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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2023

Wo arm und reich sehr dicht beieinander liegen ...

Der blonde Hund
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Auch dieser dritte Kriminalfall um den Kriminalkommissar Ariel Spiro ist wieder alles andere als gewöhnlich. Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen Journalisten, der für den damals, also im Jahr 1925, ...

Auch dieser dritte Kriminalfall um den Kriminalkommissar Ariel Spiro ist wieder alles andere als gewöhnlich. Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen Journalisten, der für den damals, also im Jahr 1925, noch sehr umstrittenen Völkischen Beobachter tätig war. Nicht überraschend stellt sich schnell heraus, dass er Teil einer ganzen braunen Entourage ist, die in Berlin zu Besuch ist. Unser Kommissar mit dem jüdischen Namen – Jude zu sein bestreitet er weiter vehement – macht sich also an die Aufklärung und gerät mal wieder in dubiose und zweifelhafte Kreise. Zur gleichen Zeit bewegt sich seine Freundin Nike in anderen Sphären und lässt sich auf Séancen verunsichern. Diesmal scheinen die Beiden wie Königskinder, die nicht zusammenfinden. Wird es Spiro als gelingen, den Mord aufzuklären bevor weitere Tote seinen Pfad pflastern werden?

Was mir an diesem Roman besonders gefallen hat, ist sein Subtilität, mit der er das Auftauchen der Nationalsozialisten beschreibt. Besonders klasse fand ich den vegetarische Hitler, der im Restaurant den Kellner schalu macht. Überhaupt gefällt mir der bildhafte Schreibstil, der mich in Gedanken durch die Straßen Berlins huschen ließ. Nicht ganz so interessant fand ich Nikes Freizeitbeschäftigung aber ist genau wie Judenhass en vogue und zum Buch hat sie gepasst. Ich vergebe hier gerne die verdiente volle Punktzahl und bin schon sehr gespannt auf einen eventuellen vierten Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Wenn eine einzige Entscheidung dein Leben auf den Kopf stellt ...

Löwen wecken
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Highlight! Ein Albtraum wird wahr! „Nur noch ein bisschen Dampf ablassen“ denkt sich der überarbeitete Arzt nach Ablauf seiner anstrengenden Schicht. „Einmal das SUV in der Wüste kreischen lassen!“ Doch ...

Highlight! Ein Albtraum wird wahr! „Nur noch ein bisschen Dampf ablassen“ denkt sich der überarbeitete Arzt nach Ablauf seiner anstrengenden Schicht. „Einmal das SUV in der Wüste kreischen lassen!“ Doch dann taucht aus dem Nichts ein Mensch auf, aus dem Nichts … wo kam der her? Der unverkennbar dumpfe Aufprall verheißt nichts Gutes. Es gibt keine Zeugen, niemand hat ihn gesehen und so trifft Etan eine verhängnisvolle Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird. Spätestens als jedoch eine Zeugin auftaucht, weiß man als Leser, dass Dr. Etan Grier einen großen Fehler gemacht hat …
Mit „Löwen wecken“ – übrigens mein erster Roman der Autorin – begebe ich mich auf eine Reise nach Israel, und zwar nicht in die wunderbare Stadt Jerusalem, die ich selbst schon einmal besuchen durfte, sondern nach Be‘er Sheva im Süden Israels, die Hauptstadt der Negev Wüste. Eine Art Zwangsversetzung hat die Etans Familie mitsamt seiner Frau Liat und den zwei jungen Söhnen dorthin verschlagen, worüber Etan alles andere als glücklich ist. Doch sein Plan, die Wüste in spätestens zwei Jahren wieder verlassen zu können, stirbt mit jenem desaströsen Abend. Es bricht einem als Leser das Herz miterleben zu müssen, wie der Arzt in einen Strudel der Unwahrheiten und Vertuschungen gesaugt wird, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Er baut ein Lügengerüst um sich auf um alle Aufträge erfüllen zu können und das Familienleben intakt zu halten, doch schnell stößt er an seine Grenzen. Die Mauern bröckeln, er ist am Ende seiner Kräfte. Die Autorin schafft in ihrem Roman eine solch spannende Atmosphäre, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte zu Lesen. Bis zum Schluss habe ich gefiebert, gehofft und gebangt. Die bildhafte Sprache in Kombination mit der Eindringlichkeit der Geschichte haben mich derart in den Bann gezogen, dass ich mich nach Beendigung erstmal sammeln und runterkommen musste. Von mir gibt es für dieses äußerlich eher unscheinbare Buch begeisterte fünf von fünf Sternen mit einer absoluten Leseempfehlung. Das war bestimmt nicht meine letzte Reise nach Israel. Der nächste Roman von Ayelet Gundar-Goshen liegt schon bereit. Ein Autorenname, den ich mir merken werde.
P.S.: Ein kleiner Nachsatz … ich war überrascht zu lesen, in welchem Ausmaß auch Israel mit illegalen und legen Einwanderern zu kämpfen. Ein interessanter Einblick in eine fremde Welt.

Veröffentlicht am 30.12.2022

Kruzinesen, ist das heiß !!!!

Affenhitze (Ein Kluftinger-Krimi 12)
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Klufti is back ;) … ich liebe ihn ja, den grantligen Allgäuer, der mir einfach ans Herz gewachsen ist. Diesmal zeigt er sich mal wieder von seiner besten Seite und lässt natürlich kein Fettnäpfchen aus. ...

Klufti is back ;) … ich liebe ihn ja, den grantligen Allgäuer, der mir einfach ans Herz gewachsen ist. Diesmal zeigt er sich mal wieder von seiner besten Seite und lässt natürlich kein Fettnäpfchen aus. Es gilt einen Mord an Professor Brunner, dem Forscher, der den „Udo“ ausgegraben hat, aufzuklären und so macht er sich auch gleich mit seinem Kollegen Richard „Richi“ Maier auf Spurensuche. Und so ganz nebenbei verstrickt sich der Kommissar, äh verzeih, der Interimspolizeipräsident, in die Welt der neuen „Sozialmedien“. Er kann gar nicht glauben, was über die Seite mit dem weißen F auf blauem Grund so alles möglich ist. Plötzlich kommen Freunde aus allen Ecken und die Zeit zerrinnt ihm nur so zwischen den Fingern. Und vor allem kommt er immer mehr ins Schwitzen, was nicht allein der Hitze des Jahrhundertsommers geschuldet ist …

Klufti forever! Für mich kann es gerne noch weitergehen mit der (Hör)buchreihe um das Allgäuer Urgestein. Die Hörbücher haben nämlich einen wunderbaren Unterhaltungswert. Ich vergebe hier mit vier Sternen fast die Bestnote … ach, nein, ich runde doch auf die volle Punktzahl auf, er hat es einfach verdient !!!!!

Veröffentlicht am 28.12.2022

"Was Lage ist, bestimme ich!"

KaDeWe. Haus der Träume
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Wer die Romane von Marie Lacrosse, vielen auch bekannt unter ihrem tatsächlichen Namen Marita Spang, kennt, weiß, dass sie mit dünnen Büchlein nichts anfangen kann. So bringt der erste Teil ihrer neuen ...

Wer die Romane von Marie Lacrosse, vielen auch bekannt unter ihrem tatsächlichen Namen Marita Spang, kennt, weiß, dass sie mit dünnen Büchlein nichts anfangen kann. So bringt der erste Teil ihrer neuen Trilogie mit knapp 720 Seiten wieder mal stolze 650g auf die Waage. Aber keine Sorge, es sind 720 Seiten bester Unterhaltung, die sich rund um die Familien Jandorf, Bergmann und Krause ranken, die alle drei mit dem neuen Kaufhaus des Westens eng verbunden sind. Mit Bild- und Wortgewalt bricht der Roman auf seine Leser rein. Schnell hatte ich mich festgelesen und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie von der Autorin gewohnt, hat sie auch diesmal nicht an Recherchearbeit gespart und zeichnet ein sehr authentisches Bild der damaligen Zeit. Schnell lernte ich nicht nur den Glanz und Glitter der Welt der Reichen und der Schönen, sondern auch Armut und Kummer der weniger Glücklichen in Berlin kennen. Aber auch die Oberschicht Berlins wird schnell zurechtgestutzt als der Erste Weltkrieg mit seinen tödlichen Waffen zuschlägt. Es sind vor allem die Frauen, die nun vieles am Laufen halten – Rieke und ihre Mutter Käthe Krause, die sich nicht nur einen alkoholkranken, arbeitslosen Vater und Mann vom Leib halten müssen, sondern zudem auch noch viele Stunden harte Arbeit leisten, um die Familie vorm Verhungern zu bewahren, sowie Judith und ihre Mutter Rebekka Bergmann, die sich den Ärmsten der Armen im Scheunenviertel widmen.

Durch die Wahl ihrer abwechslungsreichen Charaktere gelingt es der Autorin wunderbar das Augenmerk immer wieder auf einen anderen Aspekt der Zeit und Umgebung zu lenken. So reiste ich auf die Schlachtfelder in Verdun, speiste im feinen Salon des KaDeWe, wehrte mich als Frau gegen die Vorbehalte der Männer in der Universität und wurde leider auch mehr als einmal Zeuge des Verhaltens gewalttätiger Männer gegenüber wehrlosen Frauen. Ich verfolgte die Politik und den ständigen Machtwechsel und sah traurigerweise auch Vorboten der weiteren Entwicklungen, insbesondere gegen Juden, in den kommenden Jahren.

Ich muss ehrlich sein, manchmal hätte ich mir ein wenig mehr Roman und ein bisschen weniger geschichtliche Tatsachen gewünscht. Zwischendurch hatte ich streckenweise das Gefühl, dass die Freuden und Leiden einiger Charaktere dadurch etwas in den Hintergrund traten. Trotzdem habe ich diesen Roman sehr genossen und fiebere schon Band zwei entgegen. Gerne vergebe ich für das Haus der Träume satte vier von fünf Sternen und spreche eine absolute Leseempfehlung für all die Leserinnen und Leser aus, die wie ich ein Familiensaga-Junkie sind und eine gute Recherche zum Roman zu schätzen wissen.

Veröffentlicht am 27.12.2022

“Lessons in Chemistry” mit Elizabeth Zott …

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren ...

Elizabeth Zott ist klug und sie hat einen Traum. Sie möchte in ihrem Lieblingsthema Chemie den Doktortitel erwerben und Forscherin sein. Nicht mehr und nicht weniger. Doch dafür scheint sie zu früh geboren worden zu sein, denn Ende der fünfziger Jahre haben Männer noch die Macht die Karriere einer Frau zu zerstören, ganz wie es ihnen beliebt. Mit dem Studium ist es schnell für sie zu Ende, doch wer Ms. Zott kennt – und ich tue das inzwischen – weiß, dass sie nicht aufgeben wird. Als sie eine Stelle in einem Institut für Chemie angeboten bekommt, nimmt sie an, obwohl sie dort das Mädchen für Alles sein soll. Elizabeth scheint das Wörtchen „Alles“ wörtlich zu nehmen, denn sie hinterfragt, sucht und findet Erklärungen und … findet Calvin Evans, ein Mann, der so außergewöhnlich wie sie selbst ist. Nie wollte sie sich an einen Mann binden und auch Calvin hatte der Liebe eigentlich abgeschworen, als es passiert. Sie verlieben sich ineinander und sind wie füreinander geschaffen, die wissbegierige Chemikerin und der preisgekrönte Forscher. Ein perfektes Paar, das schnell bei den Kollegen Neid und Missgunst erweckt. Als sie schließlich zusammenziehen und der Hund „halbsieben“ die Familie komplett macht, scheint die Frage der Chemie geklärt! Es hätte alles so schön sein können … doch dann kam die Katastrophe, ja und danach kam „Dinner um Sechs“ …
Ok, ok, dachte ich mir, als ich das Hörbuch in den Händen hielt. Wollen wir doch erstmal sehen, ob es halten wird, was der Hype um „Eine Frage der Chemie“ verspricht. Knappe vierzehn Stunden später hatte ich meine Antwort. Ja, ja, ja, es hält, was es verspricht, denn die wunderbar talentierte Hörbuchsprecherin Luise Helm, die Elizabeth Zott ihre Stimme gibt, macht aus dem ohnehin großartigen Buch eine Hörerlebnis der ganz besonderen Art. Aber auch die Autorin Bonnie Garmus hat eine erstaunliche Leistung erbracht. Auf unverkennbare, trockene Weise und gleichzeitig immer wieder gespickt mit genau der richtigen Portion Witz und Ironie behandelt sie heikle Themen, wie „Wilde Ehe“, alleinstehende Mütter, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, und, und, und, alles Themen, die Anfang der sechziger Jahre noch eine ganz andere Bedeutung hatten. Man spürt mit jedem Kapitel, dass sowohl die Autorin als auch die Sprecherin wohl fast ein wenig verliebt in Elizabeth gewesen sein müssen, denn die Hingabe, mit der sie die Protagonistin ausformen, ist unübersehbar. Hier vergebe ich – obwohl ich mich mit der Rolle von „halbsieben“ erst recht spät anfreunden konnte – gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Ich bin schon sehr gespannt, was sich Bonnie Garmus als nächstes ausdenken wird. Ich hoffe, wir lesen bald mehr von ihr.

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