Cover-Bild Zweistromland
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: tolino media
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 244
  • Ersterscheinung: 24.11.2022
  • ISBN: 9783754660799
Edgar Bernardi

Zweistromland

Zwei Zwillingsbrüder verlieren sich als Fünfjährige in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Oswald, kurz nach seinem Bruder geboren, wächst im Osten an der Elbe auf. Erst nach dem Fall der Mauer trifft er seinen Bruder Werner wieder, der seit der Flucht mit dem Vater am Rhein im Westen lebt. Stimmen und Bewegungen bleiben identisch. Die kurze gemeinsame Kindheit und der Erfolg beider Brüder als Computerexperten diesseits und jenseits der Zonengrenze schaffen jedoch keine Verbundenheit. Oswald fühlt sich als Wendeverlierer, der nichts aus der von den Westdeutschen als Unrechtsstaat abgestempelten „DDR“ gutheißen darf, der unaufhörlich seine Identität im wiedervereinten Deutschland sucht. Als konformer Anhänger des sozialistischen Systems verzweifelt er an der Wendekunst seines Mentors, Genosse Helmut. Sein nach Grenzöffnung siebenundzwanzigjähriger Sohn Sven hatte keine Beziehung zum DDR-Staat. Verbote und die ewige Einkesselung schürten seinen Hass als Jugendlicher, er driftet in die rechtsradikale Szene ab. Svens Generation lechzte nach Freiheit und gierte nach allem Westlichen, das durch Mauer und Stacheldraht drang. Oswalds gesteigerte Ohnmacht, als Jüngerer gegenüber seinem Bruder, als Systemtreuer gegenüber einem gescheiterten Staat und dem Gefühl, als Ostdeutscher gegenüber den „Besserwessis“ zu kurz gekommen zu sein, lässt ihn an der Realität verzweifeln. Analog zum Kinderspiel Westen entwickelt er ein Computerspiel mit Mauer, Grenzkontrolle und Schießbefehl, das er an fiktiven Flüchtlingen testet. Aus dieser virtuellen Welt sucht er den Weg zurück in die reale.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2023

Zweistromland

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Inhalt:
Zwei Zwillingsbrüder verlieren sich als Fünfjährige in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Oswald, kurz nach seinem Bruder geboren, wächst im Osten an der ...

Inhalt:
Zwei Zwillingsbrüder verlieren sich als Fünfjährige in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Oswald, kurz nach seinem Bruder geboren, wächst im Osten an der Elbe auf. Erst nach dem Fall der Mauer trifft er seinen Bruder Werner wieder, der seit der Flucht mit dem Vater am Rhein im Westen lebt. Stimmen und Bewegungen bleiben identisch. Die kurze gemeinsame Kindheit und der Erfolg beider Brüder als Computerexperten diesseits und jenseits der Zonengrenze schaffen jedoch keine Verbundenheit. Oswald fühlt sich als Wendeverlierer, der nichts aus der von den Westdeutschen als Unrechtsstaat abgestempelten „DDR“ gutheißen darf, der unaufhörlich seine Identität im wiedervereinten Deutschland sucht. Als konformer Anhänger des sozialistischen Systems verzweifelt er an der Wendekunst seines Mentors, Genosse Helmut. Sein nach Grenzöffnung siebenundzwanzigjähriger Sohn Sven hat keine Beziehung zum DDR-Staat. Verbote und die ewige Einkesselung schüren seinen Hass als Jugendlicher, er driftet in die rechtsradikale Szene ab. Svens Generation lechzt nach Freiheit und giert nach allem Westlichen, das durch Mauer und Stacheldraht dringt. Oswalds gesteigerte Ohnmacht, als Jüngerer gegenüber seinem Bruder, als Systemtreuer gegenüber einem gescheiterten Staat und dem Gefühl, als Ostdeutscher gegenüber den „Besserwessis“ zu kurz gekommen zu sein, lässt ihn an der Realität verzweifeln. Analog zum Kinderspiel Westen entwickelt er ein Computerspiel mit Mauer, Grenzkontrolle und Schießbefehl, das er an fiktiven Flüchtlingen testet. Aus dieser virtuellen Welt sucht er den Weg zurück in die reale.

Meine Meinung:
Ein Buch das noch lange nachwirkt. Es hat mich sehr nachdenklich und teilweise auch geschockt zurück gelassen. Vieles war mir ja bereits bekannt, aber wenn man dann mit der Realität konfrontiert wird, dann gibt es dem ganzen nochmal ein ganz anderes Bild.
Das Buch ist in fünf Abschnitte eingeteilt und jeder Abschnitt hat so seine Eigenheiten und auch Grausamkeiten.
Im ersten Abschnitt wird man von den Ereignissen der Bombardierung Dresdens konfrontiert, die sehr detailliert und bildlich dargestellt werden. Man ist regelrecht entsetzt über die damaligen Zustände. Wirklich sehr gut recherchiert.
Im zweiten Abschnitt erlebt man dann die Trennung der Familie und die Flucht von Werner und seinem Vater Richtung Westen, während Oswald von Gertrude Funck aufgenommen wird. Auch diese Beschreibungen sind sehr detailliert und bildlich. Gerade Oswald tut mir so unendlich leid, als er alleine zurück bleibt.
Im dritten Teil werden wir dann Augenzeuge der Entwicklung auf beiden Seiten Deutschlands. Während der Westen, auch dank der westlichen Besatzer, einen Boom erlebt, so sind auf der anderen Seite der Grenze die Machenschaften der Stasi und die Auswirkungen des „Unrechtstattes“ spürbar. Wer in diesem System nicht funktioniert, hat keine Chance. So erlebt man auch die unterschiedliche Entwicklung der beiden Brüder hautnah mit. Wirklich sehr gut und realistisch beschrieben.
Im vierten Abschnitt folgen dann die letzten Jahre der DDR. Hier werden die enormen Unterschiede wirklich deutlich sichtbar. Gerade die unterschiedliche Entwicklung der beiden Brüder wird jetzt sehr deutlich. Während Oswald sich im System der DDR arrangiert hatte, hat Werner Karriere gemacht und kommt jetzt so als „Besserwessi“ zurück nach Dresden und übernimmt dort ausgerechnet die Firma, in der Oswald arbeitet. Dieser Abschnitt ist insgesamt wirklich sehr emotional.
Im letzten Abschnitt werden dann die Entwicklung der Menschen in unterschiedlichen Systemen sehr deutlich beschrieben und man kann wirklich erkennen, wie groß doch der Unterschied zwischen Ost und West war. Auch die Probleme, die die Wiedervereinigung mit sich gebracht hat, werden sehr sehr deutlich beleuchtet. Gerade dieser Abschnitt drängt einem förmlich auf, auch über die heutige Situation nachzudenken, denn noch immer, nach über 30 Jahren, hat die Politik es nicht geschafft, den Osten an den Westen anzugleichen, gerade was das Lohngefüge betrifft.
Mich hat dieses Buch wirklich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugen können und hat mich mehr als Nachdenklich zurück gelassen.

Mein Fazit:
Ganz klare Leseempfehlung, volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.01.2023

Können die Brüder sich wieder annähern?

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Im Krieg passiert es, dass die Zwillingsbrüder Werner und Oswald auseinander gerissen werden. Werner schafft es mit dem Vater aus Dresden zu fliehen und die beiden bauen sich im Westen ein neues Leben ...

Im Krieg passiert es, dass die Zwillingsbrüder Werner und Oswald auseinander gerissen werden. Werner schafft es mit dem Vater aus Dresden zu fliehen und die beiden bauen sich im Westen ein neues Leben auf. Vor allem der Vater denkt aber oft an den Sohn, den er im Osten zurück lassen musste, der aber nun in diesem Land unerreichbar scheint. Oswald selber kommt mit dem System in der DDR gut zurecht und er wird von einer Frau wie ein Sohn großgezogen. Der Vater sucht nach seinem verlorenen Sohn und nach der Wende könnten sich alle wieder besser kennenlernen. Aber man merkt auch, dass die Brüder einfach in grundverschiedenen Welten aufgewachsen sind.
Mir hat das Buch gut gefallen. Ich mag Bücher, die mir unsere deutsche Geschichte nahebringen, weil ich selber bei der Wiedervereinigung noch zu jung war, um alles erfassen zu können. In diesem Buch hat man eine interessante Geschichte um eine Familie, die in den Wirren des Krieges auseinander gerissen wird, aber auch viel Wissen um die beiden deutschen Staaten und die Zeit nach der Wiedervereinigung zusammen. Das macht dieses Buch spannend zu lesen. Man möchte wissen, wie es mit den Brüdern weiter geht und erfährt quasi nebenbei noch einiges über die Geschichte unseres Landes. So macht mir Lektüre großen Spaß.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Ein Stück deutscher Geschichte

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„...Werner und Oswald fallen in ihr Leben in Dresden zu einem Zeitpunkt, an dem bereits ein verbrecherischer Sog herrscht. Und von diesem Moment an werden sie als winziger unschuldiger Teil des deutschen ...

„...Werner und Oswald fallen in ihr Leben in Dresden zu einem Zeitpunkt, an dem bereits ein verbrecherischer Sog herrscht. Und von diesem Moment an werden sie als winziger unschuldiger Teil des deutschen Volkes in die Zukunft integriert….“

Wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges werden die Zwillinge Oswald und Werner geboren. Werner ist einige Minuten älter als sein Bruder.
Der Autor hat einen gut recherchierten Roman über die jüngere deutsche Geschichte geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge. Ihr Leben ist exemplarisch für viele andere.
Der Roman ist in fünf Abschnitte gegliedert. Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Bombardierung von Dresden und der strategischen Planung, die dem vorausgegangen ist.

„...Harris besteht nun darauf, die Altstadt und zivile Ziele auszusuchen, statt strategische Industriegebäude zu bombardieren. Und er setzt auf Nacht- statt Tagangriffe...“

Oswald und Werner erleben mit ihren fünf Jahren, wie ihre schwangere Mutter und die jüngere Schwester von einer niederbrechenden Decke im Keller beim ersten Luftangriff erschlagen werden.
Es ist heftig, wie die Angriffe und ihre Folgen beschrieben werden.
Nach dem zweiten Angriff reiht sich der Vater in die Schlage der Löschenden. Oswald und Werner streiten sich. Oswald läuft fort. Damit wird die Trennung für viele Jahre zementiert.
Im zweiten Kapitel geht es um die ersten Jahre nach den Krieg. Der Vater und Werner haben Dresden verlassen. Sie gelangen an den Rhein. Oswald wird von Getrude Funcke gefunden. Sie nimmt den Jungen zu sich und gibt ihn fortan als ihren Sohn aus.
Der dritte Abschnitt skizziert die unterschiedliche Entwicklung zu beiden Seiten der neuen Grenze.

„...Die neu gegründete BRD profitiert von der Unterstützung der westlichen Alliierten, die sich für den Wiederaufbau in der Trizone engagieren, während man die SBZ durch weitere Demontage für das Anzetteln des Weltkrieges büßen lässt...“

Dietmar baut sich ein eigenes Geschäft auf. Zusammen mit Werner werden sie Verkäufer für Nixdorf. Auch Oswald geht in die Elektronikindustrie. Er arbeitet bei Robotron.
Eingebunden werden sowohl politische Entwicklungen als auch Fakten zur wirtschaftlichen Lage.
Das vierte Kapitel beginnt 1982 und geht bis kurz nach der Wende. Dietmar und Werner kommen nach Dresden. Jetzt wird deutlich, wie weit sich beide Brüder auseinander entwickelt haben. Dass Werner die Entwicklungsabteilung kauft, in der Oswald arbeitet, ist nur der Anfang vom Ende. Der Streit ist heftig

„...Aber es war keine Vergewaltigung. Ihr habt es selbst gewollt, ihr habt euch als Hure angeboten, ihr wolltet die D-Mark, wir haben euch gekauft – und auch bezahlt...“

Das letzte Kapitel untersucht den Vereinigungsprozess genauer und zeigt, was der mit den Menschen gemacht hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet die Teilung an unterschiedlichen persönlichen Schicksalen auf und zeigt, was in und nach der Wende so gelaufen ist. Was mir allerdings ein bisschen fehlt, sind die wesentlichen politischen Strömungen in der BRD. Andererseits liefert der Roman Fakten über Entscheidungsprozesse auf höchster Ebene, die nachdenklich stimmen.

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