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Veröffentlicht am 02.01.2023

Schonungslos aufklärend...

Zehn Millionen Kinder
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Das Thema 2. Weltkrieg und Judenverfolgung interessiert mich, seitdem ich davon im Geschichtsunterricht hörte und die Frage, die mich immer am meisten beschäftigt hat: Wie konnte es dazu kommen? Und genau ...

Das Thema 2. Weltkrieg und Judenverfolgung interessiert mich, seitdem ich davon im Geschichtsunterricht hörte und die Frage, die mich immer am meisten beschäftigt hat: Wie konnte es dazu kommen? Und genau hier in diesem schmalen Buch erfahren wir etwas dazu.

Das Besondere an dem Buch ist wohl, dass es bereits 1938 zum ersten Mal erschienen ist und nicht alle Gräueltaten bis dahin vollzogen worden sind, so dass das Geschilderte einen sehr objektiven Charakter hat, was man bei Erika Mann, die leider ins Exil musste, vielleicht nicht erwarten würde.

Ich mochte besonders, dass die Autorin ihre Thesen stets mit Beispielen aus damaligen Büchern und Zeitschriften unterstreicht, damit man am eigenen Leib spürt wie damals die Kinder und Jugendlichen manipuliert worden sind. Und man bekommt Gänsehaut beim Lesen, denn man fragt sich: Hätte das bei mir ebenso geklappt?

Erika Mann beleuchtet sehr intensiv wie durch die Manipulation des Kindes, der Familie in der es lebt und der Veränderung der Schulen und das Einführen von Verbünden ein Netz gestrickt wird, in dem man nur das lernt, was sich nach damaliger Ansicht gehörte. Und wenn dir die Hälfte an Wissen, wenn nicht sogar mehr fehlt, dann glaubst du auch irgendwann was dir gesagt wird.

Am meisten bedrückt hat mich das Militärische, sprich dass bereits kleine Kinder zu Kämpfern ausgebildet wurden. Wieviel Angst muss man haben, wenn man zum Marschieren gezwungen und zu Härte erzogen wird? Von unbeschwerter Kindheit kann da keine Rede sein. Und so verwundert es auch kaum, dass meine Großelterngeneration immer etwas Bedrohliches für mich ausgestrahlt hat, auch wenn sie mich stets fürsorglich behandelt haben.

Ebenfalls berührt hat mich, wie durch diese Lehren die Frau wieder nur eins ist: Mutter, Hausfrau und Rückgrat des deutschen Mannes.

Auch wenn dieses Buch sich nicht unbedingt leicht lesen lässt und durchaus schwere Kost ist, so sollte man es sich keinesfalls entgehen lassen. Ich wusste schon viel über diese Thematik und dennoch hatte ich so viele erhellende Momente.

Fazit: Gerade in der heutigen Zeit, wo rechtsextreme Ströme wieder in Fahrt kommen, ist solch ein Sachbuch umso wichtiger. Mich hat es sehr nachdenklich gestimmt und bedrückt mich auch noch nach der Lektüre. Lesenswert auf jede erdenkliche Weise!

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Wer bereit ist die Schuld zu tragen...

Unschuld
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Der Roman war mir bereits auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen und nachdem mich der Autor mit "Stella" bereits sehr begeistern konnte, war es nur eine Frage der Zeit eh ich zu diesem Titel greife.

In ...

Der Roman war mir bereits auf der Frankfurter Buchmesse aufgefallen und nachdem mich der Autor mit "Stella" bereits sehr begeistern konnte, war es nur eine Frage der Zeit eh ich zu diesem Titel greife.

In der Geschichte geht es um Molly, deren Vater seit Jahren im Gefängnis sitzt und an dem nun die Todesstrafe vollzogen werden soll. Molly glaubt fest an die Unschuld ihres Vaters und begibt sich auf Spurensuche. Wird es ihr gelingen ihren Vater den Fängen der Justiz zu entreißen? Und viel wichtiger: Wer war es?

Das Besondere hier sind ganz klar die Protagonisten, die alles andere als Everybody's Darling sind, denn sie sind doch jetzt anstrengend und sehr speziell. Carvers Tochter übersteht den Tag meist nur unter Medikamenteneinfluss und auch die Rosendales kommen nicht ohne die Wirkung von Alkohol oder Drogen aus. Man kann ihr Handeln nicht immer verstehen und dennoch spürt man unter der Oberfläche den Schmerz, den sie in sich tragen und der sie beschäftigt. Während die einen bereits jemanden verloren haben, steht Molly kurz davor den wichtigsten Menschen in ihrem Leben zu verlieren.

Würger gelingt es ein realistisches Bild der Amerikaner aufzuzeigen, wo in erster Linie Wohlstand und der Schein nach außen zählen. Im Innen kann man ja völlig verkorkst sein, solange es keiner merkt. Die ausführliche Recherche spürt man auf jeder Seite.

Auch die Waffenlobby wird thematisiert und ich bin sehr froh, dass unsere Waffengesetze deutlich andere sind.

Und die Frage bleibt: Rettet man einen Menschen, den man nicht retten kann, um seinen Seelenfrieden zu erlangen?

Einziges Manko: Viel zu schnell ausgelesen, ich wäre gern noch etwas länger bei Molly geblieben.

Fazit: Einfühlsam und berührend. Es lohnt sich zu kämpfen und auch dieses Buch zu lesen. Von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Vom Leid der Frauen...

Miss Kim weiß Bescheid
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Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.

Im ...

Der Roman "Kim Jiyoung, geboren 1982" war 2021 ein absolutes Lesehighlight von mir und so freute ich mich besonders auf diese Storys und ich wurde wieder einmal beschenkt mit literarischem Genuss.

Im vorliegenden Buch lassen uns mittels Kurzgeschichten acht Frauen, die einen jung, die anderen alt an ihrem Leben teilhaben. Und es zeigt sich sehr deutlich, dass Korea sehr patriarchalisch geprägt ist und die Unterschiede zwischen Korea und Europa gar nicht so groß sind wie man glauben mag.

Das was mich bei der Lektüre am meisten bedrückt hat war, dass auf die Bedürfnisse von Frauen so gar keine Rücksicht genommen wird, denn sie sind lediglich das Rückgrat des Mannes und halten die Familien am Laufen. Für jeden sollen sie die Stütze sein, nur unterstützt niemand sie, außer es ist eine andere Frau. Dagegen wirkt sexuelle Belästigung als eher kleines Problem. Man nimmt es fast schon als alltäglich hin. Leider.

Besonders berührt hat mich die Geschichte rund um die toxische Beziehung aus der sich die junge Frau befreien kann. Mir ist es damals nicht so gelungen wie ihr und ich habe erst danach erkannt wie ungesund diese Beziehung war, daher finde ich solche Geschichten besonders wichtig, da man durch solche Lektüre vielleicht die Augen geöffnet bekommt.

Die Autorin schreibt ansonsten sehr eingängig und für mich ist ihr Stil etwas sehr besonderes.

Der ein oder andere könnte vielleicht behaupten, dass es sich bei dem Geschilderten um etwas Männerfeindliches handelt. Dem kann ich absolut nicht zustimmen. Es ist vielmehr eine schonungslose Offenlegung der Gesellschaft. Dem Leser wird der Spiegel vorgehalten.

Die Geschichten eignen sich nicht zum schnell Weglesen, da die dargestellten Schicksale schon enorm berühren. Daher hat man trotz recht geringer Seitenzahl länger etwas von dem Büchlein, zumal die Geschichten lange nachklingen und zum Nachdenken anregen.

Fazit: Wieder einmal enorm gelungen, gern lese ich mehr von der Autorin. Absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 21.11.2022

die Geschichte der Zwillinge geht weiter...

Kinder des Aufbruchs
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Nachdem ich den ersten Band "Kinder ihrer Zeit" mit großer Begeisterung gelesen hatte, freute ich mich, dass es mit Emma und Alice weiter geht und so begann ich gebannt zu lesen.

Die Geschichte spielt ...

Nachdem ich den ersten Band "Kinder ihrer Zeit" mit großer Begeisterung gelesen hatte, freute ich mich, dass es mit Emma und Alice weiter geht und so begann ich gebannt zu lesen.

Die Geschichte spielt nun Mitte der 60er Jahre und die beiden Schwestern nennen West- Berlin ihre Heimat. Als eine alte Bekannte aus der DDR auftaucht und wenig später stirbt, sind die Schwestern voller Angst. Ist jemand hinter ihnen her?

Das Besondere an dem Buch war für mich, dass ich so viel geschichtliches Wissen auffrischen und auch teils dazu gewinnen konnte. Die Studentenaufstände, die Fluchten von Ost nach West und die politischen Umbrüche sind sehr realistisch geschildert und man bekommt während der Lektüre Lust mehr dazu zu recherchieren.

Auch tauchen wir wieder in das Privatleben von Alice und Emma ab. Alice versucht eine alte Schuld zu begleichen und bringt sich dabei wohl in Gefahr und Emma entdeckt Muttergefühle nach einem schweren Verlust. Mich hat das emotional jeweils sehr berührt.

Es handelt sich zwar um einen Roman mit historischem Setting und dennoch liest er sich spannend wie ein Krimi. Die steten Perspektivwechsel sorgen für Abwechslung und immer wieder gibt es eine unerwartete Wende, die mich als Leser staunen ließ. Und auch die ein oder andere falsche Fährte gibt es.

Fazit: Eine tolle Fortsetzung, die ich nur zu gern gelesen habe. Klasse!

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Liebe und Hass sind nah bei einander...

Verbrenn all meine Briefe
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Schulman konnte mich bereits im letzten Jahr enorm begeistern mit "Die Überlebenden" und so war ich gespannt auf die Geschichte seiner Großeltern.

Im Buch geht es um Karin und Sven Stolpe, bei denen es ...

Schulman konnte mich bereits im letzten Jahr enorm begeistern mit "Die Überlebenden" und so war ich gespannt auf die Geschichte seiner Großeltern.

Im Buch geht es um Karin und Sven Stolpe, bei denen es jung verheiratet bereits 1932 kriselt. Als dann plötzlich Olof in Karins Leben tritt, gerät dieses aus den Fugen. Darf sie den berühmten Schriftsteller verlassen und ihr wahres Glück finden?

Bei diesem Roman hat mir vor allem der Mix aus Handlung, die in den Zeiten springt und den Briefen der Liebenden enorm gut gefallen. So kam jede Menge Abwechslung auf und ich fühlte mich konstant gefesselt und unterhalten.

Mit Karin als Figur habe ich so enorm mitfühlen können, war ich selbst vor einigen Jahren in einer vergifteten Partnerschaft und ein Lösen daraus nur durch viel Glück möglich. Ihre Angst und ihren gleichzeitigen Gehorsam habe ich beim Lesen wieder gespürt und an Vergangenes gedacht, so dass sich die Handlung für mich nicht immer einfach las, da sie alte, verschüttete Erinnerungen wieder hervor holte.

Sven ist ein Narzisst wie er im Buche steht. Es ist erstaunlich wie er seine Umgebung im Griff hat und gleichzeitig alles um sich herum vergiftet. Bevor er nicht das bekommt was ihm zusteht, bekommt eben dann lieber niemand etwas. Wenn er unglücklich ist, dann sollen es andere auch sein.

Schulman beschreibt auf nüchterne Weise. Sein Schreibstil kommt ohne sprachliche Bilder oder ausgedehnte Schilderungen aus. Und trotz der vermeintlichen Einfachheit liest sich der Roman enorm intensiv.

Liebe lässt sich oft schwer greifen und erfüllt sich nicht immer. Dies vermittelt das Buch sehr anschaulich ohne dabei zu depressiv zu sein.

Fazit: Emotionale Lektüre, die ich so schnell nicht vergessen werde. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung. Klasse!

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