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Veröffentlicht am 04.01.2023

Ravellis 2. Fall

Wintersterben
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Nach "Waldeskälte" setzt Martin Krüger seine Leser in "Wintersterben" auf Valeria Ravellis zweiten Fall an.
Auf Geheiß von ganz oben wird sie gegen ihren Willen wieder in ein abgeschiedenes Schweizer Bergdorf ...

Nach "Waldeskälte" setzt Martin Krüger seine Leser in "Wintersterben" auf Valeria Ravellis zweiten Fall an.
Auf Geheiß von ganz oben wird sie gegen ihren Willen wieder in ein abgeschiedenes Schweizer Bergdorf abkommandiert. Hier ist die mumifizierte, grausam zugerichtete Leiche eines BKA-Beamten in einer Höhle aufgefunden worden. Ravelli erfährt ziemlich schnell, dass der Ermordete auf der Spur nach vermissten Mädchen gewesen ist. Bei ihren Ermittlungen erhält Ravelli wenig Unterstützung von den Einwohnern. Manche begegnen ihr scheinbar freundlich, andere offensichtlich feindlich. Trotzdem gewinnt sie immer mehr den Eindruck, dass der Ursprung allen Bösen in dem etwas einsam liegenden, riesigen Anwesen eines Großindustriellen liegt, der sich selbst als Comte anreden lässt und sich mit seinem Reichtum ein höfisches Imperium in der Bergwelt aufgebaut hat. Die meisten Dorfbewohner stehen in der ein oder anderen Weise in seiner Schuld.
Ravelli steckt eigentlich schon von Anfang an bei diesen Ermittlungen in Lebensgefahr. Sie fühlt sich oft beobachtet und übersteht nur mit knapper Not einen Brandanschlag. Selbst die Landschaft, vor allem der düstere Winterwald, wirken wie ein Horrorszenario. Dieses Stilmittel setzt der Autor gerne, aber auch leider zu oft ein. Überhaupt ist der Plot relativ realitätsfern. Mich hat es schon sehr gestört, dass Ravelli als Ermittlerin direkt als Gast mit Übernachtung und Beköstigung auf dem Anwesen bleibt. Normalerweise geht die Polizei zur Zeugenbefragung hin, trinkt maximal einen Kaffee und fährt dann zurück oder nächtigt bei Bedarf in einem Hotel. In dieser Art fand ich so manches arg übertrieben, aber es ist Fiktion und deshalb kann ich damit leben. Die Handlung ist in sich abgeschlossen, aber irgendwie auch nicht, denn das Buch endet mit einem bösen Cliffhanger. Darauf will ich schon im Voraus hinweisen. Ansonsten ist der Krimi spannend und gruselig, also kann ich ihn gern weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Gastarbeiterschicksale

Dschinns
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Einst kam Hüseyin Yilmaz als Gastarbeiter nach Deutschland, nach einigen Jahren holt er seine Frau nach. 
Hüseyin versucht sich nach außen hin seinem Gastland anzupassen, aber innerhalb der Familie sollen ...

Einst kam Hüseyin Yilmaz als Gastarbeiter nach Deutschland, nach einigen Jahren holt er seine Frau nach. 
Hüseyin versucht sich nach außen hin seinem Gastland anzupassen, aber innerhalb der Familie sollen die türkisch/patriarchalischen Strukturen bestehen bleiben. Seine Frau Emine kommt mit dem Leben hier nicht zurecht. Sie lernt die Sprache nicht, hat wenig Außenkontakte und ist die heimliche Herrscherin der Familie, die sie mit Willkür überbehütet und unterdrückt.
Als Rentner, gesundheitlich stark angeschlagen, erfüllt Hüseyin sich seinen Lebenstraum (es ist allerdings nicht der Lebenstraum der Familie): Eine Eigentumswohnung in Istanbul. Noch in der Einzugsphase verstirbt er am plötzlichen Herztod. Alle Familienmitglieder kommen zu seiner Beerdigung zusammen und jeder Person wird ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem ihr Leben in Rückblenden aufgefächert wird.
Schnell wird klar, dass alle eigentlich unglücklich sind und es fast immer schon waren. Sie konnten alle nicht die Differenz zwischen der deutschen und der türkischen Lebensart überwinden, und fast jeder hat außerhalb der Familie dem Drang der Freiheit nachgegeben, zum Teil mit extremen Folgen.
Diese Schicksale gehen unter die Haut. Um wie viel besser hätten es die Kinder gehabt, wenn die Mutter ihnen mehr Liebe entgegengebracht hätte. Ja, auch sie hat schlimme Erfahrungen gemacht, aber Muttersein bedeutet mehr als die Wohnung sauber zu halten und eine gute Suppe zu kochen.
"Dschinns" ist ein Buch,das nachdenklich macht, vor allem weil es von einer Autorin geschrieben wurde, deren Großeltern aus der Türkei kamen. Zwischendurch ist mir alles zu viel geworden und ich musste mit dem Lesen pausieren, dennoch empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Geschichte kompakt verpackt

Totentanz – 1923 und seine Folgen (ungekürzt)
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Aus dem Geschichtsunterricht kennt man Geschichte in erster Linie nur als eine Abfolge von Zahlen und Fakten. Lebendig wird sie erst in Verbindung mit Menschen aus Fleisch und Blut. Jutta Hoffritz hat ...

Aus dem Geschichtsunterricht kennt man Geschichte in erster Linie nur als eine Abfolge von Zahlen und Fakten. Lebendig wird sie erst in Verbindung mit Menschen aus Fleisch und Blut. Jutta Hoffritz hat sich einen kleinen Moment deutscher Vergangenheit herausgepickt, nämlich das Jahr 1923, und exemplarisch vier deutsche Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft durch diese zwölf Monate begleitet. Man erfährt von ihren persönlichen Erfahrungen, ihren Intentionen und ihrem Werdegang in dieser umtriebigen Zeit. Am meisten beeindruckt hat mich der ins Unermessliche gestiegene Brotpreis, der wie ein Index der Lebensqualität regelmäßig erwähnt wird. Aber auch andere winzige Details bringen Farbe in die ja eigentlich trockene Materie. Deutschland ächzt noch unter den Reparationszahlungen aus dem verlorenen 1. Weltkrieg, aber wer hat noch in Erinnerung, dass genau dies auch Auswirkungen auf den rheinischen Karneval hatte. Neben den großen politischen Entscheidungen, die ein Hugo Stinnes oder ein Rudolf Havenstein in diesem Zeitrahmen treffen, machen gerade diese bunten Informationstupfer die Lebendigkeit der Erzählung aus. 
Sicherlich spricht dieses Buch nicht die breite Masse an, sondern richtet sich eher an ein Publikum mit Interesse an der deutschen Geschichte. Es ist allerdings auch eher populärwissenschaftlich geschrieben. Es dient in erster Linie der Unterhaltung und ist natürlich keine Fachliteratur. Das Hörbuch wird gekonnt vorgetragen von Stephan Schad.

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Veröffentlicht am 30.12.2022

Seine Bestimmung finden

Spicy Noodles – Der Geschmack des Feuers
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Toma ist ein Jugendlicher, dessen Notendurchschnitt nicht für die Uni reicht. Sein Vater setzt ihn knallhart vor die Tür, sodass nur noch Großvater Shiro für ihn da ist. Dieser führt ein kleines japanisches ...

Toma ist ein Jugendlicher, dessen Notendurchschnitt nicht für die Uni reicht. Sein Vater setzt ihn knallhart vor die Tür, sodass nur noch Großvater Shiro für ihn da ist. Dieser führt ein kleines japanisches Restaurant mit wenig Kundschaft. Toma will hier eine Zeit lang aushelfen, bis er für seinen weiteren Lebensweg eine Entscheidung treffen kann. Das Kochen, das zuerst noch eine Notlösung war, wird mehr und mehr zu einer Herausforderung, schließlich zur Leidenschaft. Aber auch dieses merkwürdige, heruntergekommene Lokal birgt so manches Geheimnis. Als sich eine Verbrecherorganisation für Shiro und Toma interessiert, kommt es zu denkwürdigen Zusammenstößen, denn so mancher Gast besitzt magische Kräfte. Es kommt zu einem knallharten Showdown auf Leben und Tod.
Ich persönlich mag ja Urban Fantasy unheimlich gerne: wenn hinter der normalen realen Welt sich eine ganz andere Seite auf tut, dann finde ich das viel aufregender, als wenn man als Leser von vornherein in eine fantastische Welt katapultiert wird.
Hier in diesem Roman sind die Superkräfte unglaublich spannend, erst recht, als sie in einem mörderischen Kampf aufeinandertreffen. Es siegt nicht allein rohe Gewalt, sondern viel mehr der taktische Umgang mit den Fähigkeiten des Gegners. Normalerweise lese ich Kampfszenen eher quer, aber diese hier waren aufregend, und zum Glück auch übersichtlich und nicht langatmig.
Die Handlung hält viele Überraschungen bereit und wird nie langweilig. Allerdings nehmen für meinen Geschmack die Erotikszenen im Verhältnis zur Gesamtlänge zu viel Platz ein. Die Anziehung zwischen Toma und Akari hätte da sensibler dargestellt werden können, denn sie ist schon außergewöhnlich.
Für meinen Geschmack war das ein unterhaltsamer Fantasy-Roman, der mir 4 Lesesterne wert ist.

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Veröffentlicht am 06.12.2022

Bannbrecher

Lightlark
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Alle hundert Jahre wird die dem Untergang geweihte Insel Lightlark sichtbar. Genau zu diesem Zeitpunkt treffen die Herrscher von sechs Völkern, deren Schicksal eng an Lightlark geknüpft ist, zu einem Centennial ...

Alle hundert Jahre wird die dem Untergang geweihte Insel Lightlark sichtbar. Genau zu diesem Zeitpunkt treffen die Herrscher von sechs Völkern, deren Schicksal eng an Lightlark geknüpft ist, zu einem Centennial zusammen. Ein hundert Tage dauernder Wettkampf untereinander soll den Bann brechen, doch es muss eine Prophezeiung erfüllt werden und ein Herrscher samt seines Volkes muss dazu sterben.
Die Handlung wird aus der Sicht von Isla erzählt. Von klein auf ist sie auf diesen Kampf vorbereitet worden, doch keiner weiß von ihrem großen Geheimnis: Im Gegensatz zu den anderen Herrschern verfügt sie über keine übernatürlichen Kräfte.
Sehr emotional wird erzählt, welche Bündnisse und Gefahren sie eingeht, um Wege aus dem Fluch zu finden. Dabei verliert sie auch ihr Herz an einen Mitstreiter. Eine leidenschaftliche Romanze beginnt. Oft muss Isla sich entscheiden, ob sie ihrem Herzen, ihren Träumen oder ihrer Pflicht folgt. Dabei hat sie keine glückliche Hand.
Die Zeit auf der Insel ist spannend und gefährlich, aber nichts gegen das fulminante Ende, bei dem sich alles auf den Kopf stellt, und das nicht nur einmal.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Romantasy und Abenteuer in einer fremden Welt, einer Welt, die von der Autorin detailreich geschildert wird. Es gibt so viele Geheimnisse, die die Spannung aufrecht erhalten, aber auch die einzelnen Charaktere wissen den Leser zu fesseln. 
Ich habe die Hörbuchversion dieses Buches gehabt. Leider ist es mit Hörbüchern immer schwierig, einzelne Passagen noch einmal zurückzublättern. Deswegen hatte ich zwischendurch vereinzelt Logikprobleme, aber das störte mich nicht dauerhaft.
Die Sprecherin Nina Reithmeier ist klasse. Ihre wörtliche Rede wird ganz dezent personalisiert. Ohne albernes Verstellen der Stimme weiß man doch sofort, welche Person gemeint ist.

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