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Veröffentlicht am 20.04.2023

Die Freiheit des Einzelnen

Hart auf hart
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Dies ist mein 1.Roman des amerikanischen Autors T.C.Boyle, der so produktiv ist, dass fast jedes Jahr ein neues Buch von ihm erscheint.

Dem Autor geht der Ruf voraus, dass er sich gerne mit Außenseitern ...


Dies ist mein 1.Roman des amerikanischen Autors T.C.Boyle, der so produktiv ist, dass fast jedes Jahr ein neues Buch von ihm erscheint.

Dem Autor geht der Ruf voraus, dass er sich gerne mit Außenseitern befasst, und auch dieser Roman ist so etwas wie eine Freakshow.

Keiner der Protagonisten hat das Potenzial einem als Leser ans Herz zu wachsen, ganz im Gegenteil.


Zunächst lernen wir Pensionär und Vietnam Veteran Sten Stenson kennen, der sich mit seiner Frau auf einer Kreuzfahrt in Costa Rica befindet. Als es bei einem Landausflug zu einem Überfall auf die Reisegruppe kommt, nutzt er die Unachtsamkeit eines der jugendlichen Täter und erwürgt den Räuber mit bloßen Händen. Man muss schon schlucken, wenn die Polzei ihm auf die Schulter klopft und wildfremde Menschen ihm für seine Heldentat einen Drink ausgeben.

Die 2. Protagonistin ist Sara Hovarty Jennings. Sie lebt alleine und schlägt sich als selbständige Hufschmiedin und Gelegenheitslehrerin durchs Leben. Sie erinnert an die hiesigen Reichsbürger, denn sie erkennt keine staatlichen Organe an und hängt wilden Verschwörungstheorien an, nach denen der Staat durch Konzerne korrumpiert ist und den Bürgern ihre Freiheit rauben will. Immer wieder gerät sie deshalb in ernste Schwierigkeiten mit der Polizei.

Als sie auf Adam trifft, der im übrigen Sten‘s Sohn ist, wittert sie einen Gleichgesinnten, denn auch Adam hat für die Polizei nur einen Stinkefinger übrig. Aber sie irrt sich gewaltig. Adam ist der Durchgeknallteste von allen. Von kleinauf hat er psychische Probleme, fühlt sich von Aliens und Chinesen bedroht und ist deshalb immer im Tarnanzug und immer bewaffnet unterwegs. Seine Fantasien werden mit Sicherheit auch dadurch befeuert, dass seine Feldflasche stets Hochprozentiges enthält und Drogen natürlich auch sein Ding sind. Liebevoll ist er eigentlich nur zu den Pflänzchen seiner kleinen Opiumplantage. Außerdem identifiziert er sich mit einem Trapper namens Colter, dessen Freiheitskampf er nachspielt. Sara bildet sich ein, mit Adam eine Art Liebesbeziehung führen zu können.

Man muss dem Autor zugute halten, dass sich der Roman größtenteils sehr unterhaltsam liest.Die Sprache hat mir sehr gefallen. Da man immer aus Sicht der einzelnen Protagonisten liest, bekommt man auch soweit möglich mit, warum sie handeln, wie sie handeln. Bei Adam wird das allerdings zunehmend schwieriger. Man spürt immer auch etwas Sarkasmus und Gesellschaftskritik in Boyle‘s Geschichte. Die Freiheit des Einzelnen wird durch seine Romanfiguren auf die Spitze getrieben. Das Drama nimmt seinen Lauf, und das Ende ist nicht sonderlich überraschend.


Eine Wertung fällt mir ehrlich gesagt schwer. Ich fand es ganz gut, aber mehr auch nicht. Mir war Adam’s Irrsinn auch teilweise zu viel. Auf jeden Fall bin ich sehr neugierig auf andere Bücher von T.C. Boyle und werde sicher mal wieder zu einem seiner Romane greifen.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Wenn sich Lügen verselbstständigen

Lügnerin
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Ayelet Gundar-Goshen ist eine israelische Schriftstellerin, die ich sehr gerne mag. Dies ist mein drittes Buch von ihr, und wieder fand ich schon den Klappentext sehr ansprechend.

Die Protagonistin ihrer ...

Ayelet Gundar-Goshen ist eine israelische Schriftstellerin, die ich sehr gerne mag. Dies ist mein drittes Buch von ihr, und wieder fand ich schon den Klappentext sehr ansprechend.

Die Protagonistin ihrer Geschichte ist die 17jährige Nuphar, die sich mit ihrem Ferienjob in der Eisdiele ihr Taschengeld aufbessert. Nuphar hat ein etwas angeknackstes Selbstbild, wie das bei Teenagern nicht selten vorkommt. Sie fühlt sich zu unscheinbar, nicht hässlich, aber auch nicht so hübsch wie ihre jüngere Schwester, kurzum, sie hat das Gefühl das Leben zieht an ihr vorbei und sie schaut immer nur von außen zu. Und dann steht auf einmal dieser abgehalfterte Sänger vor ihr in der Eisdiele, den sie nicht erkennt und er beschimpft sie quasi grundlos aufs Übelste. Nuphar ergreift die Flucht, rennt in den Hof und schreit sich die Seele aus dem Hals.

Sofort ist sie umringt von Menschen, die vermuten der Sänger hätte ihr etwas angetan, sie vielleicht sogar vergewaltigt.

Nuphar streitet das nicht ab und das Unheil nimmt seinen Lauf.



„ Manche Menschen werden durch die Wahrheit schön, andere durch die Lüge“



Irgendwann gibt es kein Zurück mehr. Die Lüge hat sich verselbstständigt.

Nuphar wird in Talkshows eingeladen. Dieses „mutige“ Mödchen gibt den vielen Opfern, die nicht gewagt haben ihren Peinigern entgegenzutreten eine Stimme. Nuphar ist auch nicht die Einzige in dem Roman die lügt. Nahezu jeder scheint die Wahrheit zum eigenen Nutzen gerne mal ein bisschen zu verbiegen. Man merkt der Autorin an, dass sie Psychologie studiert hat. Sie hat so eine gute Beobachtungsgabe und legt ihre Finger immer genau in die Wunde.

Ich war so gespannt wie Nuphar aus ihrem Lügengebilde wieder herausfindet. Leider fand ich das Ende dann nicht so gelungen, was zu einem Punktabzug in meiner persönlichen Einschätzung geführt hat.

Trotzdem lesenswert. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Wettkampf und Leistungsdruck - Jugendthriller mit interessantem Thema

Deadwater High – Den Tod im Team
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Die Geschichte, die uns die Autorin Jessica Goodman erzählt, spielt in den USA, um genauer zu sein in einer kleinen Vorstadt von New York namens Edgewater. Diese trägt auch den Spitznamen „ Deadwater“ ...

Die Geschichte, die uns die Autorin Jessica Goodman erzählt, spielt in den USA, um genauer zu sein in einer kleinen Vorstadt von New York namens Edgewater. Diese trägt auch den Spitznamen „ Deadwater“ seit es vor Jahren einige Mordfälle an jungen Crossläuferinnen der örtlichen Highschool gegeben hat. Die Morde wurden nie aufgeklärt. Der Killer schien nur plötzlich sein Interesse an der Kleinstadt verloren zu haben, und das Leben begann sich wieder zu normalisieren.

Die Schwestern Stella und Ellie Steckler gehören dem Highschoolteam der Crossläuferinnen an und sind beide sehr begabt und ehrgeizig. Sie leben für ihren Sport und nicht zuletzt die Hoffnung ein Vollstipendium bei der Uni zu ergattern, lässt sie nie los, so dass sie keine Trainingseinheit ungenutzt lassen. Auch untereinander nehmen die Schwestern die jeweils andere als Konkurrenz wahr und so ist ihr einst inniges Verhältnis deutlich abgekühlt. Als Mila eine neue Schülerin und Topläuferin mit ihrer Mutter nach Edgewater zieht und schnell klar wird, muß Stella noch härter trainieren um ihre Stellung als Schnellste im Team beibehalten zu können. Doch Mila ist immer noch ein bisschen schneller. Trotzdem hat sie eine so sympathische und angenehme Art, dass sich sowohl Stella als auch Ellie schnell mit ihr verbunden fühlen. Umso schlimmer als Mila eines Morgens bei einer Laufrunde spurlos verschwindet.

Der örtliche Polizeichef, der in der Vergangenheit so kläglich versagt hat bei der Tätersuche des Mädchenmörders, will alles verhindern, dass der Ort wieder zu einem „Deadwater“ erklärt wird und sein Fokus richtet sich schnell auf die ehrgeizigen Steckler- Schwestern.



Der Jugendthriller beinhaltet interessante Themen. Insbesondere Druck und Konkurrenzkampf im Leistungssport werden anschaulich dargestellt.

In den Kapiteln wechseln wir immer wieder von Stella‘s zu Ellie‘s Perspektive. Leider ist der Erzählton ziemlich gleich, so dass ich oft zurückblättern musste, um mir nochmal klarzumachen, ob ich gerade aus Stella’s Sicht lese, oder der ihrer Schwester. Die Geschichte läuft auch sehr langsam an. Der Spannungsbogen verläuft eher flach und man ist als Leser
in immer ein bisschen in Wartestellung, wann denn jetzt endlich etwas passiert. Leider fehlte mir auch die Nähe zu den handelnden Personen, insbesondere zu Mila. Auch die Nebenfiguren sind nur sehr knapp skizziert und es fehlte an Hintergrundinformation, z. B. warum die eine Person immer nur rumätzt, die andere extrem verschüchtert wirkt.

Alles in allem habe ich den Jugendthriller zwar ganz gerne gelesen, aber man hätte sicherlich noch mehr draus machen können. Ich fand ihn für die Altersstufe ab 14 Jahren gut geeignet. Auf grausige Details wird komplett verzichtet. Die Dialoge sind locker und leicht, die Sprache ist jugendgerecht. Vielleicht wäre die ein oder andere Triggerwarnung für sensible Leser*innen noch angebracht gewesen.

Die Aufklärung war überraschend, allerdings auch recht schnell abgehandelt. Die Schlussszene hat mir ausgesprochen gut gefallen.



Ich vergebe 3,5 Sterne für einen interessanten und kurzweiligen Jugendthriller mit kleinen Schwächen.

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Veröffentlicht am 11.03.2023

Bei Voting Mord

Anonym
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Einem verhassten Menschen einfach mal den Tod wünschen?!

Im Darknet treibt sich ein Killer mit dem Nickname „Trajan“ um, der diese Art von Wünschen wahr werden lässt. Er nimmt Vorschläge für eine Todesliste ...

Einem verhassten Menschen einfach mal den Tod wünschen?!

Im Darknet treibt sich ein Killer mit dem Nickname „Trajan“ um, der diese Art von Wünschen wahr werden lässt. Er nimmt Vorschläge für eine Todesliste entgegen und lässt im Netz abstimmen, wer der „glückliche Gewinner“ ist, der den Tod wirklich verdient hat. Kurz nach der Abstimmung lässt er Taten folgen und treibt die Hamburger Polizei schier in den Wahnsinn.

Bei diesem Thriller haben sich die Bestsellerautoren Ursula Poznanski und Arno Strobel zusammengetan und das Ermittlerduo Nina Salomon und Daniel Buchholz auf die Jagd gehen lassen .

Gut gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven der beiden Ermittler und zwischendurch immer mal wieder die Tätersicht. Nina Salomon ist gewissermaßen nach Hamburg strafversetzt worden und hat eine unangepasste und raue Art, die auch bei ihrem neuen Partner Daniel Buchholz nicht besonders gut ankommt. Er legt viel Wert auf ein gutes Bild, das die Polizei nach außen hin abgeben sollte, was sich auch in seinem gepflegten, teuren Kleidungsstil widerspiegelt.Da passt die schnodderige neue Kollegin mit ihrem schlampigen Äußeren zu ihm wie die Faust aufs Auge. Nina neigt zu Alleingängen, während Daniel ein Teamplayer ist. Hier hat das Autorenpaar vielleicht ein bisschen zu tief in die Klischeekiste gegriffen, und es kommt erwartbar schnell zu Spannungen zwischen den beiden Ermittlern.

Der Fall selbst ist aktuell und spannend. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass Menschen im Schutze der Anonymität im Netz auch vor Mord nicht zurückschrecken, wenn sie dafür nicht selbst die Tat ausführen müssen und auf der heimischen Couch sitzen bleiben können.

Schnell mal den ungeliebten Nachbarn anschwärzen, warum nicht. Es erfährt ja keiner.

Die Ermittlung tappt allerdings bei der Tätersuche lange auf der Stelle und die Auflösung des Falls war für mich zwar überraschend aber auch nicht ganz realistisch.

Trotzdem war dieser Thriller solide Unterhaltung, insbesondere die Vertonung des Hörbuchs durch Christiane Marx und Sascha Rothermund fand ich richtig klasse.



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Veröffentlicht am 11.01.2023

Eine Frage der Ethik

Ein simpler Eingriff
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Meret ist eine Krankenschwester, die in ihrem Beruf eine Berufung sieht. Sie arbeitet mit Stolz und Freude im Krankenhaus und glaubt unerschütterlich an den medizinischen Fortschritt. Sie hat die Begabung ...

Meret ist eine Krankenschwester, die in ihrem Beruf eine Berufung sieht. Sie arbeitet mit Stolz und Freude im Krankenhaus und glaubt unerschütterlich an den medizinischen Fortschritt. Sie hat die Begabung beruhigend auf Menschen einwirken zu können, und so ist sie für den Arzt, dem sie in der Klinik unterstellt ist die Idealbesetzung. Er führt nämlich einen neuartigen Eingriff im Gehirn seiner Patienten durch, die diese von Wut oder Aggression befreien sollen. Die Operation geschieht , während der Patient bei vollem Bewusstsein ist und Meret sorgt währenddessen für Ablenkung z.B durch Kartenspiele oder Gespräche. Allerdings gibt es auffällig viele weibliche Patienten, die für den Eingriff eingeliefert werden. Meret hinterfragt die Häufung des eigenen Geschlechts zunächst aber nicht.



Erst als ein Eingriff nicht planmäßig verläuft und ihre neue Mitbewohnerin Zweifel anmeldet, geraten ihre eigenen Überzeugungen ins Wanken.

Der Roman ist ruhig und schnörkellos erzählt und spielt in einer nicht genannten Zeit. Ich vermute es handelt sich um die Nachkriegszeit, aber so genau weiß man das einfach nicht. Es entspinnt sich auch eine zarte Liebesgeschichte zwischen Meret und ihrer neuen Mitbewohnerin im Schwesternwohnheim, und auch diese gesellschaftlich nicht anerkannte Beziehung wirft Fragen auf.



Die Botschaft des Buches ist sonnenklar. Das Ende schubst den Leser, der es bis dahin noch nicht verstanden hat nochmal in die richtige Richtung. Wirklich schade, dieses Winken mit dem Zaunpfahl mag ich ehrlich gesagt nicht so gerne.

Trotzdem habe ich das Buch ganz gerne gehört. Mit 4 Stunden 34 Minuten war es auch nicht allzu lang. Die Stimme der Sprecherin Lisa Hrdina fand ich sehr passend.

Das Buch war auf der Longlist des deutschen Buchpreises, hat es aber wohl zurecht nicht bis auf die Shortlist geschafft.

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