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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2022

Bildung zukunftsfähig machen

Die Macht der Bildung
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Ach das musste ich früher auch in der Schule lernen. Habe ich aber auch nie wieder gebraucht. Diese Sätze hat so oder so ähnlich vermutlich schon jeder von uns gesagt. Erstaunlich, dass daraus niemand ...

Ach das musste ich früher auch in der Schule lernen. Habe ich aber auch nie wieder gebraucht. Diese Sätze hat so oder so ähnlich vermutlich schon jeder von uns gesagt. Erstaunlich, dass daraus niemand wirkliche Handlungskonsequenzen abgeleitet hat. Wir nehmen das irgendwie so hin und schimpfen aber gleichzeitig auch darüber, dass die Schule nicht aufs Leben vorbereitet.
Flo von Schreitter beleuchtet diesen Sachverhalt tiefgehender und nimmt den Leser dabei so fest an die Hand, dass man das Buch nicht mehr weglegen will. Einerseits hält dieses Buch unheimlich bei Laune, weil es so stringent geschrieben ist und der rote Faden nicht verloren geht, andererseits, weil es nicht mehr Seiten als notwendig darauf verwendet, das Problem zu beschreiben. Denn mal ehrlich: Wer möchte schon seitenlange Schimpftiraden auf das aktuelle Bildungssystem lesen – von reiner Problembeschreibung ist schließlich noch nie etwas besser geworden. Dieses Buch hingegen erklärt den Mangel mit dem aktuellen System und leitet dann auch her, warum das so ist: Nämlich weil unser Bildungssystem in einer Zeit entstanden ist, in der die meisten aktuellen Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel und co. noch gar nicht abzusehen waren. Dies geschieht mit vielen Hintergründen und Erklärungen, die für mich als BWLer gut zu verstehen waren, deren Sprache aber durchaus anspruchsvoll ist.
Doch gerade diese neuen Herausforderungen unserer Generation und unseres Zeitalters sollten einbezogen werden, da schließlich das Bildungssystem das vermitteln soll, was zukünftig wichtig wird, um diese Herausforderungen zu lösen. Flo von Schreitter leitet daher aus diesen Herausforderungen und Mega Trends ab, was der zukünftige Mensch braucht, um erfolgreich und glücklich zu sein und beantwortet dann die Frage, was hierzu gelehrt werden muss.
Darauf aufbauend wird einfach, aber klar formuliert, dass unser aktuelles Bildungssystem auf Wissen ausgelegt ist, zukünftig aber auch Emotionen, Fähig- und Fertigkeiten sowie Haltung gefragt sind, die in einem zukünftigen Bildungssystem abgedeckt sein müssen. Das hört sich zunächst trivial an, ist es aber nicht. Jeder einzelne dieser Aspekte wird hinsichtlich seiner Notwendigkeit und wie dieser zu vermitteln ist, beleuchtet. Und besonders die Antwort auf die Frage, wie man dies in einem neuen Bildungssystem an die Lernenden bringen kann, zeichnet das Buch für mich aus. Denn es verlässt die Metaebene und begibt sich hin zu praktischen Überlegungen, wie das gelingen kann. Wobei der Spagat gelingt zwischen nicht zu vielen Details, aber gerade so vielen Informationen, dass man als Leser das Gefühl entwickelt, so könnte es gelingen.
Wer sich also selbst schon einmal dabei ertappt hat, wie er auf die eigene Schulzeit oder die Schulzeit der Kinder geschimpft hat, sollte dieses Buch definitiv lesen. Niemandem von uns ist geholfen, wenn wir weiter im stillen Kämmerlein vor uns hin schimpfen und trotzdem nicht aktiv werden. Und dieses Problem bezieht sich nicht nur auf die klassische Schule, sondern auch Universitäten, Kindergärten und alle Bildungseinrichtungen überhaupt.
Ich jedenfalls habe mich in der Problembeschreibung mehr als wiedergefunden und könnte auf Anhieb mehr als zwei Hände voll Beispiele nennen, auf welche Fähigkeiten und emotionalen Themen mich weder Schule noch Studium vorbereitet haben, die ich aber dringend gebraucht hätte. Es darf nicht selbstverständlich sein, dass man von jedem einzelnen erwartet, dass er sich das schon irgendwie beibringen oder erarbeiten wird und genau hier setzt der Vorschlag für ein neues Bildungsideal an.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Besserer Schlaf durch Selbstgesprächsritual

Bettgeflüster für die Seele
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Selbstgespräche sind doch irgendwie komisch. Ja, das kann man so als einhellige und mehrheitliche Meinung hinstellen. Doch dieses Buch räumt damit auf. Es verleitet dabei keinesfalls dazu, den ganzen Tag ...

Selbstgespräche sind doch irgendwie komisch. Ja, das kann man so als einhellige und mehrheitliche Meinung hinstellen. Doch dieses Buch räumt damit auf. Es verleitet dabei keinesfalls dazu, den ganzen Tag auf sich selbst einzureden. Vielmehr zeigt es die Vorteile des kleinen Selbstgesprächs vor dem Einschlafen.
Besser schlafen wollen und am Morgen erholter zu sein, wäre doch wunderbar. Mit dieser Einstellung bin ich an das Buch herangegangen und habe mich gefreut, wie einfach es sein kann. Zunächst war ich etwas skeptisch, ob ich hier etwas lese, dass mehr aus dem Bereich Hokuspokus als aus der Wissenschaft kommt. Doch diese Bedenken konnte ich aufgrund der angeführten Studien und den hervorgebrachten Experteneinschätzungen schnell über Bord werfen. Denn Kirsten Helmstetter führt wissenschaftlich fundiert aus, was gut für unseren Schlaf ist und was ihn verschlechtert.
Zunächst wird erläutert was ein Selbstgespräch und ein Self-Pillow-Talk sind und welche Vorteile sie bieten. Dies wird angereichert mit weiteren sinnvollen Hinweisen für besseren Schlaf, die nicht alle grundlegend neu sind, die meisten Menschen aber dennoch nicht berücksichtigen, sodass es gut ist, sie in diesem Kontext zu weiderholen. Weiterführend wird beschrieben, wie wichtig Rituale für einen guten Schlaf sind und, wie man diese mit dem Self-Pillow-Talk verbinden kann.
Ich habe schon das ein oder andere Buch zur Psyche gelesen. Diese Art der Selbstgespräche hat mich an die Theorie von den inneren Ich-Zuständen erinnert und irgendwie macht es vor diesem Hintergrund noch mehr Sinn, diese Art von Selbstgesprächen zu führen. Denn spricht man so zu sich selbst vorm Einschlafen, dann spricht man als wohlwollendes Eltern-Ich zu sich und es erscheint logisch, dass wir dann besser schlafen. Schließlich schlafen auch Kinder besser, wenn ihnen die Eltern beruhigend vor dem Schlafengehen einflüstern, dass alles gut ist und sie am nächsten Tag viel Freude erleben werden. Warum sollte man sich dies nicht erhalten, selbst wenn die Eltern es nicht mehr für einen übernehmen, sondern man selbst.
Besonders die Beispieltexte im zweiten Teil des Buches und die praktische Anleitung haben mir gut gefallen. So kann man schnell starten und es direkt ausprobieren. Sicherlich muss man an den Beispieltexten mit der Zeit etwas Individualisierung vornehmen, damit sie die beste Kraft entwickeln können und sich für jeden einzelnen natürlich anfühlen. Doch sie erleichtern den Anfang, weil man sich selbst keine Ausrede auftischen kann à la ich muss erst noch einen Text schreiben, bevor ich loslegen kann.
Mir jedenfalls hat dieses Buch viele neue Impulse gegeben und ich habe das Schlafritual direkt ausprobiert und muss sagen, ich bin definitiv überzeugt!

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Veröffentlicht am 20.12.2022

Hochzeitsfotografin flieht nach Antrag

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
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Harriets Beruf hat mit dem schönsten Event im Leben eines Paares zutun: Sie ist Hochzeitsfotografin. Und dennoch findet sie die Vorstellung ihren Freund Jon zu heiraten ganz fürchterlich. So ist es auch ...

Harriets Beruf hat mit dem schönsten Event im Leben eines Paares zutun: Sie ist Hochzeitsfotografin. Und dennoch findet sie die Vorstellung ihren Freund Jon zu heiraten ganz fürchterlich. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sie sich nach seinem Antrag von ihm trennt. Denn offensichtlich hat er ihren Wunsch, nicht heiraten zu wollen, gar nicht so ernst genommen. Oder hat er viel mehr seine Wünsche über ihre gestellt?
Als Harriet erstmal gut aus Jons Haus ausgezogen und aus der Beziehung geflohen ist, bringt der Abstand sie dazu, die ganze Beziehung ganz anders zu sehen, als noch vor wenigen Tagen. Denn das was sie Jon noch zuvor als Schusseligkeit oder Gutmütigkeit gegenüber seiner Familie hat durchgehen lassen, zeigt sich ihr jetzt als pure Manipulation und Übergriffigkeit. Es macht große Freude, Harriet bei diesem Wandel zu begleiten und ihre lustigen Umschreibungen für die ach so gehasste Schwiegermutter in spe zu lesen oder zu hören, wie sie Jon immer wieder versucht klar zu machen, dass nun wirklich Schluss ist. Es ist definitiv nichts, was man selbst erleben will, aber beim Lesen unterhält es ganz wunderbar. Mein Favorit ist da wirklich die ignorante Mutter von Jon.
Neben Jon gibt es aber durch den Auszug auch noch Cal in Harriets Leben, zu dem sie gezogen ist, ohne ihn zu kennen. Denn Cal hat nach einem Mitbewohner im Internet gesucht und Harriet hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Blöd nur, dass die beiden sich doch nicht so ganz unbekannt sind, wie sie zunächst denken. Und dann spricht Cal sie auch noch auf ihre Vergangenheit an und Harriet muss diese aufarbeiten. Doch da erweist sich Cal als überaus hilfreich.
Während Harriet anfangs wie das naive Dummchen daherkommt, die gutmütig alles hinnimmt, was ihr Freund oder deren Familie so fabriziert, scheint mit seinem Antrag ein Wandel in Gang gekommen zu sein, der sie komplett verändert. Sie emanzipiert sich, fordert ihre Bedürfnisse ein und man hat Freude beim Zusehen. Auch die weiteren Charaktere sind wunderbar beschrieben und runden die Geschichte perfekt ab: Lorna mit ihren bissigen aber durchaus zutreffenden Kommentaren, die hochnäsige Schwiegermutter, der scharfsinnige Cal, den man am Anfang nicht durchblickt. Und dann ist da ja auch noch Harriets Geheimnis aus der Vergangenheit, was unterschwellig eine Spannung aufbaut und kontinuierlich hochhält.
Der Roman ist auf jeden Fall kein klassischer Fall von „Ich weiß ab Seite 1 wie es ausgeht“, sondern unterhält mit tollen Figuren und einer spannenden Handlung mit vielem Unerwarteten.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Wie eine Marke zu Magnet wurde

Little Book of Louis Vuitton
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Louis Vuitton ist eine Marke, die wohl jede und jeder, der sich für Mode begeistert schon mal gehört hat. Besonders faszinierend ist dabei wohl, wie es das traditionelle Unternehmen geschafft hat, sich ...

Louis Vuitton ist eine Marke, die wohl jede und jeder, der sich für Mode begeistert schon mal gehört hat. Besonders faszinierend ist dabei wohl, wie es das traditionelle Unternehmen geschafft hat, sich über all die Jahre an der Spitze zu halten.
Das kleine Buch gibt dabei die gesamte Geschichte des Unternehmens von der Entstehung bis hin zur Neuzeit wieder – und das mit vielen Details und Bildern aus jeder Zeit. Besonders detailliert wird dabei auf einzelne Designer und die Besonderheiten von deren Kollektionen eingegangen. Einziger Wehrmutstropfen für mich als BWLer: Ich hätte gerne mehr über die Unternehmensführung und die Markenstrategie erfahren, um zu verstehen, wie man es schafft, dass eine Marke so ein Magnet wird. Doch da das spezielle Interessen aufgrund meines Werdegangs sind, würde ich das Buch auch ohne diese Punkte durchaus weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Zwei starke Schwestern zwischen Beruf und Familie

Kinderklinik Weißensee – Tage des Lichts (Die Kinderärztin 3)
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Manchmal läuft es richtig gut und man schwebt so durch den Tag. So geht es zu Beginn unseren Schwestern Emma und Marlene. Emma, die gerade erst ihren Erfolg der Beförderung zur Oberschwester feiert und ...

Manchmal läuft es richtig gut und man schwebt so durch den Tag. So geht es zu Beginn unseren Schwestern Emma und Marlene. Emma, die gerade erst ihren Erfolg der Beförderung zur Oberschwester feiert und sich mit ihrer kleinen Familie nun eine schicke, größere Wohnung leisten kann, und Marlene, die als Ärztin erfolgreich im gleichen Kinderkrankenhaus wie ihre Schwester arbeitet und die Medizin genau wie ihren Mann über alles liebt.
Doch die Welle des Erfolgs und Glücks ebbt auch für die beiden nach schicksalshaften Begegnungen und unerfüllten Wünschen ab und wir begleiten die Schwestern auf ihrem Alltag, durch die alltäglichen Probleme und durch Sorgen und Nöte, die wir auch in der heutigen Zeit gut nachvollziehen können.
Auch in Band 3 der Reihe Kinderklinik Weißensee, sind wir als Leser ganz nah dran an Emma und Marlene, deren Familien und ihrem Alltag. Auch hier ist man wahnsinnig schnell drin in der Geschichte und kann die beiden einfach nur lieben. Mir hat das Buch aber nicht nur wegen der beiden Schwestern so gut gefallen, sondern vor allem auch wegen des Perspektivwechsels zwischen den beiden aber auch zu Emmas Sohn Theo hin, der einen schönen Einblick in die damalige Zeit aus verschiedenen Blickwinkeln ermöglicht. Zudem mag ich den Schreibstil sehr, der es ermöglicht, sich alles bildhaft vorzustellen und der einen eintauchen lässt, fast, als wäre man wirklich dort. Außerdem bleibt an der ein oder anderen Stelle Raum für Vermutungen, wie es wohl weitergehen mag, weil es gewisse Andeutungen gibt, was mich sehr im Weißensee-Fieber gehalten hat.
Wer historische Romane mit starken Frauen mag und sich gerne mit in die Zeit der 30er Jahre und von ein bisschen Medizingeschichte mitziehen lassen möchte, ist hier genau richtig!

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