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Veröffentlicht am 11.01.2023

Durchschnittlicher Thriller, regt jedoch tehmatisch zum Nachdenken an.

Schwärzer als der Tod
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Der Fund einer Frauenleiche im Wald, bringt das Leben von gleich vier Kindern völlig durcheinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Tommy Crane, ist ein eher schüchterner, schwächlicher aber ...

Der Fund einer Frauenleiche im Wald, bringt das Leben von gleich vier Kindern völlig durcheinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Tommy Crane, ist ein eher schüchterner, schwächlicher aber sehr intelligenter Junge, der mit einer herrischen und cholerischen Mutter zu kämpfen hat. Seine beste Freundin Wendy Morgan versucht ihn stets zu verteidigen, denn besonders ihr Mitschüler Dennis Farman, der Sohn eines Polizisten, hat es auf Tommy abgesehen und macht ihm den Schulalltag gerne zur Hölle.
Auch an dem Tag des Leichenfundes sind Tommy und Wendy in einem kleinen Waldstück auf der Flucht vor Dennis und seinem einzigen Freund; dem schwächlichen Cody Roache, als ausgerechnet Tommy über eine tote Frau stolpert, der sowohl Mund als auch Augenlider mit Klebstoff zugeklebt wurde.

Jedes der Kinder reagiert anders auf den Fund. Während Tommy sich größere Sorgen darum macht, wie er seiner Mutter schonend beibringen soll, dass er wegen des Leichenfunds seine Klavierstunden verpasst, sind Wendy und Cody völlig erschrocken. Nur Dennis ist fasziniert und neugierig.

Schnell nimmt die Polizei an, dass ein Serientäter am Werke ist- es gibt Parallelen zu anderen Frauenmorden. Das ruft auch den FBI Mann Vince Leone auf den Plan der seinem Kollegen Mendez, der an den Mordfällen arbeitet, zur Seite stehen möchte.

Leones kriminalistisches Wissen ist von unschätzbarem Wert für die hiesige Polizei von Oak Knoll, die in Sachen Tätersuche noch völlig im Dunklen tappt. In Oak Knoll macht Leone auch die Bekanntschaft von Anne Navarre, der attraktiven Schullehrerin, die Tommy, Wendy, Dennis und Cody in dieser schweren Zeit auch psychologisch zur Seite stehen möchte. Doch ihr Engagement wird nicht von allen Elternteilen positiv aufgenommen und so ist sie glücklich, dass wenigstens Vince ihr eine kleine Stütze ist. Doch was geschieht, wenn der Fall gelöst ist? Kann es eine Chance für die beiden geben und wird der Altersunterschied zwischen Anne und Vince sich nicht als zu groß erweisen?

Tami Hoag begann schon vor vielen Jahren mit dem Schreiben von Liebesromanen, bevor sie sich dem Suspensegenre zuwandte. "Schwärzer in den Tod", entführt seine Leser in eine idyllische Kleinstadt namens Oak Knoll, einige Kilometer von Los Angeles entfernt, in der sich besonders sogenannte Mittelständler und Reiche niedergelassen haben. Die Geschichte spielt im Jahre 1985, in einer Zeit als das Profiling und die DNA Analyse noch im Anfangsstadium steckten und es die Verbrecher noch ein wenig einfacher hatten, mit dem perfekten Mord durchzukommen. Gerade dieser Umstand hat die Autorin laut ihres Vorwortes gereizt, ihren Roman in den 80ern spielen zu lassen. Man erfährt sehr viel über die damalige Ermittlungstechnik der Polizei, was sehr interessant ist- allerdings sollte man schon ein kleines Faible dafür haben, da Hoag die Polizeiarbeit recht ausführlich schildert. Außerdem führt sie sehr viele Romanfiguren in ihrer Geschichte ein, wobei keine davon als Hauptfigur agiert. Eher wird die Story aus der Sicht mehrerer Protagonisten geschildert, die die Handlung langsam vorantreiben. Hoags Schreibstil ist gut, allerdings hat man als Leser zunächst große Probleme damit, sich bei den vielen Akteuren zurechtzufinden und diese richtig einordnen zu können.

Die Spannungselemente sind eher mäßig- dieser Roman funktioniert eher als eine Art Gesellschaftsstudie mit Kriminalplot denn die Autorin beleuchtet auch die familiären Hintergründe ihrer jeweiligen Akteure und deren Gedankenwelt recht ausführlich und zeigt auf, wie oft eine nach außen hin intakt wirkende Familienidylle auf fatale Weise trügen kann. Zwar kommt ein Liebespaar in dieser Geschichte vor, doch Romantiker sollten gewarnt sein, dieses Buch ist definitiv kein Liebesroman! Die Art und Weise wie der Serienkiller mordet ist äußerst grausam und auch die Erlebnisse der Kinder und was in ihnen vorgeht macht betroffen.

Die Geschichte wird auf 539 Seiten erzählt und ich hatte beim Lesen leider mit einigen Längen zu kämpfen, da ich nicht alle Akteure der Story interessant fand und auch nicht alle gleich gut charakterisiert wurden, wie beispielsweise Tommy, Dennis, Anne und Vince. Vince und Anne sind eigentlich die interessantesten Charaktere- Anne, eine Lehrerin, die immer wieder versucht, den Kindern eine Stütze zu sein und Vince, ein FBI Mann, der einen Mordanschlag nur knapp überlebte und seitdem mit einer Kugel im Kopf leben muss, die ihm viele gesundheitliche Probleme beschert.

Als Thriller hat der Roman einfach zu wenig Spannungselemente zu bieten. Wenn man jedoch im Vorfeld weiß, worauf man sich einlässt, ist es durchaus kein schlechtes Buch, wobei einige Szenen recht erschütternd und desillusionierend sind und noch lange nach dem Lesen zum Nachdenken anregen.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Solider US-Lady Thriller, leider ohne große Überraschungen

Wo niemand dich findet
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Alex Lowell ist Privatdetektivin und zu ihren Spezialitäten gehört es, ihren Klienten eine Art persönliches Personenschutzprogramm auszuarbeiten. Dazu gehört der Service, die Spuren des Klienten so zu ...

Alex Lowell ist Privatdetektivin und zu ihren Spezialitäten gehört es, ihren Klienten eine Art persönliches Personenschutzprogramm auszuarbeiten. Dazu gehört der Service, die Spuren des Klienten so zu verwischen, dass er von keinem „Feind“ mehr gefunden werden kann. Auch Melanie Bess hatte sich vor einiger Zeit an Alex gewandt, denn ihr Ehemann, ein Polizist, der in der Öffentlichkeit als ehrenhaft und tüchtig gilt, hatte sie mehrfach geschlagen und Melanie fürchtete um ihr Leben, wenn sie bei ihm geblieben wäre. Nachdem Alex Melanie ein neues Leben in einem anderen Bundesstaat verschafft hat, fällt sie Monate später aus allen Wolken als sie erfährt, dass Melanie scheinbar wieder zurück gekehrt ist in ihre Heimat und zu allem Überfluss auch nicht mehr auf Telefonanrufe von Alex reagiert.

Alex fürchtet, dass Melanie nicht mehr unter den Lebenden weilt und forscht nach. Als sie zum Haus kommt, in dem Melanie zuletzt lebte, kann sie, nachdem sie getrocknetes Blut auf einem Ohrenstöpsel für einen I-Pod findet, nur knapp einem Brandanschlag entkommen. Das bestärkt sie nur in ihrem Verdacht, dass Craig Melanie gefunden und getötet hat und nun seine Spuren verwischen will.
Alex wendet sich an den Polizisten Nathan, der ihr auch schon vor einiger Zeit bei einem Fall zur Seite stand und für den sie immer noch eine Schwäche hegt. Auch Nathan hat Gefühle für Alex. Doch bevor sie genau analysieren können, was zwischen ihnen beiden ist, müssen sie sich zunächst Alex Fall widmen, der einige Überraschungen für sie bereit hält und sie in ein dichtes Netz aus Korruption und Mord führt. Kann Nathan Alex, die sich in Lebensgefahr bringt, in letzter Sekunde retten und gibt es eine Zukunft für beide?

Nach „Der sanfte Kuss des Todes“ und „Der stumme Ruf der Nacht“, in dem jeweils die Stories der Glass Schwestern erzählt wird, widmet sich die Autorin in „Wo niemand dich findet“ nun zwei Nebenfiguren aus dem Vorgängerband- Privatdetektivin Alex und Polizist Nathan. Laura Griffins Romantic Suspense fängt zunächst sehr spannend an, wobei man als Leser zunächst über Melanies Schicksal im Unklaren gelassen wird. Gleich bei der ersten Begegnung zwischen Alex und Nathan spürt man das gewisse Prickeln zwischen dem Heldenpaar, doch zunächst steht der vermeintliche Kriminalfall im Fokus des Geschehens. Während Alex davon überzeugt ist, dass Melanie Opfer eines Mordes durch ihren gewalttätigen Ehemann wurde, hat Nathan große Probleme damit, Alex Vermutung zu glauben, denn Craig ist nicht nur ein Kollege sondern auch ein entfernter Freund von Nathan. Und auch wenn beide sich zunächst recht uneinig darüber sind ob ein Kriminalfall vorliegt oder nicht, arbeiten sie zusammen und ziehen Ermittlungen ein.

Und ab diesem Zeitpunkt hatte ich leider einige Probleme damit am Ball zu bleiben, denn ehrlich gesagt fand ich die Ermittlungsarbeit recht unspektakulär, zäh und unspannend geschildert. Dazu kommt, dass man eigentlich keine großen Überraschungen hinsichtlich des Täters erfährt (abgesehen von Melanies Auftritten).
Ich hätte mir mehr Einzelheiten über Alex entwickeltes Personenschutzprogramm gewünscht und wäre lesetechnisch gesehen sehr gerne Zeugin gewesen, wie sie einer anderen Person zu einem neuen Leben verhilft, doch leider erfährt man darüber nur sehr wenig und das Wenige wird nur nachträglich geschildert.

Sicher die sich anbahnende Love Story zwischen Alex und Nathan wurde ansprechend beschrieben und sorgte für gewisse romantische Momente, doch mir persönlich fehlte mehr „Suspense-Faktor“ oder zumindest etwas Außergewöhnliches innerhalb der Story. Und wenn es nur schräge Nebenfiguren gewesen wären, Protagonisten die einen schönen Humor versprühen oder einen gewissen Coolnessfaktor besitzen. „Wo niemand Dich findet“ ist sicherlich kein schlechter Roman, ragt aber aus der großen Masse an durchschnittlichen Lady Thrillern auch nicht heraus. Alex und Nathan jedoch sind zwei interessante Hauptfiguren, deren gemeinsame Geschichte mich schon interessiert hat. Das Ende des Romans lässt dabei vermuten, dass man eventuell weitere Fortsetzungen erwarten kann. Wäre die Krimihandlung ein wenig packender geschildert worden, hätte ich dem Roman gewiss eine bessere Bewertung gegeben. So jedoch ist es für mich nur ein typisch amerikanischer Lady Thriller, solide geschrieben, aber leider auch nicht mehr als das.

Ein wenig gestört beim Lesen hat es mich, dass an einer Stelle aus Ms. oder Mrs. einfach Frau Lovell gemacht wurde, was sicherlich richtig übersetzt sein mag, in einem US- Thriller in dem alle anderen aber als Mr. usw. bezeichnet werden, dann schon ein wenig unpassend wirkt.

Kurz gefasst: Solider US-Lady Thriller, leider ohne große Überraschungen.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein süßer Frauenroman, der mich für ein paar Stunden gut unterhalten hat

Rendezvous mit Mr Darcy
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Chloe ist alleinerziehende Mutter einer achtjährigen Tochter. Der Sinn für Romantik ist ihr trotz ihrer gescheiterten Ehe geblieben; doch als eingefleischter Jane Austen und Regencyärafan kann sie mit ...

Chloe ist alleinerziehende Mutter einer achtjährigen Tochter. Der Sinn für Romantik ist ihr trotz ihrer gescheiterten Ehe geblieben; doch als eingefleischter Jane Austen und Regencyärafan kann sie mit Männern von heutzutage nicht so wahnsinnig viel anfangen. Sie vermisst an ihnen längst vergessene Attribute wie Stil, Höflichkeit, Manieren und ein Sinn für Etikette. Als sie zufällig von einer britischen TV Sendung erfährt, von der sie zunächst glaubt es handele sich dabei um eine Art Jane Austen Quizshow, bewirbt sie sich, denn die 100000 Dollar Preisgeld könnte sie äußerst gut gebrauchen, da ihre Firma kurz vor dem Ruin steht.

Und tatsächlich wird sie unter vielen Kandidaten ausgewählt. In England kommt aber das böse Erwachen. Chloe ist nämlich keinesfalls Kandidatin in einer Rateshow, sondern soll mit anderen Frauen in einem herrschaftlichen Herrenhaus um die Gunst von Mr. Wrightman buhlen. Ein reicher Aristokrat, der eine Frau fürs Leben sucht. Der Haken an dem Ganzen- alle Teilnehmer; müssen sich wie zu Jane Austens Zeiten kleiden und benehmen. So muss Chloe nun plötzlich auf sämtliche Dinge des modernen Lebens verzichten und steht kurz nach ihrer Ankunft schon kurz vor dem aufgeben, da die anderen Frauen, allen voran die fiese Grace, ihr das Leben nicht unbedingt leicht machen. Es wird mit harten Bandagen gekämpft, denn am Ende kann es nur Eine geben, die Mr. Wrightmans Herz gewinnen wird.
Obwohl Mr. Wrightman sich dann auch als optischer attraktiver Mr. Darcy Klon entpuppt, ist Chloe hin und hergerissen, denn Mr. Wrightman hat auch noch einen attraktiven Bruder…

Da ich an Büchern, in denen Mr. Darcy oder Jane Austen Erwähnung finden, kaum vorbeigehen kann, fiel auch „Rendezvous mit Mr. Darcy“ genau in mein Beuteschema. Zudem klang auch der Klappentext vielversprechend.

Um es vorweg zu nehmen; der Roman lässt sich leicht und flüssig lesen und hat durchaus Unterhaltungswert. Doch trotz allem fehlte mir für eine bessere Bewertung einfach mehr Romantik und Tiefgang. Zudem bin ich nicht unbedingt ein Fan von TV Formaten wie „Big Brother“ oder „Der Bachelor“ und hoffte, dass das Dating Show- Drumherum zugunsten der Love Story etwas in den Hintergrund rücken würde. Die Autorin beschreibt allerdings sehr ausführlich den täglichen Werdegang ihrer Heldin, während sie von Kameras verfolgt, versucht, Mr. Wrighmans Gunst zu gewinnen und ehrlich gesagt hätte ich mir statt zahlreicher akribischer Beschreibungen von Verhaltensregeln die um 1812 eingehalten werden mussten, noch mehr gemeinsame Dialoge des Heldenpaars gewünscht.

Sicher, auf der einen Seite fand ich es sehr spannend zu lesen, wie sich die Kandidatinnen aus der Gegenwart mit den plötzlich auferlegten Beschränkungen arrangieren und sich etwa an Dinge wie Korsetts, Körperhygiene um anno 1812 gewöhnen mussten und auch die Anspielungen auf Textzeilen aus Austenromanen haben mir hier und da ein erfreutes Schmunzeln beschert. Hier ist die Autorin definitiv in ihrem Element und man spürt sehr deutlich, dass ihr Jane Austens Werke, gewisse BBC Verfilmungen und Colin Firth sehr am Herzen liegen.

Dennoch gab es andererseits Dinge, die ich etwas merkwürdig fand. Wieso würde eine schwangere Frau ihr Kind unbedingt in einer Datingshow gebären wollen? Warum sollte die Heldin, die ihrer Erzfeindin zuvor einen mp3 Player Vibrator, Zigaretten und anderes aus ihrem Zimmer entwendet hat, auf die Idee kommen, diese Dinge unter ihrer Haube zu verstecken? (auch wenn diese Romanpassagen sehr witzig geschrieben waren)

Ich glaube kaum, dass diese Utensilien alle hineingepasst hätten, während sie diesen Kopfputz auch noch trägt. ;) Zudem fand ich es merkwürdig, dass die erwähnte schwangere Nebenfigur, in dieser Datingshow, in der Rolle einer Anstandsdame lediglich teilnimmt, damit sie von dem Erlös des Gewinns ihrem kranken Sohn eine Operation ermöglichen kann. Ich weiß es zwar nicht genau, doch ich glaube nicht, dass das Gesundheitssystem von Großbritannien mit dem der USA zu vergleichen ist.
Und auch Chloe die Heldin des Romans zögert mir ein wenig zu lange, bis sie sich für den Richtigen entscheidet.

Kurz gefasst: Trotz meiner Kritik ist „Rendezvous mit Mr. Darcy“ aber durchaus ein süßer Frauenroman, der mich für ein paar Stunden gut unterhalten hat. Wer dazu auch noch ein Faible für Dating- Shows wie „Der Bachelor“ hat, wird sich sicherlich noch um einiges besser amüsieren.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein ansprechender, historischer Unterhaltungsroman mit „Stolz und Vorurteil“ & „Downton Abbey“ Flair, der zur Abwechslung die Domestiken in den Fokus rückt, aber in Sachen Charakterentwicklung leider nur an der Oberfläche kratzt.

Im Hause Longbourn
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Sarah, eine Waise, lebt und arbeitet schon seit geraumer Zeit im Haushalt der Bennets, seit sie einst von Mrs. Hill, aus dem Waisenhaus geholt wurde. Und obwohl Mrs. Hill seit eh und je die oberste Haushälterin ...

Sarah, eine Waise, lebt und arbeitet schon seit geraumer Zeit im Haushalt der Bennets, seit sie einst von Mrs. Hill, aus dem Waisenhaus geholt wurde. Und obwohl Mrs. Hill seit eh und je die oberste Haushälterin im Hause Bennet ist, hat sie durchaus auch ein Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Anvertrauten. Sarah fühlt sich dort zwar gemocht und aufgehoben, doch neigt sie in stillen Momenten auch schon mal dazu, sich vorzustellen, wie es wäre, ein eigenbestimmtes Leben zu führen.

Als die reiche Familie Bingley ganz in die Nähe zieht und die Aufmerksamkeit von Mrs. Bennet und ihren unverheirateten Töchtern erweckt, profitiert auch Sarah davon, denn Mr. Bingley hat einen äußerst attraktiven Diener, der in der nächsten Zeit häufiger zwischen Netherfield Park und Longbourn pendeln wird, um Briefe von seinem Dienstherren zu überbringen. Doch während Bingleys Diener ganz offen um Sarahs Gunst buhlt, weckt doch noch ein anderer Mann ihr Interesse. Der mysteriöse James Smith, der von Mr. Bennet unter anderem als Hausdiener angestellt wurde. Still und äußerst verschlossen geht er seinem Tagewerk nach, ist fleißig und zuvorkommend allen gegenüber. Doch schenkt er Sarah nicht die Aufmerksamkeit, die sie gerne hätte, was sie so gegen ihn aufbringt, dass sie sich vornimmt herauszufinden, welches mögliche Geheimnis er vor allen verbirgt. Ausgerechnet die Besuche des undurchsichtigen Soldaten Mr. Wickham, die unter den Bennetmädchen für helle Begeisterung sorgen, führen im Dienstbotentrakt zu gewissen Spannungen. Und auch die friedliebende Mrs. Hill steht plötzlich zwischen den Fronten, als James von einem auf den anderen Tag verschwindet, denn Mr. Bennet verweigert ihr jegliche Hilfe…

In ihrem historischen Roman „Im Hause Longbourn“ stellt die Autorin Jo Baker die Domestiken der Familie Bennet aus Jane Austens Klassiker „Stolz und Vorurteil“ in den Fokus, was sich für meinen Geschmack zunächst einmal als erfrischende Idee entpuppte. So erfährt der Leser hier zum Beispiel, wie mühselig und aufreibend sich einst ein typischer Waschtag gestaltete, oder wie aufwendig die Herstellung von alltäglichen Dingen wie Seife, damals noch war. Diese Einstreuungen bezüglich des Arbeitsalltags werden informativ erzählt, jedoch stellt die Autorin diese zeitweilig so sehr in den Fokus, dass darunter die Charakterentwicklung und die Handlung ein wenig auf der Strecke bleiben.
Über weite Teile der Erzählung geschieht im Dienstbotentrakt nichts, außer dem Entgegennehmen von Befehlen der Bennets und deren Umsetzung, was ich als ein wenig schade empfinde, da die Figuren allen voran Sarah, James und Mrs. Hill so viel Potential in sich bergen, das hier meiner Meinung nach leider nicht vollkommen ausgeschöpft wurde.

Zwar ist am Erzählstil der Autorin nichts auszusetzen, doch fehlt es der Geschichte meinem Empfinden nach einfach mehr an Lebhaftigkeit. Vielleicht liegt es daran, dass die Figuren untereinander nicht sehr viele Dialoge miteinander führen, oder etwa, dass der Arbeitsalltag alles zwischenmenschliche zur Nebensache macht. Immerhin lässt die Autorin aber doch hier und da Emotionen zwischen ihren Figuren zu- etwa wenn Sarah und James ihre Gefühle füreinander darlegen, Mrs. Hill traurig über ihren verlorenen Sohn nachsinniert oder James seine Vergangenheit Revue passieren lässt. In diesen Momenten empfand ich den Roman auch als atmosphärisch dicht und stark geschrieben, doch leider reichten diese wenigen Romanpassagen für mich nicht aus, um mehr in diesem Roman sehen zu können, als „nette Unterhaltungslektüre“.

Sehr positiv fand ich das Timing bzw. wie die Autorin die Geschichte von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ ihrem Roman zeitlich anpasste. So hat man als Leser das Gefühl, man bekomme beim Lesen hier sämtliche Ereignisse, die sich während Elizabeth und Jane etwa in Mr. Darcy und Mr. Bingley verliebten, im Hintergrund abspielten, nachträglich dargeboten.
Jo Bakers Roman rundet ausgerechnet die Charaktere der Bennets (auch wenn diese hier lediglich als Nebenfiguren in Erscheinung treten) zusätzlich ab, denn durch gewisse Einfälle, die die Autorin in ihrem Roman einfließen lässt, treten sogleich die Charakterstärken als auch die Schwächen der Bennets mehr zu Tage. Dies gilt auch übrigens für die Figur des Wickham.

Zugegeben, man muss Jane Austens Roman nicht unbedingt gelesen haben, wenn man sich „Im Hause Longbourn“ zu Gemüte führen möchte, doch ehrlich gesagt sähe ich persönlich keinen Sinn darin, ohne Vorwissen zu diesem Buch zu greifen. Trotz meiner Kritikpunkte ist es ein eingängiger historischer Schmöker, der Unterhaltungswert besitzt, wenn ich auch Austens Witz beim Lesen schmerzlich vermisst habe.

Kurz gefasst: Ein ansprechender, historischer Unterhaltungsroman mit „Stolz und Vorurteil“ & „Downton Abbey“ Flair, der zur Abwechslung die Domestiken in den Fokus rückt, aber in Sachen Charakterentwicklung leider nur an der Oberfläche kratzt.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Eine junge Frau am Scheideweg ihres Lebens- Softer Selbstfindungsroman der mich unterhalten, aber nicht ganz überzeugen konnte

Aber bitte mit Liebe
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Da Hannahs Eltern beide erfolgreiche Professoren sind und auch Hannah eine intelligente junge Frau ist, die gut in ihrem Job ist, möchten Hannahs Eltern, dass Hannah sich nun endlich darum bemüht ihre ...

Da Hannahs Eltern beide erfolgreiche Professoren sind und auch Hannah eine intelligente junge Frau ist, die gut in ihrem Job ist, möchten Hannahs Eltern, dass Hannah sich nun endlich darum bemüht ihre Karriere voranzutreiben. Doch statt den lieben langen Tag in Washington ambitioniert im Büro zu sitzen und sich für ihren Chef Mark begeistert durch Wirtschaftsberichte und politische Protokolle zu wühlen, langweilt Hannah insgeheim zu Tode. Seit ihrer Kindheit liebt sie es zu kochen und zu backen und würde lieber in der Gastronomie arbeiten, als Tag für Tag, in ihren Augen, ermüdende Büroarbeiten zu erledigen.

Die Gelegenheit einmal aus der täglichen Routine ausbrechen zu können, bietet sich Hannah ausgerechnet kurz nachdem sich ihr attraktiver Freund Adam von ihr getrennt hat. Mittlerweile wohnt Hannah in einem kleinen Apartment zur Miete und bräuchte dringend eine Finanzspritze, denn ihre Wohnung ist nicht gerade billig. Da kommt Arbeitskollegin und gleichzeitig Hannahs beste Freundin Rachel auf die Idee, Hannahs Wohnung für einen „Supper-Club“ zu nutzen. Supper-Clubs; also Wohnungen in denen Privatleute zahlenden Gästen Galamenüs kredenzen, sind derzeit nämlich in Washington der letzte Schrei.
Gesagt getan- Hannah legt sich zusammen mit Rachel ins Zeug, doch ein unglücklicher Zufall will es, dass am Tag des Dinners eine defekte Dachrinne dafür sorgt, dass Hannahs Wohnung unter Wasser steht. Was tun? Hannah fällt eine Lösung für ihr Dilemma ein- sie lässt den Supper-Club statt in ihrer Wohnung, in der Wohnung ihres Vermieters Blake stattfinden.

Blake, einem politisch ambitionierter junger Mann, der sich insbesondere für Lokalpolitik stark macht, sind privat geführte Supper-Clubs ein Dorn im Auge. Doch da er nicht in der Stadt weilt, während Hannah ihren großen Auftritt in seiner Wohnung hat, ahnt er nichts von Hannahs „Doppelleben“. Hannah, die mittlerweile locker mit Blake befreundet ist, plagen jedoch erste Gewissensbisse…

Zunächst zog mich das bunte, fröhliche Cover des Romans an, doch als Naschkatze war ich spätestens nach dem Lesen des Klappentextes von Dana Bates „Aber bitte mit Liebe“ hoffnungslos verloren.
Auf insgesamt 542 Seiten erzählt die Autorin die Geschichte einer jungen Frau die an einem Scheideweg in ihrem Leben steht. Will sie weiterhin das tun, was Hannahs Eltern ihr im Leben vordiktieren, oder sich stattdessen endlich aufraffen um sich freizuschwimmen. Sowohl im Berufs- als auch im Liebesleben.

Hannahs Selbstfindung gestaltet sich in meinen Augen dann aber doch als recht holprig. Sie steht viel zu lange auf der Leitung, bis sie begreift, worauf es im wirklichen Leben ankommt und geht stattdessen, in typischer Bridget Jones Manier durchs Leben. Man sollte als Leser daher schon eine gehörige Portion an Toleranz gegenüber tollpatschigen Heldinnen mitbringen, wenn man sich für diesen Roman entscheidet. Auch Hannahs Lügerei Blake gegenüber machte sie mir nicht unbedingt sympathischer. Ihre Dreistigkeit in Abwesenheit ihres Vermieters in dessen Wohnung Galadinner für fremde Menschen zu veranstalten, (obwohl sie weiß, dass in dem Falle dass sie auffliegt; ihr Vermieter seine Karriere als Politiker an den Nagel hängen kann) lässt die Hauptfigur unglaublich egoistisch und unreif wirken.

Auch die Story ist nicht wirklich innovativ und überraschend. Man ahnt eigentlich schon nach 200 Seiten, wie alles ausgehen wird und obwohl ich die Idee der Autorin im Vorfeld spannend fand, einen privaten Supper-Club in den Fokus eines Liebesromans zu stellen, war die Umsetzung leider nicht so gelungen, da sich die Beschreibungen der Dinnerveranstaltungen (abgesehen von der Speisekarte) ziemlich ähneln.
Und trotz meiner Kritik hat der Roman auch seine guten Seiten. Die Autorin hat einen eingängigen und unterhaltenden Schreibstil der beim Lesen keine Langeweile aufkommen lässt. Wäre Hannah ein wenig sympathischer gestrickt worden und hätte die Autorin noch ein wenig mehr Seitenzahlen auf die Entwicklung der Liebesgeschichte verwendet (statt so gewissenhaft die Dinnerveranstaltungen zu beschreiben), hätte ich das Buch sicherlich besser bewertet.

Kurz gefasst: Eine junge Frau am Scheideweg ihres Lebens- Softer Selbstfindungsroman der mich unterhalten, aber nicht ganz überzeugen konnte.

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