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Veröffentlicht am 27.01.2023

Blick in eine andere Welt

Das Leuchten der Rentiere
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Die neunjährige Elsa muss mit ansehen, wie ihr Rentierkalb getötet wird, aus Angst vor dem Täter verschweigt sie seine Identität. 10 Jahre später kämpft sie als junge Erwachsene gegen die Gewalt und Diskriminierung ...

Die neunjährige Elsa muss mit ansehen, wie ihr Rentierkalb getötet wird, aus Angst vor dem Täter verschweigt sie seine Identität. 10 Jahre später kämpft sie als junge Erwachsene gegen die Gewalt und Diskriminierung der Samen und zerbricht fast an den Vorurteilen und der Gleichgültigkeit, die ihr entgegen schlagen.
Ein sehr interessanter, berührender Einblick in die Lebenswelt der Samen, eines der wenigen indigenen Völker in Europa. Laestadius hat sehr eindringlich und erschütternd über die Schikanen und das Mobbing geschrieben, denen die Hauptfigur Elsa schon als Kind ausgesetzt ist – selbst Sámi, kann die Autorin aus eigener Erfahrung sprechen.
Manchmal hätte ich mir etwas mehr Tempo in der Geschichte gewünscht, aber das Fesselnde sind die Einblicke in die traditionelle Arbeitsweise der Samen mit ihren Rentieren, in ihre Bräuche und Lebensweise am Polarkreis, die durch den Druck von außen, Rassismus und nicht zuletzt die Veränderungen durch den Klimawandel bedroht werden. Laestadius bleibt dabei immer in der Gegenwart, den Leser erwartet keine Geschichtsstunde über die Vergangenheit der Samen, sondern eine Momentaufnahme der Lebenssituation dieses Volkes. Gleichzeitig ist es ein Portrait einer jungen Frau, die in einer gegen sie eingenommenen Welt ihren Weg sucht und in ihren Wurzeln und ihrer Familie Halt findet. Sehr ruhig und eindringlich geschrieben, ist dieser Roman ein Blick in eine andere Welt.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Packender IslandKrimi mit düsterer Atmosphäre

Verschwiegen
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Elma ist zurückgezogen an den Ort ihrer Kindheit und arbeitet jetzt als Polizeibeamtin im isländischen Akranes. Kaum im Amt, muss sie einen Mord aufklären: Eine Frau wurde tot am Strand beim alten Leuchtturm ...

Elma ist zurückgezogen an den Ort ihrer Kindheit und arbeitet jetzt als Polizeibeamtin im isländischen Akranes. Kaum im Amt, muss sie einen Mord aufklären: Eine Frau wurde tot am Strand beim alten Leuchtturm gefunden. Je mehr Elma über die Tote erfährt, desto überzeugter ist sie, daß das Motiv in der Vergangenheit zu finden ist.
In diesem Island-Krimi wird tatsächlich einiges VERSCHWIEGEN, Elma muss tief in der Vergangenheit graben, um die Wahrheit über Elisabet und ihre schreckliche Kindheit zu erfahren. Der Leser erlebt durch Rückblenden, wie Elisabet gedacht hat und was ihr angetan wurde. Und auch über Elma erfahren wir einiges, sie ist eine ungewöhnliche Ermittlerin, unsicher, gezeichnet von einer gescheiterten Beziehung, ihr Verhältnis zu ihrer Vergangenheit in Akranes und zu seinen Bewohnern ist schwierig.
Die Atmosphäre ist bedrückend, die Geheimnisse, die Elma aufdeckt, schrecklich, aber das Buch ist fesselnd und packend geschrieben und hat mich wirklich mitgerissen. Besonders gefallen hat mir, dass man Elma so nah kommt, ihre Persönlichkeit und ihr Umfeld kennenlernt. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Familiengeschichten

Kleine Feuer überall
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Als (Lebens)Künstlerin von Ort zu Ort ziehen, nie lange genug bleiben, um Wurzel zu schlagen, von der Hand in den Mund – so lebt Mia mit ihrer 15jährigen Tochter Pearl. Als sie nach Shaker Heights ziehen, ...

Als (Lebens)Künstlerin von Ort zu Ort ziehen, nie lange genug bleiben, um Wurzel zu schlagen, von der Hand in den Mund – so lebt Mia mit ihrer 15jährigen Tochter Pearl. Als sie nach Shaker Heights ziehen, treffen sie auf die Familie Richardson, die seit drei Generationen im Ort wohnt, fest eingebunden in die Stadtgemeinschaft und ihr durchstrukturiertes Leben. Pearl freundet sich schnell mit den Kindern der Familie an, Mia arbeitet dort als Haushälterin – aber die so unterschiedlichen Lebensauffassungen lassen einen Flächenbrand entstehen.
Dieses Buch hat mir sofort, auch ohne den Prolog, das Gefühl gegeben „Das kann nicht gut ausgehen“, Celeste Ng hat eine Atmosphäre von unterschwelliger Tragödie geschaffen, von bedrückenden Geheimnissen. Aber wie gut hat sie die Figuren gezeichnet, ich konnte mich in jede Person sofort hinein fühlen und hatte Verständnis auch für ihre Fehler und Schwächen. „Kleine Feuer überall“ ist kein Wohlfühlbuch, es ist ehrlich, es lässt die kleinen, alltäglichen Frustrationen und Enttäuschungen zu, auch die Ängste und Zweifel, die wir jeden Tag mit uns herum tragen und es ermutigt, Fragen zu stellen: Wo stehe ich in meinem Leben, welche Entscheidungen haben mich an diesen Punkt geführt, „where do we go from here?“. Sehr spannend, sehr nachdenklich machend und in eine wunderschöne, tragische Geschichte verpackt!

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Emotionale und berührende Lebensgeschichte

Das letzte Versprechen
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1944 werden die deutschstämmigen Bewohner des Banat (Region in Südosteuropa) aus ihrer Heimat vertrieben und müssen jahrelang unter schlimmsten Bedingungen in Straf- oder Gefangenenlagern vegetieren. Zusammen ...

1944 werden die deutschstämmigen Bewohner des Banat (Region in Südosteuropa) aus ihrer Heimat vertrieben und müssen jahrelang unter schlimmsten Bedingungen in Straf- oder Gefangenenlagern vegetieren. Zusammen mit ihren Großeltern, die der nach Sibirien verschleppten Mutter versprochen haben, Anni nicht allein zu lassen, erlebt die 5jährige Schreckliches, und auch als sie mit 11 Jahren nach Bayern ziehen darf, wird ihr Leben nicht einfacher.
Hera Lind hat mit „Das letzte Versprechen“ ein Buch geschaffen, das ich wirklich jedem ans Herz legen möchte. Aus den Tagebüchern und Erinnerungen von Anna Eckardt hat sie eine sehr einfühlsame und berührende Lebensgeschichte geschrieben, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Gewalt, Hunger, Zwangsarbeit, Terror – nichts wird beschönigt oder kleingeredet und wirkt umso intensiver, wenn es aus Annis Kindersicht dargestellt wird.
Ein Roman nach einer wahren Geschichte, der zeigt, wie sich ein Trauma durch so schreckliche Gewalterlebnisse durch das ganze Lieben ziehen kann. Und nicht nur Anni leidet unter ihren Erinnerungen, ihre Mutter, die Großeltern, Onkel und Tante sind ebenfalls traumatisiert – Hera Lind lässt sie alle mit viel Respekt und Verständnis zu Wort kommen.

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Bunt, skurril und authentisch

Elvis Gursinski und der Grabstein ohne Namen
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Elvis Gursinski lebt mit seinen Eltern in einem alten Haus auf dem Friedhof. Er unterhält sich dort mit den Geistern und sein einziger Freund ist ein zahmes Eichhörnchen. Doch dann bekommt Dalia, der Schrecken ...

Elvis Gursinski lebt mit seinen Eltern in einem alten Haus auf dem Friedhof. Er unterhält sich dort mit den Geistern und sein einziger Freund ist ein zahmes Eichhörnchen. Doch dann bekommt Dalia, der Schrecken des Pausenhofs, von ihrer Großmutter den Auftrag, sich um Elvis zu kümmern und die Ereignisse überschlagen sich. Erst verschwindet die Mutter von Elvis, dann taucht Dalia nicht mehr auf…
Was für Charaktere hat Kirsten Reinhardt hier geschaffen: bunt, skurril, stark und vor allem authentisch! Die Depression von Baba, dem Vater von Elvis findet genauso selbstverständlich ihren Platz wie die telepathischen Fähigkeiten von Dalias Großmutter oder die Tatsache, dass Elvis Geister sehen kann. Auch wenn es zwischendurch ziemlich gruselig wird, zieht Reinhardts feiner Humor sich als roter Faden durch die Geschichte. Sie beschreibt die Eigenheiten und Sonderlichkeiten der Figuren, ohne sich je über sie lustig zu machen, und wir wissen am Ende des Buchs: es ist okay, anders zu sein!

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