Ein Fest der Sinne
Das Buch spielt in Vietnam 1952 – 1955, in der Zeit eines gewaltigen politischen Umbruchs, denn die Vietminh lehnen sich zunehmend gegen die jahrhundertlange Vorherrschaft der Franzosen auf.
Im Jahr ...
Das Buch spielt in Vietnam 1952 – 1955, in der Zeit eines gewaltigen politischen Umbruchs, denn die Vietminh lehnen sich zunehmend gegen die jahrhundertlange Vorherrschaft der Franzosen auf.
Im Jahr 1950 lernen wir die 18-jährige Nicole kennen, die Tochter eines französischen Seidenhändlers und ihrer vietnamesischen Mutter, die bei der Geburt von Nicole gestorben war. Nicole muss stets hinter ihrer schönen, aber recht seltsamen Schwester Sylvia zurückstehen und hat ein entsprechend kompliziertes Verhältnis zu ihr. Der Vater übergibt schließlich seine Firma an Sylvia, Nicole soll „nur“ ein Stoffgeschäft in Hanoi übernehmen –eine erneute Benachteiligung! Dennoch widmet sie sich schließlich dieser Aufgabe und taucht ein in das pralle Leben Hanoi’s. In der Begegnung mit Tran lebt sie mehr und mehr ihre vietnamesische Seite, gerät durch Tran in die gefährliche Widerstandsbewegung. Zeitgleich jedoch verliert sie ihr Herz an den Amerikaner Mark, der wie es scheint aber mehr an Sylvia interessiert ist.
Innere und äußere Zerrissenheit, Suche nach Zugehörigkeit, nach Liebe und Vertrauen, Selbstfindung in einer rundum im Wandel befindlichen Welt – eine große Geschichte wird intensiv und lebendig-spannend erzählt. Allein schon wegen der hinreißenden Schilderungen des prallen vietnamesischen Lebens, der unendlichen Vielfalt von Gerüchen und Farben, dazu der ganz dezent untergebrachten Wissensvermittlung über eine uns wenig bekannte Zeitspanne in der Geschichte Vietnams ist dieses Buch absolut lesenswert. Auch wenn die Protagonisten in ihren Handlungen und Denkweisen für mich nicht immer wirklich nachvollziehbar dargestellt wurden, bleibt dieser Roman ein lange nachwirkendes „Fest der Sinne“, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.