Konnte mich leider auf ganzer Linie nicht überzeugen
Handlung : Nachdem mich das letzte Persephone & Hades-Retelling von Scarlett St. Clair leider enttäuscht hat, war ich sehr gespannt auf die "Neon Gods"-Reihe von Katee Robert, die ein Retelling der griechischen ...
Handlung : Nachdem mich das letzte Persephone & Hades-Retelling von Scarlett St. Clair leider enttäuscht hat, war ich sehr gespannt auf die "Neon Gods"-Reihe von Katee Robert, die ein Retelling der griechischen Mythologie in kontemporären, dystopischen Setting versucht. Leider konnte mich aber auch genau wie "A Touch of Darkness" die Umsetzung der Mythologie überhaupt nicht überzeugen, da das Worldbuilding nicht erklärt, auf die magischen Aspekte von Olympus nie eingegangen und auch die Referenzen zu den Gottheiten nicht wirklich ausgenutzt werden. Die Autorin hätte die Figuren einfach anders nennen und sie zu Mitgliedern verfeindeter Mafia-Familie machen können und es hätte nichts am Plot geändert. Neben der ärgerlichen Tatsache, dass die Mythologie also mehr als Verkaufsstrategie als als wirklicher Ideengeber verwendet wurde, ist das Worldbuilding auch extrem lückenhaft. Sind die 13 "Götter" normale Menschen oder haben sie magische Kräfte? Was hat es mit der magischen Barriere zwischen Oberstadt und Unterstadt auf sich, wo es sich doch ansonsten um eine magiefreie Welt handelt? Wo befindet sich Olympus in unserem Weltgefüge...? Viele Fragen drängen sich auf, die einfach nie beantwortet werden. Auch die Handlung macht es sich leider total einfach und wählt an vielen Stellen den Weg des geringsten Widerstands, sodass eine lauwarme, vorhersehbare Geschichte entsteht.
Figuren: Am ärgerlichsten fand ich jedoch nicht die Logiklücken, die unspektakuläre Handlung oder das mittelmäßige Worldbuilding, sondern die oberflächlichen und klischeehaften Figuren. Anstatt ein spannendes Retellings der mythologischen Grundlage zu wagen, bewegen sich die Charakterisierungen stark im Rahmen der Vorlage und schaffen es kaum den Eindruck einer tiefgründigen Persönlichkeit zu vermitteln. Sowohl die Haupt- als auch Nebenfiguren sind aufgewärmte Mikrowellen-Charaktere und mich hat leider kein einziger wirklich interessiert. Auch die Liebesgeschichte konnte mich nicht abholen. Ich hatte auf eine charmante Umsetzung des Grumpy vs. Sunshine Tropes mit ein bisschen Glamour der Unterwelt gehofft. Bekommen habe ich jede Menge Insta-Love, Sex und oberflächliche Gefühle.
Schreibstil: Der Schreibstil der Autorin empfinde ich als grundsätzlich gelungen, sodass ich trotz der offensichtlichen Mängel der Geschichte bis zum Ende gut unterhalten wurde. Sehr schade finde ich aber, dass sie es kaum schafft, Emotionen zu transportieren und ich die Beziehung von Hades und Persephone - welche aufgrund des zuvor geschilderten Mangels an Plot und Worldbuilding DIE Stütze des Romans ist - kaum gefühlt habe. Ob es an den klischeehaften Figuren liegt, oder doch an der Tatsache, dass die beiden bei jeder Gelegenheit Sex haben (sehr repetitiven und wenig einfallsreichen übrigens), statt sich miteinander zu unterhalten und sich wirklich kennenzulernen, kann ich schwer sagen. Fest steht jedoch, dass es hier kaum eine Entwicklung gibt und die Autorin zunächst auf Insta-Lust setzt, bevor sie den beiden eine Schicksalsliebe andichtet, statt wirklich authentische Figuren mit einer bewegenden Liebesgeschichte aufzubauen. Da das Ende in sich abgeschlossen ist, reicht es in meinen Augen also völlig aus, einen Band zu lesen (oder es ganz zu lassen).
Das Urteil:
"Neon Gods" konnte mich leider auf ganzer Linie nicht überzeugen. Das mythologische Thema ist nur in Ansätzen umgesetzt, das Worldbuilding lückenhaft, die Handlung vorhersehbar, die Figuren klischeebehaftet und die Liebesgeschichte für mich reizlos. 2 Sterne gibt es von mir für den Unterhaltungsfaktor und den Schreibstil.