aufklärt, sind seine Kapitel in der Überzahl und er ist auch ein wirklich guter Kompass für diese Geschichte, denn er steht sinnbildlich für uns Leser, denn er ist so unwissend wie wir und gemeinsam graben wir nach der Wahrheit. Auch wenn im Verlauf der ganzen Entdeckungen viele hässliche Gedanken durch Leos Kopf zirkeln (aber kann man ihm das wirklich vorwerfen?!), so ist er ein sehr verzeihender Mensch, aber einer, der es im eigenen Tempo machen muss. Am Ende war ich etwas enttäuscht, dass die Versöhnung des Paares relativ simpel gelöst worden ist, weil sie mit ihrer Liebe doch für mich das Zentrum bildeten, was dann nach hinten raus etwas vernachlässigt wurde. Mir war zwar immer klar, dass die Liebe zwischen den beiden alles überstehen wird, aber eine richtige Aufarbeitung hätte deswegen sicherlich nicht geschadet.

Ein wirklich beeindruckender Aspekt des Buchs ist auch der zweite Teil, der wie angedeutet, Emmas Vergangenheit erklärt. Ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, weil es zu viel vom eigentlichen Inhalt wegnehmen würde, aber ich war beeindruckt, wie Walsh hier ihre Perspektive dargestellt bekommen hat. So etwas habe ich bislang wirklich selten zu lesen bekommen und ich war tief beeindruckt, wie echt sich das alles anfühlte. Es war düster und man hätte einerseits gerne die Seiten überblättert, um endlich wieder Licht im Dunkeln zu sehen, aber andererseits war es auch zu faszinierend und einnehmend, hier solche Gedanken einmal geschildert zu bekommen. Janices Perspektive, die anteilig nur wenig Rolle spielt, aber dennoch sehr entscheidend ist, ist eine gute Ergänzung, auch weil die beiden Frauen so sinnbildlich für viele Konflikte stehen.

Fazit: Ich war überrascht, wie spannend „Ein ganzes Leben lang“ gelungen ist. Manches war sicherlich irgendwann abzusehen, aber nicht alles und diese Aufgabe erfüllt mancher Krimi oder Thriller nicht. Vielleicht ging für die Spannung manchmal die Gefühlsebene etwas unter, gerade der Ausgang war dann doch etwas abrupt, aber alles in allem ein wirklich empfehlenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 14.12.2022

Vertauschte Rollen mit rundem Ausklang

Fragile Heart
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Um Mona Kasten war es nach ihrer Maxton Hall-Reihe (die im Übrigen jetzt für Prime Video als Serie adaptiert wird!) ruhig geworden, weswegen es doch eine schöne Sache war, dass in diesem Frühling mit „Lonely ...

Um Mona Kasten war es nach ihrer Maxton Hall-Reihe (die im Übrigen jetzt für Prime Video als Serie adaptiert wird!) ruhig geworden, weswegen es doch eine schöne Sache war, dass in diesem Frühling mit „Lonely Heart“ endlich mal wieder etwas von ihr erschienen ist, was mich auch zu begeistern wusste. Auf die Fortsetzung „Fragile Heart“ mussten wir netterweise auch nicht lange warten, denn so waren die Ereignisse aus dem ersten Band noch sehr präsent und ich konnte mich sofort wieder in das Geschehen stürzen.

Die drei Monate Zeitsprung, die zwischen den beiden Bänden liegen, werden durch Nachrichten von Rosie an Adam symbolisiert, die allesamt unbeantwortet bleiben. In der Zwischenzeit hat Adam seinen Entzug und seine Therapie durchgezogen und muss nun wieder langsam im Alltag Halt finden und dort steigen wir ein. Ehrlich gesagt finde ich es schade, dass wir an diesem Therapieprozess nicht intensiver beteiligt waren. Im ersten Band hatte ich schließlich gelobt, dass Kasten sich nicht gescheut hat, Adams gefährliche Spirale authentisch und in voller Dosis abzubilden. Sich nun den wichtigsten Teil der Behandlung zu sparen, wirkt wie eine Abkürzung genommen. Zudem setzt es uns postwendend einen anderen Adam vor. Den mochte ich zwar sehr, weil er immer empathischer wurde, aber es war doch etwas wilde Achterbahn, wenn man zuletzt von Adam seinen absoluten Zusammenbruch vor Augen hatte. Ich will nicht behaupten, dass es eine magische Heilung ist, denn immerhin vergehen ja drei Monate, aber der Kontrast ist riesig und damit erstmal irritierend. Zumal dann umgekehrt in diesen drei Monaten auch Rosie in etwas abgerutscht ist, wo nun bei ihr die Alarmglocken schrillen müssen und somit sind die Rollen einfach mal vertauscht worden.

Aber das ist anfängliches Bemängeln, aber die Entscheidung wurde nun mal getroffen und es gibt auch ehrlich Schlimmeres. Die Stimmung zwischen Adam und Rosie wird erfreulich sofort wieder aufgegriffen. Auch wenn der erste Teil des Buchs erstmal getrennt abläuft, aber das ist auch wichtig, um die aktuelle Situation der beiden zu erklären, wie vor allem auch bei Rosie, dass sie einen neuen Assistenten hat und wie es ihrer Webshow gerade geht. Aber sie denken eben viel aneinander und da entsteht sofort wieder ein Kribbeln. Deswegen ist es gut, als sie wieder Kontakt zueinander aufnehmen, auch wenn stets Elefanten im Raum sind. Es ist nicht unbefangen, aber es ist dennoch auch immer roh ehrlich, was bei der Stange hält, weil es eine interessante Mischung ist. Zudem ist eben wichtig, dass diesmal Adam ihr so viel geben kann, was sie ihm wiederum zuvor gegeben hat. Da ich in Beziehungen einen gewissen Ausgleich immer für wichtig erachte, finde ich schön, dass es so am Ende quasi unentschieden ausgeht und sie sich gegenseitig aus einem sehr dunklen Loch geholfen haben. Dazu ist eben durchgehend etwas in der Luft, was einfach toll ist.

Dennoch hätte ich diesen zweiten Band inhaltlich im Vorfeld wohl so nicht vermutet. Es war eine durchgängig gute Geschichte, vielleicht hätte ich mir jeweils mehr Alltag von beiden wieder gewünscht. Wir haben bei Rosie nur noch dieses unerträgliche Interview mit dem Rüpelrapper sowie der koreanischen Band von Anne Pätzold (liebe sowas ja!), wobei ich den Sinn hinter dem ersten Interview nicht wirklich verstanden haben (das wirkte für mich eher wie Zeitkommentierung statt inhaltliche Bewandtnis). Und Adam braucht zwar verständlich erstmal Abstand von der Musik, aber dennoch liegt auch für die gesamte Band alles brach und mir fehlten dazu die Gespräche, wie die Zukunft aussehen kann etc. Zwar ist es nicht schlecht, dass es so auf Rosie und Adam fokussiert war, weil so eben auch die fehlende körperliche gemeinsame Zeit wieder aufgeholt wurde, aber es wirkte eben so rausgerissen aus dem Alltag, als wäre eine künstliche Blase entstanden. Ich fand daher auch den Grund, warum Rosie bei Adam einzieht, etwas gekünstelt. Dennoch hat die Geschichte so auch echt tolle Momente noch schaffen können, wie Rosies Aussöhnung mit ihrem Vater oder auch das abschließende Benefiz-Konzert, das Musik aus dem Herzen entsprach. Am Ende war die Handlung damit auch rund und das ist eigentlich das wichtigste.

Fazit: „Fragile Heart“ büßt zwar minimal gegenüber „Lonely Heart“ ein, weil das Schwierige diesmal umschifft wurde und manches auch eher gekünstelt wirkte, aber die Handlung war rund, sie hatte ihre wichtige Botschaft und sie hat vor allem eine tolle Liebesgeschichte erzählt.

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