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Veröffentlicht am 13.11.2019

So nah wie unsichtbar

Er wird dich finden
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Nach ihrem Studium kehrt Jaci Patterson wieder zurück in ihren Heimatort Heron. Anhaltende Regenschauer schwemmen plötzlich Leichen auf das Feld von Jacis Nachbarn und – wie vor etlichen Jahren schon mehrmals ...

Nach ihrem Studium kehrt Jaci Patterson wieder zurück in ihren Heimatort Heron. Anhaltende Regenschauer schwemmen plötzlich Leichen auf das Feld von Jacis Nachbarn und – wie vor etlichen Jahren schon mehrmals – findet die junge Frau wiederum ein schauriges Goldmedaillon an ihrer Haustür. Obwohl der Sheriff damals keine Leichen gefunden und Jacis Hilferufe nicht ernst genommen hat, beginnt nun erneut ein Albtraum für sie. Versteckt sich der brutale Mörder vielleicht sogar ganz in der Nähe?

In gekonntem Mix verpackt Autorin Alexandra Ivy eine Liebesgeschichte in ihren Krimi, Romantic Suspense genannt, was durchaus seinen Reiz hat. Die einzelnen Personen kommen dem Leser rasch näher, einerseits, weil sie sehr authentisch und glaubwürdig dargestellt sind, andererseits, weil ihre Anzahl überschaubar ist, ganz dem kleinen Städtchen am Mississippi entsprechend, wo noch jeder seine Nachbarn kennt und niemand Haus und Hof absperrt. Umso schrecklicher, als sich die Nachricht über die angeschwemmten Leichen verbreitet und die Atmosphäre düsterer wird, das Misstrauen wächst. Gut untermalt wird dies noch durch grauen Dauerregen, allgegenwärtigen Matsch und dunkle Geheimnisse in Jacis Familie. Zwischendurch begegnet man hautnah dem Täter und seinen Gedankengängen. Welche Kindheitserinnerungen haben ihn geprägt, was hat ihn zu dem werden lassen, was er nun ist? So präsentiert uns Ivy nicht nur einen Mörder, sondern auch etliche Hintergrundinformationen um das Warum. Allerdings kann der aufmerksame Leser schon etliche Seiten vor dem Ende ahnen, wer der Bösewicht sein wird.

Dennoch ist „Er wird dich finden“ ein recht gut gelungener Romantic Thriller mit sehr lebensechten Figuren und einer plausiblen Handlung. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt auf „Er wird dich jagen“.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ungleiche Freundschaft

Im Freibad
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Rosemary ist 86. Ihr gesamtes Leben hat sie im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Ihr bester Freund und gleichzeitig geliebter Ehemann George ist tot. Nach dem Schließen der Bibliothek und dem Umbau ...

Rosemary ist 86. Ihr gesamtes Leben hat sie im Londoner Stadtteil Brixton verbracht. Ihr bester Freund und gleichzeitig geliebter Ehemann George ist tot. Nach dem Schließen der Bibliothek und dem Umbau des Gemüseladens zu einer trendigen Bar soll nun auch das Freibad verschwinden. Dabei schwimmt sie dort seit über 60 Tagen jeden Morgen ihre gewohnten Längen.


Kate ist jung und schüchtern, zum Studium wagt sie sich alleine nach London. Ihren Lebensunterhalt verdient nun als Journalistin unscheinbarer Beiträge eines Lokalblattes. Endlich darf sie einen wichtigen Artikel über die Errichtung von Wohnungen und eines Tennisplatzes anstelle des wenig rentablen Freibads schreiben und soll dafür Rosemary interviewen.

Wieviel Veränderung können die Bewohner noch ertragen, wer kann sie verhindern? Diese Frage bildet das zentrale Thema in Libby Pages Roman.

Rosemary und Kate könnten nicht unterschiedlicher sein, dennoch verbindet sie bald eine innige Freundschaft, von der beide auf ihre Weise profitieren.

Gleich zu Beginn findet sich der Leser im regen Treiben Brixtons wieder, angenehm kurze Kapitel beleuchten abwechselnd die Sichtweise von Rosemary und Kate. Sehr detailreich wird Rosemarys Liebe zum Schwimmen und zum Brockwell-Freibad im Besonderen beschrieben, Gegenwart und Vergangenheit fließen ineinander. Dadurch erscheint die Geschichte anfangs eher langatmig, dennoch lohnt sich das Dranbleiben, denn viele Kleinigkeiten, mit Liebe zum Detail verfasst, lassen den Leser die Handlungen der beiden Hauptfiguren nachvollziehen und verstehen.

„Im Freibad“ ist kein rasantes, aggressives Plädoyer für eine liebgewonnene Institution, eher handelt es sich um einen Roman der leisen Töne über Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt.
Alles in allem also ein durchaus lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Überraschungen

Sommerzauber auf der kleinen Insel
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Die 30jährige Britta lebt in Frankfurt, hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt, geht aber ohnehin voll in ihrer Arbeit bei der Agentur SE&P auf. Demnächst soll sie als Projektleiterin mit einem ...

Die 30jährige Britta lebt in Frankfurt, hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt, geht aber ohnehin voll in ihrer Arbeit bei der Agentur SE&P auf. Demnächst soll sie als Projektleiterin mit einem Kollegen auf die dänische Insel Laesø fahren, um ein neues Feriendorf zu planen. Da ihr bereits vor ihrer Geburt verstorbener Vater von der Insel stammt, ist Britta natürlich erfreut über diesen Auftrag, hofft sie doch, mehr über sein Lebensumfeld zu erfahren. Aber dann kommt vieles anders als vermutet und Britta erwarten einige Überraschungen…

Christine und Andreas J. Schulte, alias Barbara Erlenkamp, ziehen den Leser rasch in ihren Bann und überzeugen durch einen angenehmen, flüssigen Schreibstil. Wunderbare Zitate und Sprüche ziehen sich durch die ganze Geschichte und laden ein zum Nachdenken und Innehalten.

Bereits in den ersten Kapiteln lernen wir Britta und ihre Mutter Charlotte kennen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. In treffender Sprache werden auch alle anderen Figuren charakterisiert, sodass man schnell ein sehr konkretes Bild der Personen vor Augen hat und später auch von der traumhaften Insel Laesø, die Ruhe und Erholung verspricht.

Die Vorgänge auf der Insel erscheinen mir dann aber doch ein wenig zu flott und glücklich abzulaufen, was ein bisschen unrealistisch wirkt und leider wird auch im Klappentext schon mehr als nötig verraten, wodurch manchmal die Spannung beim Lesen etwas vorweggenommen wird.

Dennoch ist der „Sommerzauber“ ein wunderschönes Buch, das ich gerne weiterempfehle. Urlaub in Dänemark nicht ausgeschlossen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 13.07.2024

Die Milchzentrifuge

Die Zeit der Frauen – Eine große Erfindung
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Ende des 19. Jahrhunderts ist die Arbeit auf einem Bauernhof noch recht beschwerlich, vieles muss von Hand erledigt werden, vereinzelt vorhandene Maschinen sind fehleranfällig und unzuverlässig. So ist ...

Ende des 19. Jahrhunderts ist die Arbeit auf einem Bauernhof noch recht beschwerlich, vieles muss von Hand erledigt werden, vereinzelt vorhandene Maschinen sind fehleranfällig und unzuverlässig. So ist es nicht erstaunlich, dass Carl Thiele, der eigentlich für den Bau eines neuen Stalles auf den Zumwinkel-Hof gerufen wird, Katharina, der Tochter am Hof, über die Schulter schaut und überlegt, welche Maschine die Milchverarbeitung erleichtern könnte.

Malerisch beschreibt Susanne von Berg die Situation beim Zumwinkel-Bauern, streng, aber familiär geht es hier zu, Knecht Thomas rechnet sich sogar Chancen aus, Katharina zur Frau zu nehmen und den Hof einst selbst zu führen. Bildhafte Szenen und gut vorstellbare Details sorgen für gute Unterhaltung, allerdings vermisse ich zuweilen die Glaubwürdigkeit: die Liebesgeschichte zwischen Katharina und Carl verläuft viel zu schnell, bei der Erfindung der neuen Milchzentrifuge gibt es kaum Rückschläge, auch die Firmengründung verläuft sehr glatt, um nicht zu sagen, naiv. Andererseits fließen doch auch gut recherchierte reale Begebenheiten ein ins fiktive Geschehen und lassen die Zeit um die Jahrhundertwende lebendig werden, eine Zeit des Umbruchs. Sympathische Figuren begegnen uns im kleinen ostwestfalischen Dorf, einige durchleben auch eine merkliche Entwicklung während der wenigen Monate, in denen wir sie begleiten dürfen - Monate, welche das Leben am Bauernhof sehr lebendig werden lassen mit Aufregungen, die nicht alltäglich sind.

Auch wenn für mich so manche Einzelheit nicht ganz realistisch ist, handelt es sich um ein angenehm zu lesendes Buch, das uns ins ausklingende 19. Jahrhundert entführt.

Veröffentlicht am 07.01.2023

Verdächtig

Die letzten Stunden
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Beth Lathrop, im sechsten Monat schwanger, wird von ihrer Schwester, gemeinsam mit der alarmierten Polizei von Black Hall, Connecticut, tot aufgefunden. Beth ist allein mit ihrem Hund Popcorn daheim, während ...

Beth Lathrop, im sechsten Monat schwanger, wird von ihrer Schwester, gemeinsam mit der alarmierten Polizei von Black Hall, Connecticut, tot aufgefunden. Beth ist allein mit ihrem Hund Popcorn daheim, während ihr Mann Pete auf einem Segeltörn weilt und die fast erwachsene Tochter Sam in einem Jugendcamp. Als Hauptverdächtigen stuft Detective Conor Reid sofort den Ehemann ein, wohl, weil er Parallelen zu einem früheren Verbrechen erkennt.

Luanne Rice schreibt ruhig, fast distanziert, was perfekt zu dieser Geschichte passt. Auf den ersten Blick sind Familie Lathrop und ihre Freunde harmonische, hilfsbereite Menschen, die füreinander da sind und einander ewiges Vertrauen schwören. Tatsächlich sieht es hinter den Kulissen jedoch ganz anders aus. Ein Geflecht aus Lügen, Geheimnissen und Intrigen hat sich über Beth und ihre Lieben gespannt, kaum etwas ist tatsächlich, wie es scheint. Nach und nach lernt der Leser sämtliche Personen kennen, bleibt jedoch im Ungewissen, was stimmt und was nicht. Während anfangs genau diese raffinierte Erzählweise für Spannung sorgt, wird ab der Mitte die Handlung ein wenig zähflüssig. Manche Tatsachen kehren immer und immer wieder, sorgen aber für wenig neue Erkenntnisse. Die Auflösung hingegen wird dann eher schnell abgehandelt. Sie passt wohl zur gesamten Geschichte rund um Kunst, Raub, Liebe und Eifersucht, ist jedoch im Verhältnis zum langatmigen Mittelteil fast zu kurz. Hier wäre mehr Ausgewogenheit wünschenswert.

Ein fesselnder Spannungsroman, welcher leider im Mittelteil zu ausschweifend wird, aber dennoch durch eine interessante Handlung und eine klare, kühle Schreibweise punkten kann. 3,5 Sterne.


Titel Die letzten Stunden
Autor Luanne Rice
ASIN B0B3XHW67K
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook
ebenfalls erhältlich als Taschenbuch, 490 Seiten
Erscheinungsdatum 20. Dezember 2022
Verlag Edition M
Originaltitel Last Day
Übersetzer Alice v. Canstein

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