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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2023

Mein Mann, das unbekannte Wesen

Beschütze sie
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Zum Inhalt:
Hannahs Mann Owen arbeitet als Software-Experte in einer Firma, deren Management wegen Börsenmanipulationen verhaftet wird. Owen taucht unter und lässt Hannah mit seiner Tochter Bailey zurück. ...

Zum Inhalt:
Hannahs Mann Owen arbeitet als Software-Experte in einer Firma, deren Management wegen Börsenmanipulationen verhaftet wird. Owen taucht unter und lässt Hannah mit seiner Tochter Bailey zurück. Und mit einem Zettel, auf dem er Hannah beschwört, Bailey zu schützen. Komme, was wolle.

Mein Eindruck:
Kennt man jemanden wirklich? Auch wenn dieser Mensch behauptet, dich zu lieben, zu ehren und immer für dich da zu sein? Vor dieser Frage steht Hannah und kann sie ziemlich schnell mit einem klaren Nein beantworten. Die Autorin Laura Dave lässt ihre Leser zwei Tage lang an der Reise zur Wahrheit teilnehmen; nur zwei Tage, die ein ganzes Buch dauern. Dabei lernt man durch Rückblenden ein bisschen mehr von der Beziehung der Protagonistin zu ihrem Mann kennen und erhält das Bild einer starken Frau, die sich in einen wunderbaren Menschen verliebt, um dann plötzlich vor dem Nichts zu stehen. Dave schafft es, ihren Lesern genau so viel Bröckchen hinzuwerfen, dass man dazu genötigt wird, immer weiter zu lesen. Pageturner ist damit wirklich der richtige Begriff, obwohl diese Werbung oft als Aufkleber benutzt wird.
Es gibt zwar nicht wirklich nervenzerreißende Elemente in dieser Geschichte, weshalb die Kategorisierung als Thriller dem Buch nicht gerecht wird. Doch wie sich Hannah nicht nur behauptet, sondern auch eine Art von Zukunft für sich und Bailey schafft, die ihr Mann nicht zustande gebracht hat, ist spannend zu lesen und durchaus aufwühlend. Eine absolute Leseempfehlung.

Mein Fazit:
Ein schönes Beispiel, wie man Scherben zu einem Mosaik fügt

Veröffentlicht am 01.01.2023

Justizirrtum?

Lilienopfer. Dein Tod gehört mir
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Zum Inhalt:
Der Polizist Jack und die Fallanalytikerin Viola sind alarmiert, als in Frankfurt mit Lilien in Szene gesetzte Frauenleichen auftauchen. Dieses Szenario gleicht einer Mordserie vor einigen ...

Zum Inhalt:
Der Polizist Jack und die Fallanalytikerin Viola sind alarmiert, als in Frankfurt mit Lilien in Szene gesetzte Frauenleichen auftauchen. Dieses Szenario gleicht einer Mordserie vor einigen Jahren, bei dem sie gemeinsam den "Lilienmörder" Curt Weinert zur Strecke gebracht haben. Gibt es jetzt einen Nachfolger, der sich zugegebenermaßen sehr gut auskennt oder sind bei der damaligen Ermittlung Fehler aufgetreten oder - noch schlimmer - ist Curt Weinert ein unschuldiges Opfer von Polizeiwillkür?

Mein Eindruck:
Es gibt nicht viele Autoren, die geübte Krimileser trotz einer geringen Anzahl an Figuren sehr lange Zeit in die Irre führen können, aber Leo Born gehört eindeutig zu dieser Gruppe. Immer wenn man meint, dass die Handlung jetzt eindeutig in eine Richtung weist, zieht Born kaltlächelnd ein Umleitungs-Schild aus der Tasche. Bei seinem Personal ist Born nicht besonders experimentierfreudig: Wie Mara Billinsky – Borns Protagonistin der „Krähen“-Reihe – hat Jack ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, eine Art von Beziehung zu einer sehr präsentablen Person in seinem beruflichen Umfeld, wohnt gewöhnungsbedürftig und verhält sich absolut unkonventionell mit einer Vorliebe für einen abgedrehten, fahrbaren Untersatz. Glücklicherweise gibt es noch eine Gemeinsamkeit: Die Vorliebe für einen schrägen Humor, die das Umfeld zum Verzweifeln bringt, die Leserschaft jedoch absolut begeistert. Da also dieser erste Teil einer Reihe viele Wendungen und eine spannende Geschichte beinhaltet und das Personal schön schräg und dennoch effektiv arbeitet, wünscht man sich gerne eine weitere Story aus dem Diehl-Kosmos.

Mein Fazit:
Leo Born liefert ab, - auch mit einer männlichen Hauptfigur

Veröffentlicht am 31.12.2022

Es ist kompliziert

Die letzte Party
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Zum Inhalt:
Rhys Lloyd ist an die Stätte seiner Jugend zurückgekehrt. Der bekannte Sänger hat mit seinem Partner am Strand eines walisischen Sees eine exklusive Ferienanlage gebaut und feiert Silvester ...

Zum Inhalt:
Rhys Lloyd ist an die Stätte seiner Jugend zurückgekehrt. Der bekannte Sänger hat mit seinem Partner am Strand eines walisischen Sees eine exklusive Ferienanlage gebaut und feiert Silvester mit den Bewohnern und den zum großen Teil unwilligen Dörflern. An Neujahr findet sich Rhys' Leiche im See und das Ermittlerpaar muss feststellen, dass es haufenweise Verdächtige gibt, unter den Einheimischen, unter den Feriengästen und selbst unter ihnen....

Mein Eindruck:
An die unorthodoxe Art und Weise, wie Clare Mackintosh ihren Kriminalroman aufgebaut hat, muss man sich erst gewöhnen. Eine Zeitebene befasst sich zwar stringent mit dem Gang der Ereignisse nach dem Auffinden der Leiche; diese Achse wird aber unterbrochen von Rückblenden, die nicht chronologisch erfolgen. Deshalb erschließen sich Zusammenhänge zum Teil viel später, was allerdings einen gewissen Reiz ausübt, wenn man sich darauf einlassen möchte. Schritt für Schritt entblättert Mackintosh persönliche Katastrophen ihrer Figuren und es zeigt sich, dass Rhys alles war, aber ganz bestimmt kein unschuldiges Opfer. Doch auch die anderen Charaktere zeigen durchaus Schattierungen im ewigen Spiel des Gut und Böse, dadurch wird die Geschichte sehr glaubhaft und dass die beiden Protagonisten mit privaten Schwierigkeiten kämpfen, wirkt nicht als Fremdkörper, sondern passt sich wunderbar in die Story ein. Mackintosh gelingt es zudem, Stimmungen zu erzeugen, welche durch die Landschaft und insbesondere den tiefgründigen See flankiert werden.

Mein Fazit:
Eiskalt und bedrückend - wie ein See im winterlichen Wales

Veröffentlicht am 19.09.2022

Ich gehe ins Licht. Noch nicht.

Es gibt ein Sterben nach dem Tod
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Zum Inhalt:
Börnie sieht sich selbst, dieses jedoch nicht durch einen Spiegel, obwohl es von denen bei Schön Cosmetics wohl genügend gibt. Denn Börnie ist tot, genauer wurde sie auf ihrer Abschiedsfeier ...

Zum Inhalt:
Börnie sieht sich selbst, dieses jedoch nicht durch einen Spiegel, obwohl es von denen bei Schön Cosmetics wohl genügend gibt. Denn Börnie ist tot, genauer wurde sie auf ihrer Abschiedsfeier in der Firma ermordet, hat jedoch noch keine Lust, dem Licht zu folgen. Lieber klärt sie die Umstände ihres Todes auf und das gemeinsam mit der geschassten Putzfrau Jenny und dem Medium Kai-Uwe. Die beiden haben den Vorteil, mit Börnie kommunizieren zu können, unschätzbar, wenn man Geist ist und Ermittlungen deshalb schwierig sind. So stolpern die drei ungleichen Weggefährten durch ein Dickicht von Eitelkeiten, Industriespionage und über einige weitere Leichen.

Mein Eindruck:
Tja, eigentlich könnte diese Rezension sehr schnell erledigt sein. Mit einem Wort. Großartig!
Aber das wäre unfair, schließlich bietet Tatjana Kruse ihrer Leserschaft einige Zeit mehr an Vergnügen mit pointiertem Witz, Doppelbödigkeiten, genialen Figuren und nicht zuletzt einem absolut durchdachten Kriminalfall. Die Wortgewandtheit bringt einen ein um das andere Mal zum Staunen und zum Schmunzeln, die Beschreibungen von Gefühlen, Gedanken und Umgebung lassen nichts zu wünschen übrig. Wie beispielsweise Börnie ihr Leben und ihr Verhalten nach ihrem Tod reflektiert, ist ein Genuss der Selbsterkenntnis und die kleinen Slapstick-Einlagen insbesondere von Kai-Uwe sind für manchen Schenkelklopfer gut. Dass Kruse zusätzlich ein paar Momente von Nachdenklichkeit einbaut, wirkt dadurch umso nachhaltiger und intensiver.

Mein Fazit:
Möge Börnie noch lange tot sein!

Veröffentlicht am 18.09.2022

Totgesagte leben länger

Wer mit den Toten spricht
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Zum Inhalt:
Jahrelang lebte Cassie in dem Glauben, dass ihre Eltern tödlich verunglückt waren. Doch jetzt beichtet ihre Großmutter, dass in Wirklichkeit der Vater für den Mord an Cassies Mutter verurteilt ...

Zum Inhalt:
Jahrelang lebte Cassie in dem Glauben, dass ihre Eltern tödlich verunglückt waren. Doch jetzt beichtet ihre Großmutter, dass in Wirklichkeit der Vater für den Mord an Cassies Mutter verurteilt wurde, obwohl er seine Unschuld beteuerte. Jetzt hat er das Gefängnis verlassen und fleht Cassie an, ihm zu glauben. Gemeinsam mit ihrem – nun cleanen – Freund Kieran macht sich Cassie auf, die Wahrheit zu ergründen. Dabei spannt sie wieder einmal Phyllida Flyte ein, welche mit eigenen Dämonen aus der Vergangenheit kämpft.

Mein Eindruck:
Wie schon das erste Buch nimmt einen auch ‚Wer mit den Toten spricht’ gefangen. Seine unkonventionelle Hauptfigur hat zwar Ecken und Kanten, trägt jedoch das Herz am rechten Fleck und weiß sich zu behaupten. Der wichtigste Nebencharakter – die Polizistin Flyte – bildet einen perfekten Kontrapunkt zu Cassie und aus diesen beiden Polen zieht A.K. Turner die Energie für ihr Buch. Dabei hält die Autorin perfekt die Waage zwischen Humor (manchmal bitter), spannenden Momenten und Beschreibungen, die direkt an das Herz gehen. Turner beherrscht die Klaviatur der Grautöne und schafft damit eine glaubhafte Welt mit lebensnahen Figuren. Selbst der Fähigkeit Cassies, die Toten zu hören, lässt sich mit Einfühlungsvermögen und einem gewissen Grad an Fantasie der Protagonistin erklären. Cassie achtet auf ihre innere Stimme und lässt sich von dieser führen – manchmal auch wider besseres Wissen in gefährliche Richtungen zu gefährlichen Menschen. Unbeschadet bleibt sie dabei nicht, jedoch immer sie selbst. Und dafür mag man diesen Charakter.

Mein Fazit:
Eine Perle des Genres