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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2023

Familienalltag realistisch dargestellt

Jahreszeit der Steine
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Scharfsinnig und detailgetreu erzählt der Autor – vermutlich autobiografisch – den Alltag seiner fünfköpfigen Familie in einem norddeutschen Dorf an nur einem einzigen Novembertag in der Zeit zwischen ...

Scharfsinnig und detailgetreu erzählt der Autor – vermutlich autobiografisch – den Alltag seiner fünfköpfigen Familie in einem norddeutschen Dorf an nur einem einzigen Novembertag in der Zeit zwischen einem Wachwerden am Morgen bis zum Schlafengehen. Er ist ein sehr moderner Vater, der seine Vaterrolle gleichberechtigt neben seiner Frau ausüben will, dabei aber meint, dass diese ihn darin hemmt, so dass an besagtem Tage viele Kränkungen in ihm hervorkochen, die er ohne Aussprache in sich hineinfrisst und erst am Abend kurz zur Sprache bringt. Bei sämtlichen seiner Aktivitäten an diesem Tage schweifen seine Gedankengänge immer ausführlich zurück auf seine eigene Kindheit in der DDR mit einem eigenen Vater, zu dem er ein problematisches Verhältnis gehabt hatte und dem er nie ähneln wollte. Weitere Überlegungen betreffen seinen beruflichen Werdegang. Der Alltag mit Kindern wird so realitätsgetreu dargestellt, dass sich jeder selbst erziehende Leser sicherlich darin wiederfinden wird. Faszinierend sind auch Hilles akribische Beobachtungen zu Vorkommnissen in der Natur oder zu Personen aus seinem persönlichen Umfeld. Damit erscheint dann allerdings der Ablauf eines einzelnen Tages als zu überfrachtet.
Sehr zu empfehlen für Leser von Beziehungsromanen.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Familiengeschichte kunstvoll aufbereitet

Gleißendes Licht
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Der Roman trägt autobiografische Bezüge des Autors. Er selbst wie auch der Protagonist ist der in Deutschland aufgewachsene Sohn eines Deutschen und einer Türkin, die wiederum einen türkischen Vater und ...

Der Roman trägt autobiografische Bezüge des Autors. Er selbst wie auch der Protagonist ist der in Deutschland aufgewachsene Sohn eines Deutschen und einer Türkin, die wiederum einen türkischen Vater und eine armenische Mutter hat. Diese Großmutter verlor durch den Völkermord an den Armeniern 1915 ihre Familie, durch den der eigene Ehemann zu Reichtum kam. Diese kurze Wiedergabe des Inhalts zeigt schon, dass der Roman einen interessanten geschichtlichen und politischen Hintergrund hat. Er ist sehr kreativ gestaltet. Auf verschiedenen, nicht chronologischen Zeitebenen wird von wichtigen Episoden aus dem Leben der Familie erzählt. Das geschieht in recht gefühlsbetonter Weise. Nicht immer ist es allerdings leicht, den Text zu verstehen, insbesondere wenn es um Mythen geht, türkische Vokabeln oder die wirren Rachegedanken des Protagonisten am türkischen Präsidenten, der den Völkermord leugnet.
Zu empfehlen für Leser mit Interesse an der Türkei und den Armeniern.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Sprachgewaltiges Portrait eines Außenseiters

Der Inselmann
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So dünn das Buch auch ist, so sprachgewaltig bringt der Autor die Lebensgeschichte eines Außenseiters dar. Bei diesem handelt es sich um einen 10jährigen Jungen, der mit seinen Eltern wohl in den 1960er ...

So dünn das Buch auch ist, so sprachgewaltig bringt der Autor die Lebensgeschichte eines Außenseiters dar. Bei diesem handelt es sich um einen 10jährigen Jungen, der mit seinen Eltern wohl in den 1960er Jahren aus der Stadt fort auf eine in einem See gelegene Insel zieht, wo die Familie von Schafzucht lebt. Ungeliebt, wortkarg, armselig beschreibt sein Leben am ehesten. Er aber geht vollkommen in dem Leben in der Natur auf. Als die Behörden ihn zum ungeliebten Schulbesuch anhalten, nimmt sein Leben eine Wende. Lange hält der Außenseiter es nämlich nicht in der Schule aus. Schließlich kommt er in ein Erziehungsheim. Nach seiner Volljährigkeit schlägt er sich durch, bis es ihn irgendwann zurück auf die geliebte Insel zieht. Melancholisch ist die Geschichte, faszinierend die Beschreibungen der Natur und des Innenlebens des Jungen. Da fällt es wenig ins Gewicht dass die eine oder andere Frage auf Beantwortung wartet.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Eine sagenhafte Familiengeschichte

Der Stammhalter
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Der niederländische Autor und Journalist präsentiert eine faszinierende, nicht alltägliche Saga seiner eigenen Familie.
Ihren Anfang nimmt sie in Lettland, wo sein nach dort immigrierter, niederländischer ...

Der niederländische Autor und Journalist präsentiert eine faszinierende, nicht alltägliche Saga seiner eigenen Familie.
Ihren Anfang nimmt sie in Lettland, wo sein nach dort immigrierter, niederländischer Großvater ein weit verzweigtes Wirtschaftsimperium aufbaut und mit seiner russischen Ehefrau adeliger Herkunft ein flottes Leben führt. Vernetzt ist er auch mit diversen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Größen verschiedener Nationalität. Nach der russischen Annexion Lettlands im Zweiten Weltkrieg wandert er mit seiner Familie und eines großen Umfangs seines Imperiums in die Niederlande zurück. Einen Makel wirft nur sein erstgeborener Sohn Frans auf die Familie, der der Waffen-SS beitritt und sich gegen den Vater auflehnt. Dessen Sohn Alexander aus der Ehe mit einer Deutschen will der Senior zum Erben und Stammhalter machen, wobei er aber auf Widerstände trifft.

Der Enkel schildert sehr detailliert und ausführlich den Aufstieg und Niedergang seiner Familie, immer vor sehr interessantem und gut recherchiertem geschichtlichen Hintergrund. Die vielen Namen der zahlreichen Romanfiguren und die Vielzahl geschichtlicher Ereignisse erschlagen einen fast beim Lesen und es macht nicht selten Mühe, allem zu folgen. Aber es ist sagenhaft, wie verflochten diese Familie ist.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Eine unübliche Großvater-Enkel-Beziehung

Frankie
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Von dem besonderen Erzählstil war ich schon ab der ersten Buchseite positiv eingenommen. Der Autor lässt seinen 14jährigen Protagonisten Frank aus dessen Perspektive von einigen Wochen aus seinem Leben ...

Von dem besonderen Erzählstil war ich schon ab der ersten Buchseite positiv eingenommen. Der Autor lässt seinen 14jährigen Protagonisten Frank aus dessen Perspektive von einigen Wochen aus seinem Leben erzählen. Das geordnete Zusammenleben mit seiner allein erziehenden Mutter nimmt nämlich einen Wendepunkt, als seine Großvater nach 18 Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird. Bislang hat er ihn nur wenige Male besuchsweise gesehen, vom Grund der Inhaftierung weiß er nichts. Der Großvater ist sehr schroff zu Frank, der sich dennoch zu ihm hingezogen fühlt. Eine Spritztour in einem kurzgeschlossenen Auto endet mit einem Desaster …
Obwohl in Frank am Ende der Geschichte das Böse erwacht, hat man von ihm einen durchweg sympathischen Eindruck. Ein typisch Wiener Jung‘, der recht erwachsen über sein Leben und seine Mitmenschen sinniert. Da gibt es dann auch schon humorvolle Einstreuungen. Leider tut ihm der neue Einfluss seines Großvaters, dem er sich streng genommen freiwillig aussetzt, nicht gut und es kommt in schneller Abfolge zu unschönen Vorkommnissen. Die Frage nach dem Warum bleibt unbeantwortet, was ganz im Einklang mit den philosophisch anmutenden Betrachtungen des Großvaters steht, nach dessen Ansicht man das Wort warum streichen kann und man schlichtweg tut. Ich gehöre nun aber doch zu den Lesern, die alle offenen Fragen beantwortet haben wollen, hier konkret insbesondere: Was hat der Großvater verbrochen? Was ist aus ihm nach dem Vorfall auf dem Parkplatz geworden? Was hat Frank am Ende vor, als er erneut zu der Örtlichkeit fährt? Da das und noch andere Kleinigkeiten der Fantasie des Lesers überlassen bleiben, mache ich von der Höchstbewertung einen Abschlag.

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