Berührende Geschichte
Licht sucht sich seinen Weg„...Die Särge waren natürlich geschlossen. Keine Blumen schmückten sie. Nicht einmal in der Kirche gab es Blumen, aber durch das Fenster fiel das kühle Morgenlicht...“
Für Ruth ist es einer der härtesten ...
„...Die Särge waren natürlich geschlossen. Keine Blumen schmückten sie. Nicht einmal in der Kirche gab es Blumen, aber durch das Fenster fiel das kühle Morgenlicht...“
Für Ruth ist es einer der härtesten Tage ihres Lebens. Ihr Mann und ihr Schwiegervater, beide Ärzte, waren bei der Bombardierung eines Krankenhauses in Afghanistan ums Leben gekommen, Ihre beiden Töchter, die 6jährige Sofie und die 2jährige Vivienne, müssen nun ohne Vater aufwachsen.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Streckenweise lehnt sie sich dabei an die biblische Geschichte von Ruth an und überträgt sie ins Heute. Das aber funktioniert nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen.
Ruth zieht mit ihren Kindern zu einem Cousin ihres Mannes. Elam gehört zur mennonitischen Gemeinde und hat eine große Cranberryfarm. Elam ist ein ruhiger und zurückhaltender Mann.
„...Er selbst hatte Erfahrung mit Trauer und wusste: Trauer ließ sich am besten schweigend ertragen...“
Während Vivienne noch nicht wirklich begreift, was geschehen ist, äußert sich bei Sofie, einem typischen Papakind, die Trauer in Weinkrämpfen, Wut und Aggression gegenüber anderen.
Briefe, kursiv gedruckt, geben einen Einblick in Ruths sechsjährige Ehe. Sie zeigen, dass da einiges im Argen lag. Chandler ging in seinem Beruf auf und überließ alles andere seiner Frau. Sie war im Heim und Kindererziehung gefangen. Jetzt stellen sich manche Fragen neu.
„...Wo war Ruths Platz auf der Welt? Zu welchen Menschen gehörte sie? Sie hatte sich so lange wie eine alleinerziehende Mutter gefühlt, und trotzdem hatte sie keine Ahnung gehabt, wie verwundbar man sich fühlte, wenn man sein Leben tatsächlich ganz allein bestreiten musste...“
Zur Trauerbewältigung kommen finanzielle Fragen. Ihr Mann war im Auftrag von Ärzte ohne Grenzen unterwegs. Die Versicherung weigert sich zu zahlen. Außerdem war vor kurzem ihr Vater gestorben. Ihre Mutter hatte sich eine kleinere Wohnung gesucht. Dort konnte Ruth nicht unterkommen.
Zwar hatte sie ein abgeschlossenes Studium, aber sie hatte nie in ihrem Beruf gearbeitet. Das Angebot von Mabel, ihrer Schwiegermutter, auf Elams Farm zu ziehen, war Rettung in der Not. War es aber eine Dauerlösung?
Elam und Ruth reden nicht viel. Wenn es aber zu Gesprächen kommt, dann gehen sie in die Tiefe. Elam trägt eine tiefe Glaubensüberzeugung in sich.
„...Gott liebt dich auch in deinen Zorn und deinen Schmerz. Auch dann findet er dich liebenswert...“
Als das Leben wieder in ruhige Bahnen abzugleiten beginnt, erhält Ruth eine unerwartet Nachricht.
„...Die Phasen der Trauer lief plötzlich rückwärts. Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz, das alles kämpfte um einen Platz in ihrem Herzen...“
Dann gibt es eine weitere Wende. Das Buch kombiniert im Prinzip zwei Probleme miteinander. Zum einen geht es um die Bewältigung von Trauer, zum anderen aber wird auch die Frage aufgeworfen, wie eine Ehe für beide Seiten glücklich und zufrieden gestaltet werden kann.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.