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Veröffentlicht am 27.12.2017

Die Blüten der Freiheit

Die Blüten der Freiheit
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Handlung:
In Frankreich wird im Jahr 1636 ein Importverbot für flandrische Spitze erlassen, damals ein Statussymbol der Schönen und Reichen. Die Konsequenz dessen ist, dass der Schmuggel des feinen Stoffes ...

Handlung:
In Frankreich wird im Jahr 1636 ein Importverbot für flandrische Spitze erlassen, damals ein Statussymbol der Schönen und Reichen. Die Konsequenz dessen ist, dass der Schmuggel des feinen Stoffes blüht.
Mit dem Schmuggel und Handel, sowie die Herstellung der Spitze sind nun vollkommen verschiedene Menschen eingebunden, die um ihre Freiheit kämpfen oder darum fürchten.
In Flandern arbeitet zum Beispiel die Klöpplerin Katharina in einem Kloster an ihrem letzten Stück Spitze. Lange kann sie dort nicht mehr bleiben, sie wird nicht nur immer älter, sondern auch ihre Sehkraft lässt nach den vielen Jahren Handarbeit unter verschiedensten Bedingungen nach.
Dann gibt es auch noch die verarmte Adlige Lisette, welche in ihrer Kindheit ein Stück Spitze in dem Geüäck eines Besuchers findet – und dieses ausversehen ruiniert. Durch dieses Unglück verändert sich ihre Welt vollkommen, denn der Gast droht, ihren Vater allen Besitz wegzunehmen.
An einem Stück Seide können ganze Schicksale hängen....

Meinung:
Als ich den Klappentext gelesen hatte, war meine Erwartung, dass man eine Person durch viele Jahre begleitet, ihre Erfahrungen und Ängste kennenlernt, sowie auch näheres über die Herstellung von Spitze und der Bedeutung des Stoffes erfährt. Teilweise wurden meine Erwartungen erfüllt, besonders in Bezug auf die Spitze, der andere Teil war vollkommen anders als erwartet. Als Leser lernt man Katharina im Alter von ungefähr 30 Jahren kennen, sie hat den Höhepunkt ihres Lebens länst überwunden und muss nun mit den Folgen der harten Arbeit bei der Herstellung von Spitze kämpfen. Sie erblindet nicht nur langsam, mehrmals wird erwähnt, dass sie die Haltung einer alten Frau hat, die das Rentneralter schon lange erreicht hat. Dies war unter anderem etwas, was mich mit der Zeit gestört hat. Die ständigen Wiederholungen von einigen Fakten. Sie waren meiner Meinung nach für die Handlung nicht sonderlich entscheidend und ich habe sie bei dem erstmaligen Leser schon vollkommen erfasst.

Sehr besonders war für mich die Erzählperspektive. In dem Roman kommen sieben verschiedene Protagonisten zu Wort, die Geschichte wird also aus sieben Perspektiven beschrieben. Interessant ist hierbei, dass sich die Protagonisten nicht zwangsläufig kennen oder während des Handlungsverlaufs über den Weg laufen. Sie sind alle miteinander verknüpft, dies fällt jedoch erst im fortgeschrittenen Verlauf der Handlung auf. Somit bleibt die Handlung bis zum Ende spannend, manche Charaktere gehen andere Wege als erwartet oder erleiden am Ende ein Schicksal, welches man nicht voraussagen konnte.
Anfangs stand ich dieser vielfältigen Erzählperspektive etwas kritisch gegenüber, da ich Angst hatte, dass manche Protagonisten etwas zu kurz kommen könnten. Diese Ansicht musste ich jedoch schnell revidieren, es gab ein sehr ausgeglichenes Verhältnis, man hatte nie das Gefühl, über einen Protagonisten zu wenig zu erfahren. Letztendlich ist Beschreibung der Sichtweise aus sieben Winkeln für mich sogar das Highlight des Buches gewesen und macht es für mich besonders. Sehr gelungen!

Die Protagonisten waren alle recht wenig charakterisiert, sie waren ziemlich unauffällig und bleiben mir nicht lange im Gedächtnis, nachdem ich das Buch beendet habe. Sie waren mir zu wenig gekennzeichnet und mir fiel es schwer, zu einem eine Bindung aufzubauen, egal ob positiv oder negativ. Jeder Charakter wirkte auf mich sehr leblos und hatte scheinbar keine Besonderheiten, die ihn auszeichnen.

Auch der Verlauf der Handlung hat mich nicht vollkommen überzeugt. Zwar blieb es bis zum Ende spannend und offen, jedoch hat für mich ungefähr ab Mitte des Buches das Interesse abgenommen. Ich wollte immer noch wissen, wie es weitergeht, jedoch war für mich irgendwie die Luft raus und der zweite Teil des Romans war meiner Meinung nach nicht mehr so einnehmend, wie der erste.

Fazit:
Ein Buch mit einem sehr starken und wunderbaren Beginn, jedoch lässt die interessante Handlung mit der Zeit nach und ist am Ende fast etwas enttäuschend. Grandios gelungen ist jedoch die Sichtweise der Handlung aus sieben Winkeln, u.a. eines Hundes.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Glück schmeckt nach Popcorn

Glück schmeckt nach Popcorn
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Handlung:
Seit drei Jahren ist Martha die Inhaberin eines kleinen, exklusiven Programmkinos. In diesem zeigt sie nur ausgewählte Filme aus verschiedenen Epochen und die neuesten Hollywood-Filme findet ...

Handlung:
Seit drei Jahren ist Martha die Inhaberin eines kleinen, exklusiven Programmkinos. In diesem zeigt sie nur ausgewählte Filme aus verschiedenen Epochen und die neuesten Hollywood-Filme findet man bei ihr nicht. In der Ausübung dieses Berufes geht sie vollkommen auf und hat ihre Leidenschaft eindeutig zum Beruf gemacht.
Martha glaubt nicht mehr an Happy-Ends. Als Martha eine Fehlgeburt hatte, war ihrem Freund dies vollkommen egal, er betrog sie und kurze Zeit später trennte sich Martha. Dadurch hat sie nicht nur die Hoffnung auf ein glückliches Ende verloren, sondern auch das Vertrauen in Männer.
Plötztlich bekommt Martha auch noch die Neuigkeit, dass ihre beste Freundin und Mitarbeiterin schwanger ist und zu dem Kindsvater zieht. Nun muss eine neue Aushilfe her und auf diese Stellenanzeige meldet sich der angehende Regisseur Erik Sommer, welcher davon träumt, ein wunderbares Filmdebüt hinzulegen.
Erik glaubt noch an Happy-Ends in der Realität und macht es sich zur Aufgabe, auch Martha davon zu überzeugen.

Meinung:
Nachdem Lesen der Leseprobe war ich sehr gespannt auf den Roman. Es klang nicht nur spannend und toll, sondern erschien mir als eine Geschichte, die man am Ende viel zu schnell ausgelesen hat. Jedoch musste ich diese Meinung sehr schnell ändern, gerade auf den ersten hundert Seiten ist es mir schwer gefallen, in die Geschichte zu finden und sie überhaupt zu lesen. Das Buch ist nicht schlecht geschrieben, die Schreibweise hat mir richtig gut gefallen, sie war einfach und leicht verständlich und es gab einige Anspielungen auf verschiedene Filme oder Schauspieler. Es hat mich einfach nicht gefesselt. Beschreibungen waren mir teilweise zu lasch oder undeutlich und irgendwann hat die Geschichte begonnen, sich im Kreis zu drehen und nichts wirklich passiert, was die Protagonisten weiterbringt. Ab der Mitte des Buches ließ sich für mich das Buch zum Glück viel besser und schneller lesen, ich musste mich nicht mehr dazu zwingen, weiterzulesen.

Als Schauplatz dient fast durchgehend ein wunderschönes, altes Programmkino. Die Beschreibungen dessen haben mir richtig gut gefallen, es wirkte nostalgisch, aber auch gleichzeitig modern. Im Zusammenhang dazu haben die Erwähnungen der Schauspieler, Filmposter und Filmtitel wunderbar gepasst und das Setting hat ein sehr rundes Bild ergeben. Ich fand es zudem sehr interessant, darüber etwas zu lesen, da ich noch nie in Berührung mit einem Programmkino gekommen bin.

Als Hauptprotagonist steht Martha durchweg im Mittelpunkt. Sie taucht in fast jedem Abschnitt auf und ist zum einen eine bewundernswerte Frau, die ihr ganzes Herzblut in ihr Kino steckt, andererseits (und dies überwiegt für mich leider), fand ich sehr schwierig als Charakter und fand einfach keinen Zugang zu ihr. Sie blieb für mich ein Charakter, den ich einfach nicht sympathisch finden konnte, dafür war sie mir zu schleierhaft und wankelmütig. Noch dazu fand ich es irgendwann nervend, dass sie immer wieder die Entschuldigung gesucht hat, dass sie eine schwere Zeit hinter sich hat und darüber hinwegkommen muss. Auch Erik und Stefan, zwei Herren, welche irgendwann um die Gunst von Martha buhlen, konnte ich nie richtig einschätzen. Besonders Erik war sehr naiv und zu selbstsicher, eine Person, bei der ich mir sehr sicher bin, dass ich sie auch in der Realität nicht mögen würde.
Insgesamt finde ich die Charaktere sehr unlebendig und leider auch unsympathisch. Sie hatten für mich nichts, was sie auszeichnet oder besonders macht. Auch ihre Verhaltensweisen sind immer gleich geblieben und keiner hat wirklich eine Wendung vollbracht.

Die Handlung verlief für mich ziemlich schleppend, sie ging nur langsam voran und teilweise gab es sehr viel Dramatik, während manche Szenen sich hingezogen haben. Diese Mischung hat nicht wirklich funktioniert, es war mir zu wahlhaft, es gab viele Szenen, in denen nichts passiert ist und in einem Abschnitt gab es dann wieder eine Bombe nach der anderen.

Fazit:
Es gab einige Seiten an dem Roman, die mir sehr gut gefallen haben (hierbei möchte ich noch einmal die wunderbaren Beschreibungen des Kinos loben, sie waren ein Traum), jedoch habe ich auch einige Kritikpunkte, die mir das Lesen letztendlich ziemlich erschwert haben. Es ist eine sehr leichte Unterhaltung, leider mir einigen Unstimmigkeiten.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Das Geräusch der Dinge, die beginnen

Das Geräusch der Dinge, die beginnen
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Handlung:
Ada ist drei Jahre alt, als ihre Mutter beschließt, dass sie andere Dinge tun will, als ein kleines Kind aufwachsen zu sehen und diesem Dinge beizubringen. Deshalb gibt die Mutter Ada in die ...

Handlung:
Ada ist drei Jahre alt, als ihre Mutter beschließt, dass sie andere Dinge tun will, als ein kleines Kind aufwachsen zu sehen und diesem Dinge beizubringen. Deshalb gibt die Mutter Ada in die Obhut von Teresa, Ada´s Großmutter. Teresa erzieht ihre Enkelin äußerst liebevoll, jedoch hat Ada trotzdem Angst, dass die Großmutter sie eines Tages verlassen könnte, genau wie ihre Mutter es getan hat. Aus diesem Grund will Teresa ihr diese Angst nehmen und erzählt Ada, dass es sowohl Geräusche gibt, die ein Ende ankündigen, als auch welche, die einen Anfang einläuten.
Im Alter von 27 Jahren erkrankt Teresa schwer, woraufhin sie dauerhaft ins Krankenhaus muss. Nun muss Ada sich mit dem Gedanken befassen, dass ihre geliebte Oma sie verlassen könnte und die junge Frau nun den einzigen Menschen in ihrem Leben verliert, der ihr etwas bedeutet und der sie bisher noch nie verlassen hat.
Während der vielen Tage im Krankenhaus freundet sich Ada nicht nur mit der Krankenschwester Giulia an, sondern lernt auch Matteo kennen. Matteo findet Ada zwar auf den ersten Blick interessant, es gibt jedoch viele Dinge in seinem Leben, welche er der jungen Frau verheimlicht, jedoch stürzt sich Ada in eine gemeinsame Zukunft mit dem jungen Mann und Ada muss sich nicht nur beziehungstechnisch ein paar wichtigen Fragen stellen.

Meinung:

Der Einstieg in das Buch fiel mir sehr leicht. Es wird eine einfache Sprache verwendet, die jedoch nicht zu alltagssprachlich ist und durch viele Sätze, die einen poetischen Klang haben, stark aufgewertet. Die Sätze, die poetisch anmuten, besitzen alle eine sehr starke Botschaft, als wolle die Autorin durch diese Hervorhebung deutlich machen, dass diese besonders wichtig sind und auch im alltäglichen Leben gelten und nicht nur in der Phantasiewelt des Buches.
Aufgrund des äußerst angenehmen Schreibstils war es mir auch möglich, dass Buch sehr schnell und flüssig zu lesen, weil ich das Gefühl hatte, die Seiten fließen nur so vorbei.

Die Kapitel waren recht kurz gehalten, was es mir ermöglicht hat, auch zwischendurch mal ein paar Seiten zu lesen. Jedoch hätte ich mir manchmal ein einschlagendes Ereignis gewünscht, welches ein bisschen Spannung in den Roman hineinbringt. So war es manchmal doch etwas monoton, weil der Alltag von Ada nicht wirklich irgendwelche besonderen Ereignisse hatte, außer die Treffen mit Matteo und Giulia, sowie die Tage auf dem Krankenzimmer der Großmutter.
Durch diesen monotonen Tagesablauf fiel es mir auch schwer zu erkennen, wie viel Zeit während der gesamten Handlung vergangen ist. Dies wurde auch dadurch beeinflusst, weil es viele kleine Rückblicke in Ada´s Kindheit gab.

Mit den Protagonisten hatte ich bei diesem Buch leider meine Probleme. Sie wurden zwar alle recht lebendig beschrieben und mir fiel es auch leicht, ein Bild von ihnen zu machen, jedoch waren sie mir recht unauthentisch und unsympathisch. Besonders mit Ada hatte ich viele Probleme, weil sie mir sehr widersprüchlich vorkam und sie für mich als äußerst kindliche und unreife Person beschrieben wurde. Dies mag womöglich an der Tatsache liegen, dass sie schon in so einem jungen Alter von ihrer Mutter verlassen wurde, jedoch fand ich sie sehr schwierig und teilweise hat sie mich mit ihrem unsicheren Charakter auch etwas gestört. Die restlichen Hauptcharaktere waren mir zwar auch nicht sonderlich sympathisch, da sie aber nicht so stark im Mittelpunkt standen wie Ada, hat mich dies nicht sonderlich gestört.

Ich fand es schade, dass Ada sich zwar so viele Gedanken um alle möglichen Dinge macht und scheinbar jedes Szenario in ihrem Leben schon durchgeplant hat, sie sich jedoch manchen Fragen nicht stellt, deren Beantwortung ich interessant gefunden hätte, weil es mir dadurch vielleicht auch möglich gewesen wäre, mit einigen Protagonisten eine Beziehung aufzubauen. So hätte mich der Verbleib von Ada´s Mutter interessiert und auch wie Teresa über das Verhalten der Tochter gedacht hat. Vielleicht wäre dies auch schon der Punkt gewesen, welcher mich von dem Buch überzeugt hätte und auch etwas Spannung hineingebracht hätte.

Fazit:
Ich hatte mir viel mehr von dem Buch erwartet, wurde jedoch leider enttäuscht. Es war mir teilweise zu ereignislos und auch das Ende war für mich schon längere Zeit vorhersehbar. Positiv in Erinnerung werden mir auf jeden Fall die wunderbaren Sätze bleiben, die mich zum nachdenken angeregt haben und welche viel Wahres in sich tragen.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Die Tänzerin von Paris

Die Tänzerin von Paris
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Paris, 1928:

Lucia Joyce, die Tochter des bekannten Schriftstellers James Joyce, widmet sich vollkommen ihrem Hobby und ihrer großen Leidenschaft, dem Tanzen. Dabei erlangt die junge Frau auch einige ...

Paris, 1928:

Lucia Joyce, die Tochter des bekannten Schriftstellers James Joyce, widmet sich vollkommen ihrem Hobby und ihrer großen Leidenschaft, dem Tanzen. Dabei erlangt die junge Frau auch einige Berühmtheit und wird von dem Publikum gefeiert. Doch nicht alle Menschen in ihrem Umfeld sind glücklich mit der Entscheidung, dass sich Lucia so stark dem Tanz widmet und damit erfolgreich werden will. Die Mutter findet es schamlos, in der Öffentlichkeit zu tanzen und der Vater will, dass sie nur für ihn tanzt und ihn dabei inspiriert.

Im Paris der 1920er Jahre tummelten sich einige Berühmtheiten und so trifft Lucia den jungen Autor Samuel Beckett. Von der ersten Sekunde an ist sich die junge Frau sicher, dass er die Liebe ihres Lebens ist und sie mit ihm eine strahlende Zukunft erleben wird. Doch am Ende kommt es ganz anders, als Lucia gedacht hat.

Küsnach, 1934:

Lucia befindet sich in Behandlung des Schweizer Therapeuten Dr. Jung. Mit ihm zusammen arbeitet sie während der Therapiestunden die Vergangenheit wieder auf und erkennt, welche Fehler in der Vergangenheit getan wurden.

Meinung:

Das Cover finde ich sehr gelungen . Es erinnert mich an eine alte Postkarte und strahlt für mich aus diesem Grund Charme aus. Auaßerdem gibt es auch einen Bezug zu dem Inhalt des Romans (eine junge Frau als Hauptprotagonistin; der Eiffelturm symbolisiert den Ort der Handlung).

Der Roman wurde durchgängig aus der Ich-Perspektive geschrieben, aus der Sicht von Lucia. Dadurch erhält man viele Informationen darüber, was der jungen Frau gerade so durch den Kopf spuckt und man kann ihre Entwicklung auch gut mitverfolgen. Von einer anfänglich noch sehr faszinierenden und selbstbewussten Frau entwickelt sich Lucia zu einer emotional schwachen und verwirrten Dame. Man kann auch sehr gut mitverfolgen, wie sie immer mehr dem Wahnsinn verfällt und sie sich Dinge einbildet, die in Wirklichkeit vollkommen anders aussehen. Dies hat mich beim Lesen sehr überrascht, da ich vorher weder beim Klappentext noch bei kurzen Beschreibungen irgendeinen Hinweis auf eine aufkeimende psychische Erkrankung entdeckt habe. Dadurch hat mir das Buch wahrscheinlich im Verlauf auch immer wneiger gefallen, da Romane über Nervenerkrankungen eigentlich nicht sonderlich interessieren.

Die eigentliche Darstellung der Geschichte, d.h. der Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Es gibt einen häufigen Perspektivwechsel zwischen den 1920er und den 1930er Jahren. Lucia befindet sich 1934 bei einem Therapeuten in Behandlung und dieser fordert sie immer auf, von Sitzung zu Sitzung ihre Erinnerungen und damit ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Bei den Überlegungen dazu gibt es einen Rückblick und somit erfährt man als Leser, wie Lucias Jugend aussah.

Die Schreibweise hat mich immer etwas nachdenklich gemacht. Einerseits fand ich sie teilweise sehr angenehm und flüssig zu lesen, andererseits fand ich einige Dinge zu stark ausgeschmückt oder zu kitschig dargestellt. Dies ist aber nicht unbedingt der Autorin geschuldet, sondern können auch Übersetzungsfehler sein.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Kapitel und Abschnitte relativ kurz gehalten wurden und sich nicht über viele Seiten erstreckt haben. Andererseits hat es mich gestört, dass es immer mal wieder größere Zeitsprünge gab. Ich hatte das Gefühl, dass diese zu groß waren und die Dinge, welche in der Zeit passiert sind, für den Verstand des Buches von Bedeutung gewesen wären. Es tauchten plötzlich Personen auf oder waren einfach so verschwunden und dies konnte ich teilweise nicht richtig einordnen.

Lucia stand als Hauptprotagonistin ganz klar im Vordergrund, doch es fiel mir sehr schwer, sie mir als menschliches Wesen vorzustellen. Sie hat viele Emotionen gezeigt, aber teilweise hätte ich sie auch mit einem Roboter vergleichen können, weil sie immer die Dinge getan hat, die von ihr erwartet wurden. Leider sind auch die anderen Personen sehr blass gezeichnet gewesen, ich konnte mir keinen wirklich vorstellen oder mit irgendjemanden sympathisieren.

Fazit:

Ich hatte große Erwartungen in das Buch gesetzt und war sehr gespannt darauf, näheres über Lucia Joyce zu erfahren, besonders, weil die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Leider hat mich das Buch nicht wirklich überzeugt und ich fand die Geschichte etwas zu verwirrend erzählt. Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen, in der Ausführung hat es leider etwas gehapert.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Die geheimen Worte

Die geheimen Worte
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Bad Kreuznach, 1855
Der junge Engländer James Bennett wird von seinen Eltern in den kleinen Kurort verbannt. Dort sind die Einwohner fasziniert von ihm, allen voran die Schwestern Sophie und Anne. Anne ...


Bad Kreuznach, 1855
Der junge Engländer James Bennett wird von seinen Eltern in den kleinen Kurort verbannt. Dort sind die Einwohner fasziniert von ihm, allen voran die Schwestern Sophie und Anne. Anne ist verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter. Sophie ist noch ledig. Sie beide bringen James ihre Zuneigung entgegen, jedoch wird sie von ihm nicht erwidert.

Frankfurt am Main, 1923
Marlene, Tochter einer angesehenen und gut betuchten Familie, trifft durch Zufall auf den Künstler Adrian Nussbaum. Obwohl Marlene verlobt ist (sie soll den Sohn eines Geschäftspartners des Vaters heiraten), fühlt sie sich mehr von dem unabhängigen und freien Maler angezogen. Sie bricht aus ihrem Elternhaus aus und entdeckt eine neue Welt.

Das Cover finde ich für den Inhalt sehr gut gewählt. Mir hat es irgendwie das Gefühl vermittelt, sich auf einer Terrasse in einer Villengegend zu befinden.

Auch den Wechsel der Perspektiven finde ich gut, jedoch hat mich die Geschichte und Erlebnisse von Marlene immer mehr interessiert und ihre Abschnitte waren immer kürzer.
Die beiden Handlungsstränge sind miteinander verbunden. Im Verlauf des Romans wird diese Verbindung auch aufgeklärt.
Die Schreibweise fand ich sehr angenehm, es war leicht und flüssig zu lesen.
Der Anfang des Buches war sehr vielversprechend, er hat Lust darauf gemacht, mehr zu lesen. Doch schon nach kurzer Zeit waren mir die Abschnitte von Sophie und Anne zu viel. Ihre ständigen gemeinsamen Ausflüge, welche fast immer geschildert worden, hatten irgendwie immer das gleiche Muster. Jede hat um die Aufmerksamkeit von James gebuhlt, mal hat Anne sie bekommen, dann wieder Sophie, Die andere hat dabei immer geschmollt. Mir war das irgendwie zu langatmig und ich war immer ein Stück weit versucht, die Seiten zu überfliegen.
Im Gegensatz dazu haben mich die Kapitel mit Marlene fasziniert. Ich mag die Schilderungen, wie die einfachen Bürger damals gedacht haben. Da sie aus einer wohlhabenden Familie stammt, hat sie alles aus anderen Augen gesehen. Und dabei auch die Standesdünkel vergessen und Freunde gefunden. Die Kapitel haben die Probleme und Ängste der einfachen Bürger gezeigt, unverhohlen.
Das Ende fand ich zu kurz und knapp dargestellt. James teilt Sophie sein Geheimnis mit und dann geht alles Schlag auf Schlag. Dort hätte ich gerne mehr Seiten gesehen und weniger Erzählungen von den Ausflügen.
Nach einem spannenden und guten Anfang wurde das Buch teilweise langweilig und vorhersehbar für mich.