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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2023

Ein Suchtrupp in der Arktis, die Stärke von Frauen und eine Mordanklage

In der Stille der Polarnacht
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1845 war der Polarforscher John Franklin mit zwei Schiffen und 129 Mann Besatzung zu einer mehrjährigen Arktisexpedition aufgebrochen, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. In den darauffolgenden ...

1845 war der Polarforscher John Franklin mit zwei Schiffen und 129 Mann Besatzung zu einer mehrjährigen Arktisexpedition aufgebrochen, von der er nicht mehr zurückkehren sollte. In den darauffolgenden Jahren organisierte seine Frau Lady Jane Griffin mehrere Expeditionstrupps, um die Vermissten zu finden. Dies ist der historisch belegte Hintergrund für diese Geschichte.
Im Jahr 1853 beschließt die Witwe, einen erneuten Versuch zu starten, das Schicksal ihres Mannes zu ergründen und diesmal schickt sie ein rein weibliches Team auf die Reise. Als Leiterin wird Virginia Reeve ausgewählt, eine erfahrene Führerin, die bisher Trecks in den Süden er USA geleitet hat. Die Frauen, die sich schließlich auf den Weg machen, könnten unterschiedlicher kaum sein, sowohl von ihren Fähigkeiten her wie auch bzgl. ihrer Motive für dieses gefährliche Unterfangen. Die Umstände, die Wetterverhältnisse, sehr schnell merken die Teilnehmerinnen, von welcher absolut menschenfeindlichen Welt sie umgeben sind und so wird aus der für einige als großes Abenteuer gedachten Expedition ein zunehmender Kampf um Leben und Tod.
Zwei Jahre später, nicht alle Mitglieder des Trupps sind zurückgekehrt, findet sich ihre Anführerin im Gerichtssaal wieder. Sie ist angeklagt, am Tod einer der Frauen schuld zu sein. Vor ihr sitzt eine rein männliche Gerichtsbarkeit und dazu die massiven gesellschaftlichen Vorbehalte, so scheint ihre Chance auf einen fairen Prozeß und den Versuch, die tatsächlichen Sachverhalt wahrheitsgerecht aufzukären, bereits vor dessen Beginn verwirkt.
Die Geschichte, schon von ihrer Grundkonstellation her außergewöhnlich, ist ein wirkliches Abenteuer, atmosphärisch dicht, packend und sehr spannend ausgeführt, natürlich ganz direkt im Kampf dieser Frauengemeinschaft ums Überleben im ewigen Eis, aber auch darüber hinaus, fein thematisiert, in der Behauptung ihrer Stellung, der Stellung der Frau in der damaligen Gesellschaft. Intessante Charaktere, alle eigen und mit ausgeprägter Persönlichkeit, nicht immer konnte man miteinander, auch von Seiten der Leserschaft, aber man stand beisammen und eben hinter ihnen beim Lesen dieses spannenden Buches.
Packende Leseunterhaltung, die durchaus ein Mehr zu bieten hat.

Veröffentlicht am 04.01.2023

Eine Geschichte, in die man sich hineinkuscheln könnte

Zweckfreie Kuchenanwendungen
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Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man ...

Singapur ist die Stadt, der Staat, aus der diese wunderbar warmherzige Geschichte zu uns herüberweht, ein Ort, den man doch eher, klischeehaft, mit negativen Begriffen verbindet. So ganz falsch liegt man damit sicher nicht und Regeln, Reglementierungen werden hier tatsächlich auch ganz groß geschrieben. Es gibt viel Verbotenes und Dinge, die nicht sein dürfen, aber doch ein Grundrecht eines jeden sein sollten. Aber sie werden nicht verschwiegen in diesem Buch und durchaus auch angeprangert. Und sie gehören zu dieser Geschichte dazu. Aber das Erste oder besser der Erste, der einem hier begegnet, ist Sukhin, 35 Jahre alt, Lehrer für englische Literatur und wirklich kein Sonnenschein für seine Umgebung. Er ist ein grummeliger Eigenbrödler, hält nicht viel von den Menschen, macht dies aber, vorwiegend still in sich gekehrt, mich sich selbst aus. Seine Liebe sind die Bücher und dann noch die Kulinarik. Und als guter Sohn ist er auch für die Kartonsammlung seiner Eltern zuständig, abstauben, für den Fall der Fälle. Und einen guten Freund hat er auch, einen herzallerbesten, seinen Kollegen Dennis, unerträglich freundlich und anhänglich, in Sukhins Augen, aber irgendwie doch ein Freund. Dann beim Einkauf für die Fakultätsparty zum chinesische Neujahrsfest, die ihm aufgetragen wurde, stolpert Sukhin über eine Ansammlung von Kartons, die sich als das Zuhause einer Frau herausstellen. Und Sukhin, er kennt sie, erkennt diese Frau wieder. Es ist Jinn, die Freundin, die ihn vor Jahren so plötzlich verlassen hat, einfach verschwunden ist. Nun lebt sie also hier, obdachlos auf der Straße. Sukhin übernimmt, sehr ungewöhnlich für ihn, Initiative, will Jinn helfen, nähert sich ihr an. Zwei Menschen, die keine Nähe wollen oder nun doch?
Dieses Buch, die Geschichte, die es in sich trägt, man kann nicht anders, sie ist einfach zum 'liebhaben'. Es sind seine Protagonisten, keiner ist einfach, jeder hat seine Vergangenheit, seine Lasten zu tragen und man ist mit der Zeit geworden, was man nun mal ist. Das hört sich nicht sympathisch an, ist es aber und noch viel mehr. Man lächelt mit und über sie, aber niemals im Bösen, dafür sorgt die Autorin schon. Man erlebt Fehler und falsche Entscheidungen, aber die Menschen dahinter, gehen einem nie verloren, so rührend, so achtungsvoll gehen sie ihren Weg.
Diese Geschichte, sie hat mich begeistert und berührt, mit ihrer emotionalen Wärme und ihrer feinen Zartheit, Mensch(lich) zu sein.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Xaver, der Junge, der auszog, seinen Traum zu leben

Xaver im Uhrenland
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Xaver lebt im Schwarzwald. Er ist dort Hirtenjunge, hat aber einen großen Traum. Er möchte das Uhrenhandwerk erlernen und dann wie die berühmten Schwarzwald-Engländer Uhren in England verkaufen. Ernst ...

Xaver lebt im Schwarzwald. Er ist dort Hirtenjunge, hat aber einen großen Traum. Er möchte das Uhrenhandwerk erlernen und dann wie die berühmten Schwarzwald-Engländer Uhren in England verkaufen. Ernst nimmt ihn mit diesem Wunsch keiner. Aber dann kommt sein Onkel aus England zu Besuch. Er ist von dem festen Willen des Jungen beeindruckt und bietet ihm an, mit nach London zu kommen. Dort soll er sich beweisen. Bis Weihnachten läuft die Frist. Dann entscheidet sich, darf er seinen Traum leben oder muss er zurück in seine Schwarzwälder Heimat reisen und das tun, was seine Eltern für sein Leben angedacht haben. Xaver gibt alles, obwohl es schwer ist, diese so ganz andere Welt in einer richtig großen Stadt, die englische Lebensweise und dann das furchbare Heimweh. Als er ein Mädchen kennenlernt, ihr Name ist Victoria, wie die Queen, wird alles besser und auch deren Großvater, der sehr gerne in Erinnerungen an die alte Heimat, den Schwarzwald schwelgt, ist Xaver sehr zugetan. Jetzt, mit Freunden im Rücken, wird es für den Jungen leichter. Doch dann passiert ihm ein Fehler, der all seine Träume zunichte machen könnte.
Dieses Buch, es ist richtig schön, eine rührende Geschichte, die dazu aufruft, seine Träume zu leben, mutig zu sein, nicht so schnell aufzugeben und die einem zeigt, wie wichtig der Rückhalt von Freunden ist, um auch schlechte Zeiten zu überstehen. Und neben dem Schwarzwald kommt auch das England der Victorianischen Zeit in dieser Geschichte sehr ausführlich vor. Und das ist sehr interessant, gerade auch wenn man an das 'Weihnachtliche' denkt. Und was diesem Buch einen ganz besonderen Zauber gibt, das sind die tollen Illustrationen, die das Flair dieser geschichtlichen Epoche wunderbar einfängt und die Augen der Kinder und auch der Erwachsenen noch ein bisschen mehr zum Leuchten bringt.

Veröffentlicht am 28.12.2022

Ein Ich, eine Insel, die Anderen und eine sterbende Natur

Schwerer als das Licht
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Diese Geschichte handelt von einer Frau. Sie lebt auf einer weitgehend einsamen Insel, einem idyllischen Ort, mit einer traumhaften intakten Flora und Fauna, Südseeklima und sehr weit weg, im Norden, ...

Diese Geschichte handelt von einer Frau. Sie lebt auf einer weitgehend einsamen Insel, einem idyllischen Ort, mit einer traumhaften intakten Flora und Fauna, Südseeklima und sehr weit weg, im Norden, einem Menschenstamm. Das Hier und Jetzt, diese Frau, sie erzählt uns davon, ihr Ich erzählt uns von dieser kleinen selbstgeschaffenen? Utopie, die zu etwas ganz anderem werden soll, mit der Zeit. Die Dinge verlieren ihre Balance, die Natur funktioniert nicht mehr. Zuerst sterben die Pflanzen und die existentielle Bedrohung, die ihr Ich fühlt, sie nimmt sehr schnell zu. Es folgt die Verbarrikadierung. die Lebensresourcen werden weniger und wertvoller und alles wird zum Feind, greifbar gemacht durch die Menschenansiedlung, die, so scheint es, doch wohl existiert. Und langsam beginnt die anfängliche Konkretheit, hier einen realen Lebensentwurf, welchen Umständen auch immer geschuldet, vor sich zu haben, zu verschwimmen und es kommen Zweifel auf, an der Interpretation des Geschehens. Ist hiervon irgendetwas real, spielt sich das alles wirklich ab oder ist dies ein Traum, das innere Aufbäumen gegen vielleicht sich selbst, seinem eigenen kranken Geist. Denn was wissen wir schon, außer, dass wir hier zunehmend nichts wissen. Und soll das so sein oder habe ich als Leser nur den Anschluss verloren, abgehängt von der Vision einer Welt, die eins auf jeden Fall bewirkt, Intensität und ein Gefühl von Unsicherheit und Angst.
Dieses Buch, die Handlung, ist das hier ein Spiel, mit Worten, mit dem Leser als gedanklich aktivem Gegenpart. Es ist auf jeden Fall grandios anders, kunstvoll in seiner Darstellung und in der literarischen Umsetzung sowieso.
Und man selbst, man bleibt zurück, fragend, zweifelnd, verunsichert und auch begeistert, diesem Event beigewohnt zu haben.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Kinder aus aller Welt öffnen ihre Tür und laden uns ein, einzutreten, auch kulinarisch

Die Welt schmecken und entdecken – eine kulinarische Weltreise für Kinder von 6 - 11 Jahren
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Es gibt so viele Länder und über die meisten von ihnen wissen wir sehr wenig. Das soll sich hier ändern. 13 Kinder erzählen uns etwas über ihr Land, in dem sie zuhause sind. Vier Seiten Platz hat jedes ...

Es gibt so viele Länder und über die meisten von ihnen wissen wir sehr wenig. Das soll sich hier ändern. 13 Kinder erzählen uns etwas über ihr Land, in dem sie zuhause sind. Vier Seiten Platz hat jedes dafür und so sind es auf jeden Fall die aus ihrer Sicht wichtigsten Dinge, die uns hier vorgestellt werden. Wir erfahren etwas darüber, was ihr Land besonders macht, wie sie leben, was sie mögen und worauf sie stolz sind. Wir lesen ein paar Worte in ihrer Sprache und wie bei ihnen Schule geht. Und dann kommt es, wir erfahren, wie bei ihnen gegessen wird und zwar so richtig. Denn Essen muss man ja schmecken und nicht nur auf einem Bild anschauen, damit man die Verbindung zum jeweiligen Land auch ein wenig fühlt. Und genau deshalb kann man hier Rezepte aus dem jeweiligen Land nachkochen. Sie sind alle so gestaltet und bildlich dargestellt, dass sie erst einmal schon beim Hinsehen sehr lecker aussehen und dann heißt es 'ans Werk'. Und die Zutaten dazu sind auch nicht so schwer zu besorgen.
Eine wirklich tolle Idee, Kinder, sozusagen auf Augenhöhe mit seinem ebenfalls jüngeren Lesepublikum, als 'Einlader' fungieren zu lassen und noch besser, diese zum Kochen der Gerichte zu animieren, die sie selbst jeden Tag essen. Und da das Auge nun einmal mitisst, hat man sich, allerdings nicht nur bei den Rezepten, hier ganz besonders viel Mühe gegeben und das Team rund um dieses Buch, die Autorinnen selbst und die Illustratorin dieses Werks, haben das ganz toll hinbekommen.
Man freut sich regelrecht darauf, zusammen mit seinen Kindern in Aktion zu treten.