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Veröffentlicht am 07.01.2023

Peredain

Die Pforte der Schatten
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Im Reich von Peredain lebt es sich gut. Die Strukturen sind geregelt, die Herrscherfamilie ist beliebt. Alle 23 Jahre öffnen sich die Pforten und die Gesandten des Abendvolkes betreten das Reich. Ihnen ...

Im Reich von Peredain lebt es sich gut. Die Strukturen sind geregelt, die Herrscherfamilie ist beliebt. Alle 23 Jahre öffnen sich die Pforten und die Gesandten des Abendvolkes betreten das Reich. Ihnen zu Ehren werden Festspiele veranstaltet und als Dank erhalten die Gelehrten magische Geschenke, mit deren Hilfe sie das Land regieren und den Volk einen gewissen Wohlstand und auch eine Sicherheit bescheren. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Durch das Tor kommen grausame Monster, die alles niedermetzeln, was ihnen in den Weg kommt. Lediglich der Thronfolger und seine Getreuen können fliehen.

In diesem ersten Band einer Fantasy-Trilogie kommt das Land Peredian von der Ordnung ins Chaos. Die überlebenden Bewohner des Landes haben keine Ahnung, was über sie hereingebrochen ist. Die fellbewachsenen blutrünstigen Monster sind ihnen gänzlich unbekannt. Prinz Lar, der jetzt König ist, und sein kleines Gefolge können zwar mit einem Flugwagen fliehen, doch ob sie jemals gegen die Invasoren antreten und gewinnen können ist völlig ungewiss. Doch wer sind die Monster? Und wieso kam nicht ein Vertreter des Abendvolkes durch das Tor? Werden sie jemals ihr altes geordnetes Leben zurück bekommen? Weit entfernt arbeitet die junge magiebegabte Cazia ebenfalls daran, herauszufinden woher die Monster kommen und ob sie ein Ziel verfolgen.

Der Ansatz dieses Fantasy-Romans verspricht einiges an Spannung und einer interessanten Geschichte. Die oben erwähnten Fragen beschäftigen einen und man hofft auf den Hauch einer Lösung. Doch irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass sich mehr ein Road-Movie entwickelt, von dem man (noch) nicht erfährt, was Sinn und Zweck ist. Dies wird verstärkt durch den Schluss des Romans, der ist nämlich nicht wirklich vorhanden. Fast so als hätte man keine Trilogie, sondern einen Einzelband, der lediglich zu lang ist, um auf einmal auf den Leser losgelassen zu werden. Natürlich überlegt man bei einem ersten Band, ob das geweckte Interesse, mit der Lektüre der Folgebände befriedigt werden soll. Doch weil schon die Handlung des ersten Bandes etwas ziellos dahin mäandert, sieht man sich genötigt, sich einige Stimmen zu den weiteren Bänden zu lesen, um ein wenig ernüchtert zu beschließen, diese Reihe nicht weiter zu verfolgen. Dennoch ein interessanter Reihenbeginn, mit einem Setting, das neugierig macht.

Veröffentlicht am 23.12.2022

Brownstone

Eine perfekte Ehe
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Erst vor ein paar Monaten sind Amanda und Zack Grayson in ein Brownstone im New Yorker Stadtteil Park Slope gezogen. Und nach so kurzer Zeit ist Amanda tot und Zack sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. ...

Erst vor ein paar Monaten sind Amanda und Zack Grayson in ein Brownstone im New Yorker Stadtteil Park Slope gezogen. Und nach so kurzer Zeit ist Amanda tot und Zack sitzt unter Mordverdacht im Gefängnis. Er ruft seine damalige Studienfreundin Lizzy an. Diese arbeitet inzwischen als Anwältin bei einer renommierten Kanzlei. Allerdings ist sie keine Partnerin und darf deshalb eigentlich keine eigenen Fälle annehmen. Überraschend stimmt ihr Chef allerdings der Übernahme des Mandats zu. Lizzy hat einige private Probleme, die auch durch ihren Ehemann Sam verursacht wurden. Er hat betrunken einen Unfall verursacht und gemeinsam müssen sie versuchen, die Schulden zu begleichen.

In diesem Gerichtsthriller ist nichts so wie es zunächst scheint. Lizzy lässt sich verleiten, ihren ehemaligen Studienkollegen zu vertreten. Dieser beteuert zwar, seine Frau nicht getötet zu haben, das bedeutet aber nicht, dass er es mit der Wahrheit so genau nimmt. Doch wer außer Zack hätte einen Grund gehabt haben sollen, Amanda zu töten? Jemand aus dem exklusiven Freundeskreis? Oder aus Amsndas Vergangenheit? Leicht war ihre Jugend jedenfalls nicht. Oder war es am Ende doch der Ehemann? Schließlich ist es genau das, was die Statistik anzudeuten scheint. Etwas widerwillig beginnt Lizzy, die eigentlich ihrem Mann wieder näher kommen möchte, mit ihren Nachforschungen.

Wenn man sich im letzten Jahr mit der Leseprobe beschäftigt hat und diese vielschichtig und spannend fand, so könnte es passieren, dass man etwas enttäuscht wird, wenn man schließlich das komplette Buch in der Hand hält. In etlichen Teilen ist der Roman so ruhig gestaltet, dass man sich manchmal fragt, wieso man immer noch nicht weiter ist. Nichtsdestotrotz ist der Ansatz so interessant, dass man doch am Ball bleibt. Die Qualität des Romans weiß man allerdings erst zu schätzen, wenn man es abgeschlossen hat. Denn, auch wenn einige wenige Dinge einfach nicht mehr erwähnt werden, so sind die vielen Zusammenhänge zwischen den Akteuren so geschickt komponiert und spannend verwoben, dass man schließlich sagt, das war schon gut.

Veröffentlicht am 31.10.2022

Die Schweiz der Zukunft

Der Wille des Volkes
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Mit um die Siebzig hat der pensionierte Journalist Kurt Weilemann nicht mehr viel zu tun. Hin und wieder darf es ein Nachruf sein 1200 Zeichen, für mehr ist kein Platz. Da meldet sich sein alter Kumpel ...

Mit um die Siebzig hat der pensionierte Journalist Kurt Weilemann nicht mehr viel zu tun. Hin und wieder darf es ein Nachruf sein 1200 Zeichen, für mehr ist kein Platz. Da meldet sich sein alter Kumpel Felix Derendinger und sie verabreden ein Treffen. Von Angesicht zu Angesicht wirkt Derendinger sehr ängstlich, fahrig und nervös. Er sei einer großen Sache auf der Spur. Nur kurze Zeit später ist Derendinger tot. So wie beschrieben kann er nicht gestorben sein, sollte er ermordet worden sein? Ist Weilemann etwa auch in Gefahr? Weilemann will wissen, was geschehen ist.

Eigentlich ist man mit siebzig nicht alt und so will es Weilemann nochmal wissen. Schließlich hat er vor Jahren mal einen Fall aufgeklärt, der schon auf andere Weise gelöst schien. Vielleicht kann so ein Clou nochmal gelingen. Nach der Beerdigung lernt Weilemann die junge Eliza kennen, die eine Freundin von Derendinger war. Gemeinsam gedenken sie des Toten und sie bestärkt Weilemann darin, den Tod des Freundes genauer zu untersuchen. Doch wo anfangen, schließlich hatten sich die Männer ewig nicht gesehen. Zum Glück kann Eliza mit dem Wohnungsschlüssel Derendingers aushelfen. Da ist dann sogar die knarrende Hüfte des Kurt Weilemann, genannt kw, egal.

Kurt Weilemann wirkt mit seinen siebzig Jahren irgendwie tatteriger als es nötig wäre. Seine Abschweifungen, die schmerzende Hüfte, seine Teilnahmslosigkeit, da kennt man andere in dem Alter, die dem Leben mehr zugewandt sind. Und doch ist Weilemann gewieft und er ist in der Lage, den verschlüsselten Hinweisen Derendingers zu folgen. In einer Schweiz, von der man hofft, dass sie so nie existieren wird, sucht er nach dem mutmaßlichen Mörder seines Kumpels. Dass er dabei den Fängen der Täter immer näher kommt, lässt einen erschauern. Auch wenn der Roman nicht richtig zündet, weil Weilemann zwar schlau, aber gleichzeitig auch dem Schicksal ergeben wirkt, will man doch wissen, was hinter allem steckt. Mal wieder wird klar, dass die Menschen sich ihr Grab mit Freude selbst graben.

Veröffentlicht am 28.10.2022

Der unverliebte Toni

Die Mauersegler
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In mittleren Jahren hat es Toni immerhin zum Philosophielehrer gebracht, zu einer geschiedenen Ehe und einem Sohn, der bei der Verteilung der Intelligenz nicht zugelangt hat. Am liebsten ist ihm wohl noch ...

In mittleren Jahren hat es Toni immerhin zum Philosophielehrer gebracht, zu einer geschiedenen Ehe und einem Sohn, der bei der Verteilung der Intelligenz nicht zugelangt hat. Am liebsten ist ihm wohl noch sein Hund Pepa. Eines Tages beschließt Toni, es reicht, in genau einem Jahr wird er sich das Leben nehmen. Und bis dahin wird er jeden Tag aufzeichnen. An was er sich erinnert, was ihm wichtig erscheint oder auch nur die alltäglichen kleinen Dinge. Und neben seiner niedergedrückten Stimmung freut er sich über die Dinge, die er nie wieder tun muss.

Über 800 Seiten, jeden Tag, jeden Monat lässt Toni den Leser oder die Leserin an seinem Leben teilhaben, dass sich nun dem Ende entgegen neigen soll. Sein Elternhaus war oft nicht leicht zu ertragen. Seine Ehe mit Amalia auf Wolke sieben gestartet hat doch eine harte Landung hingelegt. Und auch sein Sohn, auf dem alle Hoffnungen lagen, ist nur normal. Seinen besten und einzigen Freund, der bei einem Anschlag einen Fuß verloren hat, nennt er insgeheim Humpel. Und so beginnt Tonis letztes Jahr mit Gemecker und Genörgel. Kann es etwas geben, was seinen Entschluss ändert? Etwa Pepas treue Augen, der er eigentlich nicht im Stich lassen kann.

Der Ansatz dieses Romans weckt großes Interesse. Wie denkt jemand, der sich umbringen will, wie geht er sein letztes Jahr an, was sind die Gedanken und Erinnerungen, die Toni gerne hinterlassen möchte, ändert sich etwas im Laufe des Jahres. Leider stellt sich heraus, dass Toni ein eigenbrötlerischer Charakter ist, der den Eindruck erweckt, dass er den Misserfolgen viel zu lange hinterher hängt. Seinen einzigen Freund belegt er mit einem blöden Spitznamen und hat dann noch nicht mal den Mut, das offen auszusprechen. Wer will Toni retten? Man kommt bei der Lektüre des Buches, das den Weg auf die Wunschliste gefunden hat, weil man es mögen wollte, an den Punkt, an dem man sich fragt, ob man weiterlesen möchte. Wenn man sich befreit vom Wunsch des mögen wollens, kommt man mit der Lektüre gut voran, weil der Autor sehr gut mit Sprache umzugehen weiß. Wenn dieser Roman inhaltlich enttäuscht, kann das ja auch an der Person liegen, die vor den Zeilen sitzt. Der Autor jedenfalls hat eine tolle Idee verarbeitet.

Veröffentlicht am 17.10.2022

Novemberabend

Totenblass
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Eines Abends im November spürt der Hund eines Obdachlosen eine weibliche Leiche auf. Kommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die Fallanalystin Lara Schuhmann von der Kripo Frankfurt werden an ...

Eines Abends im November spürt der Hund eines Obdachlosen eine weibliche Leiche auf. Kommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die Fallanalystin Lara Schuhmann von der Kripo Frankfurt werden an den Fundort gerufen. Die junge Frau ist offensichtlich nicht eines natürlichen Todes gestorben. Genauere Untersuchungen bringen die Ermittler auf den Gedanken, dass der Täter nicht das erste Mal gemordet hat. Ein Serienkiller in Frankfurt, keine schöne Vorstellung. Am besten wäre es natürlich, den Mord schnellstmöglich aufzuklären. Zunächst muss das Opfer identifiziert werden. Dass ausgerechnet Staatsanwalt Becker die Ermittlung leitet, ist für Kommissar Fuchs nicht gerade erfreulich.

Mit diesem ersten Band einer Reihe werden die Frankfurter Ermittler Fuchs und Schuhmann vorgestellt. Lara Schuhmann soll das Team ergänzen und mit den Erfahrungen, die sie in der Schweiz und in Amerika gesammelt hat, etwas frischen Wind bringen. Der geschiedene Fuchs ist ein gewiefter Kommissar, der manchmal seinen eigenen Weg geht, was dem Staatsanwalt nicht immer gefällt. Als eine weitere Frau von einer Freundin als vermisst gemeldet wird, ergeben sich erste Spuren und auch Ähnlichkeiten. Auch die Freundin der Verschwundenen ist ist im medizinischen Bereich tätig. Eine fieberhafte Suche beginnt, vermutlich befindet sich die verschwundene junge Frau in großer Gefahr.

Bei den Untersuchungen in ihrem ersten Fall werden die neuen Kollegen noch ein wenig zurückhaltend geschildert. Besonders Lara Schuhmann hält sich zurück. Als Team ergänzen sich Fuchs mit seiner Erfahrung und Schuhmann mit dem frischen Ansatz gut. Der Fall erweist sich als kompliziert und nicht leicht zu entschlüsseln. Zwar werden einige Schilderungen hin und wieder etwas zu ausführlich vorgenommen, doch grundsätzlich baut sich Spannung auf und die Auflösung überrascht. Vielleicht sollte man im Blick behalten, dass es sich um den Start einer Reihe handelt, bei dem noch nicht alles offenbart werden soll, so dass das Vage durchaus gewollt ist. Ob einem eine Reihe mit einer fortlaufenden Rahmenhandlung gefällt, muss jeder selbst entscheiden. Insgesamt liest sich dieser Thriller flüssig und kurzweilig.