Cover-Bild Zweckfreie Kuchenanwendungen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Alfred Kröner Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 14.10.2022
  • ISBN: 9783520625014
Yeoh Jo-Ann

Zweckfreie Kuchenanwendungen

Roman
Gabriele Haefs (Übersetzer)

Sukhin, 35, Single, führt ein geregeltes Leben zwischen Lesen, Arbeiten und Besuchen bei den Eltern, um deren Kartonsammlung zu hegen und zu pflegen. Er hat nur einen Freund, einen Lehrerkollegen, der ihn durch schiere Hartnäckigkeit zu einer Freundschaft gezwungen hat. Als er eines Nachmittags in Chinatown Besorgungen macht, stolpert er über eine Obdachlose, die ihn wiedererkennt. Sukhin wird durch die zufällige Begegnung völlig aus der Bahn geworfen. Als er tiefer gräbt, bricht Chaos aus, flankiert von Kuchen und Tee und stapelweise Karton.
Eine wunderbar einfühlsames Porträt zweier zutiefst einsamer Individuen auf der Suche nach dem Mut, die Komfortzone zu verlassen und ihr Leben zu leben – und gleichzeitig Singapurs, wie es leibt und lebt, schmeckt und riecht, auch in Gefilden, die normalerweise im Verborgenen bleiben.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2023

Mit schwarzem Marker auf Karton

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Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger ...

Sukhin ist 35, unverheiratet und sein Lebensradius verläuft zwischen seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner Wohnung und dem Besuch bei seinen Eltern, deren Kartonsammlung er gelegentlich entstaubt. Sein einziger Freund ist ebenfalls Lehrer. Sein Leben erfährt eine ungeahnte Wendung, als er in Chinatown zufällig einer Obdachlosen begegnet – und beide sich wiedererkennen. Die Autorin porträtiert das Leben zweier Individuen auf der Suche nach dem Mut ihr Leben zu leben vor der Kulisse Singapurs in all seinen verschiedenen Facetten.
Das Cover zeigt eine Torte in Regenbogenfarben, von deren Oberseite süßer Zuckerguss an den Seiten heruntertropft. Ein Hinweis auf den Titel mit den Kuchenanwendungen, die im Inhalt der Geschichte sehr oft auftauchen. Das Buch wird von einer Episode aus dem Leben einer Frau und eines Mannes eingeleitet. Nach jedem der Kapitel ist wiederum ein Teil der Geschichte dieses Paares eingeschoben und hebt sich durch die kursive Schriftart vom Rest der Geschichte ab. Lange Zeit weiß man nicht, ob und wie diese Personen mit den Protagonisten des Buches in Zusammenhang stehen, und ob diese Episoden des Paares vielleicht in chronologisch umgekehrter Reihenfolge dargestellt werden. Am Schluss fügt die Autorin ein hilfreiches Glossar an, das dem Leser nicht nur Begriffe näherbringt, sondern auch Literaturhinweise gibt. Außerdem gibt es noch eine praktische Landkarte, die die Lage Singapurs darstellt und einen Stadtplan von Singapur. Die Sätze sind oft lang und verschachtelt und beinhalten Wortkreationen, die einem zunächst fremd erscheinen, sich im Zusammenhang mit der Handlung aber recht rasch entschlüsseln und überaus sinnvoll sind. Wie nebenbei hingeworfene Sätze machen das Geschriebene sehr lebendig.
Auch die Hauptprotagonisten sind in ihrer recht individuellen Art dennoch lebensnah und sehr sympathisch gezeichnet. Deren Einsamkeit, obwohl von vielen Menschen umgeben, ist deutlich spürbar, der Grundton des Romans ist dennoch an keiner Stelle düster oder pessimistisch. Der Autorin gelingt es, die Geschichte sehr erfrischend darzubringen; seien es die Erwartungen und Kommentare der Eltern, die Darstellungen des Unterrichts und der Lehrerkollegen oder das Auftauchen von Kartons und Kuchen zu allen möglichen Gelegenheiten. Den einen oder anderen Leser mag das Buch sogar über sein eigenes Leben und Handeln nachdenken lassen.
Mich hat dieser Debütroman überrascht, vor allem aber sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 04.01.2023

Eine Geschichte, in die man sich hineinkuscheln könnte

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Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man ...

Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man damit sicher nicht und Regeln, Reglementierungen werden hier tatsächlich auch ganz groß geschrieben. Es gibt viel Verbotenes und Dinge, die nicht sein dürfen, aber doch ein Grundrecht eines jeden sein sollten. Aber sie werden nicht verschwiegen in diesem Buch und durchaus auch angeprangert. Und sie gehören zu dieser Geschichte dazu. Aber das Erste oder besser der Erste, der einem hier begegnet, ist Sukhin, 35 Jahre alt, Lehrer für englische Literatur und wirklich kein Sonnenschein für seine Umgebung. Er ist ein grummeliger Eigenbrödler, hält nicht viel von den Menschen, macht dies aber, vorwiegend still in sich gekehrt, mich sich selbst aus. Seine Liebe sind die Bücher und dann noch die Kulinarik. Und als guter Sohn ist er auch für die Kartonsammlung seiner Eltern zuständig, abstauben, für den Fall der Fälle. Und einen guten Freund hat er auch, einen herzallerbesten, seinen Kollegen Dennis, unerträglich freundlich und anhänglich, in Sukhins Augen, aber irgendwie doch ein Freund. Dann beim Einkauf für die Fakultätsparty zum chinesische Neujahrsfest, die ihm aufgetragen wurde, stolpert Sukhin über eine Ansammlung von Kartons, die sich als das Zuhause einer Frau herausstellen. Und Sukhin, er kennt sie, erkennt diese Frau wieder. Es ist Jinn, die Freundin, die ihn vor Jahren so plötzlich verlassen hat, einfach verschwunden ist. Nun lebt sie also hier, obdachlos auf der Straße. Sukhin übernimmt, sehr ungewöhnlich für ihn, Initiative, will Jinn helfen, nähert sich ihr an. Zwei Menschen, die keine Nähe wollen oder nun doch?
Dieses Buch, die Geschichte, die es in sich trägt, man kann nicht anders, sie ist einfach zum 'liebhaben'. Es sind seine Protagonisten, keiner ist einfach, jeder hat seine Vergangenheit, seine Lasten zu tragen und man ist mit der Zeit geworden, was man nun mal ist. Das hört sich nicht sympathisch an, ist es aber und noch viel mehr. Man lächelt mit und über sie, aber niemals im Bösen, dafür sorgt die Autorin schon. Man erlebt Fehler und falsche Entscheidungen, aber die Menschen dahinter, gehen einem nie verloren, so rührend, so achtungsvoll gehen sie ihren Weg.
Diese Geschichte, sie hat mich begeistert und berührt, mit ihrer emotionalen Wärme und ihrer feinen Zartheit, Mensch(lich) zu sein.

Veröffentlicht am 27.05.2023

Ein warmherziger Roman mit Tiefgang

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Wer dieses wunderbar gestaltete Buch des Kröner Verlags in die Hand nimmt und zum Lesen aufschlägt, kann sich zweier Dinge sicher sein: Dass man währenddessen ständig Appetit bekommen wird und dass man ...

Wer dieses wunderbar gestaltete Buch des Kröner Verlags in die Hand nimmt und zum Lesen aufschlägt, kann sich zweier Dinge sicher sein: Dass man währenddessen ständig Appetit bekommen wird und dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man es bis zur letzten Seite inklusive jeder Anmerkung eingesogen hat. Oder sollte ich besser sagen, weg gefuttert hat?

Die Singapurische Autorin Yeoh Jo-Ann erschafft in ihrem ersten Roman eine Welt, die die Lesenden fasziniert, überrascht aber vor allem warm hält. Zunächst bekommen wir den grummeligen Sukhin vorgestellt, welcher als 35jähriger Lehrer irgendwie mit sich und der Welt unzufrieden zu sein scheint. Dem tut er manchmal offen verbal, meist aber nur gedanklich kund und wirkt dadurch unwillkürlich in seiner Grantigkeit urkomisch. Schnell schließt man diesen Menschen ins Herz, wie eigentlich jede andere Figur auch in Yeoh Jo-Anns Roman. Die Handlung der Geschichte kommt ins Rollen, als Sukhin vollbeladen mit Schnickschnack für das Chinesische Neujahrsfest quasi in die Wohnung seiner ehemaligen Schulfreundin und großen Liebe Jinn hineintrampelt. Diese besteht nämlich aus einem Haufen Kartons, da Jinn auf der Straße lebt.

Aus dieser schicksalhaften Begegnung entspinnt sich nun eine über einen längeren Zeitraum hinweg erzählte Geschichte, die sich keineswegs nur um Sukhin und die zaghafte Wiederannäherung an Jinn dreht, sondern ebenso um Themen wie Homosexualität in Singapur, die Ressourcenverschwendung in einer heutigen, modernen Gesellschaft, der Zusammenhalt von Familie oder der selbstgewählten Familie. Mit sehr viel Feingefühl nähert sich die Autorin ihren Figuren durch Rückblicke an und kann dadurch diese facettenreich und wandlungsfähig darstellen. Tiefsinnig beschäftigt sie sich dabei mit ihren Figuren und deren Beziehungen untereinander wie auch den ausgesuchten gesellschaftlichen Themen. Nie wirkt der Roman dabei überfrachtet, immer leicht zu lesen und ausgeglichen. Allein die Darstellung der (offiziell in Singapur nicht vorhandenen) Obdachlosigkeit sowohl selbstgewählt bei Jinn als auch bei anderen auftauchenden Menschen, die auf der Straße leben, erschien mir bisweilen ein klein wenig zu unproblematisch.

Sprachlich besticht der Text durch seinen auflockernden, trockenen und immer ins Schwarze treffenden Humor. So häufig musste ich während der Lektüre schmunzeln, um seiner wahren aber nie zynischen Einschübe. Den Roman außergewöhnlich machen sporadisch eingefügte, kursiv gesetzte Texteinschübe, in welche eine gewisse Melancholie, die man in der Haupthandlung sonst nicht findet, beinhalten und sich sukzessive in das Wissen, welches man während der Lektüre erwirbt, einweben. Diese Passagen muten im Rahmen des ansonsten eher süffig geschriebenen Romans besonders poetisch an und entwickeln ihren ganz eigenen Sog, der einen großen Anteil am Spannungsbogen des Buches hat.

Dieser amüsante, einfühlsame, literarische Unterhaltungsroman verströmt meines Erachtens mit jeder Pore die Atmosphäre, die vergleichbar in der deutschsprachigen Literaturwelt Mariana Leky in ihren Romanen um interessante, liebenswerte Charakterköpfe, die vor ihren ganz eigenen Problemen und den Problemen der Welt stehen und gemeinsam irgendwie einen Weg durch die schweren Zeiten finden, heraufbeschwört. Für mich wäre „Zweckfreie Kuchenanwendungen“ ein guter Anwärter auf den Preis „Lieblingsbuch der Unabhängigen“. Eins meiner Lieblingsbücher des Jahres 2022 ist es schon jetzt geworden. Also lest dieses wunderbare Buch und lernt den multikulturellen Stadtstaat Singapur, seine Einwohner und gleich mit den Verlag Kröner kennen! Denn dieser hat nicht nur ein schön anzusehendes Buch entworfen, sondern auch noch für eine großartige Übersetzung durch Gabriele Heafs und deren Anmerkungen zum Text gesorgt.

4,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 25.12.2022

Lyrik und Kuchen

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Sukhin ist Lehrer für englische Literatur an einer Schule in Singapur. Er führt ein geregeltes Leben, ist aber nicht so richtig zufrieden damit. Vor allem Menschen sind ihm ein Gräuel. Eines Tages erkennt ...

Sukhin ist Lehrer für englische Literatur an einer Schule in Singapur. Er führt ein geregeltes Leben, ist aber nicht so richtig zufrieden damit. Vor allem Menschen sind ihm ein Gräuel. Eines Tages erkennt er in einer Obdachlosen eine frühere Freundin namens Jinn.
Sukhin ist eine fremde Welt. Obwohl er Lehrer ist, scheint er alle Menschen zu verabscheuen. Die Einzigen, der ihm etwas näher kommen, sind ein aufdringlicher Kollege und die Mitarbeiterin, die ihm jeden Morgen sehr pünktlich seinen sehr heißen Tee serviert.
Eine Innenansicht von Sukhin fehlt völlig. Wir erfahren nicht, warum er tut, was er tut, wir sehen ihn nur handeln. Oft backt er Kuchen. So viel Kuchen gebacken und Essen gekocht wurde selten in einem Buch, das kein einziges Rezept enthält. Und dann ist da noch dieses Ding, das Sukhin in seiner Wohnung baut. Was für ein schräger Typ!
Um Singapur geht es in diesem Buch nur zufällig. Neulinge im asiatischen (Koch-) Raum finden am Ende des Buches ein Glossar. Wer Freude an skurrilen Typen hat und Sukhin weiter folgt, findet mit ihm nichts weniger als den Sinn von Poesie und Kuchen.

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Veröffentlicht am 25.12.2023

Einsamkeit vereint

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Sukhin ist Mitte 30, Lehrer, und hat sich in seinem Leben zwischen Arbeit, Lesen und Besuchen bei seinen Eltern eingerichtet. Seine Eltern pflegen eine riesige Kartonsammlung, könnte es doch irgendwann ...

Sukhin ist Mitte 30, Lehrer, und hat sich in seinem Leben zwischen Arbeit, Lesen und Besuchen bei seinen Eltern eingerichtet. Seine Eltern pflegen eine riesige Kartonsammlung, könnte es doch irgendwann mal sein, dass nach 30 Jahren in derselben Wohnung diese Kartons für einen Umzug gebraucht werden. Regelmäßig entstaubt er die Kartons und stapelt sie sorgsam wieder auf. Eigentlich ist er ganz gerne alleine. Einzig Dennis, Mathelehrer aus dem Kollegium, sorgt dafür, dass Sukhin sich in seinem Alleinsein nicht zu sehr einrichtet, hat er ihn doch durch schiere Anhänglichkeit zu einer Freundschaft gezwungen.
Sukhins bequeme Routinen werden durcheinandergeworfen, als er an einem Tag seine alte Liebe Jinn wiedertrifft. Sie ist obdachlos, lebt in einer Behausung aus Kartonagen und scheint ein denkbar schlechtes Los im Leben gezogen zu haben. Aus diesem Grund will Sukhin helfen und sucht ihre Nähe. Natürlich möchte er auch wissen, warum sie ihn vor Jahren so plötzlich verlassen hat. Doch Jinn lässt sich bei aller Fröhlichkeit und allem Optimismus, den sie in ihrer Situation an den Tag legt, nicht in die Karten schauen, was ihr früheres Verschwinden angeht. Mit Kartons und zweckvollen Kuchenanwendungen will er Jinn eine Freude machen, sie ihrerseits zeigt Sukhin, wofür es sich wirklich zu leben lohnt. Wie Planeten auf Umlaufbahnen in gleicher Richtung kreisen diese Menschen umeinander herum und kommen sich dabei näher.

Mit «Zweckfreie Kuchenanwendungen» habe ich jetzt auch nach Singapur mal einen literarischen Ausflug gemacht. Dieser hat mich zu zwei einsamen Menschen geführt, die ihr Alleinsein erst als Einsamkeit erkannt haben, als sie sich wiedergetroffen haben. Besonders gefallen haben mir die Beschreibungen der multikulturellen, innovativen Stadt mit seinem Merlion, zudem Dennis resolut offener Art, Sukhin aus seiner Einsiedlerhöhle zu ziehen. Diese Geschichte ist angereichert mit liebenswerten Charakteren - auch der manchmal etwas arg grummelige Hauptcharakter, der seine Genervtheit von seinen Mitmenschen diese aber selten spüren lässt, sondern mit sich selbst (und selbstredend mit den Leser:innen) ausmacht.
Die Langatmigkeit mancher Passagen hat mich ein wenig gestört und die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu verwässert, davon abgesehen aber ein warmherziges Buch!