Profilbild von MartinaSuhr

MartinaSuhr

Lesejury Star
offline

MartinaSuhr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MartinaSuhr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2023

Leider waren die Erwartungen andere und auch wenn ich das Buch beendet habe, war es mir oft zu wenig und manchmal zu viel.

Bournville
0

Als anglophiler Britpopverehrer und verkappter Anhänger der Windsors, war ich natürlich neugierig, was Autor Jonathan Coe über die Briten und ihre Eigenarten zu berichten weiß. Der Klappentext liest sich ...

Als anglophiler Britpopverehrer und verkappter Anhänger der Windsors, war ich natürlich neugierig, was Autor Jonathan Coe über die Briten und ihre Eigenarten zu berichten weiß. Der Klappentext liest sich überaus spannend und verheißt einiges, doch so viel sei vorweggenommen, leider hat er nicht alle Erwartungen halten können.
Die historischen Eckpunkte, die er gewählt hat, um uns den jeweiligen Zeitgeist etwas näher zu bringen, waren gut gewählt. Auch wenn man einige vielleicht persönlich nicht miterlebt hat, sind sie einem dennoch nicht fremd und man kann sich gut in die jeweils vorherrschende Stimmung hineinversetzen. Dieser andere Blickwinkel ist nicht nur überaus interessant, sondern auch informativ, denn vieles wird bei uns tatsächlich anders wahrgenommen.
Leider gibt es auch ein paar Kritikpunkte. Die Auswahl der Akteure ist gelungen und auch wenn die Stammbäume sehr ausladend und teilweise verwirrend sind, repräsentieren sie doch einen breiten Querschnitt der Gesellschaft. Ob es nun an der Menge der Figuren oder ihrem Wesen lag, vermag ich so nicht zu sagen, aber ich bekam zu keinem von ihnen wirklich einen Draht. Zugegeben, manche waren sympathischer als andere, dennoch blieben sie für mich eher flach. Ein anderer Punkt, der mich ziemlich gestört hat, war der angekündigte Humor. Entweder waren meine Antennen nicht fein genug gestellt oder es war einfach nicht die Art von Humor, mit der ich etwas anfangen kann. Ob nun ein wirklich geschmackloses Schäferstündchen bei einer Jahrhundert-Beerdigung oder das Corona-Klopapierhamster-Phänomen im deutschsprachigen Raum – Humor ist für mich etwas anderes. Ich weiß, Kunst soll manchmal anecken, provozieren und überspitzen, aber in diesem Roman ist das für mich einfach nicht gelungen umgesetzt. Vielleicht bin ich nicht subtil genug für diese Art Literatur, aber ich habe mir ehrlich gesagt mehr erwartet. Doch das sollte jeder für sich selbst entscheiden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2023

Es bleibt leider zu viel offen ...

Palast der Lügen 2: Ewig ist nicht unendlich
0

Das Cover, ja, dieses Cover ist magisch und hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Allein, um es im Regal stehen zu haben, musste es bei mir einziehen. Eine wahre Schönheit. Okay, auch die Story hat ...

Das Cover, ja, dieses Cover ist magisch und hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Allein, um es im Regal stehen zu haben, musste es bei mir einziehen. Eine wahre Schönheit. Okay, auch die Story hat einiges an Spannung aufgebaut und ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Der Anfang war etwas holprig, da mir der Fokus zu stark auf der sexuellen Anziehung der beiden Protagonisten Sophie und Valentin lag. Ich kann verstehen, dass die Hormone einiges durcheinanderbringen, allerdings sind solche Entwicklungen störend, wenn man auf gefährlicher Mission ist und diese dadurch plötzlich in den Hintergrund rückt. Ich meine, es geht ja nur um Leben und Tod … Aber nun gut. Tatsächlich wurde das im Verlauf etwas besser, wodurch die Handlung wieder stärker in den Vordergrund rückte. Einige Fragen wurden geklärt und man kam der Geschichte des Teufels Stück für Stück auf die Spur.
Leider kam dann das Ende und das war für mich doch wieder sehr ernüchternd. Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll, doch wenn man eine geniale Grundidee hat und diese überaus komplex aufbaut, dann erwarte ich auch, dass die Hintergründe aufgedeckt werden und man nicht in der Luft hängen bleibt. Ich weiß nicht, ob diese wichtigen Details absichtlich weggelassen wurden, um die junge Leserschaft, die angesprochen werden soll, nicht zu überfordern, oder ob der Autorin die Fäden ob der Komplexität schlicht aus der Hand geglitten sind, doch meiner Meinung nach muss jemand der A sagt auch B sagen. Ich hätte gerne gewusst, wieso das alles möglich war, weshalb für mich dieses Buch zwar immer noch eine optische Schönheit ist, doch für mehr als ein hübsches Dekoelement im Regal reicht es leider nicht. Dennoch sind Geschmäcker verschieden und deswegen sollte sich jeder selbst ein Bild machen. Wenn für dich also die Gefühle und das Zwischenmenschliche wichtig sind, solltest du dir diese Reihe unbedingt angucken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2023

Konnte mich leider nicht überzeugen

Babel
2

Dieses Buch verbindet viele Aspekte, die mir gefallen: Fantasy, historische Komponenten, England und Sprache. Doch leider konnte mich die Umsetzung nicht so richtig überzeugen.

Das liegt vor allem an ...

Dieses Buch verbindet viele Aspekte, die mir gefallen: Fantasy, historische Komponenten, England und Sprache. Doch leider konnte mich die Umsetzung nicht so richtig überzeugen.

Das liegt vor allem an der massiven Detailverliebtheit, mit der sprachwissenschaftliche Dinge erklärt wurden. Es erinnert mehr an ein Sachbuch in weiten Zügen (zumindest in der ersten Hälfte), denn an einen Roman. Das bremst den Lesespaß aus und lässt die Lektüre zäh wie Kaugummi werden. Zwar wurde schon mit Fußnoten gearbeitet, doch ein Glossar oder Anhang hätte sicher einen annehmbaren Spagat zwischen der geteilten Leserschaft geschaffen. Zudem habe ich mir irgendwie mehr Magie erhofft, doch die beschränken sich im Buch lediglich auf das Silberwerken. Im Vordergrund stehen hingegen politische und gesellschaftliche Probleme, die natürlich enorm spannend sind und zum Nachdenken anregen. Tatsächlich waren das dann die Punkte, die mich auch angesprochen haben, doch wenn sich eine Geschichte erst einmal über 250 Seiten lang aufbauen muss, bis mal etwas Tempo reinkommt, killt das leider bereits im Vornherein die Euphorie. Von den vielen unnötigen Längen, die sich durch das komplette Buch ziehen, will ich gar nicht erst anfangen. Die Idee hinter diesem Buch ist wirklich interessant und hätte enorm Potenzial gehabt, doch leider wurde in der Umsetzung aufs falsche Pferd gesetzt. Zumindest aus meiner Sicht, denn auch wenn ich einen gewissen Anspruch voraussetze, lese ich zum Zeitvertreib und würde bei Interesse doch eher zu einem Sachbuch, denn einem Roman greifen. Ja, ich bin beeindruckt, was für ein Wissen die Autorin sich angeeignet hat, gerade auch all die historischen Zusammenhänge, die tatsächlich teilweise sprachlos machen, doch manchmal ist weniger mehr. Wie heißt es schon in der Medizin: Die Dosis macht das Gift. Natürlich gibt es etliche begeisterte Stimmen, ich will diesen Lesern ihre Begeisterung auch nicht absprechen, nur für mich war dieses Buch, auf das ich mich wirklich gefreut habe, leider nichts. Ich musste mich regelrecht zwingen, den nächsten Abschnitt zu lesen und dranzubleiben. Vielleicht wäre eine straffere Version auf 350 Seiten sinniger gewesen, aber das wirkt halt lang nicht mehr so imposant wie dieser dicke Wälzer.


Aber bildet euch am besten eure eigene Meinung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2023

Leider mehr Schein als Sein

Stealing Infinity
0

Allein für die Optik dieses Buches würde ich gern volle Punktzahl vergeben. Der Verlag hat nicht zu viel versprochen; das Buch ist optisch eine Augenweide und der Schutzumschlag fühlt sich unglaublich ...

Allein für die Optik dieses Buches würde ich gern volle Punktzahl vergeben. Der Verlag hat nicht zu viel versprochen; das Buch ist optisch eine Augenweide und der Schutzumschlag fühlt sich unglaublich gut unter den Fingern an. Wirklich gelungen. Allerdings hat das – zusammen mit dem geheimnisvollen Klappentext – meine Erwartungen extrem hinaufgeschraubt.
Voller Enthusiasmus habe ich mich in die Geschichte gestürzt, habe mich einnehmen lassen, mich Seite um Seite tiefer hineinbegeben. Doch leider kam schnell der Punkt, an dem für mich klar war, wie der Hase läuft. Die Story ist, wenn jetzt im zweiten Teil nicht noch die Megaüberraschung auf uns wartet, dermaßen seicht gestrickt. Junge Leser wird das vielleicht nicht stören, ebenso wenig wie die in sich unstimmige Protagonistin. Eine amerikanische Highschool-Schülerin aus armen Verhältnissen mit einem Faible für Mode und ausgefallene Klamotten soll vom Wissen her mit den größten Kunstkennern konkurrieren können und sämtliche europäischen Gemälde beim Namen nennen, sie beschreiben und auch ihre Erschaffer samt Vita auswendig aufzählen können? Generell wurden eine Unzahl an Klischees zusammengewürfelt um sowohl den aktuellen Marktanforderungen als auch dem Genre gerecht zu werden. Von den vielen unsinnigen Ungereimtheiten die Zeitreise betreffend will ich gar nicht erst anfangen. Man hat das Gefühl, es wurde weniger auf Sinn und Logik geachtet, als vielmehr darauf, dass es irgendwie in die Handlung passt.
Das ist sehr schade, denn die Idee hinter diesem Roman ist grandios. Nur leider wurde das Potenzial nicht ausgeschöpft. Tatsächlich überlege ich noch während ich diese Worte tippe, wie ich dieses Buch bewerte. Wenn man nichts hinterfragt, alles als gegeben annimmt und auch mit wenig tiefschürfenden Figuren kein Problem hat, wird man dieses Buch sicher sehr gern haben. Auch ich bin noch hin- und hergerissen, ob ich den zweiten Teil noch lesen werde, denn die viele Kritik, die ich übe, würde nahelegen, dies nicht zu tun, andererseits bin ich neugierig, ob die Autorin tatsächlich so einfach gestrickt ist und man nach etwa 100 Seiten sämtliche Wendungen vorhersehen kann, oder ob sie einen aufs Glatteis führt und im nächsten Band nun doch noch mit einem Kracher aufwartet. Tatsächlich lässt mich dieser Auftakt mit zwiespältigen Gefühlen zurück. Ich hatte mir so viel erhofft, was leider enttäuscht wurde, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass bei all den Mythen und Geheimnissen, um die sich die Geschichte ranken, nichts mehr kommen soll, was mich doch noch vom Hocker hauen wird.
In jedem Fall würde ich jedem raten, sich selbst ein Bild zu machen und zu schauen, ob ihm dieses Buch liegt oder nicht – denn Geschmäcker und Anforderungen sind unterschiedlich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2023

Hohe Erwartungen geweckt, aber leider nicht erfüllt

Bissle Spätzle, Habibi?
0

Auf dieses Buch habe ich mich unsagbar gefreut, gerade als Südbadener springt einem das Lokalkolorit regelrecht an. Und grob die erste Hälfte des Buches hat mich auch mitgerissen. Ich fand es schön, Protagonistin ...

Auf dieses Buch habe ich mich unsagbar gefreut, gerade als Südbadener springt einem das Lokalkolorit regelrecht an. Und grob die erste Hälfte des Buches hat mich auch mitgerissen. Ich fand es schön, Protagonistin Amaya und ihre Familie kennenzulernen. Es war spannend zu sehen, wie sie einerseits durch die marokkanische Kultur ihrer Eltern geprägt wurde, aber eben auch durch die westlichen Gepflogenheiten, da sie in Hamburg zur Welt kam. Sie hat sich durchbeißen müssen und gegen viele Klischees bestehen. Und genau an diesem Punkt setzt auch ein Teil meiner Kritik an. Ich weiß, dass es immer schwer ist, wenn mehrere Kulturen aufeinanderprallen, was natürlich oft auch zu Spannungen führt. Die Autorin öffnet den Blick dafür und sensibilisiert in gewisser Weise, was mir gefällt. Allerdings befremdet mich der Satz, mit dem dieses Buch beworben wurde: „… sprühendem Humor und feinfühligem Zeitgeist.“ Zum einen fehlte mir tatsächlich der sprühende Humor, es war eher tragisch, wie sich Amaya durchgeschlagen hat, wie sie sich ein Leben voller Lügen aufgebaut hat, nur weil sie unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden soll – von den vielen Klischees die Schwaben betreffend will ich nun gar nicht anfangen. Ich habe mich sehr schwer mit Amayas Entwicklung getan. Am Anfang war ich auf ihrer Seite, mochte sie unglaublich, doch mit dem Zeitsprung schwand die Sympathie. In meinen Augen ist sie eine Heuchlerin, auch wenn die Gründe dafür nachvollziehbar sein mögen. Allerdings mag ich keine Egoisten, die die Gefühle anderer treten, nur weil sie selbst zu feige sind, für sich einzustehen. Wie ihr seht, das Buch hat mich emotional sehr gefordert. Auch wenn ich wichtig finde, für Toleranz und Respekt zu sensibilisieren, finde ich diesen Versuch leider nicht ganz so gelungen. Dennoch habe ich es in zwei Tagen gelesen, es auch beendet, was ich bei einem Buch, das mir so gar nicht gefällt, nicht machen würde.
Fazit: Probiert es! Vielleicht empfindet ihr es anders.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere